Europäische Philosophie – Klassische deutsche Philosophie

(= deutscher Idealismus; Blütezeit der deutschen Philosophie; oft genannt 1781 – 1831 = dem Erscheinungsjahr Kants „Kritik der reinen Vernunft“ und dem Tod Hegels)

Unterscheiden kann man zwischen dem

  • Kant,
  • frühe Fichte,
  • frühe Schelling,
  • späte Fichte,
  • späte Schelling,
  • Hegel.

An ihrem Anfang stehen die Thesen der Aufklärung, die zur französischen Revolution geführt haben:

  • der Glaube an die Vernunft,
  • die Verkündung der Freiheitsrechte.

Kant wird von Rousseaus Zweifel an die Vernunft und Humes Ablehnung dogmatischer Vorgaben zu einem eigenen Gedankenwerk angeregt. Er stand dabei im Spannungsfeld zwischen der Kritik an der Vernunft und den Forderungen des Empirismus. Bevor die Grenzen menschlicher Erkenntnismöglichkeiten geklärt würden, müsse der Wahrheitsgehalt der Erkenntnisse als solcher untersucht werden. Mit seinen drei Kritiken legte er die Grundlagen für den philosophischen Idealismus in Deutschland. Seine darin enthaltenen Anregungen und Unklarheiten bestimmten die deutsche Philosophie durch das ganze 19. Jh. hindurch.

Fichte übernahm Kants Gedanken und baute sie zu einem reinen Idealismus aus, während Schelling Natur und Sein als identisch erklärte.

Am Ende dieser Entwicklung (einer spezifisch deutschen) stand Hegel, indem er jeden Fortschritt in einen dialektischen Prozess stellte, in dem sich die Vernunft in immer höheren Stufen sich selbst verwirklichte.

Von Hegel führten später zwei Gedankenreihen:

  • eine politische (= Hegelsche Rechte):
  • eine dialektisch orientierte in Verbindung mit den französischen Positivisten (= Hegelsche Linke):

Gegen Kant und die Aufklärung stellten sich dann

  • Hamann, Johann Georg (1744 – 1788):
  • Jacobi, Friedrich Heinrich (1743 – 1819):
  • Herder, Johann Gottfried (1744 – 1803):

Am Anfang des deutschen Idealismus stehen vier Ostpreußen:

Kant, Immanuel (1724 – 1804):
Begründer der Transzendentalphilosophie (d.h. einem auf die Erfahrung beruhenden sprachlichem Orientierungssystem. Mit seinem Werk „Kritik der reinen Vernunft“ leitete er die moderne Philosophie ein):

Hamann, Johann Georg (1730 – 1788, Gegner der Aufklärung):
Er betonte gegen Kants verstandesmäßige Erkenntnis die Bedeutung des Gefühls und der Sprache. Die Subjektivität des Genies sei wichtiger als ein kritischer Kopf. Hamanns Orientierungspositionen waren:

Jacobi, Friedrich Heinrich (1743 – 1819):
Jacobi kritisierte alle Formen des Rationalismus und hielt die rationalistisch orientierte Philosophen für „Nihilisten“. Die Philosophie sei nicht imstande, ein Dasein Gottes zu beweisen. Jedes menschliche Erkennen baue auf einen Glauben. Dieser sei die höchste Instanz und ergebe sich aus dem unmittelbaren Einwirken der Dinge auf den Geist. Mit unserer Erkenntnis könnten wir nicht eine Sache selbst, sondern nur unsere Vorstellung von ihr erfassen. Jacobi lehnte Kants Apriorität von Raum und Zeit ab und zeigte als erster den Widerspruch in dessen Beweisführung bei der Anwendung der Kategorie der Kausalität auf das „Ding an sich“. Er stellte dem Freiheitsdrang des Individuums dessen soziale Verpflichtungen gegenüber.

Herder, Johann Gottfried (1744 – 1803):
Herder war ein Schüler Kants und entscheidend von Hamanns Sprachvorstellungen beeinflusst worden. Er kritisierte mit letzterem an Kant, dass dieser die Sprache als Erkenntnisquelle vernachlässigt habe. Sie sei bereits ein Glied in der menschlichen Bewusstseinsbildung und die Vernunft sei selber erfahrungsabhängig. Erst mit dem Sprechen entstehe die Vernunft. In der Natur entwickele sich alles aus natürlichen Bedingungen auf einen höchsten Zweck hin. Gott sei die ewige Wurzel aller Dinge. Die Gesetzlichkeiten der Welt seien ein Ausdruck seiner göttlichen Macht. Die Weltoffenheit des Menschen ermögliche es ihm, sich seine eigene Natur zu schaffen, doch sei er darauf angewiesen, über seine Erziehung zur Humanität zu gelangen. Herder hatte einen großen Einfluss auf das Denken von Fichte, Schelling, Hegel und die deutschen Romantiker. Seine Nationenvorstelllungen könnten ein Vorbild für ein künftiges Europa sein.

Fichte, Johann Gottlieb (1762 – 1814):
Für Fichte ist die Philosophie die Wissenschaft vom Wissen, die er an den Begriff des Ichs (als etwas Absolutes) ausrichtet. In seiner Wissenschaftslehre ging er von einem „absoluten Ich“ aus. Die Vernunft setze sich selbst. Der Grund der Erfahrung müsse bereits außerhalb derselben bestehen, im Nicht-Ich. Zwei konkurrierende Systeme versuchten die Welt zu erklären:

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph (1775 – 1854):
Er wechselte mehrmals seine philosophische Arbeitsbereiche und seine Grundhaltungen. Eins seiner Hauptprobleme war die Aufhebung der Gegensätze von Subjekt und Objekt, Realem und Idealem, Geist und Natur. In seiner Naturphilosophie stand das Subjekt (als Träger von Zuständen des Ichs) für die Produktivität, das Objekt für die vom Bewusstsein unabhängige Wirklichkeit. Die Natur befinde sich in einem ständigen Prozess des Vernichtens und Neuschaffens, des Werdens. Er setzte dem „subjektiven Idealismus“ Fichtes seinen „objektiven Idealismus“ gegenüber. Für Fichte war die Natur eine Summe von Empfindungen von Gegenständen. Für Schelling blieben Subjekt und Objekt gleichwertige Pole, und die Natur war dabei in den Vorstellungen des Subjekts das Prinzip der Objektivität. Er unterschied die Natur als Produkt und als Produktivität und entwickelte in einem System des „transzendentalen Idealismus“ eine Erscheinungstheorie von Natur und Geist. In einem Identitätssystem fasste er beide zusammen. Ihre Differenz sei die Bedingung für das Vorhandensein einer „absoluten Identität“. Sie gingen darin auf. Die „absolute Identität“ sei identisch mit der „absoluten Vernunft“, der „Identität der Identität“. Sie bilde den Urgrund aus dem die Natur in Stufen hervorgehe.

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770 – 1831):
Er war der Starphilosoph des deutschen Idealismus und besaß einen großen Einfluss. Von ihm gingen zwei Strömungen aus: