22.1 Setzungen, Gedanken
- Über den Menschen hat das Sein wahrscheinlich eine neue Metamorphose seiner Energiebewegung eingeleitet. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass seine biologischen Orientierungsvorgaben von „geistigen“ überlagert werden. Der Mensch verwirklicht sich in einem sozialen Verband, einem Meta-Standort, der durch einen Informationsüberbau zusammengehalten wird. Der einzelne ist dessen „Teil“. Dies gilt sowohl für sein Fühlen, sein Denken und sein Handeln. Sein Sozialisationsumfeld determiniert ihn zwingend. Im Rahmen seiner sozialen Prägungen entfremdet er sich von der Natur.
- Der Mensch wirkt durch seine Arbeit in die Natur hinein. Er gestaltet seine Welt und wird durch sie selber geformt. Das Ergebnis ist seine jeweilige Kultur. Im Rahmen ihres gesellschaftlichen Bezuges verändert sie auch seine soziale Situation. Sie konstituiert über die Arbeitsteilung die „Gesellschaft“ und wird zur Triebkraft einer eigenständigen Form der Evolution.
Eine Arbeit erfolgt immer im Rahmen einer sozialen Vororientierung und ist damit auch immer das Ergebnis eines Konsenses über die Art und Weise einer Umweltbegegnung. Durch sie gewinnt die „Erkenntnis“ ihre erste unmittelbare Interessenbindung. Ihre Anordnung, die Struktur ihrer über persönlichen Zusammenhänge, ihr Aufgehen in die Strukturen der Gesellschaft bestimmen unsere „Welt“. Eine Zukunft kann immer nur über eine Arbeit mitbestimmt werden. Ein Fortschritt ist deren Summe. Da im Universum keine Energie verloren geht, fließt jede Tätigkeit des Menschen ins Universum ein oder wird selber von der Vielfalt der dortigen Vorgänge determiniert. Jede Handlung ist nicht mehr rückgängig zu machen. (Wohl aber im Rahmen eines sozialen Konsenses wieder „gutzumachen“).
- Der biologische Mensch ist das Übergangsglied zu einer neuen Art des Energieumsatzes, einer neuen Qualität der Informationsverarbeitung und der -weitergabe. Mit ihm beginnt die „Evolution des Geistes“. Mit der Entwicklung des Großhirns beginnt seine Emanzipation von seinen biologischen Bindungen. Seine „verkörperte“ Energie wird anpassungsfähiger an eine sich verändernde Umwelt. Die Flexibilität der Orientierungsvorgaben von Person zu Person ist effektiver als das Auswechseln eines Erbcodes. Die Vielfalt der menschlichen Kulturansätze ist der Humus für eine optimale neue Form der Evolution.
Die soziale Evolution stellt zunächst den Versuch dar, die vordergründige „Offenheit“ des Menschen, seine verkümmerte instinktive Ausprägung durch soziale Orientierungsvorgaben zu schließen. Die Tendenz zielt auf eine höchstmögliche Effektivität eines möglichen Energieeinsatzes. Sie verläuft als Rationalisierungsprogramm über die Mechanisierung, die Automation hin zur technischen Intelligenz.
Die „Kontrolle“ über diese Entwicklung hat der Mensch nur dann, wenn er dieser Entwicklung ein angemessenes, ethisches Programm gegenüberstellt, das die Richtung der Gesamtentwicklung zwar bejaht, aber deren weitere Kontrolle ermöglicht und dabei gleichzeitig die entstehenden Freiräume im Sinne einer zunehmenden Humanisierung der Zivilisation nutzt, d.h. unter Anerkennung der Begrenztheit des Menschen ihm Freiräume freihält, paradiesische Inseln. Dies erfordert einmal eine völlige Schonung der Natur, da der Mensch als Mensch in deren Reihen wieder zurücktreten können muss und zum anderen seine zahlenmäßige Selbstbegrenzung und seine Eigendisziplinierung.
- Die „Offene“ Gesellschaft ist eine orientierungs-offene Gesellschaft. Sie ist das Ergebnis einer Verunsicherung unserer überkommenen Werte. Sie entstand aus dem Spannungsfeld religiös hinterlegter ethischer Vorgaben und den Schlussfolgerungen unserer rationalen Kultur, ausgerichtet auf eine höchstmögliche Effizienz. Es ist zu erwarten, dass über die Technik und deren bedürfnisabdeckenden Zwänge. sich der rationale Bereich durchsetzen wird und für den Menschen danach nur noch verbindliche Orientierungsvorgaben bestehen. Die „offene“ Gesellschaft ist dann nur der Ausdruck einer historischen Übergangsgesellschaft. Die Betonung der empirisch-technischen Welt birgt eine Tendenz ihrer Verselbständigung in sich. Zunächst wurde die Kraft des Menschen durch Maschinen ersetzt. Zur Zeit ist er dabei, sich mit Hilfe der Informationswissenschaften von seinen „Denkleistungen“ zu entlasten, um sich damit selber überflüssig zu machen. Die Gentechnik versetzt ihn zusätzlich langfristig in die Lage, sich im Sinne eines eigenen Entwurfs weiterzuentwickeln. Seine heutigen evolutionsbedingten „Mängel“ gibt es dann nicht mehr.
- Der Geist ist eine Metamorphose der universalen Energie. Er gehorcht einem „Gesetz“, verkörpert es und ist für den Menschen nur als Abstraktion erahnbar. Unerbittlich bewegt er sich in seine Zukunft. Er macht machbar, was in seiner Seins-Phase machbar ist. Den einzelnen Menschen gibt es für ihn nicht, obwohl er in jeder (menschlichen) Zelle ruht. Er verkörpert das fraktale Kommunikationssystem unseres Seins auf einer spezifischen Ebene und schafft sich seine eigene „Welt“. In den Erkenntnisgrenzen des Menschen repräsentiert er die Summe dessen Wissen, in einen Meta-Standort eingegeben, reduziert er ihn auf die Summe seiner Grenzen und geht über ihn als Schöpfer hinaus.
Der Geist ist eine Möglichkeit der Energie, die in der Evolution dem Leben folgt. Sein Hintergrund ist zunächst die soziale Energieausstrahlung einer Kultur. Der Mensch erlebt ihn als eine verselbständigte Orientierungsenergie. Sie schafft eine Eigendynamik des Rational-Technischen, der spezifischen Steuerung der Informationsfülle. Der Geist ist ein spezifischer Teil der universalen Bewegung. Sein Entwicklungsskelett ist eine geistig-abstrakte Struktur. Verselbständigt tritt er dem Menschen in der Form von zivilisatorischen Systemzwängen gegenüber. Getrennt von den Bereichen dessen biologischen Lebenserfahrungen folgt er nur den Wegen seiner sachlichen „Notwendigkeit“, den Erfordernissen der Technik. Der Mensch degradiert sich zu einem Anhängsel einer Entwicklung, auf die er keinen Einfluss mehr hat. Er wird zum Sklaven der ihm übergeordneten „Sachzwänge“.
- Der Geist orientiert sich in seiner Entwicklung zunächst an den sozialen Interessen gegenüber der Natur, nach der Entfremdung des Menschen von dieser nach den sozialen Notwendigkeiten gegenüber der Kultur und nach dessen Vereinzelung innerhalb derselben „eigengesetzlich“. Er folgt nach einer Evolution des Urseins, des Sinnlichkeitsseins, des Anschauungsseins in der Form des Strukturseins, d.h. in einer spezifischen Verkörperung eines Gesetzes. Sein Weg führt, – für das Bewusstsein des Menschen -, zu einem „Da-Sein“ auf einer höheren Ebene. Das Struktursein findet seinen höchsten Ausdruck in einer gezielten Formgebung der Materie, als Ausdruck einer einheitlichen Energie, bei der unsere Computer erst einen Anfang, vielleicht die Entwicklungstendenz darstellen. Diese Entwicklung von der einen Energieform der Materie zu einer „höher“-wertigen unterliegt wahrscheinlich einem z.Z. dem Menschen noch nicht erklärbaren Meta-Gesetz.
In den gesellschaftlichen Normen kommt ein Allgemeinwille zum Ausdruck. Als solche sind sie immer ein „Repräsentant“ des Geistes, dem das Individuum durch seine persönliche Geschichte in einem Konflikt gegenüberstehen kann. Das Wissen als Sozialbesitz wird in seiner „Reinheit“ autonom. Es kann keinem Einzelmenschen gehören. Er kann sich dazu nur in eine Beziehung setzen. Der Wissenszuwachs beschreibt nur den Zuwachs der „geistigen Evolution“. Beschrittene Fehlentwicklungen bedingen nach deren Erkennen Sprünge, „Paradigma“- Wechsel, ohne dass damit die allgemeine Tendenz einer in sich aufbauenden Bewegung aufgegeben wird. Ein Gedanke ist. Seine Grenzen sind das Spannungsfeld seiner Geburt. Wellenförmig schafft er sein Sein und hat seine Grenzen in den Grenzen des Universums.
- Eine Kultur ist der Ausdruck einer Orientierungsleistung innerhalb eines Meta-Standortes. Es gibt keinen Menschen ohne sie, da es keine Menschen ohne eine Orientierung gibt. Sie ist das „Ergebnis“ einer verinnerlichten, sozialen Erfahrung und repräsentiert eine mehr oder weniger in sich geschlossene Interpretationsgemeinschaft verschiedener auf die Umweltbewältigung hin gerichteter Existenzebenen. Sie beinhaltet die Summe aller geistigen und technischen Konventionen und findet ihren Ausdruck zunächst in einer Kultur der sozialen Kommunikation, der Zeichen und Symbole zwischenmenschlicher Interaktionen. Eine Kultur verkörpert in ihrer Sozialbindung die „Natur“ des Menschen.
Durch ihre Intersubjektivität, ihre Voraussetzung für jede Art der kommunikativen Energieverlagerung stellt eine Kultur einen eigenständigen Ansatz der Evolution dar, der „sozialen Evolution“. Mit ihr verbunden setzt zwangsläufig ein Verlust an Unmittelbarkeit gegenüber der Natur, dem Objekt ein, d.h. die Entfremdung des Menschen von sich selber.
- Eine Kultur ist ein Ergebnis von Arbeit, d.h. von Energie und erfordert für ihren Besitz und ihren Erhalt auch weiterhin Arbeit, bzw. Energie. Sie ist für das Individuum die Welt des sozial Vorgegebenen und engt die Vielzahl seiner möglichen Orientierungen, Daseinshypothesen auf einen verbindlichen, begrenzten Spielraum ein. Andererseits ist der Mensch über sie positiv in der Lage, die „Auslese“-Gesetze der Natur sozial aufzufangen, d.h. auch, die Entfaltung seiner Kräfte in eine neue Moral einmünden zu lassen, einmünden zu lassen in eine Utopie eines neuen humanen Orientierungskonzepts zum Nutzen aller.
- Die entscheidende soziale Frage für den Menschen ist die seiner Orientierung. Sie ist der zentrale Inhalt seines gesamten Denkens und seiner Ängste. Vordergründig gelöst wird sie für ihn zunächst als gesellschaftliche Vorgabe während seiner Sozialisation. Über sein soziales Umfeld findet er seine Orientierungs-Mitte. Sie ist es dann, die sein weiteres Leben bestimmt. Über seinen kulturellen Hintergrund erwirbt der Mensch seine Interpretationsvorgaben, seinen Zugang zur Umwelt. Mit der Geburt beginnt sich sein Schicksal zu erfüllen, indem er seine begrenzte Anfangsoffenheit über ein abstraktes Strukturgerüst ihr Korsett erhält. Der Mensch übernimmt seine Normen, seine Setzungen. Unüberprüfbar, begleitet von positiven und negativen Sanktionen, werden sie zu einem Teil seiner selbst. In ihnen „verwirklicht“ er sich dann als Individuum.
Der Sozialisationsprozess des Menschen ist ein Normierungsprozess. Sein Problem ist es, dass er dabei die beliebige Austauschbarkeit seiner Werte nicht mehr erkennt. Innerhalb seiner Normen ist er ein Festgelegter, der in seinem eigenen „Gefängnis“ lebt. Das „Gewissen“ ist seine tiefste verinnerlichte Orientierungsvorgabe. Sie beeinflusst entscheidend seinen Stoffwechsel. Der moderne Mensch lebt sich nicht mehr aus seiner Mitte, sondern nur noch verstärkt in einer Vielzahl auseinanderlaufender sozialer Rollen. Entfremdet von der Welt seiner primären Erfahrungen, treibt er in einer sekundären Welt als Spielball sozialer Forderungen.
- Sozial definiert sich der Mensch über seine Beziehungen zu seiner Kultur. Seine Rollen stellen für ihn sowohl Hilfen wie auch Zwänge dar. Mit ihrer Reflektion setzt seine Unsicherheit gegenüber den in ihnen enthaltenen Normen ein. Der individuelle Anteil an einer Kultur wird von dem jeweiligen Standort einer Person bestimmt, d.h. von deren Bezugssystem zur Umwelt, ihren Grenzsituationen in denen sie steht, ihren Disharmonien, ihrem Besitz an unbeantworteten Fragen. Ein Problem der Zivilisation ist es, dass das Bewusstsein durch die Abstraktionen der Erfahrungswelt, die auch noch weitgehend eine Erfahrungswelt aus zweiter Hand sind, nur noch schwer ein Gefühl für eine biologisch-geographische Identität möglich machen (geographisch z.B. im Sinne einer ersten Lichterfahrung, eines „Heimat“-Bewusstseins).
- Eine Erkenntnis ist das Ergebnis eines dialektischen Vorganges. Sie ist immer auch der Ausdruck einer gesellschaftlichen Wirklichkeit und vollzieht sich auf dem Hintergrund vorgegebener Wertvorstellungen. Erkenntnisse sind in ihrer logischen Struktur, in den Methoden des Erwerbs und ihrer Konsensfähigkeit sozial vorbestimmt. D.h., die Struktur einer Erkenntnis beinhaltet A priori eine Vorstruktur in den Denkvoraussetzungen eines Subjekts. Ein soziales System kann die in seinen Denkvorgaben enthaltenen Grenzen nicht überschreiten. Es kann sie nur ausbauen oder (nach Niederlagen) langfristig durch neue ersetzen.
Jedes Wissen stellt nur eine Hypothese auf dem Hintergrund eines bestimmten Orientierungssystems dar. Unsere Ideologien repräsentieren für unser Bewusstsein unsere erlebte Wirklichkeit. „Vor-Urteile“ ersetzen fehlende Informationen bei einer Orientierung. Die Grenzen einer Objekt-„Erkenntnis“ fallen mit den Bewusstseins-Grenzen eines Subjekts zusammen, d.h., die persönlichen Grenzen eines Menschen bestimmen auch die Grenzen seiner möglichen Welterfahrung.
Neben dieser an eine Person gebundenen Erkenntnis gibt es ein System der Meta-Erkenntnis, hervorgegangen aus der Summe aller vorhandenen menschlichen Erkenntnisse. Diese Summe führt ein Eigenleben und wird immer unabhängiger von einem einzelnen Subjekt, einer einzelnen Kultur, einem engen Standort. Sie lagert sich als Energiefeld über die Standorte der Individuen und bestimmt von hierher den geistigen Kommunikationshintergrund der einzelnen Existenzen, der einzelnen Gesellschaften und langfristig die der ganzen Erde. Sie beinhaltet in ihren Feinvernetzungen das Schicksal des Menschen-an-sich und darüber hinausgehend, bereitet sie die Evolution des „Geistes“ vor.
- Der Mensch ist, was ihm sein Bewusstsein vorgibt, d.h. was ihm primär sein soziales Bewusstsein vorgibt, seine Kultur. Seine „Wirklichkeitsvorstellungen“ bewegen sich in deren Fantasien und Wünschen. Sie finden ihre Ursprünge in seinen Sozialisationsvorgaben. Jede Ideologie verkörpert die selbstgeschaffene „Wirklichkeit“ einer Gruppe, die im Rahmen ihres Glaubens ihre Umwelt so formt, dass sie für diese ihre Setzungen Rückmeldungen findet. Der Mensch überträgt die Strukturen seines Denkens auf die Maschine und muss nun die Strukturen ihrer Mechanik so in sich verinnerlichen, dass er in ein Bezugsverhältnis zu ihr eintreten kann, dass er mit seiner Technik kommunizieren kann.
Zu seiner Orientierung benötigt der Mensch eine Vorgabe. Wenn sie nicht vorhanden ist, wird sie einem Sachverhalt emotional zugesprochen. Die fehlende Erfahrungswelt für seine Sinne wird ersetzt durch Stimulantien, die die Gegenstände der Betrachtung mit Hilfe von Signalen und Zeichen und damit auch sozialen Wertvorgaben überziehen, dabei den Stoffwechsel eines Subjekts aus seinem biologischen Gleichgewicht drängen und den Menschen „unausgeglichen“, krank machen. Viele Probleme, die das Bewusstsein sieht, erhalten ihre Dynamik erst durch diese psycho-sozialen Voraussetzungen. Ist eine Gesellschaft „krank“, dann werden auch ihre Subjekte „krank“. Für das soziale Bewusstsein ist eventuell das „gesündere“ Subjekt, das nicht Angepasste, das innerlich „Ver-rückte“.
- Das Denken ist eine spezifische, zielgerichtete Arbeit, eine besondere Form einer Energieumsetzung. Es ist das subjektive Ordnen von abstrakten Symbolen innerhalb eines Struktursystems. Je nach Kultur betonen wir dabei bestimmte „Kategorien“. Hume z.B. die Ähnlichkeit, raum-zeitliche Bezüge und die von Ursache und Wirkung. Über solche Kategorien erfolgt der Zugang zur „Welt“. Ein Problem des menschlichen Denkens liegt dabei in dessen Bindung an eine Erfolgskontrolle. Der Erfolg als Maßstab beinhaltet bereits eine Wertung in sich; ein Denken im Rahmen eines bestimmten Systems.
Das Denken ist immer ein innerer Dialog zur Herstellung eines Stoffwechselgleichgewichts, sekundär das Bemühen um ein Energiegleichgewicht in einem umgebenden Raum. Ohne die Möglichkeit eines Dialoges kann ein Mensch nicht Mensch sein. Er kann nicht die Grundstrukturen seiner Persönlichkeit aufbauen, nicht seinen Weg fortsetzen. Über seine Fähigkeit zur Kommunikation und Interaktion übernimmt er die für ihn jeweils notwendigen Normenstrukturen seines Meta-Standortes. Der Sinn des intersubjektiven Gedankenaustausches, der Kommunikation ist die Förderung der geistigen Evolution. Ihr Ergebnis ist die geistige Reibung im Individuum, die verarbeitet in Erkenntnis umschlägt und im Endzustand die Reife eines Subjekts ausmacht. Jede neue Form der Evolution führt über eine Weiterentwicklung der Kommunikation. Eine „unbegrenzte Kommunikationsgemeinschaft“ ist dabei vielleicht der Höhepunkt einer zukünftigen „Zivilisation“, sie ist aber auch vielleicht, – bezogen auf das Humane -, das Ende des Menschen.
- Die Dialektik beschreibt eine Begegnung zweier verschiedener, sich gegenseitig berührender Schwingungen in einem Raum, das Auf und Ab gegensätzlicher Pole hin zu einem neu anzustrebendem Wert. Zwei Kräfte beginnen sich hier zu vereinen, zu ergänzen, eine neue Qualität einer Bewegung zu schaffen.
Durch seine Setzungen bringt der Mensch den Widerspruch in die Welt. Eine Kultur steht dann der Natur gegenüber oder befindet sich in der Auseinandersetzung mit anderen sozialen Bewegungen. Es kann sein, dass in jeder Epoche andere Anforderungen besonders gefragt sind, die jeweils Menschen mit anderen Fähigkeiten erfordern, welche dann bevorzugt zu den neuen sozialen Eliten gehören. Während der Zeit von Kulturumbrüchen kann dies zu besonderen Spannungen führen, wenn die alten Eliten nicht bereit sind, ihre bisherigen Positionen zu räumen. Das „Böse“ für jede Kultur ist der nicht unterworfene Mensch, sei es durch die Stärke seiner Gefühle, seinen rationalen Schlussfolgerungen oder der Verkörperung von Grenzsituationen in seinem Schicksal. Nur Individuen, die in dem Lebenskampf untergehen, dienen den „Stärkeren“ als Energiespender, bzw. vereinen sich mit ihnen zu einer neuen Bewegung. Die nicht völlig Besiegten warten geduckt auf ihren Spartacus.
- Das Leben einer Gesellschaft verwirklicht sich über ihre Individuen. Jeder einzelne ist für sie tätig. Aber nicht das Individuum, der einzelne Mensch machen Geschichte, sondern er wird selber durch sie geschaffen, und sie wirkt über ihn fort. Die Bewegung zur „Evolution des Geistes“ organisiert sich über ihn.
- Eine Gesellschaft ist weitgehend eine in sich geschlossene Kommunikationsgemeinschaft, die determiniert wird vom Ziel ihrer augenblicklichen Selbst und von ihrer zukünftigen Gruppenerhaltung. D.h., dass sie einerseits damit beschäftigt ist, Energien bereitzustellen, zu sichern und zu verteilen, – dies erfolgt weitgehend über ein System der Arbeitsteilung -, und dass sie andererseits damit beschäftigt ist, die Existenz und den Einfluss der Gruppe für die Zukunft zu sichern, biologisch gesehen über die Steuerung der Sexualität. Jede Gesellschaft versucht deshalb das Aggressionspotential ihrer Mitglieder zu kanalisieren. In der Regel erfolgt dies je nach der Stärke der Mitglieder über Statuszuweisungen und Privilegien. Ein Problem ist, in welchem Rahmen dies in einer „humanen“ Gesellschaft geregelt werden kann. Eine einzelne Person ist für eine Gesellschaft immer nur ein Objekt. Deren Funktion für ein Meta-Subjekt ist, dass sie diesem ihre Informationen zur Verfügung stellt und damit eine Kommunikationsbasis schafft.
- Jede Frage (in einer Gesellschaft) ist immer auch die Frage einer Kultur, wie jede Antwort auch immer die Antwort einer bestimmten Kultur ist. D.h., hinter jeder Frage und Antwort stehen determinierende Vorgaben. Das Kriterium der Objektivität ist immer auch ein Kriterium sozial vorgeprägter Interessen, deren Hintergründe nicht mehr offen erkennbar sind; Die Kriterien von Erkenntnis, „Wissenschaftlichkeit“ sind soziale Setzungen, die eingebettet sind in soziale Interessen. Unsere Wissenschaften stellen unsere Optik für das Sehen der Welt her. Doch Wissenschaftler wird nur derjenige, der in einem langen Ausleseprozess seine Konformität bewiesen hat. Im Zweifelsfall werden soziale Illusionen zu den Normträgern, die eine Gesellschaft zusammenhalten. Als Setzungen zum Dogma erhoben, wird der Glaube an sie über Sanktionen erzwungen, – sei es von weltlichen oder geistlichen Machthabern, denen der Politik, der Wirtschaft oder denen der Moral.
- Je rationaler und anpassungsfähiger (mobiler, opportunistischer) ein Mensch ist, um so mehr entspricht er den Anforderungen unserer Gesellschaft, besitzt er in ihr Einfluss, um so eher hält er Emotionen für eine Fehlerquelle (teilweise auch aus einem nicht mehr empfundenen persönlichen Mangel heraus), die als „Schwäche“ zu beseitigen sind. Doch die geistige Spannweite der menschlichen Welt wird bestimmt von der Spannweite ihrer Extreme. Zwischen der Natur und den Zwängen der Kultur stehend, ist, – bedingt durch die biochemischen Mangel- oder Überproduktionserscheinungen des Stoffwechsels, die Neurose angesiedelt. Der Naturersatz und die Natur eines Menschen können nicht im Sinne einer „Harmonie“ in Übereinstimmung gebracht werden. Von seinem biologischen Entwurf her erfordert die Zivilisation vom Menschen stark abweichende, d.h. letztlich „kranke“ Fähigkeiten. Oder anders ausgedrückt: Der „normale“, moderne Mensch kann nur ein „Kranker“ sein. In unserer Gesellschaft bestimmen zunehmend die „emotionalen Krüppel“ die Normen, denen er zu entsprechen hat. Diese Personen erhalten bevorzugt auch die technischen Möglichkeiten, bzw. werden sie in absehbarer Zeit bekommen, um den Menschen nach diesem Bilde zu formen.
Durch seine Zivilisation hat der Mensch seine biologischen Bezüge und damit seine Identität verloren. Er empfindet das zwar noch dumpf, merkt, dass er „krank“ wird, dass er in der ihn umgebenden Welt überfordert ist und sieht, dass der „alte Mensch“ von der neuen Technik entlastet, d.h. überholt wird. Doch der Mensch befürchtet gleichzeitig, dass der Verzicht auf seine Zivilisation auch seine „Entglückung“ bedeutet, ein Verzicht für den er, – auf eine hedonistische Welt erziehungsmäßig zunehmend programmiert -, nicht mehr die innere Kraft hat. Die teilweise noch vorhandene größere Verletzbarkeit vieler Frauen bietet hier vielleicht noch eine letzte Chance für die Zukunft der Menschheit. –