Sie wird von der Wiederentdeckung von Aristoteles durch die europäische Philosophie bestimmt. In den arabischen Übersetzungsschulen war sein Schrifttum schon lange zuvor gepflegt worden und hatte die dortigen Wissenschaften (besonders die Medizin) in starkem Maße angeregt. Bedeutende Vertreter seiner Gedanken waren:
Avicenna (Ibn Sina, 980 – 1037, Arzt):
Er versuchte aristotelisches und neuplatonisches Gedankengut zu verbinden. Nach ihm ist Gott das einzige in sich nicht zu unterteilendes Wesen. Das übrige Sein sei in Ewiges und Vergängliches zu unterscheiden. Eine Erkenntnis sei möglich, da die Gegenstände einer Erkenntnis und der menschliche Geist den gleichen Schöpfungshintergrund besäßen. Sein „Buch der Genesung der Seele“ hatte einen großen Einfluss auf das christliche Denken gehabt, besonders auf Albertus Magnus und Thomas von Aquin.
Avicebron (Ibn Gabirol, 1020/21 in Malaga – 1069/70, jüdischer Philosoph):
Durch den Willen Gottes entstehe durch die Vereinigung von Materie und Form alles Sein. Er unterschied eine körperliche und eine geistige Materie. Allein Gott sei Form ohne sie. Sein Werk hatte einen großen Einfluss auf die Scholastik.
Moses Maimonides (1135 in Cordoba – 1204, jüdischer Arzt, bedeutendste rabbinische Autorität des Mittelalters):
Er orientierte sich an Aristoteles und brachte die bisherigen unübersichtlichen Talmud-Überlieferungen in ein klares System. Nach ihm können wissenschaftliche Tätigkeiten zum Glauben führen. Gott könne nur über seine Taten erkannt werden, über sein Wesen könne man nichts sagen.
Die Hochscholastik ist gekennzeichnet von den Auseinandersetzungen zwischen den
- Franziskaner, die sich an Augustinus orientierten und
- Dominikanern, die die Schriften des Aristoteles besonders intensiv studierten.
Besonders hervorgetan haben sich bei den Franziskanern:
Bonaventura (um 1221 – 1274, Vertreter der „älteren Franziskanerschule“):
Er orientierte sich an Augustinus und dem Neuplatonismus. Aristoteles habe nicht die Urbilder allen Seins als ein Ausdruck Gottes akzeptiert. Durch das Licht erhalte die Materie ihre Formung, die in ihr als Keim seit Urbeginn von Gott angelegt sei. Der Mensch könne ihn über Stufen in der geschaffenen Welt erkennen. In der letzten dieser Stufen komme sein Verstand zur Ruhe und seine Seele gehe in Gott auf.
Johannes Duns Scotus (1265 – 1308, Vertreter der „jüngeren Franziskaner“):
Nach ihm ist das natürliche Wissen auf sinnliche Anschauungen angewiesen und deshalb unsicher. Deshalb sei der Mensch auf die Offenbarung angewiesen. Der Gegenstand der Metaphysik ist nicht Gott sondern das Sein (im Gegensatz zur Theologie besäße sie nur einen abstrakten Gottesbegriff). Das Individuelle sei dabei eine eigene Seinswelt, die das Individuum „zur letzten Wirklichkeit des Seienden“ macht. Über jedem Leben steht das Primat des frei wählenden Willens, der aus dem göttlichen Willen hervorgegangen ist. Seine Vollendung findet der Mensch, wenn er über seine Göttlichkeit zur höchsten Gottesliebe findet.
Besondere hervorgetan haben sich bei den Dominikanern:
Albertus Magnus (1193 ( 1207) – 1280; Graf Albrecht von Bollstädt; umfassendster Gelehrter des Mittelalters, bedeutender Naturforscher. Versuchte das gesamte Wissen seiner Zeit zusammenzutragen und die Werke des Aristoteles zu kommentieren; Lehrer von Thomas von Aquin):
Thomas von Aquin (1225 – 1274; bedeutendster philosophischer Systematiker des Mittelalters; seit 1829 offizieller Philosoph der katholischen Kirche. Er vereinte deren Lehren (besonderes die des Augustinus) mit denen des Aristoteles):
Roger Bacon (um 1215 – 1295, Oxford):
Mit ihm beginnt die Trennung von Theologie und Philosophie (zu der in seiner Zeit alle Wissenschaften gehörten). Mit Hilfe von Naturbeobachtungen wollte er die Lebenssituation der Menschen verbessern. Als Hilfen dienten ihm dafür Erfahrung, Experiment und Mathematik. Der damaligen Theologie und Philosophie warf er unwissenschaftliche Methoden vor. Einen Konflikt zwischen diesen beiden könne es nicht geben, da die wissenschaftliche Wahrheit und die Offenbarung beide in Gott begründet seien.