19.1 Setzungen, Gedanken
- Ein Standort lässt sich als eine in Bewegung sich befindende Energieansammlung beschreiben, der sich über seine Geschichte oder sein Umfeld definieren lässt. Auf ihn wirken alle Kräfte des Universums in einer unterschiedlichen Beziehungsintensität ein. Sie bestimmen seine Struktur und seinen Energiehaushalt, d.h. die Art und Weise seiner Existenz. Von einem Standort aus erfolgt eine „Neu“-Organisation der Energie, die durch „Gesetzmäßigkeiten“ der Rückkoppelung die Stabilität und Kreativität erhält, die die Materie auszeichnet.
Jeder Standort ist ein Ergebnis vorhandener Rahmenbedingungen, bezogen auf eine Summe von Energie. Oder anders ausgedrückt: Er ist eine historisch bedingte Energiekonzentration in ihrer aktuellen Gegebenheit. Er ist ein fester Punkt innerhalb des Universums, erfahrbar als Objekt in einem Bezugssystem oder als Bewusstsein, als Subjekt eines „Erkenntniszentrums~ Das bedeutet: Jeder Standort ist einmalig. Es gibt keine wiederholbare Grundsituation im Sein. Es gibt nur Ähnlichkeiten. Von einem Standort gehen die neuen „Prozesse“ des Da-Seins aus.
- Jeder Standort ist eine Metamorphose gebündelter Energie. Er ist als solcher einzigartig, der Ausdruck einer Determination. Er ist Schicksal. Niemand kann ihn verlassen. Als Brennpunkt eines Umfeldes ist er immer auch eine Antwort auf seine Rahmenbedingungen, sein ihn umgebendes und übergeordnetes Informationsmilieu.
Für ein Subjekt ist sein Standort seine „Welt“. Von ihm aus versucht es sich mit Hilfe seiner sozialen Vorgaben, d.h. denen seines Meta-Standortes, in seiner Bewegung zu orientieren, ihm nachgeordnete Standorte zu schaffen. So ist auch jeder Gedanke, als eine bestimmte Summe von Energie, ein solcher und steht bewusstseinsmässig in einer Hierarchie der Abhängigkeiten. Die Unendlichkeit des Universums beginnt und endet hier.
- Vor aller Erfahrung ist dem Menschen sein Standort gegeben. Er verkörpert für ihn das Einmalige und das Relative. Dies ist sein Paradox. Seine Wirklichkeit ist seine Schöpfung in den Möglichkeiten der Materie, die einen ihrer Ausdrücke in seinen biologischen Voraussetzungen findet. Mensch sein, ist Perspektive sein. Die Welt ist als Ganzes nur ein in gegenseitiger Abhängigkeit sich befindendes Bezugssystem. Es gibt erst sekundär das „Ding-an-sich“, primär ein Feld fließender Energie, nicht ein Objekt, sondern das Ergebnis einer bestimmten Umwelt auf dem Hintergrund einer Energiebewegung.
A priori ist der Mensch vorbestimmt in einer physikalischen, chemischen, biologischen und geistigen Evolution. Dabei ist es wesentlich, dass die „Dinge“ nichts Statisches sind, sondern etwas Gewordenes und sich in jedem Augenblick weiterentwickeln. Das A priori des Menschen ist in diesem Verständnis kein gegebener Zustand, sondern der Ausdruck einer abgeschlossenen Vorgeschichte, eines biosozialen Hintergrundes.
Biologische Systeme, kommunizierende „Meta“-Standorte zeichnen sich durch ihre besondere Flexibilität in ihrem Umweltbezug aus. Entspricht die Umwelt nicht mehr ihren Voraussetzungen, dann muss dieses wegen des Verlustes seiner Existenzberechtigung weichen oder einen nächsten Evolutionsschritt gehen. Der Mensch ist der erste, der sich gegen diese Naturgesetzlichkeit wehrt. Seine Bedrohung ist entstanden durch einen „falschen“ Strukturansatz. Indem er sich geistig selber einen Standort außerhalb der Natur gab, verließ er über seine Setzungen die zu ihm gehörende Umwelt.
- Die Person ist der Standort eines Menschen. In dessen Handeln kommt die Individualität zum Ausdruck, in seinem Denken seine Subjektivität. Eine Person ist ein Standort, sie hat kein Gesicht. Sie ist ein „Ort“ im Rahmen ihres Da-Seins, während das Individuum das einmalig Handelnde und das Subjekt das geistig einmalig Geformte ist. Jeder Mensch ist ein Mensch und doch nicht identisch mit einem anderen. D.h., jeder ist alleine. Ein Ergebnis seines Standortes ist seine unüberbrückbare Einsamkeit. Erst der Tod löst die Geschlossenheit auf, sei es die seiner Energiekonzentration oder die als Kommunikationszentrums.
Oft wird das Subjektiv-Individuelle, das einmalige Orientierungsbewusstsein des menschlichen Denkapparates mit einer personalen Freiheit gleichgesetzt. Eine solche besteht nicht. Die Einmaligkeit ist biologisch-sozial determiniert. Der Mensch fühlt sich in seinem Denken nur deshalb frei, weil er geistig während des Denkens in der Regel keinen unmittelbaren Druck empfindet. Es läuft in den Gesetzmäßigkeiten seines Standortes ab und ist insofern ein Teil seines Programms, seiner Identität.
- Der einzelne Mensch kann sich nicht selber wählen. Er ist das Ergebnis seiner Vorbestimmung, d.h. vorangegangener Energiekonstellationen, seines Hineingeworfenwerdens in einen „Raum“ und der in ihm zum Tragen kommenden Möglichkeiten der Umweltbegegnung. Er ist in seinem Sein schicksalhaft determiniert. Nur in Zeiten sozialer Unsicherheiten kann er sich der Illusion hingeben, über eine persönliche Aktivität einen Freiraum oder Entscheidungsalternativen zu besitzen.
Der Suche nach dem eigenen Standort entspricht die Suche nach der persönlichen Identität, und der Suche nach der persönlichen Identität entspricht die Suche nach dem einen Standort. Eine Identität bedeutet, mit sich selber eins sein, sich anzunehmen. Sie ist die Erfahrung der eigenen „Jungfräulichkeit“, des eigenen Schöpfungsgeschaffenen, des eigenen Grund-Da-Seins. Reflektiert wird der eigene Standort zum „Ich“.
- Im Subjekt erfährt die bewusste Welt für das „Ich“ ihre Grenze, wie die Ganzheit des Universums in jedem Punkt ihres Seins ihre Grenze erfährt. Sein und Wahrheit fallen in ihm zusammen. Jeder wird zu seinem eigenen Gott. Die Realität ist „seine“ Realität und hat darüber hinaus nur eine begrenzte Gültigkeit. Sie ist die Projektion geistiger Vorgaben auf ein anderes Energiefeld. Das Objekt wird zu einem perspektivischen Ausschnitt des „Ichs“. Jeder Gegenstand, den ein rational denkendes Subjekt sieht, wird deshalb für jede Person zu einem anderen. Jeder Zugang zu einem solchen bleibt letztlich subjektiv und deshalb nur begrenzt nachvollziehbar.
- Der Mensch „erfährt“ seine Welt über seine Sinne und glaubt, dass seine Wahrnehmungen der „Wahrheit“ entsprechen. Dabei weiß er, dass aufgrund der Grenzen seiner Organe dies nicht möglich ist. Er ist immer nur in der Lage, seine von ihm gedachte Wirklichkeit zu sehen. Sie ist ein Ausdruck der Determination seines Willens. Er sieht in allen Dingen sich in seiner geistigen Substanz, sich in seinen Grenzen. Seine Betrachtungen sind immer Betrachtungen aus einem kulturellen Blickwinkel. Die „bestehende“ Welt erhält erst aus der Betrachtungsperspektive ihre Realität.
Der menschliche Umweltbezug ist ein zentralnervöser, der von den biochemischen Grundsituationen eines Körpers beeinflusst wird (z.B. über Oxytocine, Endorphine usw.). Er bestimmt seinen sinnlichen Objektbezug, seine „anschaulichen“ Vorgaben vor den sozial geprägten, begrifflichen. Kein Mensch ist unter Verzicht einer dieser Vorgaben als solcher denkbar. Menschsein und erkenntnismässiges Begrenztsein bedingen sich in ihrer Fehlerbindung gegenseitig.
- Standorte sind Phänomene, die vom Menschen ausgehend, eine Summe von Möglichkeiten der Umweltbetrachtung erlauben. Die unterschiedliche, perspektivische Zuwendung schafft unterschiedliche Realschlüsse, unterschiedliche Bilder, schafft unterschiedliche „Wahrheiten“ von der Wirklichkeit. Jeder Standort als Betrachtungsgegenstand ist nur über Kategorien beschreibbar, erhält nur so einen „Orientierungswert“. Er ist damit grundsätzlich von sozialen Vorgaben abhängig. Das Ergebnis einer Betrachtung eines Objekts ist immer nur eine Annäherung, im Sinne einer Identität von Objekt und Aussage immer falsch.
Für den Menschen gibt es kein „richtiges“ Sehen der Welt. Es gibt nur Perspektive, Bewegung zwischen nicht endgültig fixierbaren Standorten, d.h. auf Bezugsgrößen, die keinen festen Ort besitzen, „unscharf“ sind. Sehen zielt damit auf kein festes Sein, sondern nur auf ein Bezogensein zu einer fließenden Energie. Ob eine Aussage sinnvoll oder sinnlos ist, ist allein das Ergebnis der Kriterien eines Standortes. Die vom Menschen erkannte Welt ist die Welt seiner Interpretationen. Sie ist das Ergebnis von Definitionen aus der Sicht eines konkreten Standortes. Jedes Bewusstsein kann sich letztlich nur selber „denken“. Dabei wird die Subjektivität dadurch sozial integriert, dass jedes Bewusstsein in einem sozialen Meta-Standort, einem Konsens ruht.
- Jeder Standort, jeder Körper ist ein Ausdruck der Selbstorganisation des Universums; Er ist eine Summe von Energie, die sich als eine Summe arbeitsteiliger, mit einander korrespondierender Energie-„Träger“ darstellt. Er nimmt von außen Energie und damit „Informationen“ in Form von Schwingungen auf und gibt sie dann als solche weiter. Jeder Standort repräsentiert eine eigene Informationskonstellation im Rahmen einer Energie-Bewegung. Er hat seine spezifische Kommunikationsform, seine spezifische „Sprache“. Jeder Standort hat sein eigenes Schwingungsprofil.
Auch die Verbindung zwischen den Standorten, die Kommunikation erfolgt über Schwingungen. Jede Kommunikationsgemeinschaft, jeder Meta-Standort, d.h. jede soziale Gruppe benötigt einen Konsens über die Art und den Inhalt der ihr zur Verfügung stehenden „Zeichen“, um in einem sozialen Handlungsrahmen eine gemeinsame Bewegung sichern zu können, – dann aber als eine verbindliche Vorgabe, ein soziales Muss.
- Der Gedanke ist ein biologisch-soziales Energiebündel, ein eigenes Mikrokraftfeld, das im „Haushalt“ der universalen Gesamtenergie eine unauslöschbare geschichtliche Realität ist. Ein Gedanke ist. Er hat als ein eigenes Sein einen eigenen Standort. Als Ergebnis bestimmter Energiekonstellationen ist eine Erkenntnis damit auch immer der Ausdruck einer bestimmten materiellen Gegebenheit. Letztlich denkt nicht der einzelne Mensch, sondern durch ihn wird „gedacht“. Er ist nur ein Ausdruck der Summe seiner Vergangenheit und seiner Umwelt. Seine Beziehung zur Welt ist die seiner verflossenen Geschichte. Jede, auch jede subjektive Erkenntnis birgt in sich eine vorangegangene Evolutionsgeschichte und ist ein Glied zu der zu erwartenden Evolution des Geistes.
Eine Ideologie beschreibt das selbstgeschaffene Bewusstsein einer Gruppe oder einer Person, die im Rahmen ihres Glaubens ihre Umwelt so zu denken und formen versuchen, dass sie deren perspektivischen Vorstellungen entspricht.
- Jeder Standort ist ein Teil des Universums. Er korrespondiert mit jedem seiner Teile und wird von jedem angesprochen. Zwischen allen Teilen bestehen Beziehungen, Beziehungen die Energieverlagerungen im Sinne einer Bewegung in die Zukunft bedingen. Standorte, deren Energiefelder aufgrund ihrer Nähe verstärkt aufeinander einwirken, beeinflussen sich verstärkt, ihr Schwingungspotential nähert sich einander. So kann man dies oft bei sozialen Gruppen, alten Ehepaaren, Menschen mit Tieren oder Gegenständen beobachten.
Eine Tatsache wird für einen denkenden Menschen erst zur Tatsache, wenn er sie denkt. Er erlebt seine Umwelt nur so weit, wie es seine jeweilige Kultur zulässt. Die „Größe“, die Ganzheit seines Universums kann er nur, – und auch das nur begrenzt über seine genetisch und sozial determinierte Vorgaben über ein Angemutetwerden subjektiv erahnen. In einem Bereich vor-dualer Erfahrung, ohne die Einengung durch Bewusstseinsvorgaben erhält er passiv ‚einen unmittelbaren Zugang zu einer Welt größter Klarheit. Auf der Basis eines inneren Friedens erfährt das „Ich“ in seiner Ruhe seine stärkste Ausprägung, Reife und Klarheit, das Individuum in seinem Handeln seine schlichte Geradlinigkeit.