Evolutionstheorie

Mit der explosionsartigen Zunahme unseres naturwissenschaftlichen und technischen Wissens veränderte sich unsere Kultur radikal. Die bisherigen Weltbilder verloren ihren allgemeinen Orientierungscharakter:

  • An die Stelle der klassischen Physik trat die Relativitäts- und Quantentheorie.
  • In der Biologie setzte sich die Evolutionstheorie durch,
  • in der Psychologie nach der Psychoanalyse Freuds die moderne Hirnforschung,
  • in den Kommunikationstechniken Radio, Fernsehen und die heutigen digitalen Medien
    (die dann die Brücke zum 21. Jh. darstellen werden),
  • im Verkehrsbereich Auto, Flugzeug, Rakete
    (die die Voraussetzungen für eine weltweite Globalisierung im 21. Jh. darstellen werden).

Mit den modernen Wissenschaften wurden neue Logiksysteme und Wissenschaftstheorien entwickelt. Man begann die Erkenntnis zunehmend in ihrer Sprachabhängigkeit zu sehen. Der einzelne Mensch, der dieser Entwicklung nur passiv, ohnmächtig zuschauen kann, fühlt sich verstärkt auf sich zurückgeworfen und beschäftigt sich zunehmend in der Existenzphilosophie mit sich selber. Es werden jetzt Sonderbereiche des Menschseins hervorgehoben:

  • in der Phänomenologie ein neues Bewusstsein über das Wesen der Dinge,
  • in der Hermeneutik die Abhängigkeit des Geistigen von der Geschichte,
  • in der Lebensphilosophie die elementaren Tätigkeitsbereiche in einer Kultur,
  • im Marxismus die Kritik an den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen,
  • in den „Kosmologien“ die Stellung des Menschen in der Welt.

Während am Anfang des 19. Jhs. der Naturbezug die Menschen stark in den romantischen und idealistischen Bereich geführt hat und mit Darwin eine neue Naturbetrachtung eingesetzt hat, wurde die folgende Zeit zunächst von physikalischen und dann biologischen Weltbildern beherrscht.

Während bei Kant die (transzendentale) Logik noch eine Erkenntnistheorie war, bei Hegel eine spekulative Metaphysik, wurde sie in ihrer modernen, mathematesierten Form zur Logistik. Kalkulisierend, festen Operationsregeln folgend, wurden ihre philosophischen Grundlagen in einer Metalogik erfasst und von dort als abstraktes System auf die Umwelt übertragen.

Darwins Erkenntnisse über die „Entstehung der Arten“ veränderten nicht nur die Vorstellungen in der Biologie mit einem idealen Bild der Arten zugunsten deren dynamischen Entwicklung. Auch der Mensch reihte sich nun in diese Abläufe ein und verlor seinen Status als göttliche Sonderschöpfung.

Darwin, Charles (1809 – 1882):
Darwin baute auf bereits vorhandene Gedanken (u.a. von Jean-Baptiste Lamarck (1744 – 1829) nach dem alle Arten eine Trieb zur Vervollkommnung ihrer Art nach den jeweiligen Anforderungen ihrer Umgebung haben und diese Anpassung weitervererben).

Nach Darwin setzten sich im Daseinskampf die jeweils Stärkeren durch und gaben ihr Erbgut an ihre Nachkommen weiter. Alle Lebewesen seien das Ergebnis von Mutationen und Selektionen.

Darwins Erkenntnisse führten philosophisch zu folgenden Einsichten:

  • Alle Arten sind nur Zwischenphasen dynamischer Entwicklungen
  • Die biologische Evolution ist ein Sonderfall der kosmischen Evolution
  • Alle Materie organisiert sich selbst

Haeckel, Ernst (1834 – 1919):
Nach ihm gibt es keine Erkenntnisse a priori. Alles müsse aus einem Prinzip der Entwicklung heraus begründet werden. Der Mensch könne nicht den „ersten Anfang“, die Bewegungsläufe und das Ende der Materie erkennen. Es gäbe keinen Gott, der das Weltgeschehen lenke.