Europäische Philosophie – Französischer und englischer Positivismus

Zeitgleich mit dem „deutschen Idealismus“ bestimmte in Frankreich und England der Positivismus das Denken.

Im Positivismus wird gedanklich vom tatsächlich Gegebenen, Zweifelsfreien ausgegangen. Metaphysische Gedanken werden als nutzlos angesehen. Man orientierte sich in seinem Weltbild stark an den Naturwissenschaften. Als seine Begründer können in

  • Frankreich:
  • England:

Comte, Auguste (1798 -1857; Hauptvertreter des französischen Positivismus):
Comte bemühte sich die Zukunft der Menschheit auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen. Er lehnte jede Metaphysik ab. Für ihn durchlief der menschliche Geist drei Stadien:

  • theologisches Stadium:
  • metaphysisches Stadium:
  • positivistisches Stadium:

Comte sieht die Wissenschaften in einer „natürlichen Hierarchie“ Für die Erfassung der Gesamtheit der menschlichen Verhältnisse sei die Soziologie auszubauen. Ihr praktisches Ziel sollte die Organisation der Gesellschaft sein. Die Gefühle der Menschen seien im Sinne einer allgemeinen Religion zu aktivieren. Eine solche müsse bestimmt werden von

  • einem Prinzip der Liebe,
  • einer Ordnung als Grundlage,
  • dem Fortschritt als Ziel.

Mill, John Stuart (1806 – 1873):
Er stand in der Tradition des englischen Empirismus und versuchte für alle Wissenschaften eine allgemeine, einheitliche Methologie zu entwickeln. Die einzige Erkenntnisquelle war für ihn die Erfahrung, das einzige Erkenntnisverfahren die Induktion (Schluss vom Einzelnen auf das Allgemeine). Sie baue auf Schlussformen der Logik und den Axiomen (Grundsätze der Mathematik, die nicht bewiesen werden müssen). Entscheidend sei es nicht, die Ursachen der Erscheinungen, sondern deren Gesetzmäßigkeiten festzustellen. Mill unterschied zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, den experimentellen und den beschreibenden Wissenschaften.

In seiner Ethik forderte er eine Gesellschaft, in der es zwischen ihren Individuen und deren Gemeinschaften befriedigende Ausgleiche gäbe. Ihre Werte seien nicht ursprünglich (a priori) sondern empirisch und veränderlich. Dabei solle ihr höchstes Ziel das größtmögliche Glück aller sein (entsprechend dem Streben des einzelnen nach seinem persönlichen Glück). Besonderen Wert legte er auf die individuellen Freiheiten, sie fänden ihre Grenzen erst in der Freiheit der anderen. Erst dann dürfe der Staat in sie beschränkend eingreifen.

Spencer, Herbert (1820 – 1903):
Für ihn hatte die Philosophie die Aufgabe, Gesetze zu finden, die das Universum umfassen. Er glaubte, ein solches im Evolutionsgesetz gefunden zu haben, das er auf alle Wissensbereiche ausdehnte. Er verstand darunter

  • das Gesetz der Erhaltung von Materie und Kraft,
  • eine Anhäufung von Stoffen bei gleichzeitigem Schwund ihrer Bewegungen,
  • die Entwicklung zusammenhängender Ungleichartigkeiten,
  • die Auflösung, verbunden mit einem Aufnehmen der Bewegung.

Das gesamte Universum wurde für ihn von einer Entwicklung und seiner nachfolgenden Auflösung beherrscht. Alle Phänomene des Lebens bauten auf den Kategorien Materie, Bewegung und Kraft.