Tantra

Das Tantra ist eine esoterische Form der indischen Philosophie, deren Praktiken Bestandteile fast aller hinduistischen Gruppierungen geworden sind und das in den späten Buddhismus eingegangen ist.

Entstanden ist es im frühen Mittelalter aus rituellen nicht-vedischen Formen des Volksglaubens. Es hatte zunächst die Funktion, die Tätigkeit von Dämonen zu begrenzen und später nichtlegitime Könige rituell zu legitimieren. Oft sind seine Bräuche regional ausgerichtet und ähneln schamanistischen Religionen (verbunden mit Zauberformeln, Beschwörungen und Opferungen). Da seine Ausübung am Anfang nur einer Oberschicht vorbehalten war, diente es zunächst weitgehend der Sicherung ihres Einflusses.

Ihre Einheit erhalten die tantrischen Sekten durch gemeinsame Gottheiten. Trotz deren Fülle zielen die Lehre und deren Praktiken auf die Einheit des Einzelnen mit der obersten Gottheit.

Inhaltlich zielt der Tantrismus auf die Untrennbarkeit des Relativen und des Absoluten, auf das Einswerden mit ihm über Formen der Selbstverwirklichung. Seine heutigen Techniken stammen weitgehend aus dem 17. Jh.. Über esoterische Stufenwege soll man mit ihrer Hilfe zur Erkenntnis und Erleuchtung gelangen. Dazu gehören:

  • das sich unterstellen unter einen Meister (Guru),
  • die Nutzung der Sinnenwelt für eine Vereinigung mit dem Göttlichen (dabei spielen die feinstofflichen Energiezentren (= Chakras) und Eneregiekanäle (= Nadis) eine wichtige Rolle. Aus ihnen entwickelten sich
    • yogische Praktiken,
    • meditative Praktiken,
    • Formen ritualisierter Sexualität
      (im Westen kennt man sie weitgehend nur in dieser Verbindung)).

Da das Tantra immer praxisorientiert ist, sind für seine Anhänger besondere Symbole und Techniken bedeutsam, u.a.:

  • Mantras
  • Yantras
  • Mudras
  • Bhutashuddhi
  • Kriya

Eine internationale Verbreitung fanden das Tantra durch

  • seine heutigen Formen des Yogas
    (z.B. Hatha-Yoga; daraus 1995 das Lachyoga weiterentwickelt),
  • Meditationsformen,
  • Mantras.

(Im Westen werden seit Beginn des 20. Jhs., im Gegensatz zum klassischen indischen Tantra, seine sexuellen Seiten betont. Okkulte, sexualmagische Praktiken sollen dabei in Form einer sexuell-spirituellen Wellness die Orgasmusfähigkeit steigern. Als „Neotantra“ werden diese Techniken seit den 1970er Jahren auch in Deutschland in esoterischen Szenenseminaren angeboten),