Das Individuum

Die Natur kennt im menschlichen Verständnis kein „Ich“, und doch beherrscht es in unserem Dasein unser gesamtes Fühlen und Denken. Wahrscheinlich ist es ein Ergebnis der Gesamtheit unserer biologischen genetischen Vorgaben und unserer kulturellen Prägungen über unseren Hormonhaushalt auf unser Gehirn. Im Rahmen unserer kulturellen Entwicklung bezeichneten wir dieses Ergebnis als „Seele“, später unter verstärkt rationalem Einfluss als „Bewusstsein“ und heute in unserer Welt des Individualismus als „Ich“. Kulturell beanspruchen wir aus diesem Umstand zunehmend Rechte für das jeweilige Individuum bis hin zu dessen vollständiger Autonomie. Die Selbstverwirklichung ist unser letzter Zielanspruch und als Recht acht Milliarden Menschen versprochen bei zunehmend abnehmenden Ressourcen auf unserer kleinen Erde. Einerseits will jeder Staat deshalb den Lebensstandard seiner Bevölkerung über das Wachsen seiner Wirtschaft heben, andererseits kann sich jeder ausrechnen, dass es irgendwann an seine Grenzen stoßen muss, beziehungsweise deren Vorzüge nur Privilegierten zur Verfügung gestellt werden. Das globale Problem dabei ist, dass die Existenz, der Besitz der Ressourcen oft bei den Unterprivilegierten ist und deren Verbrauch sich auch in den wohlhabenden Staaten auf eine kleine Oberschicht konzentriert. Zwar können die Hegemonialmächte diesen Zustand für lange Zeit zu sichern versuchen, doch werden sie trotz ihrer umfangreichen, nachrichtendienstlichen Desinformation der Menschheit auf Dauer der sozialen Übermacht der Unterprivilegierten kaum standhalten. Eine neue globale Menschheitsethik, die von der Gesamtheit der Menschheit ausgeht, wird vielleicht zunächst nur langsam wahrgenommen, aber dann über deren allgemeinen Informationsdruck sich doch durchsetzen können (müssen).

Der zentrale Mittelpunkt unseres Individualismus ist das Gefühl unserer Identität. Wahrscheinlich hat es dieses zu Beginn der Menschheit nicht gegeben und ist mit dem Wachsen unserer Kulturen entstanden. Es steht heute im Mittelpunkt unserer persönlichen Existenz. Während früher unsere Ängste hauptsächlich auf die Gefahren aus unserer Umwelt bezogen waren, sind es heute weitgehend Ängste um unsere Identitätsverluste geworden. Psychisch nicht wissend, auf welchen Hintergründen unsere Selbstwertgefühle entstanden sind, fordern wir deren Befriedigung rücksichtslos von unserer Umwelt ein, Bedürfnisse, die genau genommen, nicht unserer evolutionären Natur entsprechen, sondern Ergebnisse einer die Umweltnatur vergewaltigenden Kultur sind. Sozial halten wir sie zwar in unseren Kollektiven hoch, wissen auch um die Gefahren, die wir ständig mit unseren Grenzüberschreitungen heraufbeschwören, doch niemand sagt uns direkt, dass wir mit unserem ungebremsten Individualismus dabei sind, uns als biologische Art selbst zu zerstören.

Die westliche Kultur setzt ganz auf den Individualismus. Dazu gehört u.a. auch, dass die frühkindliche Erziehung möglichst aus der Familie in staatliche Einrichtungen verlagert wird, damit die Frauen darüber die nötigen Freiräume für ihre Selbstverwirklichung erhalten. Über die dadurch stattfindende Zunahme kultureller Setzungen zu Lasten der biologischen Ausstattung im Leben der Menschen wird nicht weiter nachgedacht. Neben der relativen Beliebigkeit kommt als belastendes Element der aus seinen biologischen Gleichgewichten geratende Hormonspiegel der Frauen, der nun ihre Individualität zum Ausleben ihrer dadurch entstandenen Psychosen werden lässt. Vielleicht ist diese Entwicklung ein notwendiger Schritt der kulturellen Evolution hin zu einer neuen Form der universellen Energieevolution, zur digitalen Evolution, zur „KI“. Nur, wenn dies so ist, dann sind die heute negativen Begleiterscheinungen nur notwendige Schritte hin zu dieser Entwicklung. Unsere Kultur und der Wettbewerb zwischen den geistigen Lagern und Machtinstitutionen (als kultivierter Ausdruck des Statustriebes) lassen diese Entwicklung am Ende kaum aufhalten.

Jeder Mensch ist auf Grund seiner genetischen Ausstattung und seiner verschiedenen Prägungen ein anderer. Das ist auch der Hintergrund unseres Individualismus. Jeder versucht auf seine Weise für sich optimal seine glücksverheißenden Botenstoffe zu aktivieren. Das Problem, das dadurch entsteht, ist der Umstand, dass auf diesem Hintergrund kaum Gemeinschaften möglich sind. Dies gilt bereits für die traditionelle Familie wie auch für größere soziale Verbände. Ständige Streitigkeiten, Ehescheidungen und Versuche, andere zu übervorteilen, sind die Folge. Da dies wiederum auf die einzelnen Psychen zurückschlägt, sind sie auch in ihren persönlichen Glücksbestrebungen behindert, werden oft einsam und psychisch krank. Von seiner Biologie her ist der Mensch primär ein Sozialwesen, und unsere moderne Entwicklung hin zum Individuum steht dem konträr entgegen.

Jeder Mensch ist ein anderer, jeder hat eine andere DNA-Zusammensetzung und jeder wurde in seiner Kindheit anders geprägt. Das bedeutet, dass jeder auch anders fühlt und denkt. Zwar gibt es einen Spielraum für Gemeinsamkeiten, doch kann dieser bei verschiedenen Orientierungshintergründen sehr eng sein. Das besagt, dass jede Wahrheit zunächst eine sehr persönliche Wertzuweisung ist und wir uns nur mit dem Wissen identifizieren können, das unserem Weltbild nicht widerspricht. So ist ein typischer, banaler Hinweis für die Verschiedenheit der Geschlechter die Beobachtung, dass viele Männer, – danach gefragt -, nicht die Augenfarbe ihrer Frauen nennen können. Für die Frauen unbegreifbar, aber leicht durch die Unterschiedlichkeit der verschiedenen Denkansätze der Männer zu erklären. Sie sind als solche in ihren Umweltbeziehungen nur einfach anders programmiert. Ihre Unkenntnis hat nichts mit einem Desinteresse an ihren Ehefrauen zu tun.

Als Einzelperson könnte der Mensch gar nicht überleben. Zunächst erhält er als Kind von seiner Umwelt seine Prägungen und später dann den emotionalen Hintergrund für sein Selbstwertgefühl. Als Individualist versucht er dann allerdings, sein biologisches und kulturelles Anderssein zu leben, d.h. in sozialen Bereichen auch durchzusetzen. Eine Folge davon sind gescheiterte Partnerschaften und Kommunikationsschwierigkeiten auf allen sozialen Ebenen. Zwar ist jeder Mensch genetisch anders und kulturell weitgehend verschieden geprägt, doch sind genau genommen alle kulturellen Aussagen letztlich nur mehr oder weniger rational begründbare anthropogene Setzungen auf einem historischen Hintergrund und einem oft unterschiedlichen sozialen Umfeld. Das Problem des Individualismus ist seine Existenz in einer ständigen Dominanzhaltung, aus der sich der einzelne kaum  befreien kann, da sie Teil seiner Prägungen und damit in seinem Gehirn fest verankert ist.

Erst über seine Prägungen wird ein Neugeborenes zu einem Individuum. Darüber erhält es sein Mikrobiom und werden seine Stoffwechselbahnen weitgehend festgelegt. Seine Botenstoffe, Nervenbahnen und sein Gehirn bekommen darüber ihre orientierungsgebende Ausrichtung, von der später nur begrenzt Abweichungen möglich sind. Seltene Ausnahmen können eventuell tief berührende Schicksalsschläge sein. Darüber erhält der einzelne Mensch seine ihn beherrschende Ausrichtung und seine Einbindung in seine menschlichen Gemeinschaften. Später sind es dann seine Gene, die die Widersprüche zwischen seinen biologischen und kulturellen Ausrichtungen aufdecken und sich zunächst als Bedürfnisse und später evtl. als Psychosen bemerkbar machen. In unserer westlichen, hedonistisch ausgerichteten Kultur kommen sie dann oft zum Tragen und bringen den Einzelnen in eine Konfliktsituationen zu seiner Natur und seiner ihn umgebenden biologischen Umwelt.

Eine menschliche Existenz ist von drei Bezugsgrößen abhängig:

  • Ihren Sozialbezügen:
    Ohne ein soziales Umfeld kann sie nicht bestehen. Zunächst bereits im Mutterleib, dann seinem Prägungsumfeld in der Kindheit, danach in seinen Beziehungen zum anderen Geschlecht, seiner sozialen Betätigung (als Statushintergrund) und dem sozialen Hintergrund des Selbstwertgefühls, der existentiellen Grundstimmung, die weitgehend darüber entscheidet, wie ausgeglichen der persönliche Hormonhaushalt stattfinden kann. Für das einzelne Individuum bedeutet dies, sich um sein soziales Umfeld besonders kümmern zu müssen, zumal es durch das menschliche Massendasein und die damit verbundenen Massenreize nicht mehr seinem ursprünglichen evolutionären menschlichen Bezugssystem von Kleingruppen entspricht.
  • Seiner artgemäßen Energie- und Mineralzufuhr für sich und für sein Mikrobiom:
    Je nach genetischer Ausstattung unterscheidet sich der Bedarf innerhalb eines gewissen Spielraumes bei den einzelnen Personen. In der Literatur gibt es eine Fülle Anregungen dazu, wobei diese fast immer die Bedürfnisse des Mikrobioms übersehen, mit dem wir uns in einer Symbiose befinden, und das weitgehend über das Gehirn über unsere Gefühle und Gedanken entscheidet und allgemein über unser gesamtes Wohlbefinden.
  • Der Art und dem Umfang ihrer täglichen Bewegung:
    Sie ist es, die weitgehend unseren Stoffwechsel aktiviert und damit wesentlich über unsere physische Gesundheit entscheidet.

Alle Anregungen hinsichtlich unseres Wohlbefindens und unserer Gesundheit lassen sich einem dieser drei Bereiche zuordnen, meistens, indem ein Gesichtspunkt besonders betont wird. Dadurch sind sie zwar alle zutreffend, helfen aber einzelnen Menschen trotzdem oft nicht.

Was den Menschen gegenüber allen anderen Lebewesen auszeichnet, ist der Besitz von Kultur. Was einst als instinktiver Orientierungsmangel begann, entwickelte sich über sein Vermögen, Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten zu sammeln und bewusst weiterzugeben, zum Hintergrund einer sich nun abzeichnenden vierten Evolutionsstufe. Vor etwa 2,5 Mio. Jahren gab es die Gattung Homo erstmals auf der Erde. Zuerst als Homo habilis, dem Neandertaler, dem Florismenschen und dem Denicova-Menschen, bis zum Homo sapiens vor etwa 300.000 Jahren. Vor etwa 45.000 Jahren kam dann dieser nach Europa (nach einem ersten Versuch vor 70.000 Jahren). Bereits die Vormenschen (Australopithecus) benutzten einfaches Werkzeug. Der Homo heidelbergensis fertigte bereits anspruchsvolle Speere. Seit etwa 100.000 Jahren kennt man Symboldarstellungen und damit die ersten Ausdrucksformen menschlicher Kultur. Seit etwa 40.000 Jahren kennt man sie bereits in einer großen Breite (so z.B. in den Höhlen der Schwäbischen Alb, den Grotten in Frankreich und Spanien und den Wandmalereien in Borneo und Sulawesi). Danach kam die Sesshaftwerdung vor 10.000 Jahren und die geistige kulturelle Orientierungsexplosion in China, Indien, Ägypten und um 400 v. Chr. in Griechenland. Letztere wurde dann nach ihrer Vereinnahmung durch das Christentum zum geistigen Hintergrund der westlichen Kultur. Nach der wachsenden Lösung der rationalen Orientierungssysteme von ihren christlichen Verbindungen explodierte der europäische Wissensreichtum. Über den Verbrauch in Jahrmillionen gesammelter fossiler Energie in kürzester Zeit gelang es, die bestehende Natur zu überrollen und über die immer größer werdenden menschlichen Ansprüche zu überfordern, eine Situation, in der wir uns heute befinden. Einerseits wollen jetzt Milliarden einzelner Bedürfnisse befriedigt werden, andererseits arbeiten Millionen Wissenschaftler an der Weiterentwicklung unseres Wissens, d.h. unserer Orientierungsmöglichkeiten, unserer Technologien. Global und auf ihre Fachbereiche konzentriert wissen die einzelnen Forschenden nur noch begrenzt, woran ihre Kollegen am anderen Ende der Welt arbeiten. Wir stehen wahrscheinlich zwar erst an den Anfängen einer sich mit zunehmender Geschwindigkeit verselbständigen digitalen Kulturepoche, doch gibt es wahrscheinlich keine Möglichkeiten, sie noch aufzuhalten. Unsere Klima-. unsere Nahrungsprobleme und das Artensterben werden darin nur Begleiterscheinungen sein.

Es ist eine Arroganz der westlichen Kultur, sich allein als orientierungsberechtigt anzusehen. Die alten Kulturen und unsere heutigen Naturvölker standen ihrer jeweiligen Natur viel näher als wir es heute in Europa tun. So sieht die afrikanische Philosophie alles Dasein als eine Kraft an, als einen Energieträger, in der in einer Hierarchie sich alles Bestehenden befindet. Die Einzelnen unterscheiden sich in dem Rhythmus, in dem sie sich bewegen. Ein Erkennen besagt darin, sich in diese Bewegungen hineinzubegeben. Die persönliche Existenz besteht dann darin, von seiner persönlichen Energie bewegt zu werden. Das Ziel ist, gemeinsam zu Menschen zu werden, bzw. einander wechselseitig zu Menschen zu machen. Unser gemeinsames Ziel muss danach „Menschenschutz“ sein.

Jeder Mensch ist anders, und in jeder Gesellschaft gibt es die verschiedensten Menschengruppen; U.a. von

  • ihrer psychischen Grundausstattung her (z.B. Introvertierte und Extravertierte),
  • von ihrem Alter her,
  • ihrem Geschlecht,
  • ihren Tätigkeiten her,
  • ihren Orientierungskonzepten her
    (von ihrer Ideologie, ihrer Religion, einem Nationalismus, einer wissenschaftlichen Grundeinstellung her, als Konservative, Liberale, Sozialisten),

Oberflächlich gesehen, sehen sie als Menschen alle gleich aus, doch können sie sich in wesentlichen Aspekten unterscheiden.

  • So glauben Konservative eher an einen Gott, leben eher in dauerhaften Beziehungen, sehen optimistischer in die Zukunft, sind allgemein glücklicher, sollen aber einen niedrigen Durchschnitts-IQ von 95 haben (laut „London School off Economics“),
  • Introvertierte sollen eher nach innen gekehrt sein. Sie sind an sozialen Kontakten weniger interessiert, meiden Dauerablenkungen. Sie sind die Antipoden der heutigen Gesellschaft, die den lauten Menschen bevorzugt. Dies gilt besonders für die Medien. Discos sind für sie eine kulturelle Verformung.: Laut, Gehör schädigend und ein Gespräch kaum ermöglichend. Für ihre Anhänger sind sie ein Ausdruck ihres Jungseins, für manche Introvertierte das Tor zur Hölle. Auffallend ist, dass besonders viele kreative Menschen introvertiert waren (z.B. Newton, Darwin, Einstein), beziehungsweise sind (z.B. Bill Gates, Mark Zuckerberg, Larry Page, Jeff Bezos). Ihre Stärken sind das sorgfältige, analytische Denken, das sich auf ein Problem oder eine Aufgabe konzentrieren kann.

Besonders auffällig sind die Unterschiede bei den Geschlechtern. In wesentlichen Eigenschaften unterscheiden sie sich von Anbeginn. Bereits als Föten sind Jungen weniger widerstandsfähig als Mädchen, wollen später intensiver gestillt werden und mehr Aufmerksamkeit erfahren. In der Schule brauchen sie mehr Unterstützung, und während ihrer Pubertät reagieren sie auffälliger auf familiäre Spannungen. Mädchen werden früher selbständig und reagieren nicht so schnell auf Stresssituationen. Zurzeit lösen sich die sozialen Geschlechternormen in unserer Gesellschaft zunehmend auf. Dabei íst es wahrscheinlich für die männlichen Heranwachsenden nicht gut, wenn ihre Erziehung (Prägung) zunehmend gleichgeschlechtlich ausgerichtet wird, zunehmend weiblich bestimmt wird und man die männlichen Besonderheiten zu nivellieren versucht. Die spezifische männliche Hormonwelt gerät dann wahrscheinlich aus ihren biologisch vorgegebenen Gleichgewichten und spätere psychische Auffälligkeiten, bzw. Erkrankungen sind sehr wahrscheinlich.

Männer und Frauen leben, wenn sie sich psychisch normal verhalten, ein völlig verschiedenen Sozialverhalten. Männer sind eher darauf ausgerichtet zu dominieren und eher Einzelgänger. Sie haben nur eine begrenzte Zahl an Freunden, wenn überhaupt, dann einen. Frauen bewegen sich dagegen gerne in ihrer Geschlechtsgruppe, sind kommunikativer und besitzen oft lebenslang Freundinnen. Dabei sind sie stärker auf ihr Aussehen bedacht und psychisch eher nach innen gerichtet. Sie suchen eher ein Fehlverhalten bei sich. Für Männer ist eher ein anderer Schuld an einem Fehlergebnis. Männer sind in ihrer instinktiven Ausstattung eher Status-, hierarchieorientiert, Frauen eher eitel und gemeinschaftsorientiert. Dass Frauen wegen ihrer anderen Gehirnentwicklung oft sprachbegabter sind, darf man ungestraft sagen. Die entsprechenden männlichen größeren Fähigkeiten verschweigt man besser. Bis vor wenigen Jahren entsprach die medizinische Behandlung von Männern und Frauen einer gleichen Vorgehensweise. Erst in jüngster Zeit erkannte man, dass dies auf Grund ihrer anderen körperlichen Konstitution für die Frauen auch negativ sein könnte. Besonders im kardiologischen Bereich sind die Krankheitssymptome bei Frauen anders und müssen auch anders behandelt werden. Zurzeit wird unsere westliche Kultur stark von feministischen Setzungen bestimmt, in denen sich die Frauen auf breiter Front in ihren Netzwerken zu ihrem Vorteil gegenseitig stützen und die Welt nach ihren Vorstellungen zu beweisen und zu realisieren versuchen.

Für Frauen ist das Gefallenwollen ein existentielles Bedürfnis. Sie sind mit ihrem Körper eher unzufrieden. Mädchen beginnen sich manchmal schon mit acht Jahren zu schminken. Zunächst ist es nur ein Spiel, Spaß und bald frühe Sexualisierung des persönlichen Aussehens. Die Wirtschaft nutzt dabei gerne das sich hier abzeichnende Geschäft. Die Unterschiede der Geschlechter gehen bereits auf die evolutionäre Entwicklung zurück. Die Männer interessieren sich mehr für technische Aspekte, für Gegenstände, Frauen eher für die sozialen Seiten des Daseins, für Menschen. Sehr gut kann man dies heute noch bei natürlich aufwachsenden Jungen und Mädchen beobachten. Unsere heutigen Gleichberechtigungs-debatten sind dagegen nachgelagerte Sozialisationsergebnisse und hier besonders westliche Individualismus-Ergebnisse, gewachsen aus unserem zivilisatorischen Wohlstand und unseren Freiheitssetzungen. Es werden Rollenerwartungen geschaffen, die die Frauen verstärkt von ihrem biologischen Hintergrund entfernen und sie daraufhin psychisch eher aus ihren natürlichen Gleichgewichten geraten lassen.

Schwedische Untersuchungen (um Agneta Herlitz) haben gezeigt, dass die Vorstellung, dass eine Gleichberechtigung der Geschlechter in einer Gesellschaft im Laufe der Zeit zu deren Interessen- und Entscheidungsannäherung führen würde, sich nicht bewahrheitet. Eher das Gegenteil sei der Fall. Die Frauen überflügelten die Männer wie bisher in den sprachlichen Kompetenzen und in ihren episodischen Gedächtnisleistungen, während die Männer weiterhin besser in Bereichen mathematischer Leistungen und in ihren räumlichen Vorstellungs-vermögen seien. Allerdings leiden Frauen häufiger unter Depressionen, Schuldgefühlen und negativen Emotionen, während Männer häufiger verhaltensauffällig und eher suchtanfällig werden. Insgesamt wachsen die Unterschiede eher. Konstant dagegen sind die archaischen Partnervorlieben. Anzugleichen scheinen sich die Unterschiede der zu erwartenden bisherigen Lebenserwartungen von bisher 6 – 7 Jahren. Vermutet wurden dafür bisher biologische Ursachen. Neuere Forschungsergebnisse lassen aber eher verschiedene Lebensweisen dafür verantwortlich sein. Vor etwa 200 Jahren (Beginn der Industrialisierung) hatte es diesen Unterschied noch nicht gegeben, Auch in Klöstern leben Mönche und Nonnen fast gleich lange. Die Ursachen dafür scheinen durch kulturell gepflegte Rollenvorstellungen mitbegründet zu sein, die landschaftsbezogen sehr unterschiedlich sein können. So schrumpft der Unterschied der Lebenserwartung zwischen Männern und Frauen in Süddeutschland durchschnittlich auf weniger als 4 Jahre, während sie in Ostdeutschland fast 8 Jahre beträgt.

Wie stark der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist, lässt sich gut in der Garten-gestaltung beobachten. Wahrscheinlich änderte sich mit den verschiedenen Gehirnstrukturen der Geschlechter auch deren ästhetisches Empfinden. Während die Gärten der Männer oft eher raum- und strukturorientiert sind, betonen die Gärten der Frauen eher das Pflanzliche und die Farben. Kennzeichnend für sie sind ihre oft prächtigen, farbenreichen Staudengärten. (Es gibt Ausnahmen).

Innerhalb der Unsicherheiten in unserem kulturellen Dasein glauben immer mehr Menschen, in einem falschen Körper geboren zu sein. „Trans“ zu sein, ist zu einer Mode geworden, eine genetische oder psychische Fehlentwicklung wurde zu einer sozialen Leitorientierung gemacht. Damit haben die Betroffenen für ihren unausgeglichenen Hormonhaushalt einen Schuldigen gefunden und festigen nun mit Hilfe zusätzlicher Hormongaben und Operationen ihre gefundenen Haltungen. Borderline-Störungen oder Autismus können sich verstärken, die Nebenwirkungen der Hormone und die operativen Komplikationen können dagegen die Versuche fördern, die Transitionen rückgängig zu machen. Immer handelt es sich bei diesen Eingriffen um kulturelle Haltungen gegenüber bestehenden oder eingebildeten biologischen Vorgaben. Modisch betont man die Diversity, die Vielfalt und versucht sie zu einer gesellschaftlichen Normalität aufzuwerten. So sollen in Deutschland zu dieser Gemeinschaft 6 Mio. Menschen gehören (LGBTQIA-Community = Lesbian, Gay, Bisexuell, Transsexuell, Transgender, Queer, Intersexuell, Asexuell). Niemand kennt ihre tatsächlichen Zahlen. Über die Medien, Veranstaltungen und 30 verschiedene Fahnen versuchen sie auf sich aufmerksam zu machen und sozialen Druck auszuüben. (Regenbogenfahne: Rot für Kultur, orange für die Gesundheit, gelb für die Sonne, grün für die Natur, blau für die Harmonie, violett für den Geist). Zu fördern versucht man diese Entwicklung über verschiedene Gesetze (u.a. verschiedene Selbstbestimmungsgesetze), die Entkriminalisierung der Homosexualität, gleichgeschlechtliche Ehen. Es wird darauf verwiesen, dass man in der Natur inzwischen bei 261 Säugetierarten gleichgeschlechtliche Beziehungen beobachtet hat, dabei wird verschwiegen, inwieweit es sich bei den Beobachtungen um Irrtümer bei der Partnerwahl, den Mangel an Geschlechtspartner gehandelt hat. Es können auch Versuche gewesen sein, den Zusammenhalt innerhalb der Gruppen zu stärken. Genau genommen handelt es sich hier um einen Vorgang der Naturentfremdung, der biologischen Programmierung des Menschen, hin zu kulturell aufgewerteten Fehlentwicklungen. Mit dem Hinter-uns-lassen des Biologischen fördern wir indirekt die Welt unserer Setzungen, unserer sozialen Kulturvorgaben und lassen damit die Welt des archaischen Menschen auf dem Weg zur digitalen Welt zunehmend hinter uns.

Der Mensch ist existentiell ein Mischwesen,

  • von seiner biologischen Evolution her ein Naturwesen, das über eine Vereinigung von Ei und Samen die Art in eine ihr unbekannte Zukunft befördert,
  • durch seine Prägungen ein Kulturwesen, das nach seinem Instinktverlust über seine Orientierungssetzungen und seine Zivilisation zum Zwischenglied zur vierten Evolutionsstufe der universellen Energie, der informationstechnisch-digitalen wird.

Als Kulturwesen hat sich der Mensch vom Naturwesen geändert durch

  • sein Angewiesensein auf eine nichtinstinktive Orientierungsvorgabe,
  • seinen Bewegungsverlust: Von seiner Biologie her ist er für seinen normalen gesunden Stoffwechsel auf eine tägliche Bewegungsmenge programmiert.
  • seine Nahrungsverfremdung, die in ihrer Energiezufuhr, ihren Eiweißmengen, Vitaminen und Mineralstoffen nicht seinen biologischen Bedürfnissen entspricht,
  • die Verfremdung seiner biologischen Lebensgemeinschaften, besonders im Darm. Sie bestimmen weitgehend über ihre eigenen Ausschüttungen und Stoffwechseleinflüsse weitgehend sein normales Fühlen und Denken.
  • seine Informationsüberflutung: Dafür ist sein Gehirn gar nicht geschaffen und kann in einem psychisch gesunden Zustand damit gar nicht umgehen.
  • seine fehlenden Naturreize, auf die hin er biologisch in seinen Wahrnehmungen programmiert ist. Sie stimulieren entscheidend seinen Stoffwechsel. Die gesunden Aspekte des Wassers und des Waldes haben hier ihre natürlichen Hintergründe.

Der Naturmensch unterscheidet sich vom Kulturmenschen besonders in der Tatsache, dass der erstere weitgehend nur im Jetzt lebt, in der Wahrnehmung des Augenblicks und seiner jeweiligen Umwelt, während beim Kulturmenschen aufgrund seines veränderten Stoffwechsels, seiner Hormonflüsse und Transmitterkontakte seine Gedanken das Jetzt und Hier verlassen, ständig abschweifen und ihre eigenen Wege gehen. Der Einzelne ist weitgehend der Gefangene ihrer ausgefahrenen Bahnen, und nur vereinzelt meldet sich das tatsächliche biologische Ich und fordert seine Beachtung in einem ansonsten völlig naturfremden Milieu. Das Ergebnis ist dann oft ein Kampf, der beiden Ichseiten gerecht werden will, ein Kompromiss, der letztlich keiner der beiden Seiten gerecht wird.

Die menschliche Kultur ist ein Zwischenglied zwischen der biologischen Evolution und der digitalen. Angefangen mit ihrem anthropogenen Instinktverlust und dem damit einsetzenden Zwang, sich für seine Orientierung existenzerhaltende Setzungen zu schaffen, wurde der Weg zu der heutigen Situation bereitet, zunächst über anmutende Religionen, dann mit einer zunehmenden Rationalisierung über philosophische Gedankengebäude und heute über die Wissenshaften. Indem einerseits kausale Zusammenhänge in technische Entwicklungen übersetzt wurden und andererseits die Naturnähe des Menschen über dessen individualistischen Hedonismus immer stärker begrenzt wurde, mündete die rationale anthropogene Entwicklung über die Kybernetik, dem Internet, der unbegrenzten Verfügbarkeit von Daten zur heute sich abzeichnenden digitalen Evolution und der sich darin verselbständigen KI. Wahrscheinlich werden deren Stützen in Zukunft nicht mehr der historische Mensch sein, sondern ständig mit Hilfe der Chip-Technik und medizinischen Technologien sich verbessernde Avatare. Die Menschenrechte, besonders ihre Freiheitsideale mit ihrem erzeugenden Individualbewusst-sein erweisen sich auf diesem Hintergrund als die Totengräber der bisherigen Menschheit.

Die Kulturgeschichte des Menschen vollzog, beziehungsweise vollzieht sich in vier Schritten:

  • Zunächst als gewöhnliches, biologisches, auf Fortpflanzung bedachtes Evolutionsergebnis,
  • dann als ein auf seine Optimierung bedachter Säuger. Seine Hilfsmittel dafür waren seine Statusbemühungen,
  • danach wurde er nach seinem Instinktverlust über seine Setzungen zu einem Kulturwesen (und entfernte sich damit zunehmend von seinem biologischen Hintergrund).
  • Als kausal-rational orientiertes Kulturwesen schafft er nun die Voraussetzungen zur vierten Evolutionsstufe.

Damit durchläuft er neuronal eine Entwicklung von einem biologischen, über ein kulturelles Zwischenstadium hin zu einem digitalen Sein. Durch sein zunehmend natur- und artfremdes Dasein gerät seine biologische Programmierung, sein Stoffwechsel und seine Umweltwahrnehmung aus ihren natürlichen Gleichgewichten, und er wird krank. Eine Folge davon ist, dass er einen Therapeuten benötigt. Aber letztlich kann auch dieser nur begrenzt helfen, weil auch er nur ein Kind dieser Kultur ist und seine reale Hilfestellung nur in seinem Zuhören besteht. Durch seine Naturferne ist der heutige Mensch durch seine Zivilisation und Kultur überfordert, da er primär ein Naturwesen bleibt und biologisch nur in Grenzen seinen Setzungen als Kulturwesen folgen kann.

Als Existenz füllen wir einen Standort in einem gewaltigen energetischen Bezugsystem aus, das wir nur in seinen kausalen Bezügen, nicht komplex verstehen können. Das wiederum bedeutet, dass wir dessen Erfassung selber nur über unsere subjektive Bewertung erfahren können, deren einzelne Kriterien zwar in unseren Neuronensystemen durch Prägungen und Erfahrungen eingeschliffen sind, deren Inhalte uns aber von unseren jeweiligen Kulturen vorgegeben werden. Das Problem des modernen, westlichen Menschen ist, dass er als biologisches Wesen, dessen Organe, Stoffwechsel und Nervenbahnen auf Bewegungs-funktionen beruhen, die er durch seine Körperbewegungen aktiviert und verstärkt, gerade diesen seinen biologischen Existenzbereich vernachlässigt und statt dessen einen kulturellen fördert, auf dem dann seine Individualisierung beruht, die es ihm erlaubt, in seinen emotionalen oder rationalen Fantasiewelten zu leben.

Der einzelne Mensch ist in seinem Denken, in seinen Orientierungen schicksalhaft an zwei Fehlerquellen gebunden:

  • Zunächst sind es seine genetischen Vorgaben, die ihn an seine biologische Herkunft binden, an seine Sinne, über seinen Hormonhaushalt an seine Sinnlichkeit. Er erfasst darüber zwar seine Welt in ihrer Ganzheit aber zugleich auch nur im Rahmen seiner persönlichen Grenzen.
  • Zum anderen in seinen sozial erhaltenen Orientierungsvorgaben, seinen Werten. So hochstehend sie moralisch auch angelegt sind, sie bleiben anthropogene Setzungen, die wir zwar als unwiderlegbar ansehen können, die aber letztendlich je nach den ihnen zugrundeliegenden emotionalen und rationalen Kriterien mehr oder weniger alle beliebig austauschbar sind.             

Damit geraten die KI-Systeme als Informationsträger in die Situation, dass sie dem Menschen in doppelter Hinsicht überlegen sind, der als Individuum immer an seine Sinnlichkeit und seine orientierungsmäßige Beliebigkeit gebunden bleibt. Der Mensch mag dadurch zwar in seiner Fehlerhaftigkeit unberechenbarer sein, er kann drüber aber auch kreativer sein, und wenn sein Hormonhaushalt in ihm seine ihm gemäße Ausgeglichenheit erreicht, auch zufriedener, glücklicher sein, und das sind dann die Emotionen, die ihn als Individuum tragen und sogar wunschlos werden lassen können.

Der Mensch ist ein auf ein Orientierungssystem angewiesenes Wesen. Verinnerlicht haben alle seine Werte diese Funktion. Alle seine Religionen, Ideologien, wissenschaftliche Erkenntnisse haben zunächst den Zweck, seine Gedanken und sein Verhalten zu steuern und dann mit Gleichgesinnten zwar auch die Gemeinschaften zu festigen und den Status ihrer Wortführer zu heben, aber doch letztlich deren Stoßrichtung zu stärken. Eine Folge davon waren die Fortschritte in unseren Zivilisationen bis hin zu unserer heutigen Situation. In unserer individualistischen Gesellschaft möchte jeder einzelne immer autonom agieren können, gleichzeitig steht er aber in seinem geistigen Hintergrund immer in Abhängigkeiten, in seinen Orientierungswerten, seinem Selbstwertsystem. seiner Existenz. Langfristig wird es wahrscheinlich auf der Erde nur fünf Menschengruppen geben. Diejenige,

  • die der KI dient,
  • die idealistisch objektiv und rational ihrer Umwelt zu begegnen versucht
    (z.B. manche Wissenschaftler),
  • die je nach ihrer psychischen Situation für ihre Orientierung sich ihre Fakten rational zusammenlegt und sich kompensierend existiert,
  • die große menschliche Masse, die ohne einen Lebensinhalt ihren jeweiligen Glückshormonen zu folgen versucht und innerhalb der Ressourcenknappheit mehr oder weniger dahinvegetiert,
  • die Gruppe, die sich absetzt und für sich sozial oder kreativ einem sinngebenden Inhalt nachgeht.

Die heutige Jugend ist verunsichert. Sie steht zwischen der in ihr erwachenden Natur und der sie umgebenden medialen Kultur. Die von ihr zunehmend geforderte Geschlechtergerechtig-keit wird als zeitabhängige Mode immer mehr durchschaut. Der weiche Mann ist zu einer biologischen Lüge geworden. Zwar erfordert die massive Steigung der Menschenzahlen und unsere veränderte Kultur neue Umgangsformen miteinander, doch niemand kann dafür zurzeit sinnvolle Rollenformen nennen. Einerseits weicht das traditionelle Männerbild auch unter dem Druck der feministischen Forderungen, doch niemand weiß dafür eine echte Alternative. Die Übernahme weiblicher Accessoires, z.B. rote Fingernägel und zum Fuchsschwanz gebundene Haare können wohl nicht artgerecht sein. Über die heutige Situation sind einerseits psychische Schäden programmiert. Was aber langfristig problematischer sein wird, es werden andererseits dadurch die Tore in Richtung der vierten Evolutionsstufe weit geöffnet. Wenn es den artgerechten, biologischen Menschen in Zukunft nicht mehr geben soll und nur noch kulturelle Setzungen allein das menschliche Zusammenleben bestimmen sollen, und der Mensch sich nach modischen Forderungen optimiert, ist es nur ein letzter Schritt, der unter dem Druck der menschlichen Vielzahl und deren Bedürfnisse die KI zwingt, die Optimierung in ihr Anweisungsrepertoire zu übernehmen und immer technischer werdende Avatare zu schaffen. Wer will sie daran hindern? Unsere westliche Individualisierung, ihr Selbstverwirklichungskult erweisen sich dann als Türöffner zu einem langsamen Selbstmord unserer biologischen Art.

Unseren Status und unsere Selbstverwirklichung versuchen wir weitgehend über unseren Konsum zu realisieren. Sie werden zu Symbolen unserer Identität. Über sie wollen wir authentisch sein, obwohl wir wissen, dass die von uns getragenen Modeprodukte wahrscheinlich irgendwo millionenhaft produziert werden, oder die 20-Euro-Uhr, die  Zeit genauso anzeigt, wie diejenige für mehrere Millionen. Wir wollen uns in Richtung unserer Idealvorstellungen selber gestalten, obwohl wir wissen, dass es dabei nur um eine kurzlebige Selbstinszenierung handelt, die morgen eventuell bereits neuen Bedürfnisbildern folgt. Das Traurige dabei ist, dass wir durch unseren Wunsch nach sozialer Beachtung uns unserer tatsächlichen Identität, z.B. mit Botox berauben, indem wir uns unsere Falten wegspritzen lassen, aber danach die Besonderheit unseres persönlichen Lächelns verlieren. Wir wollen ewig jung bleiben und dabei das Bewusstwerden unserer Endlichkeit verdrängen, bzw. möglichst lange hinauszögern.

Für uns ist der Konsum nicht nur ein existentielles Grundbedürfnis für die Zufuhr unseres Energie- und Mineralstoffbedarfs, sondern auch ein Statuskriterium, über das wir uns selbst darstellen. Mit Hilfe unserer Kleidung, unserer Wohnung unterstreichen wir unsere Persönlichkeit. Unser Konsum wird in unserer pluralistischen Gesellschaft zu einer wesentlichen Ausdrucksform unserer Individualität. Er ist nicht nur eine Ausdrucksform unserer menschlichen Existenz, sondern auch eine des menschlichen Fortschritts. Alle Politiker wünschen sich deshalb für ihren Staat Wachstum. Doch wie weit lässt sich dieses bei wachsenden Menschenzahlen auf demnächst 10 Milliarden und begrenzten Ressourcen auf der Erde steigern? Über unseren Konsum unterstreichen wir nicht nur unsere Individualität, sondern auch unsere Gruppenzugehörigkeit. Er ist das wichtigste tragfähige Element für unsere Zufriedenheit. Unser Problem ist, dass wir in Zukunft auf viele seiner Vorteile wegen des Ressourcenmangels werden verzichten müssen, und die Bevölkerung dafür nur schwer vorzubereiten ist, da damit Verluste an Lebensqualität, Freudenverlust und Verluste an Mobilität verbunden sein werden. Und wer will das schon?

Auffallend bei uns heutigen Menschen ist der Umstand, dass die Personen in den unterentwickelten Staaten sich nach mehr technischem Fortschritt sehnen, während in den fortgeschrittenen Ländern eine Sehnsucht nach mehr Natur besteht. In Europa erreichten diese Bestrebungen bereits vor 100 Jahren, um 1900 als eine Sehnsuchtsbewegung ihren ersten Höhepunkt.

Von 1880 – 1930 bestimmte die Lebensphilosophie stark das philosophische Denken der  Menschen (heute wegen ihrer oft antisemitischen Texte verpönt). Sie wollte das Leben nicht allein über die Wissenschaft verstehen, sondern als eine schöpferische Urkraft. Ihre wesentlichen Anregungen erhielt sie von Schopenhauer und Nietzsche.

  • Schopenhauer (1788 – 1860)
    geht dabei von einem „Willen“ als Urgrund des Lebens aus. Er objektiviert sich beim Einzelnen in dessen „Ich“. Indem der Einzelne dies erkennt, erkennt er auch, dass alle Unterschiede zwischen den Menschen auf die Identität ihres Willens zurückzuführen sind und zwischen den einzelnen Individuen keine Unterschiede bestehen. Damit kann der Einzelne in seinem Leiden auch das Leiden aller anderen erkennen und sein persönliches Glücksstreben als reines Hirngespinst entlarven. Seine Folgerungen daraus sind als Antworten auf die „Verneinung des Willens“ unter anderem Askese und Enthaltsamkeit.
  • Für Nietzsche (1844 – 1900)
    ist die Historie ein Teil des Lebens. Es wird durch die Pole subjektiviertes Leben einerseits und Krankheiten wie Moral, Intellekt, Christentum andererseits bestimmt. Ein Leben ist dazu da, um es zu leben. Es ist die Kraft gegenüber dem Leblosen, Lebensfeindlichen.

Für die Lebensphilosophie wurde daraus der Auftrag, den Rhythmen des Lebendigen nachzukommen, die Zeitlichkeit des Natürlichen zu spüren, nicht allein dem Intellekt zu folgen. Schicksalhaft sei man den Prozessen des Entstehens und Vergehens ausgeliefert. Damit beinhaltet sie zugleich eine pessimistische wie auch eine tatenorientierte Seite.

  • Spengler (1880 -1936)
    überträgt dann dieses Denken im Sinne eines Überbaus auf die ganze Entwicklung der Menschheit. Ihre Kulturen seien „Schicksalsideen“, denen sie folgen müsse. Als solche hätten sie ihre Blütezeiten, seien vergänglich und schicksalhaft einem Prozess des Entstehens und Vergehens ausgeliefert.
  • In einem Grußwort zum „Ersten Freideutschen Jugendtag“ auf dem Hohen Meißner beklagte dann Ludwig Klages (1872 -1956) die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Überall wo die Menschen ihrem Verstand und nicht ihrer „Seele“ folgen, zerstören sie die Erde, ihre „Mutter“.

Neben dem Erkennen der Gefahren durch die menschliche Tätigkeit beinhaltete die Lebensphilosophie oft auch irrationale Gedanken (z.B. zu einem neuen Heidentum, zu einem überzogenen Biologismus, ihren Rassegedanken und ihrem verbreiteten Antisemitismus), die später vom Nationalsozialismus aufgegriffen wurden. Dadurch ist sie heute weitgehend aus der öffentlichen Diskussion verschwunden, obwohl viele ihrer anderen Gedanken, ihre umweltbezogenen Überlegungen, ihre Ablehnung sozialer Zwänge heute aktueller sind als je zuvor. Sie legten damals den Weg frei für den Menschen als schöpferisches Individuum. Was wir heute benötigen, ist als deren Summe eine schöpferische Menschheit, die einerseits die Evolution in ihren wissenschaftlichen Orientierungssystemen hin zur KI zwar weiter vorantreibt, dem einzelnen biologischen Menschen aber einen neuen Existenzbereich für sein Dasein schafft, nicht als Avatar, sondern als einfache atmende Existenz. Nur noch Einfaches und Wahrhaftiges kann das zukünftige Lebensziel sein.

Die damalige Lebensreformbewegung richtete sich besonders gegen die gelebte Spießbürgerlichkeit, gegen den Militarismus und das damalige Großstadtleben. Es bestand der Wunsch nach einem besseren Leben, und man erhoffte es sich über ein „Zurück zur Natur“. Die Vertreter der damaligen Bewegung kamen sozial hauptsächlich aus den gesellschaftlichen Mittelschichten. Ihnen gehörten besonders die Mitglieder des Wandervogels, der Vegetarier, Naturheilkundler (Bismarck förderte sie), von naturnahen Lebensgemeinschaften, Antialkoholiker (u.a. Kaiser Wilhelm II.), die Anhänger der Nacktkultur und die von östlichen Lebensweisheiten an.

Drei der damaligen Gedankenbereiche wirken noch in die Gegenwart:

  • Zunächst die Freikörperkultur als damals radikalster Ausdruck der Zivilisationskritik. Das Vorbild dafür war Rousseaus Schilderung amerikanischer „Wilder“ als unzivilisierter und unbekleideter Naturwesen (Anhänger war u.a. Goethe als Leipziger Student). Danach war es die Forderung nach einer Befreiung aus den Kleiderzwängen der Kaiserzeit. Sie wurde als eine Degenerationserscheinung der damaligen Industrie- und Massengesellschaft angesehen. Nach 1900 kam es dann zur Gründung von Vereinen und Stätten zur Pflege der Nacktkörperkultur (1912 gab es bereits ca. 500). Ihr Ziel war eine heilsame Bewegung in der freien Natur. Später wurde dann das Nacktbaden an allen versteckten Buchten öffentlicher Strände allgemein erlaubt. Erst nach 1945 setzte eine Gegenbewegung ein, und es wurde zunehmend verpönt.
  • Auch die vegane Ernährungsweise ist ein Kind der damaligen Zeit. Als nichtrationale, quasireligiöse Naturorientierung spricht sie auch heute noch zunehmend immer mehr Menschen an. Zwar spricht biologisch Vieles und auch Wirtschaftliches für eine überwiegende Pflanzenkost des Menschen, doch könnte er existentiell, wenn er keine zusätzlichen Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen würde, davon allein nicht leben. Er ist dann auf zusätzliche, chemisch lebensnotwendige Hilfen angewiesen (z.B. Vitamin B 12), die er allein über seine Pflanzenkost sonst nicht erhalten würde. Dieser Umstand spricht rational dafür, dass er von seiner Natur her biologisch kein Veganer ist. Nach Ovid soll bereits Pythagoras fleischlos gelebt haben (bis zur 1. Hälfte des19. Jhdts. nannte man sie deshalb auch „pythagoreische Ernährung“). Später empfahl sie dann auch Rousseau (1712 – 1778) im Rahmen seines idealistischen Naturalismus. Der Franzose Antoine Gleizès (1773 -1843) entwickelte danach aus dem antiken Pythagorismus den modernen Vegetarismus.. Gustav Struve (1805 – 1870) griff dann dessen Gedanken auf, gründete einen vegetarischen Verein (1868) und verbreitete dessen Gedanken erfolgreich in seinem Buch „Pflanzenkost – die Grundlage einer neuen Weltanschauung“(1869). 1871 wurde in Bayreuth das erste vegetarische Restaurant eröffnet (unter Mitwirkung Wagners). Ihm folgten danach viele andere. Allerdings war die damit verbundene Lebensweise damals ein Privileg bürgerlicher Schichten. Heute bilden die Vegetarier zwar immer noch eine Minderheit und neben den Menschen, die besondere das Tierwohl im Auge haben, kommen heute zunehmend diejenigen hinzu, die rational von ökologischen Überlegungen und der zukünftigen Ernährung einer wachsenden Weltmenschheit ausgehen. Bereits Alexander von Humboldt schrieb, dass mit dem Viehfutter für die Fleischgewinnung, die zehnfache Zahl Menschen ernährt werden könnte.
  • Als dritter Gedanke aus der damaligen Zeit ist die Selbstverwirklichung über eine Kreativität zu nennen. Um 1900 noch weitgehend elitär ausgerichtet, – die Darmstädter Künstlerkolonie Mathildenhöhe ist dafür ein Beispiel -, sollte die Kunst das gesamte Leben durchdringen. Zunehmend wurde sie dann später auch zu einem individuellen Ausleben von Psychosen, doch birgt der damalige Gedanke auch heute noch sehr viel Potential für ein sinnerfülltes Leben.

Das bildnerische Symbol der Reformbewegung war das Bild „Lichtgebet“ von Fidus, die Darstellung eines nackten, jungen Mannes der seine Arme in den sonnendurchfluteten Himmel reckt.

Um 1970 griff die Ökologiebewegung, hervorgegangen aus der damaligen Studenten-bewegung, die alten Themen wieder auf. Gefordert wurden wieder ein stärkeres Leben im Einklang mit der Natur, eine Forderung, die sich seit der antiken Stoa-Bewegung die Menschen immer wieder gestellt haben. Gefordert wurden jetzt

  • ein stärkerer Natur- und Landschaftsschutz,
  • vermehrt Naturheilverfahren statt Apparate-Medizin,
  • eine vegane Ernährung statt Fleisch gequälter Tiere.

Die Bewegung vereinte sich dann mit der Antiatombewegung und einer Gruppe sich unterdrückt fühlender Personenkreise, besonders aus dem feministischen Bereich, sexuell queerer Menschengruppen und Menschenrechtsaktivisten. Dadurch wurde es zu ihrem Problem, individuelle Interessen vor kollektive zu stellen. Letztere verkamen weitgehend zu Wahlkampfschlagwörtern, um für ihre Parteivertreter Parlamentssitze zu erhalten und wurden dann nur noch realitätsfremd umgesetzt.

Die heutigen Forderungen, die die ehemaligen Ökologiebewegung überlebt haben, betreffen hauptsächlich den Klima-, Arten- und Naturschutz. Sie wenden sich in unserem Kulturkreis besonders gegen den aktuellen Energie-, Land-, Ressourcenverbrauch und gegen die bestehende Umweltverpestung. Ihre Vertreter sind hauptsächlich einzelne Wissenschaftler, die teilweise seit Jahrzehnten warnen und mahnen und in den letzten Jahren besonders wegen der drohenden Zukunftssicherung dagegen protestierende Jugendliche. Bei dem bestehenden Hintergrund stellt sich für sie wie seit Beginn der Lebensreformbewegung die zentrale Existenzfrage: Wie soll ich unter den bestehenden und den zu erwartenden Bedingungen ein sinnerfülltes Leben führen? Eine Entgegnung darauf wird je nach den verinnerlichten Werten des Antwortenden, seinen Interessen, seiner Gesundheit und seiner Umwelt verschieden ausfallen. Wegen ihrer Tragweite wird sie nicht nur das persönliche Umfeld betreffen, sondern das gesamte globale Geschehen, und das wiederum hängt hegemonialbetroffen von politischen Vorstellungen einiger dort agierender Interessengruppen ab.

Kennzeichnend für eine westliche Gesellschaft ist deren ständige Suche nach Freiheiten. Sie gelten als individuelle Grundrechte und die Basis jeder modernen Demokratie. Gerne wird dabei auf ihre Gründung in der Antike verwiesen, doch hatten die Athener Demokratie-vorstellungen wenig mit unseren heutigen gemein. Die gleichen Rechte galten damals nur für eine kleine Oberschicht. Auch wird heute gerne nur einer ihrer beiden Aspekte betont, der unter einer Freiheit nur die Abwesenheit von Unterdrückung und Zwang sieht, eine Unabhängigkeit und inhaltlich gerne ihren Umsetzungscharakter unterschlägt, der für die freiwillige Tätigkeit die Übernahme der Verantwortung betont. Heute verlangt man eine freie, alternative Lebensweises ohne eine gleichzeitige Übernahme der Verantwortung für sie. Freiheit in unserer Gesellschaft bedeutet weitgehend Konsum, Statuskämpfe und Naturzerstörung. Zurzeit verfügt in unserer Gesellschaft durchschnittlich jeder Mensch ab 18 Jahren fast vier Stunden freie Zeit an Werktagen (Großstädter 3 Std.58 Min.; Landbewohner 3 Std. 42 Min.). Auffallend ist dabei, dass in den letzten Jahren die Zeit für die zwischenmenschlichen Beziehungen um eine halbe Stunde abgenommen hat, während sie für gesundheitsfördernde Maßnahmen zunahm. Im Zentrum der modernen Freizeitbeschäftigung steht die Nutzung digitaler Medien. Die eigene Couch ist zurzeit darüber zum „Epizentrum der modernen Freizeitgestaltung“ geworden.

Unser Leben unterscheidet sich weitgehend in seinen verschiedenen Abschnitten. Bereits über sein Fruchtwasser erhält der Fötus seine ersten existentiell wichtigen Informationen, so z.B. seine späteren Nahrungsvorlieben. Bereits in seiner 24. – 25. Schwangerschaftswoche verbinden sich die Nervenstränge der Sinnesorgane mit der Gehirnrinde (der Geruchssinn schon eher) und bereiten die Entstehung eines künftigen Bewusstseins vor, d.h. dessen subjektive Erfahrungswelt. Ab der 35. Schwangerschaftswoche reagiert er dann bereits aktiv auf Töne. Föten schlafen und können dann träumen. Wahrscheinlich erlernen sie als solche bereits die Grundzüge ihrer Muttersprache, wie spätere Versuche gezeigt haben. Nach ihrer Geburt nehmen sie die Welt weitgehend ungefiltert wahr. Erst gegen Ende ihres zweiten Lebensjahres können sich Babys selber im Spiegel erkennen.

Früher war es normal, dass Kinder arbeiteten. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung vor  etwa 200 Jahren begann sich dies langsam zu ändern. 1904 kam ein Gesetz heraus, das die Arbeitszeit dann grundsätzlich regelte. Ärztliche Untersuchungen zur Ableistung der Wehrpflicht hatten zuvor zu negativen Ergebnissen infolge der Kinderarbeit geführt. Sie wurde jetzt Kindern unter 12 Jahren und in Fabriken grundsätzlich verboten. Doch dauerte es auch dann noch lange, bis sie tatsächlich komplett verschwand. Besonders auf den Bauernhöfen zur Erntezeit war sie noch lange üblich (ohne dass die Kinder sie als eine besondere Last empfanden).

Unsere heutigen Erziehungsformen folgen kulturellen Vorgaben. Zurzeit ist eine Führung zu einem weitestgehenden Individualismus aktuell, was eher als Pflege eines Egoismus und nicht als ein Hinführen zu einer wachsenden Selbständigkeit zu verstehen ist. Als Hauptziel der modernen Kindererziehung wird deren ununterbrochene Bespaßung verstanden. Ihre Erziehung ist heute deshalb schwieriger geworden. Während früher mehr Wert auf  Disziplin gelegt wurde, sind es heute verstärkt persönliche Bedürfnisse, die berücksichtigt werden. Die Familie dient den Kindern als Schutz- und zugleich als Freiheitsraum. Das größte Geschenk für sie ist oft, seine Zeit mit ihnen zu verbringen. Die Eltern vermitteln ihnen ihre entscheidenden Orientierungsinhalte, motivieren sie zum Lernen und sollten ihnen auch helfen, mit Frustrationen umzugehen, d.h. manchmal auch zu verzichten. Kinder überschätzen heute ihre Leistungsfähigkeit oft erheblich stärker als dies früher der Fall war. Als Ursache dafür nimmt man deren wachsenden Individualismus und ihre geringe Selbsterfahrung wegen ihres Medienkonsums an. Erst etwa Zwölfjährige können über ihr Verhalten reflektieren und es verhältnismäßig richtig einschätzen. Relativ leicht ist es, in ihnen später falsche Erinnerungen einzuimpfen (oft fragmentiert, mit falschen Details angereichert, evtl. auch völlig erfunden). Die Scheinerinnerungen können mit Hilfe von Bildern, Gesprächen und einem Nachfragen erzeugt werden. Ein Nichterinnern interpretieren Psychologen dann oft als einen Vorgang des Verdrängens.

Scheidungen stellen für die Kinder eine große Belastung dar. Zunächst leiden sie unter den anhaltenden Streitereien der Eltern. Die Scheidung entscheidet dann, wie sie später mit ihnen umgehen. Jedes fünfte Kind verliert dann jeden Kontakt zu einem Elternteil (in der Regel zum Vater). Für die Kinder kann dies zu Ängsten, Depressionen und emotionalem Stress führen. Es ist wichtig, den Kindern nie die Schuld an einer Trennung zu geben. Es ist auch wichtig, dass sie weiterhin den Kontakt zu den weiteren Verwandten behalten (besonders zu den Großeltern). Für die Bewältigung einer Trennung brauchen sie 1 – 2 Jahre. Spätere langfristige negative Folgen hat man nicht beobachtet, wohl aber eine größere Bereitschaft, sich später selber scheiden zu lassen.

Als Jugendliche sind die Kinder hauptsächlich auf ihre eigene Person bezogen. Sie leiten darüber oft ihr Selbstwertgefühl ab. Je nach ihrer wertorientierten Ausrichtung kann ihr eingeschlagener Weg sehr verschieden sein, einmal zu einem stillen See mit einem Eisvogel an seinem Rand, zu Tätigkeiten in sozialen Gemeinschaften oder zu schnellen Anreizen in einer Partymeile, die am Ende schnellen Sex verspricht. Heute leben wir in der verlogenen Situation, dass wir zwar letzteren besonders als Übergriffe auf das weibliche Geschlecht verteufeln, andererseits er in bisher unbekanntem Maße auch von diesem gesucht wird. Die gesamte Modewelt, große Teile der Wirtschaft sind auf unsere Sexualität ausgerichtet. Der Mensch ist nun einmal biologisch primär ein Geschlechtswesen. Ein fehlender Tatsch auf das Gesäß einer Besucherin hätte man in den fünfziger Jahren während des Kölner Karnevals in den dortigen Volkskneipen fast als eine Beleidigung angesehen, heute dürfte es ein Fall für den Staatsanwalt sein. Je nach persönlichen Erwartungen gibt es auch heute noch eine Partywelt, zu der Gekreische, Gegröle und Unmengen von Alkohol gehören. Manche Urlaubsorte sind dafür bekannt. Einerseits wird dort den Jugendlichen eine grenzenlose Freizügigkeit vorgegaukelt, andererseits diese Freiheit in einer Übersexualisierung auch als Zwang erlebt, wenn man dazu gehören will. Dies ist keine Übertreibung. Feministische Verurteilungen gehen an der Lebenswirklichkeit vorbei. Viele spätere Klagen sind oft nur die Ergebnisse zuvor enttäuschter Erwartungen.

Die heutigen Jugendlichen fordern, stark individualisiert, zunehmend die Möglichkeiten ihre persönlichen Bedürfnisse ausleben zu können. Dafür fordert sie die 4-Tage-Woche, flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, ihre Arbeitsanforderungen zu Hause erledigen zu können. Sie wollen ihr Leben genießen können und dafür benötigen sie neben der Freizeit auch Freiräume. Das gesellschaftliche Problem dabei ist, dass ihre Altersgruppen stark reduziert ist und die Unternehmen oft gar keine andere Wahl haben, als auf ihre Wünsche einzugehen. Die technische Entwicklung scheint dabei ihren Vorstellungen entgegen-zukommen. Sie erlaubte in den letzten 150 Jahren eine Reduzierung der Arbeitszeit von ca. 65 Stunden pro Woche (1880), 40 Std.-1956 auf heute eine zunehmende Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich. Neben dem Entgegenkommen bei Sozial-, Umwelt- und Klimathemen legt die „Generation Z“ (1995 – 2010-Geborene) Wert auf ein hohes Gehalt und gute Arbeitsmarktchancen.

Zunehmend spielt auch die Gewalt, die von Jugendlichen ausgeht, in der öffentlichen Diskussion eine große Rolle, sei es in den Schulen, Freibädern, auf Sportplätzen, Randale bei Großveranstaltungen oder zu Sylvester. Verlangt wird ein härteres Durchgreifen, eine Sicherung der bestehenden Ordnung und härtere Strafen für ein begangenes Unrecht. Das Problem ist, dass die Strafanstalten für die Inhaftierten nur begrenzt positive Impulse für ein späteres Leben geben. Innerhalb von 3 ½ Jahren kehren 40 % von ihnen wieder in eine Haftanstalt zurück. In den Strafanstalten bestehen unter den Gefangenen Machtgeflechte, die dort ihre Rollen relativ stark festlegen. Die wirksamste Hilfe wäre für sie eine Berufsaus-bildung und eine Bindung an einen Betreuer.

Für die Jugendlichen gewinnt neben der Arbeit das Leben zunehmend an Bedeutung. Selbst innerhalb ihrer Arbeit fragen sie nach deren Sinn und interessieren sich verstärkt für die bestehende innere Unternehmensstruktur. Allerdings stellen sie keinen monolitischen Block dar. So informieren sie sich vor jedem Kauf im Netz und kaufen hauptsächlich Online (mehr als die Hälfte einer Befragtengruppe). Gleichzeitig setzen sie sich stark für den Umweltschutz ein (allerdings nur, wenn es bequem ist). Sie sind voller Widersprüche. Sie wollen Beruf und Privates trennen. Ihre Tätigkeit soll eine Mitbestimmung erlauben und eine Eigenver-antwortlichkeit zulassen. Jede Kommunikation soll auf Augenhöhe erfolgen. Ihre Arbeit soll gewürdigt werden. Daneben wollen sie mehr Zeit für sich und ein gutes Einkommen für ein gutes Leben haben. Darunter verstehen sie eine große Wohnung, hochwertige Lebensmittel und mögliche Freizeitaktivitäten. Inwieweit diese Wunschwelt der Lebenswirklichkeit entspricht, muss jeder für sich entscheiden. Allgemein gilt diese Generation als selbstverliebt, onlinesüchtig, arbeitsscheu und auf viel Freizeit hin orientiert. Bereits Platon (Sokrates) sagte über junge Leute: „Sie lieben den Luxus, haben schlechte Manieren und verachten die Autorität“.

Während der Lebensmitte wählen viele Personen für ihr Leben eine neue Richtung und wagen einen Neuanfang. Gründe dafür können Langeweile, Wünsche nach einer Abwechslung, Wünsche nach neuen Herausforderungen, bisher vernachlässigte Interessen oder einfach Gedankenlosigkeit über die Folgen sein. Immer erfordern entsprechende Entscheidungen einen gewissen Mut.

Die Baby-Boomer (zwischen 1946 – 1964-Geborene) waren die Erfinder der Popkultur, des Massenkonsums und des bestehenden modernen Individualismus. Ständig waren sie auf der Jagd nach ihrem Glück, das sich am Ende dann oft als Einsamkeit herausstellte.

  • Auf sie geht die Hippie-, Punk- und Disco-Kultur zurück.
  • Sie waren die Schaffer und Nutzer unseres Wirtschaftswachstums.
  • 2/3 von ihnen planen in Frührente zu gehen.
  • Viele von ihnen helfen nach ihrer Frühverrentung weiter in der Gesellschaft und der Wirtschaft als Arbeitskräfte, und um als Einflussnehmer aktiv sein zu können.
  • Das Auto wurde für sie zum Symbol für ihre Freiheit.
  • Sie waren die Erfinder für das Streben nach Selbstverwirklichung bei gleichzeitiger Narzissmuspflege.

Die abschließende Generation bilden am Ende dann die Alten. Heute sind es in Deutschland bereits 17 Mio. Menschen, die älter als 65 Jahre sind (2030 soll sich ihre Zahl auf 22 Mio. erhöhen). Es gibt in unseren Geweben und Organen eine „Lebensuhr“, die unser abschließendes Alter ziemlich genau festlegt. Mit Hilfe der Hovarth-Uhr kann das reale Alter der Organe anhand bestimmter Marker der DNA mit einer Genauigkeit von 99,7 % erkannt werden. Es handelt sich dabei um spezielle Enzyme, die an die DNA angefügt sind (der Mensch hat davon etwa 28 Mio.). Eine Folge davon ist, dass die Zellen nur einen Teil ihrer Gene aktivieren können, die dann gezielt bestimmte Gewebe erzeugen. Es sind diese Marker, die dann den Alterungsprozess bestimmen. Gewöhnlich werden heute für diesen sieben Ursachen genannt: u.a.

  • der Stoffwechselabfall,
  • die Anhäufung von Zellmutationen,
  • die mangelnde Erneuerung der Organe (wegen der Ermüdung der Stammzellen).

Nach Hovarth folgt die Alterung aller Säuger und damit auch die unsere einem Programm. Zurzeit gibt es in der Forschung vielversprechende Versuche die Lebenszeit zu verlängern. Während in Deutschland am Ende des 19. Jhdts. die allgemeine Lebenserwartung der Menschen unter 40 Jahre lag, sind es heute bei Männern im Durchschnitt 78 und bei Frauen 83 Jahre (dabei haben die meisten von ihnen in den letzten 13 Lebensjahren eine, oft mehrere altersbedingte Krankheiten). Die heutige Forschung erstrebt eine vollständige Kontrolle des Alterungsprozesses bei einer weitestgehenden Gesundheit. Prognosen versprechen mit Hilfe von jährlichen Bluttests ein zukünftiges Alter von 120 Jahren, manche sogar von 200 Jahren. Allgemein befürchtet wird eine dadurch verstärkte Übervölkerung. Allerdings kommt die Forschung damit einem uralten Menschheitstraum nach einer „ewigen Jugend“ entgegen. Bereits im Gilgamesch-Epos, der Legende vom Heiligen Gral oder dem mittelalterlichen Jungbrunnenmotiv wurde davon geträumt. Man rechnet heute damit, dass bis 2050 jeder vierte Mensch älter als 60 Jahre alt sein wird und ihre Versorgung in Europa 60 % des erwirtschafteten Sozialprodukts beanspruchen wird. Eine Folge der heutigen Anti-Aging-Forschung prognostiziert für 2050 eine Zunahme der Menschheit auf 10 Milliarden. Laut der California State University würde sie bei einer Lebenserwartung von 150 Jahren auf 25 Milliarden anwachsen. Ein solcher Zuwachs würde unsere Gesellschaften vollständig verändern. Niemand weiß, welchen Inhalt dann die einzelnen Lebensentwürfe noch haben können. Unsere heutigen Diskussionen gehen an den tatsächlichen Menschheitsproblemen vollständig vorbei. Wir besitzen für entsprechende Szenarien gar keine Orientierungsethik. Evtl. sollte in Zukunft die Forschung nicht auf ein Aufhalten des Alterungsprozesses ausgerichtet sein, sondern allein auf ein Zurückdrängen der Krankenphasen auf die letzten     1 – 2 Lebensjahre. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass unsere wohlhabenden Oberschichten ihre bisherigen Träume von einer „ewigen Jugend“ deshalb aufgeben werden.

Im Gegensatz zu seiner Geburt kann man sich auf sein Alter vorbereiten. Nur die Erinnerungen werden das existentielle Mehr. Unsere zivilisatorischen Möglichkeiten erlauben uns zunehmend ein Hinausschieben der Altersbeschwerden, so dass wir uns länger mit Freuden am Leben festhalten können. Nur bei Zusammenkünften nach 25, 50, 60, 70 Jahren erkennt man, dass die ehemaligen Spiel-, Schul- oder Arbeitsgefährten alt geworden sind, obwohl ihre Gestik und ihr früheres Verhalten weitgehend wie früher geblieben sind. Es dauert eine gewisse Zeit, bis man sich ihnen zuordnen kann. Wir sind andere geworden und sind es doch nicht. Wir hätten uns auf diese unsere Situation vorbereiten können und haben es in der Regel doch nicht getan. Als schleichenden Prozess hat man es im Spiegel selber nicht wahr-genommen. Nur der sprunghafte Blick nach Jahrzehnten in das Gesicht eines ehemaligen Bekannten macht einen darauf aufmerksam. Dann sind es jetzt oft unsere Vorbereitungen, die dem Alter seine Inhalte geben können, sei es im sozialen, kreativen oder persönlichen Bereich.

Jedes Alter endet mit einem Abschiednehmen. Man erfährt zunehmend, dass seine Existenz endlich ist. Die bisherigen sozialen Lebensaufgaben Beruf, Kindererziehung und eventuell Hausbau bestehen nicht mehr. Man war in eine Umwelt hineingeboren, die man sich nicht ausgesucht hat und die man nur in Grenzen für sich hat ändern können. Jetzt verabschieden sich viele Menschen, die einen bisher begleitet haben. Körperorgane leisten nicht mehr das, was sie früher konnten. Die Umwelt ist schuld daran, dass die Schrift inzwischen zu klein geworden ist und die Leute zunehmend zu leise und zu schnell sprechen. Während man früher mit Freuden jeden Berg bestieg, werden die 500 Meter Spazierweg auf einer ebenen Deichpromenade heute als eine Leistung empfunden. Das Herz arbeitet nicht mehr, wie es soll, und die Namen der nächsten Bekannten fallen einem immer schwerer ein. Es ist die Zeit, von seinem Körper Abschied zu nehmen. Oft gleichzeitig kommt der Abschied von seiner vertrauten Umgebung, seinem Haus, seiner Wohnung, den vielen darin enthaltenen Erinnerungsstücken, seinen unzähligen Büchern und Musikaufnahmen. Und man kann von Glück reden, wenn man nicht vollständig dement wird und nur noch blass alte Lieder einen an frühere Zeiten erinnern, wenn man nicht als Pflegefall an ein Bett gefesselt ist und man noch die Kraft hat, bei einem Ernstfall einen roten Knopf zu bedienen, um Hilfe rufen zu können. Das Alter endet in einem großen Abschiednehmen. Und wenn dies mit einer gewissen Würde geschehen soll, ist es mit einer Bereitschaft, loszulassen verbunden. Im Nachhinein erweist sich dann der Sinn der persönlichen Existenz im Leben selbst und sein letzter Schritt in der Wahl seiner Grabstätte (immer mehr Menschen wählen sie deshalb als Naturgrabbestätte in Ruhewäldern).

Genau genommen wissen wir heute noch nicht, wie unsere Gedanken entstehen, was unser Bewusstsein eigentlich ist. Es gibt darüber nur verschiedene Vermutungen, Theorien. Zu seinen Merkmalen zählt man  

  • das Erkennen seiner selbst,
  • das sich gefühlsmäßig und rational in Beziehung setzen können zu seiner Umwelt,
  • sich die Frage nach dem Sinn seines Daseins stellen zu können (d.h., die Frage nach einem übergeordneten, nicht unmittelbar erkennbaren Ziel).

Alle Antworten bauen dann auf vier Hintergründen:

  • Da ist zunächst die genetische Ausstattung, die biologische Einmaligkeit mit all ihren Besonderheiten und Einschränkungen.
  • Dann sind es die erfahrenen Prägungen, die weitestgehend die Bahnen unserer Nervensysteme, unseres Stoffwechsels und unseres Denkens grundlegend festlegen.
  • Danach ist es unser persönliches Mikrobiom, das weitgehend alle unsere Gefühle und Gedanken steuert.
  • Zum Schluss sind es unsere Werte, unsere Orientierungssysteme, deren Basis uns während unserer Prägungsphase mitgegeben wurden und dann in unseren Schulen, Gemeinschaften, Beeinflussungen und Erfahrungen aufgebaut wurden.

Daraus ergibt sich, dass alle unsere Wahrheiten, all unser Erkennen nicht nur auf dem Wissen Vorangegangener aufgebaut, sondern auch relativ persönlich zu sehen ist.

Wenn wir uns gegenüber ehrlich sind, müssen wir uns eingestehen, dass wir den Sinn unseres Daseins nicht kennen. Andererseits benötigen wir auf die Frage nach ihm eine Antwort, da wir für unsere Daseinsorientierung auf eine solche angewiesen sind. Was wir mit einer großen Wahrscheinlichkeit wissen, ist, dass alles im Universum Energie darstellt, diese für unser Denken gewissen Gesetzmäßigkeiten folgt (weil sie zugleich Informationseinheiten darstellt) und wir innerhalb ihr einen extrem winzigen Standort einnehmen. Aus diesen Vorgaben können wir dann ableiten, dass wir

  • unseren Standort evolutionsgemäß ausfüllen müssen,
  • an unserem Standort unserer Energiebewegung folgen müssen,
  • der Energiebewegung unserer Art gerecht werden müssen,
  • unserer Funktion als Vorbereiter einer möglichen neuen Evolutionsstufe folgen müssen.

Das bedeutet, dass

  • wir uns zunächst naturnah selber optimal erhalten müssen, entsprechend auch unser symbiotisches Mikrobioms, unsere Gesundheit, unseren Stoffwechsel. Dabei müssen wir unseren evolutionären Vorgaben folgen, wenn diese nicht aus ihren natürlichen Gleichgewichten geraten sollen. Dabei können wir unsere Besonderheit berücksichtigen, sozusagen unser evolutionäres Geschenk annehmen, indem wir uns über unsere Befähigung zu einer transzendenten Schau selber in der Größe des Universums, des Daseins erleben
  • wir uns zurück auf unsere Gemeinschaftsbindungen zurückbesinnen müssen. Ohne sie können wir nicht sein. In der Evolution wurden sie auf Kleingruppen ausgerichtet, in unseren Massengesellschaften auf beengtem Raum ist dies nur begrenzt möglich. In unserer Kultur sind an deren Stelle weitgehend die Netzwerke getreten. Sie sind es, die heute in ihrer Verschiedenheit unsere sozialen Energiebewegungen vor Ort bestimmen.
  • vielleicht unsere globale Energiebewegung in der Existenzsicherung unserer Art Ihre kulturelle Vielfalt schafft deren Dynamik. Dafür benötigen wir ein                       echtes Weltparlament, das nicht von den Interessen weniger Hegemonialmächte dominiert wird, das einerseits die Interessenvielfalt der Menschheit aufgreift und andererseits in einem „ewigen Frieden ihre Eigenart sichert.
  • in einem vierten Schritt unserer Funktion als Vorbereiter einer weiteren evolutionären Energiemetamorphose folgen müssen, indem wir helfen, deren Informationseinheiten zu einer neuen Daseinsform zu bündeln und aktiv werden zu lassen. Wir scheinen zurzeit uns in deren Schöpfungsprozess zu befinden. Überall in der Welt sammelt unsere Art dafür das Wissen, das in Zukunft die neue Evolutionsstufe für ihre Eigenreproduktion benötigen wird. Inwieweit es auf den Milliarden Planeten im Universum vergleichbare Schritte der kosmischen Energiebewegung gibt, wissen wir nicht.

Zu diesem Hintergrund unserer Existenz kommt unser Verlangen, von unserer Umwelt beachtet zu werden. Dazu gehören deren Aufmerksamkeit uns gegenüber, unser Bestätigtwerden, letztlich unser Status, den man uns zuspricht. Nichts macht deutlicher, dass wir in unserem tiefsten Kern Gemeinschaftswesen sind als dieser Umstand. Wir wollen zwar als Individuen gesehen werden, aber unsere Gemeinschaften sind der Spiegel, in dem dies erfolgt und dessen Flächen sind hinterlegt mit den kulturellen Inhalten, die uns zu denen gemacht haben, die wir sind.

Unser persönlicher Sinngeber ist in der Regel unsere Arbeit, und sie wird wahrscheinlich als solche auch weiterhin ihren Wert behalten. Kollektiv versuchen wir über ständig neue technische Entwicklungen dabei die Welt in unserem Sinne zu beherrschen. Dadurch wird unsere Arbeit auch für unsere Gemeinschaften sinngebend.

Viele Menschen versuchen, ihren Daseinssinn über ihre Kreativität zu realisieren. Für viele ist es die Kunst. Dabei kann niemand sicher sagen, was darunter eigentlich zu verstehen ist.

  • Für die frühen Menschen war es wahrscheinlich eine Kommunikationsform mit Hilfe von Symbolen.
  • Danach reduzierte sich diese auf eine Lobpreisung der Götter. Die gewaltigen religiösen Monumente zeugen davon.
  • Bereits in der Antike und dann besonders in der Gotik vereinte sich die Lobpreisung mit dem handwerklichen Können der Darstellenden. Michelangelo dürfte ein Höhepunkt dieser Entwicklung sein.
  • Nachdem das Christentum seinen ehemaligen Glanz verloren hatte und in der Aufklärung die geistige Auseinandersetzung mit dem Dasein folgte, übernahm die Kunst die Aufgabe, das Transzendente zu suchen und darzustellen. Die Zeit der Romantik brach an. Bei Turner oder Caspar David Friedrich ist dies vielleicht am besten nachzuvollziehen.
  • Als das Transzendente dann unter dem Druck der zivilisatorischen Entwicklung für die Massen seine Strahlkraft verlor, erklärte man die Kunst zu einer Konvention. Einen entscheidenden Entwicklungsschritt dahin stellte Marcel Duchamp dar.
  • Heute versteht man unter dem Begriff Kunst jede Darstellung einer psychischen oder geistigen Befindlichkeit. Man adelt sie praktisch über ihn, selbst wenn es sich dabei nur um seine Notdurft auf einer Unterlage handelt (so 2009 im Bielefelder Kunstmuseum geschehen).

Unter einer Kreativität versteht man das Umsetzen freier Gedanken in Verbindung mit einem strukturellen Denken. Ihr Hintergrund ist eine spezifische genetische Konstellation, sind Prägungen und erworbenes Wissen. Das bedeutet, dass ihrer Umsetzung in der Regel bereits Erfahrungen und Können vorausgehen. Sie ist ein gerichtetes Gestalten seiner Umwelt. Günstig für sie sind Freiräume für das Entwickeln neuer Ideen. Anders als bei der gezielten Gerichtetheit der KI wird sie beim Menschen weitgehend von der rational nicht erfassbaren Komplexität seiner Empfindungswelt und seiner atmosphärischen Umgebungen bestimmt.

Die heutige Kunst ist häufig für den Betrachter, Leser oder Hörer ein Ärgernis. Besonders trifft dies für Kunstliebhaber zu. Weshalb eigentlich. Früher beruhten ihre Inhalte und Darstellungen auf einem gesellschaftlichen Konsens, zu dem man sich selber in eine Beziehung bringen konnte. Heute ist sie in der Regel ein individuelles, psychisches Darstellungsergebnis, oft ohne einen sozial anerkannten Gesellschaftsbezug, der von fantasiereichen, bezahlten Kritikern oder von Interessengruppen hochgehalten wird. Bezeichnend dafür war, dass eine relativ unauffällige Israelkritik in Kassel mit lautem Getöse wegen ihres angeblich antisemitischen Charakters weggeräumt werden musste, während viele andere mit gleichzeitigen gesellschaftskritischen Darstellungen bezogen auf andere Staaten oder andere Regionen der Erde ohne jeden Kommentar stehenblieben. Bezeichnend auch, dass sehr oft moderne Kompositionen am Anfang von Konzerten gespielt werden und die klassischen Ohrwürmer erst nach der Pause. Durch dieses Verhalten verlassen sie die Besucher die Konzerte nicht vorher. Man muss eine Kunst persönlich nicht akzeptieren, wenn sie sich einem in einer Ausstellung oder einem Konzert nicht erschließt oder nur durch die Tätigkeit interessierter Ausstellungsleiter oder Kritiker hochgejubelt wird.

Zunächst sollte sich jeder Mensch um seine persönliche Gesundheit kümmern, d.h. in unserem Verständnis gemäß seinem biologischen Programm und damit seiner normalen Zellteilung, seinen ausgeglichenen Stoffwechsel und die für ihn gesunde Energie-. Mineral- und Hormonzufuhr. Erst wenn diese gegeben sind, stellt sich für ihn die Sinnfrage. Ihre Beantwortung ist als solche ein persönliches Setzungsergebnis, indem der Einzelne seinem Dasein einen spezifischen Inhalt und damit Wert zuspricht. Sie hebt ihn über seine reine biologische Existenz und steuert seine Botenstoffe zu einem ihn positiv stimmenden Leben.

Ein Körper ist eine Einheit, über die wir in ihrer Ganzheit trotz hoch entwickelter medizinischer Forschung, relativ wenig wissen. So kann man bereits viele Informationen aus einem Blutbild herauslesen, erfahrene Ärzte sogar über einen Blick in die Augen oder einfach auf die Fingernägel. So bedeutet eine Schädigung des Fingernagels als Gesundheitsspiegel (Rillen, Flecken, Verfärbungen, Brüche):

  • Längsrillen oft: Rheuma, Lebererkrankungen, Alterserscheinungen,
  • Querrillen oft: Magen-, Darminfektionen, Grippe mit hohem Fieber, extremer Stress,
  • brüchige, splitternde Nägel evtl.: Vitaminmangel (Biotin), Unterfunktion der Schilddrüse.

Alles an unserem Körper ist ein Spiegelbild unserer Gesundheit.

Entscheidend für unsere Gesundheit scheint unsere Körperkommunikation auch mit unserem Mikrobiom zu sein. Beide Seiten schütten Moleküle aus, die den Hintergrund unseres Immun- und Nervensystems bilden und sich gegenseitig beeinflussen. Wir wissen über diese Vorgänge noch sehr wenig. Mit Hilfe der Wnt-Gene steuern sie die Zellteilungsvorgänge anscheinend bei allen mehrzelligen Organismen, bzw. die Differenzierung unserer Stammzellen. Gerät die Zusammensetzung der Bakterien in der Mukosa (Schleimhaut, hier besonders im Darm) aus ihrem Gleichgewicht, werden wir krank (u.a. Darmleiden, Allergien, Diabetes, Parkinson, Depressionen und verschiedene Krebsarten). Als Existenz stellen wir genau genommen nur mit unserem Mikrobiom eine individuelle Einheit dar. Nur als solche sind wir die Person, als die wir uns sehen wollen.

Heute wird unser biologischer Körper von der naturfernen, technologischen Welt immer mehr belastet. Wir empfinden dies zunächst als Stress, und unser Körper reagiert darauf mit der Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol, die bei chronischen Reaktionen uns krank werden lassen. Man kann dem mit Biohacking-Methoden entgegenwirken. Da ein Stress bei Männern und Frauen zu verschiedenen Hormonausschüttungen führt, helfen Männern körperliche Betätigungen am besten, während es bei Frauen eher soziale Kontakte sind. Allgemein sind bewährte Hilfen:

  • Eine gepflegte Schlafhygiene: Verdunkelter Raum, keine elektronischen Geräte vor dem Schlafengehen,
    • gleiche Schlafenszeiten (stabilisiert den Schlafrhythmus),
    •  
  • Atemtechniken (bewusst langsam einatmen und langsamer ausatmen; dabei sich auf seinen Atem und seine Umgebung konzentrieren und sie beobachten; es gibt auch andere Empfehlungen),
    • Frauen atmen schneller und oberflächlicher,
    • Männer haben eine tiefere Bauchatmung.
  • Vitamin D (als Sonnenlichtersatz): Es beeinflusst unsere Vitalität, stimuliert die Serotoninausschüttung,
    geschlechtsspezifische Unterschiede: Frauen speichern wegen ihres höheren Körperfettanteil das synthetische Vitamin D besser,
  • Bio-Hacking-Methoden: u.a.
    • Stabilisierung der Herzfrequenzvariabilität,
    • Nutzung von Adaptogenen (Kräuter),
    •  

Unsere Gesundheit steht und fällt mit unserer Bewegung. Sie ist der Motor für unseren Stoffwechsel. Jede Bewegung ist dabei gesundheitsbezogen besser als gar keine. Sie

  • stärkt den Körper und wirkt positiv auf die Psyche,
  • setzt stimmungsaufhellende Botenstoffe frei,
  • macht gegenüber Stresssituationen resistenter,
  • ist besonderes für das Herz und den Kreislauf günstig
    (hält die Blutgefäße elastisch, senkt den Blutdruck, reduziert die Gefahr von Herzinfarkt und Schlaganfällen),
  • baut die Muskulatur auf und das Fettgewebe ab,
  • beugt diabetischem Stoffwechsel, Gicht und manchen Krebserkrankungen vor. Jede Bewegung ist vorteilhaft: Bereits ab täglichen 2350 Schritten geht die Gefahr an einem Infarkt, einem Schlaganfall oder einer Herzinsuffizienz zu sterben zurück. Bei einem Vergleich zu 4000 Schritten sinkt die Sterblichkeit bei

    537 Schritten um 48 %,
    7.370 Schritten um 55 %,
    11.529 Schritten um 67 %.

D.h., je mehr man sich bewegt, umso besser ist es. In Deutschland gehen die Erwachsenen täglich durchschnittlich 5.205 Schritte (in Europa 4.500 – 6.000 Schritte). Der Nutzen ist für Menschen

unter 60 Jahre bei 8.000 – 10.000 Schritten am größten,
über 60 Jahre bei  6.000 –   8.000 Schritten am größten.

Für das Herz ist es am positivsten, wenn durch eine höhere Intensität die Pulsfrequenz zwischendurch etwas steigt.

Durch unsere Naturentfremdung ist in unserer Kultur praktisch jeder mehr oder weniger psychisch krank. Man erkennt dies selten an sich selbst, wohl aber an den anderen. Bei vielen Störungen kennt man inzwischen die mit ihnen verbundenen neuronalen Veränderungen ziemlich gut. Als psychisch gesund gilt jemand, wenn er noch einen Zugang zu seiner gesamten Gefühlswelt hat. Psychisch krank wird man, wenn der persönliche Botenstoffhaushalt aus seinen natürlichen Gleichgewichten gerät. In Sonderfällen registrieren wir dies als neurotisch. Verbreitet in unserer Gesellschaft sind besonders Depressionen, Phobien, Zwangs- und narzisstische Störungen. Die vier in Deutschland zugelassenen Therapiehilfen sind die

  • Verhaltenstherapie: Sie setzt bei den Symptomen der Patienten an und vermittelt ihnen neue Verhaltensweisen.
  • Systemische Therapie: Sie konzentriert sich auf die sozialen Beziehungen.
  • Tiefenpsychologische Psychotherapie: Sie geht von den unbewussten, nicht verarbeiteten Konflikten im Menschen aus.
  • Psychoanalyse: Ähnlich dem tiefenpsychologischen Vorgehen, nur mit einem anderen Ansatz.

Laut M. Linden (Psychiater an der Charité) geht es 10 – 15 % der Therapiepatienten nach einer Therapie schlechter als zuvor.

Viele Menschen versuchen mit Hilfe von Drogen ihre psychischen Wahrnehmungen und ihre positiven Gefühle durch versprechenden Botenstoffe zu beeinflussen. Von der Gesellschaft toleriert werden dabei das Rauchen und der Alkohol, viele andere Drogen dagegen abgelehnt, aber oft in großen Mengen konsumiert, obwohl man deren zugleich schädigenden Folgen durchaus kennt (z.B. von Marihuana, Heroin, Ecstasy). Als positiv werden die bewusstseinserweiternden Eigenschaften empfunden, z.B.

  • neue psychodelische Erfahrungen, die eine völlig neue Sicht auf das eigene Dasein erlauben,
  • ein bisher unbekanntes Verschmelzen von Sinnesreizen,
  • die Lösung des „Ichs“ von belastenden Denkmustern,
  • die Befreiung von Ängsten.

Die auf das „Ich“ bezogenen Wahrnehmungen treten in den Hintergrund, bzw. lösen sich auf.

Die negativen Folgen der Drogen werden verdrängt, hier z.B. beim Rauchen die des Nikotins. Seine schädigende Wirkung beruht auf zwei Mechanismen: Zum einen kann es als Zellgift die Blut-Hirn-Schranke überwinden und zum anderen drosselt es die Durchblutung der Hirn-arterien. Die Folgen sind:

  • das Gehirn schrumpft und altert vorzeitig,
    (frühe kognitive Einschränkungen bis hin zur Demenz. Alle Gehirnbereiche sind aber auch die Hirnrinde und der Hippocampus, die beide für die kognitiven Leistungen eines Menschen zuständig sind (u.a. Sprache, abstraktes Denken, Erinnerungsvermögen). Angenommen wird, dass 14 % aller Alzheimer-Erkrankungen auf einen Zigarettenkonsum zurückzuführen sind.
  • Schädigungen der Lunge, der Durchblutung der Gefäße, des Herzens,
  • Förderung von Krebsformen und Herzinfarkten.

Die Schädigungen durch das Nikotin sind schleichend, werden von den Rauchenden deshalb nicht zur Kenntnis genommen, sind aber irreversibel und können nicht rückgängig gemacht werden.

Meistens wissen wir kaum etwas über die verschiedenen Organe unseres Körpers, z.B. relativ wenig über unsere Leber:

  • Sie ist die größte Drüse unseres Körpers und dessen schwerstes innere Organ (1,4 – 1,8 kg). Da sie schmerzunempfindlich ist, werden ihre Erkrankungen lange Zeit nicht bemerkt. Dabei haben jeder vierte Erwachsene und jedes dritte übergewichtige Kind wegen ihrer ungesunden Ernährung und mangelnden Bewegung eine Fettleber (= Leberentzündung). In Deutschland soll es mindestens 5 Mio. Leberkranke geben. Ihre Bedeutung liegt in ihrer Funktion als zentrales Organ für die Regulierung der Stoffwechselfunktionen, für die Körperentgiftungen. Damit ist sie überlebenswichtig:
    Sie
    • stellt für den Körper Hormone und Energie bereit,
    • liefert für die Muskeln die Brennstoffe,
    • befreit den Körper von beim Stoffwechsel entstehenden Giften (sie werden dann über die Galle und den Urin ausgeschieden).

Lebererkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Weniger Fett und Zucker und mehr Bewegung tun ihr gut. Schaden tut ihr indirekt auch der Alkohol, weil er sie beim Fettabbau behindert und dann als Zellgift auf das Gewebe toxisch wirkt. Lebererkrankungen machen sich u.a. bemerkbar durch

  • Mattigkeit und Müdigkeit,
  • Gelenkschmerzen und Gelenkentzündungen,
  • dunkelgelben Urin,
  • dauerndem Juckreiz,
  • eine Gelbfärbung des Auges und der Haut.

Neben der Zuständigkeit für den eigenen Körper sollte man auch Verständnis für die Leiden anderer haben, hauptsächlich dann, wenn sie dafür nicht verantwortlich sind. Das gilt besonders für die Folgen der menschengemachten Klimaentwicklung. Bereits heute gibt es in Deutschland jährlich etwa 20.000 Hitzetote (als „versteckte Tote“). In seiner Evolution hat sich der menschliche Körper auf eine mittlere Jahrestemperatur von 15 Grad eingestellt. Wurde die Temperatur extrem, zog man weiter. Die Probleme begannen, als durch den Siedlungsbau vor etwa 10.000 Jahren dieses Anpassungsverfahren nur noch begrenzt möglich wurde. Heute steigen die Temperaturen. Unser Planet wird viel heißer. Wird das aktuelle globale 1,5-Grad-Ziel gerissen, leben bald Milliarden Menschen in Klimazonen, in denen ein Mensch nicht mehr leben kann. Eine große Völkerwanderung ist dann zu erwarten. Ein zusätzliches Problem wird es sein, dass bei steigenden Temperaturen verstärkt das Antidueretische Hormon (ADH) ausgeschüttet wird, das die Menschen aggressiver macht. Für das Empfinden der Temperatur entscheiden die vorhandenen Lufttemperaturen, die bestehende relative Luftfeuchte, die Windgeschwindigkeit und die Strahlung. Gemessen werden sie in Wet Bulb-Grad (einem zu errechnenden Mittelwert). Ein Wert von 22 Grad gilt als ideal. Er ermöglicht dem Körper seine volle Leistungsfähigkeit. Ab 28 Grad beginnt es dann kritisch zu werden. Je nach Trainingszustand verliert der Körper dann mit jedem weiteren Grad 15 – 20 % seiner maximalen Körperleistung. Bei 35 Grad Wet-Bulb kann ein Mensch nicht mehr leben. Der 2. – 3. Tag einer Hitzewelle gelten als die gefährlichsten. Wenn eine Nachttemperatur nicht unter 20 Grad Celsius sinkt, kann sich ein Körper nicht richtig abkühlen. Die Nieren müssen dann verstärkt arbeiten und holen sich die dafür benötigte Flüssigkeit aus dem Körper. Die Gefahr seiner Entwässerung beginnt dann. Besonders gefährdet sind Menschen, die Entwässerungs-medikamente nehmen müssen, Ältere mit Vorerkrankungen und Übergewichtige. Ein Flüssigkeitsmangel kann dann zu Schwindel, kognitiven Einschränkungen oder einem Hitzekollaps führen.

Ein anderes lange vernachlässigtes Organ ist der Darm und das in ihm sich befindende Mikrobiom. Obwohl letzteres ein uns entscheidend beherrschender bakterieller Partner ist, mit dem wir in einer Symbiose leben, wissen wir darüber relativ wenig, die meisten von uns gar nichts. Dabei bestimmt es entscheidend unser Fühlen und Denken und damit unsere Persönlichkeit. In den letzten zehn Jahren haben sich allerdings unsere Erkenntnisse über das Mikrobiom in Verbindung mit unserer Darmflora stark erweitert. Inzwischen wissen wir, dass wir ohne unsere symbiotischen Partner gar nicht existenzfähig sind und sich diese überall in und an unserem Körper befinden. Eine Vielzahl unserer Krankheiten kann bei deren gestörtem Gleichgewicht hier ihre Ursachen haben, u.a. Autismus, Allergien, Depressionen, Schizophrenie Diabetes, Krebsformen, Arthritis, Parkinson, Asthma, Demenz, Stress, Übergewicht, Ängste und viele Darmkrankheiten. Bei jedem Menschen setzt sich die Darmflora anders zusammen.

Man rechnet damit, dass auf jede unserer Körperzellen etwa 10 Bakterien kommen, die letztendlich über unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden entscheiden. Man geht in der Regel davon aus, dass unsere Gefühle und Gedanken über deren Verhalten in unseren Gehirnen entstehen. Ihre Anreize erhalten sie weitgehend durch die Biochemikalien der Darmbakterien, die das Gehirn dann als Signalstoffe über das Blut und die Nervenbahnen erreichen. Die Bakterien spalten die Nahrung und produzieren dabei die Hormone, die dann über den Vagusnerv als elektrische Impulse seine Tätigkeit entscheidend steuern. Den Darm umgeben etwa eine halbe Milliarde Nervenzellen, das Gehirn besitzt dann etwa 85 Milliarden. Man unterscheidet inzwischen im Darm gute und schlechte Bakterien, und jeder sollte daran interessiert sein, seine Guten zu fördern, weil sie sich positiv auf sein Befinden auswirken, während die schlechten u.a. seine Gesundheit und sein Wohlbefinden schädigen. Positiv sollen sich eine ballastreiche, fettarme Ernährung, Probiotika und Antioxidantien auswirken, negativ eine fett- und zuckerreiche Ernährung. Unser Körper ist ein Kampfplatz zwischen guten und schlechten Bakterien. Es gilt, die guten zu fördern und die schlechten möglichst zu verdrängen. Wer sich für eine optimale Lebensweise entscheidet, muss sich daran halten.

Neben dem Darm befinden sich auch in anderen Körperteilen positiv Mikroorganismen, u. a. auf der Haut, dem Mund, der Nase; der Lunge, den Bronchien und den Geschlechtsorganen.  Sie

  • steuern u.a. verschiedene Körperfunktionen
    (Ihre Botenstoffe kommunizieren über bestimmte Signalwege mit dem Immunsystem, dabei „trainieren“ sie die Immunzellen und regen die Antikörperproduktion an),
  • verlangsamen Alterungsprozesse, indem ihre Stoffwechselprodukte Zellen vor Entzündungen schützen.

Das Wohlbefinden unseres Mikrobioms können wir über unsere Ernährung fördern (u.a. mit viel Ballaststoffen, Gemüse, Nüssen, Vollkorn).

Über unsere Ernährung nehmen wir die vom Körper benötigte Energie, Mineralien und Vitalstoffe zu uns. Durch deren Konsum sind wir für andere biologische Arten Konkurrenten und zerstören durch unser Wachstum deren Lebensräume. Durch unsere Entfremdung von der Natur, zivilisatorische Produktionsverfahren und kulturelle Förderungen, besonders von Wohlfühlnahrungsmitteln, entspricht unsere Ernährung aber auch nicht mehr unseren eigentlichen Körperbedürfnissen und denen unseres Mikrobioms. Empfohlen werden viel Pflanzliches und wenig Fleisch. Als Regel gilt:

  • Möglichst Naturbelassenes essen:
    Gemüse ist allein schon wegen seiner Ballaststoffe für das Mikrobiom wichtig. Allerdings fehlen ihm Eisen, Calcium, Zink, Vitamin B12, Vitamin D, oft Eiweiß und essentielle Fettsäuren.
  • Besonders Eiweiße (Proteine als Energieträger) bevorzugen,
    (gegenüber Fetten und Kohlenhydraten (Zucker). Sie sättigen und eignen sich für eine Gewichtskontrolle).
  • Für manche Vitaminaufnahmen ist Fett notwendig (z.B. für Vitamin A). Positiv sind dabei besonders ungesättigte Fettsäuren.

Man nimmt an, dass die Entwicklung des menschlichen Gehirns in seiner Evolution von der frühen Ernährung der Menschheit beeinflusst wurde. Durch seine Befähigung, seine Nahrung zu garen, soll ihr Verdauungstrakt kleiner und das Gehirn gleichzeitig größer geworden sein. Eine allein vegane Ernährung soll deshalb nicht dem menschlichen Organismus entsprechen.

Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Schlaf. Über diesen Teil unserer Existenz wissen wir allerdings sehr wenig. Einerseits wird er oft als eine Schwäche angesehen, eine Zeit, die sich der persönlichen Kontrolle entzieht, andererseits erkranken wir ohne ihn. Er stellt die von uns benötigte Regenerationsphase dar, in der der Mensch seine Energiereserven auffüllt (u.a. sein Glykogen im Gehirn), seine Abwehrzellen und Antikörper im Blut vermehrt, seine täglichen Erlebnisse verarbeitet, existentiell Unwichtiges im Gehirn aussortiert und Erlerntes und Wesentliches festigt und verknüpft. Man unterscheidet beim Schlaf mehrere Phasen. Störungen können zu einer Vielzahl negativer Folgen führen, zu psychischen und körperlichen Erkrankungen, übermäßigem Grübeln, Suchterkrankungen und Stress, Schlafmangel kann zu erhöhter Reizbarkeit, Gedächtnisstörungen, zu einem geschwächten Immunsystem, einer Vielzahl von Erkrankungen (u.a. erhöhten Blutdruck, Herzerkrankungen, Diabetes, Stoffwechselstörungen und erhöhte Anfälligkeit für Krebserkrankungen führen). Die Vielzahl der negativen Folgen bei Störungen oder einem Mangel machen allerdings seine Bedeutung für jeden deutlich. Schlussfolgernd gehört damit auch ein ausgeglichener Schlaf zu einem erfüllten Leben. In der Regel dürfte sich erst dann in den meisten Leben sinnvoll die Sinnfrage stellen.

Jeder hat sein persönliches Schlafplateau, seine persönliche Schlafmenge, die er für seine Regeneration benötigt. Die Phase nach dem Einschlafen ist die Phase des langwelligen Schlafs, die für die Regeneration und die Erneuerung des Organismus wichtig ist. In den ersten drei Stunden werden 75 % des Hormons Somatropin ausgeschüttet, das besonders das Wachstum der Kinder und die Reifung des Gehirns beeinflusst. Bei Erwachsenen führt ein Mangel zum Muskelabbau und Fettaufbau. Ab den 35. Lebensjahr nimmt das Hormon als eines der ersten stark ab. Es ist deshalb ein Hauptmarker für die Alterung eines Menschen. Nachts kreisen bei vielen Leuten wegen ihres Hormonmix im Gehirn die Gedankenkarusselle. Die Serotonin-Produktion, die sonst das Hormon für die positiven Gefühle ist und vom Licht angeregt wird, geht zurück. Sein Fehlen schafft stattdessen negative Gefühle. Das Melatonin übernimmt dann seinen Einfluss auf den Körper.

Der Schlaf steuert unsere Hirnströme, unseren Hormonhaushalt und unsere innere Uhr. In seiner Zeit erholen sich die Muskeln, werden Hirninhalte sortiert und der Stoffwechsel heruntergefahren. Nach der „Recovery-90-Methode“ (Nick Littletales) kann ein Schlaf in fünf Zyklen von je 90 Minuten eingeteilt werden:

  • Zyklus 1 + 2 = Non-REM-Schlaf (Tiefschlaf),
    (Reparaturtätigkeit des Gehirns),
  • Zyklus 3 – 5 = REM-Schlaf (Rapid Eye Movement)
    (Das neu Erlernte, Erfahrene wird mit dem bestehenden Wissen verknüpft. Es ist der traumreiche Schlaf).

Im Gehirn gibt es ein glymphatisches System, eine Art Kanalisation, in dem die Stoffwechselabfälle des Tages gesammelt werden und in der Non-REM-Phase des Schlafes (der Tiefschlafphase) durchgespült werden. Erfolgt dies nicht, sammeln sich in ihm die Abfallprodukte des Stoffwechsels, stauen sich, lassen uns nicht schlafen und verursachen Krankheiten (vermutet wird u.a. Alzheimer). Ein guter Schlaf gilt deshalb als die beste Medizin.

Empfohlen wird eine Schlafdauer von mindestens acht Stunden (1 % der Bevölkerung kommt wegen einer Gen-Mutation mit 4 – 5 Stunden aus). Bei einem Mangel

  • nimmt die Konzentration ab,
  • nehmen die kognitiven Leistungen ab,
  • besteht eine größere Risikobereitschaft,
  • ist man leichter reizbar,
  • können Menschen prädiabetisch werden.

Der ideale Schlaf schafft eine innere Uhr (den zirkadianen Rhythmus):

  • Er verläuft wellenförmig.
  • Gesteuert wird er über den suprachiasmatischen Kern (SNC) im Gehirn. Sein wichtigster Signalgeber ist das Licht. Wenn es morgens hell wird, beginnt er das Gehirn zu wecken. Abends bei Lichtabnahme aktiviert er die Nerven, die das Wachstum blockieren. (Dieser Rhythmus ist bei den einzelnen Menschen verschieden. Manche werden morgens sehr früh wach und abends früh müde, andere spät wach und spät müde.
  • Ein Problem in unserem Alltagsleben ist, dass wir diesen Rhythmus sehr oft ignorieren, oft ignorieren müssen.

In unseren verschiedenen Altersphasen ändert sich unser Schlafbedürfnis:

  • 0 – 6 Jr.: Babys und Kleinkinder schlafen anfangs 14 – 18 Std. (in abgedunkelten Räumen und bei festem Schlafritual: Besänftigender Stimme, zarten Berührungen und ruhigen Bewegungen),
  • Kleinkinder und Kindergartenkinder: 10 – 14 St. Schlaf (bei regelmäßigen Zu-Bett-geh-Zeiten und festen Routinen),
  • 7 – 13 Jr.: Kinder 9 – 12 Std. (bei oft verschiedenem Schlafbedürfnis. Zu wenig Schlaf macht „krank, dumm und dick“ (Jürgen Zulley). Wichtig:regelmäßige Schlafzeiten, keine Handys und Tablets),
  • 14 – 20 Jr.: Jugendliche und Heranwachsende 8 -10 Std. (Pubertät, hormonelle Umstellung, körperlicher Umbau. Oft Sorgen, Ängste, Zweifel, Grübelei, eine neue Liebe. Das Gehirn strukturiert sich neu),
  • 21 – 45 Jr.: Junge Erwachsene – Erwachsene 7 – 9 Std. Schlaf bei regelmäßigen Schlafzeiten (Beruf, Familienplanung, Hausbau belasten besonders zwischen dem 30 – 45 Lebensjahr; Kaffee und Alkohol stören den Schlaf),
  • 46 – 65 Jr.: Mittelalter, Wechseljahre 7 – 9 Std. Schlaf, (Belastungen durch beruflichen Stress und innerhalb der Partnerschaften; Kaffee und Alkohol werden weniger vertragen; Frauen kommen in die Wechseljahre, Männer müssen nachts öfter aufstehen),
  • 66 – 99 Jr.: Ruhestand 7 – 8 Std Schlaf (Fehlende Aufgaben, oft verschobener Schlafrhythmus; positiv: weiterhin körperliche und geistige Aktivitäten).

Alle unsere Gefühle, Gedanken, Handlungen, Entscheidungen und psychischen Erkrankungen werden von Gehirnzellen gesteuert. Der Hintergrund ihrer Schaltungen untereinander basiert auf deren Genen und die Ausprägungen der Schaltungen im Gehirn. Wie diese funktionieren, verstehen wir in ihrer Komplexität noch nicht. Man kennt allein hier inzwischen etwa 3000 verschiedene Zelltypen. Das zunehmende Wissen über die Vorgänge in ihm änderte z.B. die Symptombekämpfung von psychischen Erkrankungen hin zur Vermeidung von deren Ursachen. Das Gehirn regelt unseren Blutkreislauf, unsere Atmung, Verdauung. Von unserem 30. Lebensjahr an nimmt seine Leistungsfähigkeit ab (es schrumpft jährlich um 0,2 %, ab dem 60. Lebensjahr um 0,5 %). Eine gesunde Ernährung kann eine beginnende Demenz um bis zu 7 Jahre hinauszögern:

  • Mittelmeerkost: frisch, regional, saisonal,
  • Omegca-3-Fettsäuren machen die Gehirnzellen geschmeidig,
  • Omega-9-Fettsäuren verhindern Nervenschäden,
  • Vitamin B verbessert die Signalübertragung zwischen den Neuronen,
  • Spermidin schützt das Gedächtnis, verlängert das Leben
  • viele Nahrungsmittel unterstützen einzelne Bereiche,
  • wichtig sind ausreichende Flüssigkeit, Bewegung und Schlaf.

Das Gehirn befähigt uns zu Erinnerungen und zu einem Bewusstsein für unsere Identität.

Mit zunehmendem Alter verfestigen sich die Botenstoffbahnen in unserem Gehirn immer mehr und werden eines Tages so fest, dass deren Inhaber geistig völlig unbeweglich werden. Die Personen werden immun gegenüber einem noch so guten Rat, sehen ihn evtl. sogar als einen Angriff auf ihre Person und reagieren darauf aggressiv. Mit ihren verfestigten Hirnbahnen schaffen sie sich ihr eigenes geistiges Gefängnis. Alles was sie bis dahin nicht positiv gekannt haben, lehnen sie ab. Problematisch werden diese Verfestigungen, wenn sie zu neurotischen Verhaltensweisen geführt haben und dann von den betroffenen Personen ausgelebt werden. Sie kommen in allen Ideologiebereichen vor, besonders in religiösen und politischen. Negativ reagieren wir u.a. auf

  • aufgestaute Frustrationen,
  • Überforderungen,
  • übersteigerte Erwartungen und Ansprüche,
  • Angst vor sozialem Abstieg,
  • Enge, der man nicht ausweichen kann,
  • nicht „Nein“ sagen zu können.

Kennzeichnend für unsere Gesellschaft ist unser Individualismus und darin wiederum, als verbreitete Ausdrucksform, der in ihr bestehende Narzissmus, die Selbstinszenierung um jeden Preis. Erwartet werden in ihm die teuersten Anzüge, modernsten Autos. Eine frühe emotionale Unreife wurde hier später in einer narzisstischen, infantilen Unreife übernommen. Sie ist das Ergebnis eines leistungsfreien, egozentrischen Statusbegehrens. Ihr wichtigstes Kriterium ist heute oft eine Selbstdarstellung in den Medien. Die betroffenen Menschen wollen bewundert werden. In unserer Gesellschaft sollen 20 % der Personen davon betroffen sein, 5 % schwer und von diesen wiederum 1 % therapeutisch behandlungsbedürftig sein.

Auffallend für unsere Zivilisation ist, dass dort viele psychische Belastungen zunehmen: ca. 10 – 14 % der Menschen leiden unter Angststörungen, andere unter Depressionen, Suchterkrankungen, Gereiztheit, Aggressivität oder vertreten extrem ideologische Haltungen. Viele von ihnen reagieren darauf mit psychosomatischen Symptomen wie Appetitlosigkeit oder gar Nacken- und Rückenschmerzen. Manche sind nur niedergeschlagen, schnell erschöpft und haben Zukunftsängste. Sie haben nicht mehr die Kraft, sich zu regenerieren. Die Fähigkeit Belastungen auszuhalten, bezeichnet man als Resilienz. Sie ist die Anpassungsfähigkeit, auf Probleme und Veränderungen zu reagieren. Eigentlich gibt es für sie keine allgemeingültige Definition, und so kann man für sie oft sieben „anerkannte“, oft aber auch verschiedene Kriterien lesen. Kennzeichnend sollen danach sein:

  • eine Emotions- und eine Impulssteuerung,
  • ein realistisches, optimistisches Denken,
  • eine Fehleranalyse und Zielorientierung,
  • eine Selbstwirksamkeitsüberzeugung und eine Netzwerkorientierung.

Genannt werden aber auch Empathie, Verantwortungsgefühl und Anpassungsbereitschaft. Das Problem aller dieser Kriterien ist, dass sie in ihrem Hintergrund letztlich auf eine Selbstoptimierung zielen.

Ein Hauptkennzeichen der Leistungsgesellschaft ist ihr ständiger Zwang zur Optimierung. Das gilt nicht nur für ihre Erzeugnisse und ihre Erträge, sondern auch für ihre einzelnen Individuen. Dadurch befinden sich diese in einer ständigen Stresssituation, und sie merken nicht, wie das Leben um sie herum an ihnen vorbeifliegt. Sie versuchen dann zwar, durch die Hebung ihres Endophineausstosses es an einem Zipfel zu erfassen oder durch Shoppen und Selbstaufwertungen ihren sozialen Stellenwert zu heben, verbleiben dabei aber doch letztlich weiter in ihrer Optimierungsfalle.

In Deutschland versuchen sich pro Jahr fast eine halbe Million Menschen mit Hilfe von Schönheitsoperationen (spritzen, liften, transplantieren) zu optimieren, zu verschönern, um

  • aktuellen Schönheitsidealen zu folgen
    (Transpersonen lassen sie bei sich ständig machen),
  • jünger auszusehen,
  • körperliche Schäden auszugleichen (oft eingebildete),
  • Körperteile zu betonen,
  • körperliche Korrekturen vornehmen zu lassen.

Das Tätowieren und Piercen gehören auch in diesen Bereich. Fast immer stehen emotionale Hintergründe dahinter, selten rationale.

Die Selbstoptimierungssucht führt zu extremsten Versuchen, sein Äußeres zu verändern. Der neueste Schrei (2023) ist dabei die Färbung der Lederhaut der Augen (Sklera), die oft mit schwersten gesundheitlichen Komplikationen verbunden ist und nicht rückgängig gemacht werden kann. Rechtsmediziner sehen darin eine schwere Körperverletzung und fordern deren grundsätzliches Verbot.

Soziale Netzwerke fördern die Versuche der körperlichen Selbstoptimierung. Besonders sind es Fitnessgurus, Mode-Influencer, Möchtegern-Models. Alle körperlichen Unzulänglichkeiten werden von einer Schönheitsindustrie beseitigt. Die eigene Identität wird nur über das Aussehen akzeptiert. Entspricht es nicht den Erwartungen, ist man unglücklich. Immer neue Moden zwingen die Menschen, sich ständig mit sich selbst zu beschäftigen. Sozial belohnt werden Modenormen. Früher galt eine Körperfülle als erstrebenswert, als ein Beweis für reichliche Nahrung und Macht. Dann zwängte man sich in Korsetts, und heute ist es die Sichtbarkeit des Körpers, die individuelle Selbstliebe als Ausdruck einer gedachten Emanzipation. Man bekämpft seine natürlichen Falten mit Botox und kann danach nicht mehr ehrlich lächeln. Alle mütterlichen Konturen, die durchschnittliche Frau, der durchschnittliche Mann wurden suspekt. Der Feminismus fand sein Endziel im Narzissmus. Schon in der Urzeit verwendeten Menschen Ocker, um sich aufzuwerten, später in Ägypten und dem antiken Rom dafür Farben und Schmuck. Nach einer Studie von Marta Kowal verwenden

  • Frauen heute täglich ca. 4 Stunden für die Pflege ihres Erscheinungsbildes,
  • Männer täglich ca. 3,5 Stunden.

Für die Attraktivität benutzt man Make-up, Kosmetikartikel, Haarpflege, Körperhygiene, Kleidungswahl, Ernährungsvorlieben, Sport. In allen Kulturen achten heterosexuelle Männer auf die Schönheit und Jugendlichkeit von Frauen. Die Menschen vergleichen sich und versuchen ständig, ihrer Attraktivität nachzuhelfen.    

In unserer Kultur des Individualismus sind wir dabei, uns als Person immer weiter verbessern zu wollen. Schon heute können Chips im Gehirn Krankheiten heilen, in Zukunft werden sie Teil unserer Person werden. Bisher war der Mensch ein Teil der biologischen Evolution gewesen, doch in Zukunft wird er sie selber gestalten, zunächst genetisch bei Einzelaspekten, dann aber genetisch aus der Fülle der Natur zusammengesetzt nach Wunsch. Die Entwicklung der KI wird parallel daneben bis zu ihrer Autonomie ihren eigenen Weg gehen. Schon heute ist die Chat-GPT wahrscheinlich klüger als die meisten geisteswissenschaftlichen Promotions-arbeiten, da sie innerhalb von Minuten das geistige Wissen von Millionen Menschen im Sinne der an sie gestellten Fragen auf hohem Niveau beantworten kann. Das alles mag im menschlichen Bereich vielleicht die Zukunft von mehreren Millionen Menschen betreffen, doch was soll mit den Milliarden anderer geschehen? Sie können nicht alle in Cyborgs umgewandelt werden.

Eigentlich merkt eher oder später über sein psychisches und körperliches Befinden jeder Mensch, dass etwas in seinem Dasein für ihn belastend ist, bzw. etwas nicht stimmt. Da er die Ursachen dafür nicht zuordnen kann, belastet er dafür etwas aus seiner Umwelt. Irgendetwas ist schuld daran. Manches umzustellen, ist unbequem oder wird zugleich von Wohlfühlhormonen überlagert. Zunehmend wird aber auch ein Weg in sein Inneres gesucht und werden Entspannungsversuche angestrebt. So sollen in Deutschland 3,4 Mio. Menschen regelmäßig und 8 Mio. gelegentlich Yoga betreiben (nach Allensbach). Andere meditieren, betreiben Atemübungen, Achtsamkeitsübungen, betreiben Geh-Meditationen (Kinhin), Lachyoga, machen Waldspaziergänge, Zen-Übungen oder betätigen sich einfach verstärkt körperlich. Die Anregungen dafür bilden oft eine verstärkte Eigenwahrnehmung, Transzendenzerlebnisse oder einfach nicht über eine Kunst umsetzbare Sehnsüchte.

Dass wir ein ungesundes Leben führen, erkennen wir oft an unserem schnellen Gestresstsein. Folgen    davon können sein: Schlafstörungen, Depressionsformen, Migräne, Rückenschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, die verschiedensten psychischen Leiden (2022 in Deutschland der häufigste Grund für eine Krankschreibung).

Je nach Kultur haben sich die verschiedensten Meditationsformen entwickelt. Sie alle basieren auf Techniken

  • den Atem bewusst wahrzunehmen,
  • sein Umfeld aufmerksam zu beobachten,
  • störende Gedanken auszuschließen

Sie helfen, das Bewusstsein in stillere Bereiche zu führen. Ursprünglich betrafen sie hauptsächlich Übungen, um Gott näher zu kommen, heute sind sie das vielleicht bedeutendste Mittel um Stress zu begegnen. Sie sind ein Mittel der Selbsterfahrung. Man beobachtet das Entstehen und Vergehen seiner Gedanken und kehrt immer wieder zum Empfinden seines Atems zurück. Der Geist lernt sich selbst wahrzunehmen.       

Durch Meditationen werden die Gehirnstrukturen, die die Emotionen regulieren, besonders angeregt. Sie helfen, die Gefühle zu kontrollieren. Ein hoher Wert des Neurotransmitters GABA mindert die negativen Gefühle und sorgt für eine gewisse Ausgeglichenheit. Ihr Ziel ist eine tiefe Versenkung, die am Ende evtl. zu einer Erleuchtung führt (vermutet wird dabei eine Einstellung der Tätigkeit des Orientierungs-Assoziations-Areals im Gehirn). Man kann über Meditationen zu seinem Dasein eine tiefere Verbundenheit erlangen.

Die moderne Form der Meditation sind Achtsamkeitsübungen. Man konzentriert sich dabei auf seinen Atem, seine aktuellen Emotionen und die Wahrnehmungen seiner Sinne, auf sein Hier und Jetzt, auf seine Gegenwart. Einst von Jon Kabat-Zinn als MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) entwickelt, sind ihre stressreduzierende und emotionsregulierende Wirkungen gut belegt. Zu erwarten sind

  • das Verblassen negativer Gedanken,
  • das Anstoßen positiver psychischer Prozesse,
  • eine Vertiefung des Atems,
  • das Sinken des Blutdrucks,
  • eine Linderung körperlicher Beschwerden,

Der Thalamus wird über diese Übungen gestärkt und die Amygdala gedämpft (die Quelle unserer Ängste). Bei regelmäßigen Achtsamkeitsübungen entstehen dauerhafte Veränderungen im Gehirn, und es wird im Hippocampus eine höhere Ruheaktivität geschaffen. Aktiviert werden die Aufmerksamkeitsnetzwerke. Allerdings gibt es für eine heilsame Wirkung der Achtsamkeitsübungen darüber hinaus keine gesicherten wissenschaftlichen Belege.

Im Gegenteil: Bei psychisch Kranken können die Achtsamkeitsmethoden die Leiden sogar noch verstärken (Wahnvorstellungen, Panikattacken, schizophrene Schübe). Besonders bei Menschen mit Angststörungen und Traumaerfahrungen scheinen sie ungeeignet zu sein. Das eigene Ich wird bei ihnen in den Mittelpunkt gestellt. Eine Folge davon ist, die Entstehung unzähliger Egoismen. Die Übungen sollen besonders bei Narzissten beliebt sein, weil sie sich stark auf den Moment fokussieren und für ein impulsives Verhalten als Rechtfertigung dienen können. Sie sollen zu Selbstüberschätzungen führen. Ihr Ziel soll dann eine Selbstoptimierung sein. So verstanden sind sie der Ausdruck eines modernen Individualitätskults. Bei jedem zehnten Übenden sollen allerdings negative Nebenwirkungen beobachtet worden sein (nach Willoughby Britton 60 verschiedene negative Symptome). Es gibt bereits eine Klinik für Achtsamkeitsgeschädigte („Cheetah House“ in Providence). Die Achtsamkeitsübungen können nützlich sein. Bei traumatischen Vorgeschichten schaden sie aber. Ein Ersatz für sie können sinnbezogene Tätigkeiten sein (z.B. handwerkliche Arbeiten, Waldspaziergänge, Gartenarbeiten).

Laut amerikanischer Unabhängigkeitserklärung ist das „Streben nach Glück“ ein Menschenrecht. Für unsere Individualkultur wurde es zum existentiellen Leitmotiv. Wir sind wie die Ratten im Belohnungsexperiment immer darauf ausgerichtet, unsere glücksanregen-den Botenstoffe zu aktivieren. Wir verspüren Glück als ein Hochgefühl und sind dafür bereit, große Risiken auf uns zu nehmen. Im Gehirn werden dann biochemische Stoffe ausgeschüttet, die in uns zu Zuständen höchster Wohlgefühle führen. Nach deren Abbau erfolgt dann allerdings nach der Euphorie eine Phase der Ernüchterung, was zur Folge hat, dass wir erneut einen solchen Zustand anzustreben versuchen. Wenn in unserem Gehirn in seinen stirnnahen Bereichen die elektrischen Signale abnehmen, sinken im Blut die Stresshormone. Die Folge ist, dass sich dadurch unser Aufmerksamkeitsverhalten erholt und wir uns für positive Erleb- nisgefühle öffnen können, z.B. beim Wandern für die Schönheit einer Landschaft, beim Betrachten ästhetischer Eindrücke.

An der Entstehung der Glücksgefühle sind mehrere Hirnareale beteiligt: u.a. der orbifrontale Kortex (direkt hinter der Stirn). Hier werden die emotionalen Signale bewertet. Die

  • Auslöser von Hochgefühlen sind zumeist Sinneswahrnehmungen, die als neuronale Impulse im Gehirn zu Erfahrungen werden, – bei positiven Erfahrungen zu Hochgefühlen. Im Gehirn erfolgt dies im Nucleus accumbens und dem ventralen Pallidum. Wahrscheinlich wirken dabei mehrere Botenstoffe zusammen. Besonders bedeutsam scheinen zu sein:
    • Serotonin: dämpft Angstgefühle, fördert die Gemütsruhe,
    • Dopamin: bestimmt die „Tiefe“ der Erlebnisse,
    • Morphine: verlangsamen den Herzschlag und die Atmung. Dadurch tritt eine körperliche Entspannung ein. Sie ist es, die wir dann als Glücksmoment erleben,

Das Glück ist danach ein Belohnungsergebnis unseres Gehirns für ein bestimmtes Verhalten, das wir deshalb immer wiederholen möchten, um es immer wieder zu erleben. Tierversuche von Olds und Milner haben gezeigt, dass es im Gehirn ein Belohnungszentrum (Nucleus accumbens) gibt, das entsprechend stimuliert, seine Besitzer bis zu deren Tod glücklich machen kann. Seine Signale können mit Hilfe des Dopamins eine endlose Freude und Zufriedenheit auslösen. Dieser Belohnungsmechanismus wurde in der menschlichen Evolution auch zum Auslöser der nachfolgenden menschlichen Leistungen bis hin zu seinen heutigen anthropogenen Kulturen. Zunächst war es das Versprechen jeweiliger besserer Lebensbedingungen, dann der leichteren Arbeitsvoraussetzungen und danach der Gewinn neuer individueller Freiheiten, die ihn einerseits zur Überforderung des Planeten und andererseits über die Bündelung seines Wissens über die Kybernetik, die Digitalisierung zur sich abzeichnenden autonomen KI führten.

Ein Glück kann aus einem Genuss bestehen, einer freudigen Überraschung, einem erhabenen Gefühl, einem Rausch und auch sonst einer Ekstase.

  • Über das Glück belohnt uns unser Gehirn.
  • Ein Problem des biochemischen Hintergrunds des Glücks ist der Umstand, dass es sich relativ leicht auch biochemisch beeinflussen lässt, z.B. mit Hilfe von Drogen, Alkohol oder ernährungsmäßig durch Zucker oder Fett. Die Folge davon ist, dass diese Stoffe oft über das Verlangen nach deren Glücksbelohnung zu Abhängigkeiten führen.
  • Anscheinend wird unsere Fähigkeit zum Glückserleben stark von mehreren unserer Gene beeinflusst (nur zu ca. 50 % von äußeren Umständen). Eines davon scheint das Gen SLC6A4 zu sein, das die Wirkung des Serotonins zu beeinflussen scheint, ein anderes der Einfluss des Dopamins bei Suchtkranken.
  • Inzwischen ist bekannt, dass bestimmte Nahrungsmittel, Verhaltensweisen, u.a. das Sonnenlicht, unseren Botenstoffhaushalt im Gehirn beeinflussen können, so z.B. unseren Serotonin- und unseren Morphinhaushalt. Darüber können wir auf die Biochemie unseres Gehirns direkt Einfluss nehmen und damit auf unsere Stimmungen, auf unser Wohlbefinden. Unser Glücksempfinden kommt aus unserem Inneren.

Durch unseren Individualismus wurde unser Glück zu unserem wichtigsten Lebensziel. Die zunehmenden Freiräume der Individuen und der allgemeine Wertewandel haben ein soziales Klima geschaffen, so dass jeder glaubt, zunächst an sich denken zu müssen. Dabei basieren die Erwartungen weitgehend nur auf Projektionen, denn die eigene innere Zufriedenheit wächst letztlich nicht aus ihnen, sondern aus den dankbaren Augen des Gegenüber. Die einzelnen Personen werden heute zudem älter, ihre Bedürfnisse änderten sich im Verlauf der Jahre, man ist weniger kompromissbereit.

Ein Glück beschreibt ein erfolgreiches Leben. Neben einer körperlichen Gesundheit, die von einer gesunden Ernährung, viel Bewegung, keinem Übergewicht und keinen Lastern stark bestimmt wird, ist es ein Gespür der Bedeutung, die man für einen anderen besitzt, von dem man Anerkennung erfährt. Sichere Bindungsgefühle machen einen glücklich, das Für- einander-da-sein. Junge Menschen versuchen in der Regel zunächst ihren Statusdrang zu befriedigen. Wenn sie älter werden, empfinden sie zunehmend die Bedeutung einer positiven Beziehung. Es ist nicht ein Besitz, der glücklich macht. Denn einmal erhalten, wird sein Zustand zu einer Normalität. Er stärkt nur das soziale Statusempfinden. Über ein Einkommen von jährlich etwa 60.000 Euro soll er auf die Glücksgefühle eines Menschen kaum noch Einfluss haben. Wichtig ist es, einer Fixierung auf Erfolg zu entkommen, ihm nicht nachzujagen, nicht etwas Besonderes sein zu wollen, auf menschliche Beziehungen zu setzen und einer Arbeit nachzugehen, die Sinn stiftet und Spaß macht.

Ein wichtiges soziales Bindemittel ist das Lachen. Es gehört zu unserem evolutionären Erbe. Aus einem früheren Hecheln und Keuchen hat sich in der menschlichen Evolution das „Hahaha“ entwickelt und ist dann zu einem Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Freude geworden. Erst dies ermöglichte es dem Menschen in größeren Verbänden friedlich zusammenzuleben (nach Robin Dunbar). Ein Lachen baut soziale Spannungen ab und stärkt den Zusammenhalt innerhalb von Gruppen. Als Gefühlsäußerung drückt es eine Lebensfreude, Zuneigung, Vergnügen und Erleichterung aus, lauter positive Gefühle. Ein Lachen hebt in Gruppen Stimmungen. Kinder signalisieren darüber ihre freundlichen Absichten, Gruppen koordinieren darüber ihre Handlungen. Es kann die zwischenmenschlichen Beziehungen stärken. Was uns zum Lachen bringt, ist persönlichkeitsabhängig. Seine verschiedenen Arten verarbeitet das Gehirn in verschiedenen Bereichen (z.B. das fröhliche, hysterische, schadenfrohe). Nicht immer ist es der Ausdruck eines Glücksgefühls. Man kann es auch als Hilfe bei sozialen Manipulationen einsetzen. Manche Menschen leiden auch unter Lachphobien (sie empfinden fröhliche soziale Situationen als eine Bedrohung). Ob es einen gesundheitsfördernden Effekt hat, ist umstritten (norwegische Wissenschaftler fanden dafür in einer großangelegten Studie keine Belege): Es soll

  • eine heilende Wirkung haben,
  • den Gehalt an HDL-Cholesterin steigern,
  • einen Blutdruck stabilisieren,
  • Stresshormone dämpfen,
  • chronische Erkrankungen besser ertragen lassen,
  • Schmerzen besser aushalten lassen.

Ein Lachen sollte nicht mit einem Lächeln verwechselt werden. Denn Letzteres dient besonders bei Frauen als eine Form der sozialen Kommunikation. Es kann

  • körperlich überlegene Männer besänftigen,
  • die Bindungen zu einem Partner vertiefen helfen,
  • ein aggressives Verhalten eines Gegenüber abbauen.

Parallel zu unserer Individualkultur in unserer Gesellschaft wächst die soziale Einsamkeit vieler Personen. Ihre Existenz ist ein verbreitetes Tabuthema. Der fehlende soziale Kontakt führt zu Antriebslosigkeit, Rückzug und Depressionen. Um wenigstens etwas Lebendes in ihrer Nähe zu haben, das sie berühren können, bleibt ihnen zum Schluss oft nur der Hund, mit dem sie täglich ihre drei Runden gehen, der ihnen gehorcht und der sie manchmal liebevoll anschaut. Er wird in ihrer Einsamkeit zum Mittelpunkt ihres Lebens und verdrängt die Existenz alles weiteren Seins. Da das Problem sehr verbreitet und allgemein bekannt ist, versuchen ihm Organisationen mit Möglichkeiten einer Telefonfürsorge, Kommunen mit gezielt auf sie gerichtete Angebote (z.B. Anlaufstellen für Gespräche) und manche Staaten sogar mit der Einrichtung spezieller Ministerien für die Betroffenen (z.B. Japan) zu begegnen. Studien haben nachgewiesen, dass betroffenen Menschen schneller altern und stärker suizidgefährdet sind. Betroffen sind auch junge Menschen, die für ihre Identitätsfindung eigentlich auf einen Kontakt zu anderen Menschen angewiesen sind, aber sich durch ihren Medienkonsum in eine persönliche Isolierung begeben haben.

Einsamkeit darf aber nicht mit einem Alleinsein verwechselt werden. Während Einsamkeit ein abgeschnitten sein von der Familie, Freunden und sozialen Netzwerken darstellt, einen Mangel an sozialen Kontakten, ist das Alleinsein ein persönlich gewollter sozialer Rückzug. Die meisten Menschen lehnen zwar ein solches Verhalten ab, doch befreit es von gesellschaftlichen Anforderungen und kann von Erwachsenen sogar als eine Belohnung angesehen werden (während es für Kinder immer eine Bestrafung darstellt). Ein Alleinsein

  • kann einem Klarheiten verschaffen,
  • hilft emotionale Zustände zu regulieren,
  • fördert die Kreativität und Spiritualität,
  • kann eine Freude an zu erwartenden Kontakten steigern,
  • erleichtert ein sich Öffnen für Neues.

Für Extravertierte ist eine allein verbrachte Zeit unangenehm und langweilig, während Introvertierte sie als erholsam empfinden. In anderen Kulturen kann das bewusste Alleinsein krankhafte Züge annehmen, so in Südkorea das dortige “honjok“ (sich selber heiraten) oder in Japan das „hikikomori“ (der völlige Rückzug in sein Zimmer aus Angst vor einem Gesichtsverlust nach einem Misserfolg).

Unsere Zivilisation frisst unsere Zeit sowohl im Arbeitsbereich wie auch während unserer Freizeit. Zwar wird uns von allen Seiten eine grenzenlose Freiheit versprochen, doch der hektische Alltag, die ständige Erreichbarkeit überfluten uns mit ihren Reizen, und unsere Flexibilität führt uns in unseren alltäglichen Stress. Was uns fehlt, ist ein Dasein des sich zurückziehen Könnens, des nicht ständig erreichbar sein müssen in der alltäglichen Schnelllebigkeit. Was uns fehlt, sind Phasen der Stille, der Rückbesinnung, des Alleinseins mit uns selber, um darüber uns selber zu finden.

Der Mensch ist primär ein Geschöpf seiner neuronalen Botenstoffe, seiner Biochemie und der Verzweigungen der Schaltkreise in seinem Gehirn. Sein heutiges Dasein ist weitgehend auf sein hedonistisches Glück hin angelegt, dass er etwas Erfreuliches sofort erhält, welches er sich wünscht. Er ist allein auf den bestehenden Augenblick bezogen, allein der Gegenwart verhaftet. Auf Dauer ist sein Lebenssinn auf ein Verhalten angelegt, das eine Lebens-zufriedenheit anstrebt. So machen zwar Kinder, entgegen allen Behauptungen, einen oft nicht glücklicher, wohl aber können sie vielen Existenzen erst einen Sinn geben.

Wichtiger als das Glück ist für eine Existenz die Zufriedenheit. Dabei bestimmt weitgehend unser Erbgut, ob wir eines Tages zu Optimisten oder Pessimisten werden. Die Amygdala und der singuläre Kortex entscheiden in unserem Gehirn über unsere Gefühle:

  • Die Amygdala steuert unsere Angst und verbindet unsere Gefühle mit dem Verstand.
  • Der singuläre Kortex beeinflusst die Verarbeitung unserer Gefühle.

Beide Areale sind bei positiv denkenden Menschen besonders aktiv. Unsere ständige Jagd nach dem Glück, dem persönlichen Wohlbefinden macht uns auf die Dauer eher unglücklicher. Bedeutsamer wäre es, für sein Dasein einen Sinn zu suchen, das heißt in einer immer komplexer werdenden Bezugswelt seinen Weg zu finden zwischen

  • Positiven und Negativen,
  • Erfolg und Misserfolg,
  • Zufriedenheit Stiftendem und dem Unbefriedigendem,
  • Anspannung und Erholung,
  • Polaritäten, existentiellen Gegensätzen.

Wir erfahren unseren Sinn, wenn unsere Sinne angesprochen werden, wir über sie unsere Welt erleben können. Unsere Moderne ist davon gekennzeichnet, dass sie Sinnzusammen-hänge zerstört, z.B. religiöse Zusammenhänge, familiäre, Freundschaften, gesellschaftliche Ordnungen. Sie schenkt uns dafür Freiheiten, die wir weitgehend mit zufälligen, austauschbaren Orientierungsinhalten füllen. Früher erhielten wir über unsere Religionen, unsere Gemeinschaften, unsere Arbeit und über unsere Nation (als Kultureinheit) einen Sinn für unser Leben. Damit entfernen wir uns heute von der Polarität, der Komplexität unseres Daseins und werden, wenn dessen negative Seiten uns zu beherrschen versuchen, uns beherrschen, psychisch krank. Als positiv erweist sich

  • sich zu entschleunigen,
  • Gelassenheit,
  • weniger anzustreben,
  • sozialer Zusammenhalt, soziale Bindungen,
  • Berührungen zu suchen, zu tätigen,
  • sich in die eigene Welt zurückzuziehen, wenn sie einen draußen überfordert,
  • über sein Leben zu reflektieren,
  • Identifizierung mit der Heimat.

Ein erfülltes Leben entsteht erst über Gemeinschaften.

Seit den 1980er Jahren erhielt der Gedanke der Selbstverwirklichung eine immer mehr zunehmende Bedeutung. Verbunden damit ist der Gedanke einer möglichen Entfaltung seiner Individualität, der Wunsch nach einem anderen, möglichst autonomen Leben. Der Hintergrund dieser Gedanken ist, dass der Mensch in unserer Gesellschaft weitgehend über seine Leistungen definiert wird und damit der Einzelne psychisch gezwungen ist, sich über diese zu identifizieren. Das Problem, das dann für den Einzelnen entsteht, ist eine Tätigkeit zu finden, die seinen Erwartungen und Fähigkeiten entspricht. Biologisch ist der heutige Mensch in seiner Evolution für die auf ihn zukommende Arbeitswelt in unserer zukünftigen Zivilisation gar nicht geschaffen. Früher entschied seine physische Veranlagung weitgehend über sein Schicksal. Das wird in einer zukünftigen KI-beherrschten Welt, einer Welt der unvorstellbar großen Informationsflüsse, die die Erde wie eine Datenhülle kommunikativ umgeben, eine Welt sein, in der der einzelne Mensch vielleicht nur noch ein mikrobenartiges Dasein führen wird. Wir wissen es nicht. Aber vieles spricht dafür. Unsere kulturellen Orientierungsmodelle sind darauf noch nicht eingestellt. Vielleicht werden Ansätze der Stoa und des Zens dafür Lösungen anbieten können, wenn wir von unserem Individualismus als eine kulturelle Errungenschaft auch in der Zukunft nicht lassen wollen.           

Spirituelle, gläubige Menschen sind körperlich oft gesünder und glücklicher als Nichtgläubige. Über das Gefühl der Sicherheit, die ihnen ihr Glaube an die das irdische Leben übersteigende Kräfte vermittelt, erhalten die unbekannten und unverständlichen Phänomene des Daseins bei ihnen einen positiven Hintergrund. Zusätzlich sind sie in der Regel in sie unterstützende Gemeinschaften eingebunden und deren Rituale vermitteln ihrem Dasein eine strukturelle Sicherheit. Oft kommen noch Meditationsformen hinzu, die ihnen einerseits ein Gefühl der Entspannung und andererseits der Selbstkontrolle vermitteln können (Formen, wie sie auch Nichtgläubige tätigen können, z.B. im Yoga oder Tai-Chi).

Biologisch ist der Mensch vorrangig Geschlecht, ein auf Fortpflanzung angelegtes Wesen, das seine in ihm angelegte biologische Energie über seine Nachkommen in die Zukunft tragen will.  Sozial ist er ein Gemeinschaftswesen, das nur über seine Gemeinschaften lebensfähig ist.

Kulturell
ist er ein auf eine Orientierungsvorgabe angewiesenes Wesen, die zugleich seine energetische Triebkraft zu einer möglichen nächsten Evolutionsstufe zu sein scheint. Ihre Inhalte sind austauschbare Setzungen und zugleich auch universelle Bewegungselemente. Damit dienen die Hegemonialbestrebungen der Großmächte und die westliche Frauenbewegung in ihrem Zerschlagen der biologischen Gemeinschaften letztlich nur einem energetischen Hintergrund für diese neue Evolutionsstufe. Mit ihnen zerstören wir die historische Natur, bzw. entfernen uns als Menschen von unserer evolutionär-archaischen Biologie.

Informationstechnisch-digital
führt er die Evolution in die Zukunft. Für uns erkennbar und symbolisch festzumachen ist dies an der KI. Wahrscheinlich wird es die zentrale Bestimmung einer zukünftigen Menschheit sein, durch chemische und technische Optimierungen die ihr dienenden Avatare zu stellen. Bereits heute wäre es ihre Aufgabe, festzulegen, an welchem Punkt ihrer kulturellen Setzungen sie der Entwicklung einen Einhalt gebieten soll, um für sich selbst, bzw. einer Gruppe ein Umfeld zu schaffen, in dem sie als Art weiter bestehen kann. Der Sinn ihres Daseins wäre dann, – konservativ gesehen –, sich einfach aus Teilen ihres zivilisatorischen Seins wieder zurückzunehmen, ihren hochentwickelten Geist wieder verstärkt für das Erfreuen am Jetzt und Hier zu nutzen, die sie umgebende Natur und sozial die eigenen Gemeinschaften zu schützen und sich aktiv in deren Pflege wieder einzuordnen. Der Sinn ihres Daseins bestünde dann jeweils in der von ihr gefundenen Aufgabe. Der andere Teil der Menschheit wird seinen Sinn im Dienst für den „Fortschritt“ finden, wobei seine optimierten Gehirne seine Verluste nicht bemerken werden.