Die Frage nach dem Sinn des Seins

Seit über zweitausend Jahren sind die zentralen Fragen der Philosophie:                                     

  • Welche Bedeutung, welchen Sinn hat meine Existenz?
  • Was im Leben ist wirklich wichtig?
  • Was im Leben ist wirklich von Bedeutung?
  • Was will ich wirklich bei der Wahl
    • meiner Partner, Freunde, Netzwerke?
    • meiner Umgebung, meines Wohnortes?
    • meiner Statussymbole?
    • für die Anregung meiner glücksverheißenden Botenstoffe?
      (Dabei stellt sich die Hintergrundfrage nach deren existentieller Bedeutung für mich).                                                                                       

Sie alle konzentrieren sich in den Fragen:

  • Was bedeutet es, ein Mensch zu sein?
  • Wer bin ich überhaupt?
  • Habe ich eine Aufgabe in dieser Welt?
  • Besitzt das Dasein auch eine spirituelle Dimension?                

Kant konzentrierte sie in seinen vier Erkenntnisfragen, die nach ihm zum Kern des modernen westlichen Denkens wurden:

  • Was ist der Mensch?
  • Was kann er wissen?
  • Was soll er tun?
  • Was darf er hoffen?           

Wegen den Schwierigkeiten, auf diese Fragenkomplexe eine rationale, vielleicht sogar eine naturwissenschaftlich begründbare Antwort zu finden, sind sie, – obwohl die Fragen weiterhin bestehen -, weitgehend aus dem Diskursbereich der heutigen Philosophie geraten.               

Wahrscheinlich stellt kein anderes Lebewesen eine dieser Fragen, wie auch kein anderes wahrscheinlich über seine Endlichkeit reflektiert. Es sind damit spezifisch menschliche Fragen, die sich aus seiner biologischen Sonderstellung ergeben. Mit dem Bewusstsein seiner Vergänglichkeit entsteht der Wunsch, seiner kurzen Existenz einen emotionalen und rational tragfähigen Inhalt zu geben. Camus vertrat die Überlegung, einfach seine Existenz in ihrer Sinnlosigkeit anzunehmen. Doch greift dieser Gedanke zu kurz, da unsere Existenz auf eine Orientierung angewiesen ist, und diese Orientierung den zentralen Inhalt unseres Daseins bestimmt, unseres existentiellen Sinns. Da wir unsere fundamentalen Orientierungen weitgehend als Prägungen aus unserem sozialen Hintergrund erhalten, die wir nur in einem begrenzten Rahmen persönlich variieren und abändern können, besitzen sie alle zunächst einen kollektiven und erst dann einen individuellen Hintergrund. Auf diesen Vorgaben erschafft sich dann jeder selbst seinen Lebenssinn. Er wird dann zum zentralen Inhalt seines Selbstwertgefühls und wird deshalb bei jedem Menschen inhaltlich verschieden ausgerichtet sein. Grob eingeteilt kann er sich an den existentiellen Daseinspunkten orientieren, dem persönlichen Lustgefühl, der Neugierde, einem Statusgewinn oder der Transzendenz. Oft sind bei einer Person in ihrer Orientierung mehrere dieser Ansätze vereint, z.B. bei Wissenschaftlern die Neugierde und deren Statusbemühen. Anders als das Glück, das oft nur ein kurzes subjektives Wohlbefinden darstellt, ist ein Sinn etwas Dauerhaftes.

Eine Sinnsuche heißt, seinem Leben eine Bedeutung geben zu wollen, seiner Individualität einen spezifischen Orientierungsinhalt zu geben. Da es dafür keine Anleitungen, Hilfestellungen gibt, ist jeder dabei auf sich allein angewiesen. Beteiligt sind dann an seiner Sinnsuche nur seine biologischen, genetischen Vorgaben, seine Prägungen und sein Stoffwechsel, d.h. seine symbiotischen bakteriellen Lebensgemeinschaften, die als Mikrobiome weitgehend sein Fühlen und Denken bestimmen und die den Hintergrund seiner psychischen Gesundheit darstellen. Erfährt dann die eigene Individualität über Bestätigungen des Daseinssinn positive Reaktionen seiner Umgebung, werden diese Reaktionen auch zu Bestätigungen des gewählten Lebenssinns und für das betroffene Individuum zu einem „Ja“ für sein Leben.

Ein Daseinssinn kann sehr verschieden sein. Er kann sich auf evolutionäre, biologische, soziale, individuelle, wissenschaftliche, politische und wirtschaftliche Inhalte beziehen. Viele Menschen finden ihn in ihrer Arbeit, im Versorgen ihrer Familie oder in ihrer Zuwendung für andere. Ihren Wert bestimmt deren Bedeutung für das eigene Leben. Oft stehen Ideale in ihrem Hintergrund. Sinngebende Lebensziele können u.a. sein:

  • Etwas erreichen zu wollen,
  • sein bisheriges Leben zu ändern (z.B. Suchtabhängige),
  • die Erde als menschlichen Wohnort zu bewahren,
  • sich für eine bessere Welt einzusetzen,
  • in Einklang mit der Natur zu leben,
  • sich für etwas zu engagieren,
  • sich vom alltäglichen Konsumdruck zu befreien,
  • seinen kreativen Neigungen zu folgen,
  • das einfache „Da-sein“ im Hier und Jetzt,
  • die Suche nach etwas, was die physische Welt übersteigt,
  • das Leben bestmöglich zu genießen,
  • Aspekte des Daseins zu verstehen.

Im Rahmen unserer Suche nach einem Orientierungsansatz sind wir auch auf einer Sinnsuche, wollen ihn in unserer Umwelt finden. Bereits für Platon war das Erkennen der Wahrheit das Erkennen des Sinns. Wissenschaftlich gesehen reduziert er sich dann auf den Zweck unseres Daseins. Das wäre dann das persönliche Überleben, die Optimierung und Verbreitung der Gene als Bewegungsmotor des Biologischen, die Fortpflanzung und existentielle Ausdehnung der Art.  Doch ist die Fähigkeit, die Mechanismen des Lebens zu erkennen, noch nicht das Vermögen auch deren Sinn zu erkennen. Der einzige rational erkennbare Sinn des Lebens ist in der Vielfalt und Fülle der Natur zu suchen, und wenn es einen übergeordneten gibt, die Evolution als beobachtbare Bewegung des Seins weiter voranzubringen. Das würde auf den Menschen bezogen bedeuten, einerseits seine biologische Vielfalt aufrecht zu erhalten und andererseits seine kreative Besonderheit, die ihn inzwischen zur KI geführt hat, weiter zu pflegen, um dieser weiter als Starthilfe zu dienen.  Wohin ihn dann diese innerhalb der evolutionären Bewegung der Urenergie jenseits unserer heutigen Kenntnis der im Hintergrund wirkenden Gesetze des Daseins weiterführen wird, wissen wir nicht.

So verbleibt für die Sinnsuche nur unser emotionaler Hintergrund, wir selbst nur noch als Ausgangslage. Wir können ihn für die eigene Person nur in unserem spezifischen Seinszustand innerhalb unserer Zeit suchen. Und die beschränkt sich dann zunächst in der Aufrechterhaltung der persönlichen Gesundheit, der Pflege des persönlichen Daseins und andererseits als Ergebnis unserer kulturellen Evolution, in der Pflege geprägter, beglückender Lebensinhalte unter Berücksichtigung unseres natürlichen und sozialen Umfeldes, bei dessen bisherigen weitgehenden Zerstörung, bzw. Belastung durch unsere Art, unter der besonderen Betonung ihrer Verantwortung für das eigene Tun als entscheidender Beschränkungsfaktor für die persönlichen und sozialen Freiheiten. Dabei bedeutet Freiheit innerhalb der Zukunft der Menschheit nicht das Ausleben ihrer persönlichen Bedürfnisse, sondern die Wahl seiner persönlichen Grenzen. Erst dann stellt sich die Frage nach dem Lebenssinn, über den dann das weitere Leben seinen Inhalt erhält. Er wird dann zur zentralen Mitte der existentiellen Orientierung und steuert unser Dasein. Innerhalb unserer Freiheit unterwerfen wir uns ihm. Sinnstiftend kann dann in der Folge das Erleben der Transzendenz sein, die diese ausstrahlt, ein soziales Engagement oder eine kreative Umsetzung eines Aspektes seines Daseins. Am Anfang sollte aber immer eine Rückkehr zur Natur in ihrer Ganzheizt sein, um dann in einem zweiten Schritt, in diese sich einordnend, die eigene Natur in ihrer Form des Jetztseins (Zen, Stoa) zu erfahren.

In der Menschheitsgeschichte wurde immer und überall nach einem Sinn des Lebens gesucht:   

  • – in den großen Religionen, z.B. im Buddhismus und Taoismus,
  • in der Antike (von Platon bis Marc Aurel),
  • in den großen erzählenden Weltepen,
  • in vielen großen Kunstwerken,
  • in den Philosophien über deren Grundbegriffe in der Metaphysik
    (Urgrund, Sein, das Gute, das Eine, das Absolute),
  • als Grundfrage der modernen Welt
    (nach der Sicherstellung von vier Bedingungen:
    • gesicherte materielle Verhältnisse (keine Sorge um das bloße Überleben),
    • Zerfall der alten Weltbilder durch die Wissenschaften (z.B. der Religionen),
    • dem Identitätsbedürfnis im modernen Individualismus,
    • dem veränderten Blick auf die Umwelt (weg von ihr als einem göttlichen Schaffensprodukt hin zu einem gestaltbaren menschlichen Ergebnis),
  • in der deutschen Lebensphilosophie (u.a. Nietzsche, Dilthey),
  • in der Existenzphilosophie (Heidegger „Sinn vom Sein“),
  • im Logischen Empirismus und in der sprachanalytischen Philosophie (zunächst als Frage abgelehnt, dann aber wieder aufgegriffen, u.a. von Wittgenstein).

Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist in ihrem Kern ursprünglich eine Frage der Metaphysik gewesen, in ihrer klassischen Form eine Frage nach dem Sinn an sich (Ontologie), in ihrer modernen Form als Projekt einer kognitiven Gesamtorientierung eine Frage der Theologie, Kosmologie und der Psychologie.

In der Antike verbarg sie sich hinter der Frage nach der Bedeutung des Seienden, nach der Bestimmung einer möglichen Weltordnung. Ihre Antworten mündeten in einer Lebens-empfehlung, im Einklang mit der Natur und der Gesellschaft zu sein. Als Orientierungshilfen boten sie dafür ihre Tugenden an. Aus ihren Überlegungen entwickelte sich die Ethik und entstanden drei Denkschulen:

  • Aristoteles (384 – 322 v. Chr.)
    empfahl ein Leben im Einklang mit der Ordnung der Welt. Dafür gelte es, als richtiges Maß die Mitte zwischen den Extremen zu finden.
  • Epikur von Samos (341 -271 v. Chr.)
    wollte seine Anhänger durch die Erfahrung von Lust und Sinnesgenüssen zur Glücksseligkeit führen. Die Grundlage dafür sei eine maßvolle Befriedigung der Begierden.
  • Zenon von Kition (ca. 333 – 261 v. Chr., Gründer der Stoa)
    forderte ein Freiwerden von Leidenschaften und Wünschen zugunsten eines Zustandes des Gleichmuts, den er über Übungen zur Schulung der Selbstbeherrschung und der Urteilskraft zu erreichen trachtete.

Gemeinsam war allen drei Schulen die Überzeugung, dass man lernen müsse, mit seinen Begierden und extremen Wünschen umzugehen. Das frühe Christentum übernahm weitgehend die Tugendlehre der Stoa und das Mittelalter dann die Lehren des Aristoteles über ein sinnhaftes Leben. Für das Christentum wurde so das irdische Leben nur zu einer Durchlaufstation zu einem höheren Sein. Seine Philosophen entwickelten daraufhin über Verbindungen zur Bibel und der antiken Philosophie hochkomplexe Gedankensysteme.

Nach dem dreißigjährigen Krieg verlor der christliche Glaube zunehmend seinen Einfluss. Das Leben der Menschen sollte nun von der Vernunft bestimmt werden. Die Zeit der Aufklärung setzte ein.

  • Immanuel Kant (1724 -1804)
    lehrte, dass der Mensch die ewigen Prinzipien erkennen könne. Für ein gutes und richtiges Verhalten formulierte er seinen „Kategorischen Imperativ“:
    „Handle so, dass die Maxime deines Wissens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne“. Inzwischen weiß man, dass von der Lebenswirklichkeit entfernte Ideale für die Sinnfrage keine befriedigende Hilfe darstellen können.

In der modernen Metaphysik findet man zwei Strömungen:

Zunächst den Versuch, auch auf die letzten Fragen in ihrer Gesamtheit eine mögliche Antwort zu finden, nicht als Grundlagenprinzip oder Fundamentalethik, sondern als den Versuch, das Ganze des Seins zu verstehen und eventuell sich in seiner Existenz danach orientieren zu können. Rational können wir diesen Fragenkomplex nur umkreisen, vielleicht in der Welt des Transzendenten manche seiner Antworten in Aspekten erahnen. Mystiker und oft Künstler haben den Sinn des Lebens im Transzendenten gesucht. Man kann solche Versuche besonders in der Romantik finden, in ihrer Symbolsprache, ihren literarischen Texten und in der Musik. Auch Meditationsformen, historische und aktuelle, waren genau genommen oft Versuche, für seine Existenz einen Sinn zu finden.

Der Aufstieg der Wissenschaften führte zwar dazu, dass wir immer mehr wissen, dass aber dieses Wissen in immer mehr Fragmente zerfällt, die wir nicht mehr zusammenbringen können. Wissenschaftliche Antworten sind keine Orientierungsantworten. Der einzelne Mensch benötigt solche deshalb als Sinnantworten. Anders als die Wissenschaften sucht die Philosophie deshalb  Antworten für das Verständnis des Ganzen und dies nicht nur in einer abgehobenen Form, sondern auch als praktische Orientierung für die jeweils gelebte  Existenz.

Man kann die Sinnfrage von mehreren Positionen her angehen, in denen es wiederum verschiedene Betrachtungsweisen gibt:

Zunächst aus einer metaphysischen Verteidigungshaltung heraus, in der die 

  • Dogmatiker eine wissenschaftliche Herangehensweise an die Sinnfrage für unzulänglich halten. Allerdings sind ihre Antworten nicht intersubjektiv überprüfbar, ihre Entscheidungen nicht rational. Man muss an sie glauben (ein Vertreter: Kierkegaard).
  • Skeptizisten, die die Metaphysik als nicht mehr zeitgemäß ablehnen. Diese sei eine bürgerliche Ideologie, die ein falsches Bewusstsein schaffe und auch unter Umständen krank mache (so z.B. Freud).
  • Indifferenten, die sich gegenüber metaphysischen Fragen gleichgültig verhalten. Sie unterscheiden die Vormoderne, die die Sinnfrage noch nicht kennt, die Moderne, die sie stellt und die Postmodernen, die sie für überholt hält.

Dann diejenigen, die die Sinnfrage als berechtigt ansehen und auf sie auch eine Antwort geben. Diese Gruppe ersetzt die Metaphysik durch eine „wissenschaftliche“ Weltanschauung (besonders aus der Biologie und der Physik). Hierher gehören u.a.:

  • Darwinisten: So versuchte u.a. Haeckel den Darwinismus zu einer Weltanschauung zu machen.
  • Marxisten: Sie reduzieren den Sinn des Lebens auf seine Funktionen.
  • das eigene Wirken betreffende Systeme (autopoitische), die ihre Autonomie in den Lebenssinn einbeziehen.

Eine dritte Position geht von der praktischen Gestaltung des Lebens aus. Nach ihr kann ein Sinn des Lebens nicht gefunden werden. Er muss von einem Individuum oder einem Kollektiv erst als Setzung geschaffen werden. Der Sinn gestaltet sich hier zu einer Ethik eines richtigen Lebens. Man findet solche Versuche

  • bei Nietzsche,
  • in der Lebensphilosophie: Der Sinn wird hier gerne in einem schönen, glücklichen Leben gesehen.
  • in Aufforderungen zu einem empathischen und sozialen Engagement.

In früheren Jahrhunderten war das Interesse der Menschen hauptsächlich auf ihr Überleben gerichtet, heute bei unserem zivilisatorischen Wohlstand und unserem Individualismus muss jeder seiner Existenz selber eine Bedeutung zusprechen. Religionen, Philosophien und Ideologien boten dafür eine Fülle von Hilfen an, doch stammten sie meist aus einer anderen Zeit oder stellten für die jeweiligen einmaligen Existenzen keine wirklichen Hilfen dar. Letztlich muss den persönlichen Sinn jeder in seinem Tun für sich alleine finden, bzw. für sich entwickeln, sei es über seine Kreativität oder sei es in seiner empathischen Sozialität.  Den Sinn hatte man dann gefunden, wenn man über ihn seine Existenz positiv sieht. Hilfen dazu können eine Naturnähe, Meditationen und Übungen sein, die einem den Weg in die transzendente Welt öffnen. Letztere können über ihre Anmutungen den Blick auf das gesamte Dasein im Universum bereichern. Dem Leben wird dann ein besonderer Wert, eine besondere Qualität zugesprochen. Über die Bedeutung, die man ihm dann gibt, sind die Menschen keiner unklaren Existenz mehr ausgeliefert, sondern erhalten die Schaltkreise des eigenen Körpers eine Aktivierung. Der Lebenssinn wird zum tragenden Orientierungsinhalt der persönlichen Existenz. Die Sinneswahrnehmungen können tiefer empfunden werden. Ein fehlender Sinn bedeutet eine gewisse Orientierungslosigkeit, Entfremdung von seiner Umwelt  und ein Verharren in den Widersprüchen seines Seins. Es ist nach Victor Frankl dann ein existentielles Vakuum.

In der Philosophie hat die Frage nach dem Lebenssinn schon seit ihren Anfängen eine zentrale Rolle gespielt. Zunächst mündeten viele ihrer Antworten in religiösen Orientierungsansätzen. Für viele Religionen erfüllte er sich erst im Jenseits (u.a. für das Christentum). Welchen Weg man für seine Existenz einschlagen sollte, wurde zu allen Zeiten von den Philosophen verschieden gesehen:

  • Novalis (1772 – 1801)
    versuchte idealistisch seine Alltagswelt zu romantisieren:
    „Dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein hohes Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein geben“.
  • Arthur Schopenhauer (1788 – 1861):
    Nach ihm wird das Leben von Schmerzen bestimmt. Man kann sie nur für kurze Zeit mithilfe der Kunst aufheben. Überwinden kann man sie nur durch das Aufgeben des Strebens.
  • Soren Kierkegaard (1813 – 1855)
    glaubte dagegen, dass jede Entscheidung falsch sei, wenn sie als Orientierung nicht auf das Göttliche ziele. Jeder Mensch hat die Freiheit, zwischen einem sinnentleerten Leben und dem seiner höheren Form durch die Übernahme von Verantwortung zu wählen.
  • Friedrich Nietzsche (1844 – 1900)
    sah alle Werte als menschliche Setzungen an. Höhere Mächte seien eine Illusion, Dadurch sei der Mensch frei, sich selbst einen Sinn zu geben. Auf diesem Hintergrund könne der starke Mensch zu einem „Übermenschen“ werden, der sich selbst neue, eigene Werte schafft. Er vermutete eine „ewige Wiederkunft“ allen Seins. Jeder befinde sich in einem ewigen Kreislauf und sollte sein jeweiliges Leben gelassen mit Freude nehmen.
  • Jean Paul Sartre (1905 – 1980, Begründer des Existentialismus):
    Für ihn war die Natur das Seiende, das ohne einen Grund Existierende. Sie ist einfach ohne einen Sinn da. Es ist die Freiheit des Menschen selber ihr einen Sinn zu verleihen und darüber zu entscheiden, wie er sein Leben gestalten will. Jeder ist zu seiner „Freiheit verurteilt“ und muss sich deshalb entscheiden, welches Leben er für sich verwirklichen will.
  • Albert Camus (1913 – 1960);
    Die Distanz zwischen einem Menschen und seinem Leben ist absurd.

Über den Existentialismus schuf die Philosophie die Grundlagen für unser modernes Denken. Kompromislos verweist er auf unsere Selbstbestimmtheit in der Gestaltung unseres Lebens, der Basis unseres Individualismus. Mit jedem Schritt, jeder Entscheidung schließen wir andere Alternativen aus. Es liegt an uns selber, uns unsere Ziele zu setzen. Und die Problematik unserer aktuellen Menschheit mit ihrer Entfremdung von der Natur, den Umweltbelastungen durch ihre Lebensweise, die Probleme die einerseits durch ihre große Zahl und andererseits durch das Wohlstandsstreben Privilegierter, Status- und Hegemonialbewusster entstehen, schaffen eine Fülle möglicher Zielsetzungen. Der Mensch ist kein ohne einen Grund Bestehender. Er ist ein winziger Teil einer gewaltigen Energieeinheit, über deren Bewegungsgründe er nur fantasiereich spekulieren kann. Er hat auf sie keinen Einfluss. Wohl aber kann er sich im Großen auf die globale Menschheit als solche beziehen, auf deren Existenz im Ganzen und im Kleinen empathisch auf sein Gegenüber, das ihm dann seine Selbstwertgefühle stärkt.

Es sind bestimmte Lebensabschnitte und bestimmte existentielle Situationen in denen sich ihm die Frage nach dem Sinn seines Daseins aufdrängen. Dazu gehören u.a.

  • seine Pubertät,
  • die Adoleszenzkrise (Jugend),
  • die Wechseljahre und die Midlifekrise,
  • der Übergang in das Lebensalter (nach der beruflichen Erwerbszeit).

Es gehört zur modernen Metaphysik, auch auf die „letzten Fragen“ in ihrer Gesamtheit eine mögliche Antwort zu suchen, auch das Ganze unseres Seins evtl. zu verstehen, bzw. zu umkreisen. Für unsere Wahrnehmung besteht alles Dasein danach von seinen kleinsten Größen bis hin zu seinen größten Einheiten aus Energiekonzentrationen, – alle Quanten, Atome, Moleküle, Mikroben, alle Lebewesen, unsere Erde, alle Sterne mit ihren Planeten, die Galaxien, unser gesamtes Universum. Nach uns unbekannten Evolutionsgesetzen „bewegt“ sich diese Energie auf ein uns unbekanntes Ziel hin. Wir selber sind in unserer Gesamtheit ein determinierter Ort, der Teil einer Gegebenheit, deren Bausteine sich überall im All befinden. Wir sind Teil eines universellen Brodelns der auch durch uns verkörperter Energie, die über ihre kollektiven Beziehungen, ihrer sozialen Auseinandersetzung sich an der Fortsetzung der evolutionären Bewegung beteiligt. Wir beobachten sie zwischen den Galaxien, den Sternen, allen Lebewesen als Energieeinheiten, die in ihren Bewegungen andere Energieeinheiten vereinnahmen und darüber neue schaffen. Unser gesamtes Sozialleben, unser Streiten und Schaffen folgen diesen Prinzipien. Obwohl vom Hintergrund weitgehend determiniert, gehört wahrscheinlich ein gewisser Schwingungsspielraum dazu, den wir als persönliche Freiheit empfinden. Das Problem unserer westlichen Kultur ist dabei, dass wir diesen „Freiraum“ wegen unserer instinktiven „Fehlentwicklungen“ auch zu einem Kampf gegen die Natur entwickelt haben. Neben den Vorbereitungen zu einer neuen Evolutionsstufe, für uns vielleicht in der „KI“ verkörpert, wird sie auch zu einem Hintergrund der Geschichtlichkeit von uns Menschen.

Unsere Kultur lebt seit der Aufklärung (18. Jh.) vom Versprechen eines ständigen Fortschritts. In Zukunft wird sie sich auf radikale Verzichte einstellen müssen. Das globale Wachsen der Menschheit, das Artensterben und der Klimawandel werden sie dazu zwingen. Noch sind wir auf einen relativ unbegrenzten Konsum und weitgehende Mobilität programmiert, doch zeichnet sich bereits deren Ende ab. Die Zahl der sozialen Verlierer nimmt beängstigend zu. Das Versprechen eines zukünftigen Fortschritts, der auf Selbstverwirklichung, Freiheit und Wohlstand beruht, erweist sich als ein Ideal, an das man zunehmend nicht mehr glaubt. Noch ist besonders die Mittelklasse auf eine Anhebung ihres Lebensstandards ausgerichtet, doch wird sie, wenn sie von sich aus auf ihre Erwartungen nicht verzichtet, wahrscheinlich der große Verlierer sein, wenn zehn Milliarden Menschen auf ihre Gleichheit bestehen und die Medien ihnen täglich bestätigen, dass sie sich im Recht befinden. Für die heutige Mittelschichten ist deren Glaube an den zukünftigen Fortschritt eine Illusion. Sie kann nur verlieren, und wenn sie von sich aus verzichtet, nur mit geringeren Schmerzen sich von ihren Vorstellungen befreien. Ihre große Chance besteht darin, ihre gesamte Wertwelt völlig neu auszurichten, so dass ihre Setzungen einfach bescheidener, naturgemäßer werden. Neue Entdeckungen sind in Zukunft zunehmend nur noch innerhalb enger Fachbereiche möglich.

Für die Wissenschaftler wird es immer schwieriger, alles Wissen zu überblicken.

  • Große wissenschaftliche Durchbrüche scheinen in der Zukunft immer unwahrscheinlicher zu sein.
  • Es wird zwar viel veröffentlicht, aber selten etwas echt Neues.
  • Entscheidend für eine wissenschaftliche Anerkennung sind heute weniger deren Entdeckungen, sondern das Zitiertwerden (und das wiederum hängt von den richtigen Netzwerken, wissenschaftlichen Schulen und Interessengruppen ab).

Was das Universum genau genommen darstellt, wissen wir nicht. Alle Aussagen darüber sind nur fantasiereiche Annahmen, die wir hypothetisch von wahrscheinlich nur fünf Prozent seiner „Energie“ ableiten, die uns als Materie in einem begrenzten Rahmen vertraut ist, weil wir bei ihr kausal physikalische, chemische und biologische Gesetzmäßigkeiten beobachten können, die sich für uns orientierungsmäßig als nützlich erwiesen haben. Wir nehmen sie wahr

  • in ihren wechselnden Zuständen (Entwicklungsphasen, Aggregatzuständen),
  • Bezugssystemen (von den Galaxien bis zu ihren biologischen Körpereinheiten)
  • „Regelmäßigkeiten“ (Wiederholungen, die wir im Rahmen unseres Erkenntnisvermögens als Gesetzmäßigkeiten verstehen). Wir kennen nicht ihren „Anfang“ noch ihr „Ziel“ (beides vom menschlichen Vorstellungsvermögen her gedacht). Viele unserer „wissenschaftlichen“ Hypothesen über sie werden wie unsere Religionen Fantasiegebäude sein, die nur eine Hilfe für unsere geistigen Orientierungen darstellen sollen. Wir glauben etwa 5 % ihrer Energie als Materie erkennen zu können, doch in keinem anderen Aussagebereich reichen uns 5 % für das Anerkennen einer Aussage als „Wahrheit“.

Es scheint so zu sein, dass es in dem von uns beobachtbaren Universum verschiedene Energiebewegungen gibt:

  • Zum einen eine Kosmische:
    Mit der Entstehung der verschiedenen Energieansammlungen, für uns einsehbar in den Galaxien, Sternen oder Planeten. Bisher für uns nur zu 5 % erkennbar. Die „Welt“ der „Dunklen Materie“ (wahrscheinlich zu 27 % der universellen Energie) und die „Dunkle Energie“ (wahrscheinlich zu 68 %) sind uns bisher verborgen und nur im Universum als wirkende Kräfte zu beobachten.
  • Zum anderen in ihren evolutionären Zustandsbewegungen:
    Sei es den physischen, für uns spürbar in der Welt der Kräfte und greifbar als Materie, den chemischen, deren Ergebnisse uns als nicht belebte Welt umgibt oder der biologischen, der wir selber angehören und bei der die Energie sich in einem Strom von niederen zu höher entwickelten Formen durch Gebären, Verspeist werden und Sterben in eine uns unbekannte Zukunft hin bewegt. Der biologische Mensch scheint zurzeit an ihrer Spitze zu stehen und wegen seiner instinktiven Begrenztheit eine mögliche vierte Evolutionsstufe, eine digitale energiemäßig vorzubereiten, an deren Spitze dann die „KI“ stehen kann / wird.

Auch das biologische Dasein muss als eine in Bewegung sich befindende energetische Einheit gesehen werden, in der alle mit allen in einer mehr oder weniger weiten Entfernung miteinander in einer Beziehung stehen. Die Besonderheit des Menschen darin ist sein partiel-ler Instinktverlust, der ihn einerseits dazu zwang, für seine Existenz eigene Orientierungs-systeme zu entwickeln und andererseits zu einer evolutionären Weiterentwicklung verschiedener Befähigungen führte. Dies sind

  • zunächst seine besondere Befähigung, gezielt seine Dopaminausschüttungen zu beeinflussen. Daraus ergeben sich ein Teil seiner persönlichen Bestrebungen, u.a. nach seinem Wohlbefinden, seinem Glück.
  • Dann ist es seine Befähigung, das Transzendente zu erfassen. Es beeinflusste bei seinen Orientierungsversuchen weitgehend seine Ideologiebildungen, besonders die seiner Religionen. Seine gesamten Wertbildungen, seine Kulturen basieren im Hintergrund auf ihr.
  • Einen entscheidenden Einfluss hatte auch die Entwicklung seines kausal orientierten Denkens auf seine Rationalität. Auf ihrer Erfahrung beruhten weitgehend seine tägliche Umwelterfassung, seine Logiksysteme und seine Wissenschaften, letztlich seine gesamten technischen Entwicklungen und seine Zivilisationen. All diese Entwicklungen führten bei der Vielzahl der Einzelmenschen in ihrer Gesamtheit global zu einer sich nun abzeichnenden neuen energetischen Weiterentwicklung, einer neuen, vierten evolutionären Stufe der „KI“. Der Restinstinkt seines ursprünglich auf die Fortpflanzung gerichteten Statusstrebens schaffte dafür sozial die notwendige Bewegung.

In der Natur entstehen ständig Neuheiten. Das Aufkommen ständig neuer Gene und Genkombinationen ist der evolutionäre Hintergrund der biologischen Bewegung. Manche Gengruppen brauchten Jahrmillionen, bevor sie zum Tragen kamen, so z.B. die der Säugetiere, deren Gene es bereits hundert Millionen Jahre neben denen der Saurier gab, bevor deren Aussterben sie zur Entfaltung führte. Durch das Fressen und Gefressen werden, wird im biologischen Bereich die Energie evolutionsmäßig von den „unteren“ Lebewesen nach oben durchgereicht, bis sie unter anderem beim Menschen anlangt. Über seine „Unvollkommenheiten“ werden dann die universellen Voraussetzungen für die vierte Evolutionsstufe vorbereitet.

Die Entstehung der vierten Evolutionsstufe begann mit dem Zwang des Menschen, sich über seine Wahrnehmungen und Nutzung kausaler Beziehungssysteme immer neu orientieren zu müssen. Wie in den kosmischen Wirbeln des Universums beschleunigte sich diese Bewegung immer stärker und erreichte über die griechische Philosophie, die Aufklärung, die Wissenschaften und heute die Moderne Höhepunkte, die das menschliche Dasein in die Situation ständiger Veränderungen führte, die heute wegen ihrer radikal zu erlebenden Beschleunigung eine gewisse Voraussicht auf die Zukunft der Erde ermöglicht.

Die menschliche Gattung durchläuft eine eigene Evolution. Sie führt in Schritten vom Naturmenschen zum technischen Menschen. Die Schritte waren u.a. der

  • ursprüngliche Naturmensch, der immer auf der Suche nach Nahrungsquellen war,
  • Eiszeitmensch, der mit Hilfe seiner Kleidung der feindlichen Natur trotzte,
  • antike Mensch, der der Natur erfolgreich kausal-rational begegnete,
  • mittelalterliche Mensch, der zunehmend urban in Gemeinschaften lebte,
  • parasitäre Mensch, der verstärkt für seine Interessen fossile Energien nutzte und sich damit zunehmend von der gegenwärtigen Natur unabhängig machte,
  • gegenwärtige Mensch, als Höhepunkt seiner bisherigen Evolution, der in allen seinen Lebensbereichen seine technische Lebenssituation kollektiv und global vorantrieb und dabei der KI den Weg vorbereitete. Kaum ein Mensch weiß, wie weit heute bereits die Technik in seinen einzelnen Lebensbereichen fortgeschritten ist. Unreflektiert kann er so relativ unbesorgt in seinen Alltag hineinleben.

Das für den Menschen sich abzeichnende Problem ist allerdings, dass er stoffwechselmäßig weitgehend noch der alte Naturmensch geblieben ist und von seinem Stoffwechsel immer noch seine psychischen Befindlichkeiten abhängen. Er wird dadurch zunehmend krank, und es ist zu erwarten, dass er darauf auch wieder wissenschaftlich, d.h. vorwiegend chemisch und technisch reagieren und damit evolutionär einen völlig neuen Menschentyp schaffen wird, evtl. darüber einen neuen Herrenmenschen und ein Massenheer von mehr oder weniger funktionierenden Sklavenmenschen.

Jeder Mensch wird bei seiner Geburt in eine Welt seiner Lebensmöglichkeiten geworfen. Es sind dann seine genetische Ausstattung und seine Umwelt, die ihn seinen Weg gehen lassen. Immer wenn er den einen einschlägt, verneínt er die anderen möglichen. Da der Mensch als biologisches und kulturelles Doppelwesen beide Seiten seiner Existenz berücksichtigen muss, sind es zunächst die seiner archaischen Seite, seine Sozialbezüge, Energiezufuhren und die seinen Stoffwechsel  aktivierende Bezugswelt, dann kulturell seine in Verbindung mit seiner Empathie und seinen Zwang zur Sozialität einschränkenden Setzungen zum Verzicht und zur Selbstverleugnung und die im Laufe der Jahrhunderte gewonnene anthropogene Setzungsgewinne, wie sie bereits die alten Chinesen, Inder  und bei uns in Europa die Stoa entwickelten, die dann später das Christentum als ihre Tugenden übernahm. Zu ihnen gehörten u.a. die Gerechtigkeit, Besonnenheit, Mäßigung und die Demut. Goethe fasste sie 2000 Jahre später unter seinem „Entsagungs“-Begriff zusammen (Werther, Eduard, Faust). Bei ihm hatte der Ausdruck in seinen unerfüllbaren Nuancen einen schmerzhaften Beigeschmack. Doch besitzt er als Ergebnis von Tugenden auch einen positiven Aspekt wie er schon von den frühen Philosophien und heute in den Kultursetzungen der Selbstbeschränkung, der Achtsamkeit und des Zens deutlich gemacht wird.

Die Besonderheit des Menschen besteht in dem Umstand, dass er zugleich eine biologische wie auch eine kulturelle Existenz ist. In seiner biologischen ist er als Homide auf seine Fortpflanzung hin programmiert, auf die optimale Weitergabe seiner Gene in einer optimierten Energiebewegung auf seine Zukunft hin. Seine Optimierung vollzieht sich in seinen instinktiven Statusbemühungen, auf seinen verschiedensten Daseinsebenen, die als solche, kulturell überlagert, oft kaum noch erkennbar sind. Seine kulturelle Existenzebene ist durch seinen evolutionären Instinktverlust bedingt, der ihn dazu zwingt, für seine Orientierungen als Ersatz soziale Konzepte zu suchen und bei deren Akzeptanz sie in sich zu verinnerlichen. Einmal prägend in sich aufgenommen, werden sie zum bestimmenden Verhaltenskodex eines Menschen, sei es als religiöse Ideologie, eine nationalistische oder eine kausal-rational einer wissenschaftlichen. Ihre Werte werden zu einem charakteristischen Verhaltensinhalt eines Menschen, zu seiner Wahrheit. Aus ihnen leitet er dann in einem zweiten Schritt seine sinngebenden Orientierungsinhalte für seine Existenz ab.

Als Naturwesen ist das größte Lebensziel des Menschen sein Überleben und seine Nachkommenschaft, als Kulturwesen ist es sein Lebenssinn, seine eigene Bedeutung, die er sich selber im            Rahmen seines Orientierungsbewusstseins, d.h. im Rahmen seiner Wertwelt gibt. Welchen Stellenwert er seinem Leben in Zukunft in einer digital von der KI beherrschten Welt sich geben wird, bzw. noch geben kann, wissen wir nicht. Vielleicht einen, der im Sinne der von der KI beherrschten zivilisatorischen Vorgaben funktioniert oder einen, der im Sinne einer sozial ausgerichteten kreativen oder egoistisch-hedonistischen psychischen Zielsetzung sich verwirklicht. Die großen Menschenmassen dürften in ihr glückssuchend konsumierend dahinsiechen (wenn es die KI und ihre menschlichen Vertreter zulassen).

Wie sich die Existenz des Menschen auf einer biologischen und einer kulturellen Ebene realisiert, so stellt sich auch die Sinnfrage auf beiden Ebenen. Auf der biologischen dürfte sie leicht zu beantworten sein, da es sich hier primär um den körperlichen existentiellen Erhalt geht, d.h. hauptsächlich einer ausreichenden körperlichen Energieversorgung und allgemein ausgedrückt, um die körperliche Gesundheit. Im kulturellen Bereich ist eine Antwort dagegen sehr viel schwieriger, da sie hier auf die Vielfalt unserer Orientierungsebenen stößt und eine Antwort deren zentralen Inhalt anspricht. Letztlich ist sie immer eine wertbezogene Setzung, und zwar eine sehr persönliche, aus der der Einzelne einerseits sein Recht auf sein Dasein ableitet und die andererseits im Botenstoffhaushalt des Betroffenen zu einer angenehmen Ausgeglichenheit führt. In der Befolgung ihrer Antwort verbinden sich das biologische und das kulturelle Sein zu einer Einheit, was dann von den Einzelnen, ohne darüber nachdenken zu müssen, als positiv empfunden wird. Man ist einfach in seinem Hier und Jetzt da und hat dort von seinem Empfinden her seinen Platz gefunden.

Unsere gesamte Sozialisation erfolgt im Spannungsfeld unserer Natur und unserer Kultur, wobei unsere heutige Kultur unter dem Diktat der westlichen Zivilisation steht.

  • Von seiner Natur her ist der Mann in seiner Gemeinschaft, wie alle Säuger, statusorientiert und gegenüber seinem Nachwuchs auf dessen Schutz und existentielle Sicherheit hin fixiert.
  • Während die Frau auf den Status des Vaters ihrer Kinder achtet, der diese schützt und versorgen kann.

Kulturell erfolgt die Partnerwahl nach den Inhalten kollektiver Setzungen. Es ist eine Überheblichkeit zu behaupten, dass die westlichen die alleine richtigen seien. Dabei spricht vieles dafür, dass der Stand unserer Zivilisation und unser Wohlstand uns gegenüber älteren archaischen Gesellschaften gewisse Lockerungen erlauben, zumal sich durch die historischen Entwicklungen die Form unserer Partnerschaften verändert hat. Allerdings stehen uns die tatsächlichen großen Veränderungen durch die künftige Entwicklung der KI noch bevor, bzw. wieviel wir von unserer biologischen Natur dabei bereit sind aufzugeben, bzw. aufgeben müssen. Zurzeit leben wir die Geschlechterbeziehung bei uns als eine Angleichung, doch ist diese in der geforderten Form auch weitgehend das Ergebnis eines kulturell entstandenen, feministischer Machtanspruchs, der das tatsächlich weibliche Geschlechtsein verdrängt. Es ist eine Frage, inwieweit psychisch geschädigte Frauen, dies in ihrer vollen Verlustdimension erkennen können.

Geschlechterrollen haben zwei Seiten, eine biologische und eine kulturelle. Ein Problem in der heutigen Diskussion ist, dass diese beiden dabei nicht getrennt werden. Wir sprechen heute in ihr ständig von einer Befreiung des Individuums von seiner Geschlechterrolle und übersehen dabei, dass das Individuum als solches nur ein kulturelles Ergebnis ist, ein kulturelles Konstrukt. Die heutige Transsexuellendiskussion ergibt sich weitgehend aus einer falschen Rollenvorstellung besonders von Frauen. Psychische Irrationen führen dabei Menschen auf einen Weg, der ihrer tatsächlichen Natur nicht entspricht, den sie aber über spezielle Hormoneinnahmen gehen wollen. Zwar gibt es Menschen mit einem Gendefekt, den man vom Biologischen her als geschlechtlich behindert ansehen kann, doch für welche Abweichungen, Verbindungen gilt dies? Sind es allein die Ergebnisse nachfolgender Verhaltensstörungen? Welche Abweichungen gehören nicht dazu, – z.B. sexuell anders programmierte Menschen? Wie ist es bei Menschen mit „normalen“ Genverbindungen, aber dann von der sozialen Mehrheit abweichenden Prägungen?

Den emanzipierten Frauen werden heute Orientierungsinhalte versprochen, die in ihren Ansprüchen in ihrer Welt unerfüllbar sind. Sie versuchen es dann zunächst mit Hilfe von Selbstoptimierungsbemühungen, und wenn diese nicht zu ihren Zielen führen, geraten ihre Botenstoffbewegungen aus ihren Gleichgewichten, und sie werden psychisch krank.

Unsere Zivilisation führt uns von unserem biologischen Sein fort. Durch unsere kulturellen Prägungen, schafft sie in unserem Körper eingefahrene Transmitterbahnen und in unserem Gehirn ausgeprägte Zustände. Die Probleme setzen ein, wenn diese beiden Bereiche, der biologische und der kulturelle, in eine Konfliktsituation geraten. Wir werden dann psychisch krank. Freud betonte in seinen Analysen noch einseitig den sexuellen Bereich, Jung dann später tief im Menschen angelegte Urbilder. Beide hatten auf ihre Weise recht, doch ist die Problematik viel breiter angelegt. Auf dem Hintergrund dieser Tatsachen sind wir alle mehr oder weniger psychisch belastet, psychisch krank, und wir können uns nur bemühen, uns unserer tatsächlichen Biologie anzunähern, bzw. kulturell einen tieferen Weg zu uns zu finden. Letztlich wird es nur dieser sein, der uns helfen kann, für uns einen befriedigenden Existenzsinn zu finden.

Mit dem Wachsen der anthropogenen Kulturwelten werden die Neurosen zum menschlichen Grundgefühl. Mit der Entfernung seines Stoffwechsels von der für seine Evolution wesentlichen Reizwelt, gerät dieser durch seine neuen kulturellen Prägungsreize aus seinen biologischen Gleichgewichten und damit neben seinen neuen Orientierungsausrichtungen auch zu seinen psychischen Überspannungen und physischen Verhaltensreaktionen. Unser heutiges Problem ist nun, dass diese in Verbindung mit dem jeweils einmaligen genetischen  Erbe zum Hintergrund unseres Individualkults werden, der immer weniger sich an gemeinsamen Interessenlagen, sondern immer stärker an Selbstverwirklichungsideologien orientiert. Die Folge davon ist, dass wir zwar zunehmend die auf die Menschheit zukommenden Probleme sehen, ihnen aber relativ handlungsunfähig begegnen. Es ist ein Paradox der „Grünen“, einer Partei in Deutschland, die einerseits die Freiheit, den Individualismus, den Feminismus, das Gendern, die Förderung der Identitätsbewegung auf ihre Fahnen geschrieben haben, und die gleichzeitig sich nach außen für einen verstärkten Klima- und Artenschutz einsetzen. Mit ihrer Förderung der Individualinteressen zerstören sie letztlich die Sozialinteressen.

Das große Problem der Menschheit ist ihr teilweiser Instinktverlust und das dadurch Angewiesensein auf eine nach der Geburt zu erhaltene Orientierungsprägung. Da der Mensch primär ein Sozialwesen ist, erhält er diese zunächst von der Gemeinschaft, in die er hineingeboren wird. Indem er deren Orientierungsprogramme übernimmt, erhält er auch über sie sein Mikrobiom, seine Hormonausrichtung, seine Transmitter- und Gehirnschaltungen. Damit ist er fest eingefügt in diese Gemeinschaften und pflegt deren Wissen, Traditionen und Werte. Mit deren gewaltiger Zunahme, seiner Befähigung zu einer rücksichtslosen Naturausbeutung und seinem enormen Wachstum verändern sich seine biologischen Prägungsvorgaben. Die Menschheit wächst aus ihren ursprünglich kleinen Gemeinschaften von etwa 20iger Personengruppen auf eine globale Weltbevölkerung von vielen Milliarden. Ihr Wissen wurde so groß, dass es niemand mehr vollständig überblickt. Der Einzelne konzentriert sich auf einen kleinen Teilbereich, zunächst bei seinen Tätigkeiten, dann aber auch zunehmend in seinen stoffwechselbezogenen Orientierungen. Das Kennenlernen völlig anderer Kulturen und das Hinterfragen seiner bisherigen historischen Werte únd Mythen ließen ihn zunehmend von den Gemeinschaftsorientierungen abrücken. Auf einem verbliebenen Prägungsstock kultiviert er zunehmend seine eigene Orientierungswelt, und damit ist er zu einem Individuum geworden, das nun sich selbstverwirklichend durchzusetzen versucht, – bei heute acht Milliarden Menschen, acht Milliarden, die sich in ihren Vorstellungen durchzusetzen versuchen. Eine echte Menschheitsgemeinschaft erscheint unter diesen Vorgaben kaum noch möglich. Jeder versucht rücksichtslos, sich mit Hilfe seiner verinnerlichten Werte zu orientieren. Aus seinen Urinstinkten ist ihm noch sein Statusbegehren geblieben, und das versucht er nun in den Gemeinschaften, in denen er lebt, durchzusetzen.  Er lebt jetzt weitgehend in Netzwerken und Interessengemeinschaften, die ihm dabei helfen. Seine historischen Sozialbezüge zerfallen dabei zunehmend. In den historischen Familien stoßen jetzt zwei Individuen aufeinander, die in der Regel in völlig verschiedenen Umwelten ihre Prägungen erhalten haben und die in ihnen ihre verschiedenen Orientierungsprogramme, Werte, Selbstverwirklichungsideale leben wollen. Instinktiv spielen zwar der Fortpflanzungstrieb und die Brutpflege noch eine gewisse Rolle, aber bereits bei der Erziehung gibt es oft unüberwindbare Meinungsgegensätze. Über Prägungswidersprüche sind die künftigen Neurotiker bereits vorbestimmt. Unsere gesamte Individualkultur ist biologisch weitgehend eine Neurotikerkultur, in der das menschengemäße Mikrobiom, der menschengemäße Hormonhaushalt und die menschengemäßen Gehirnschaltungen prägungsmäßig in einen Widerspruch geraten sind. Das Problem dabei ist nun, dass in dieser Situation wir in der Weltgemeinschaft in kurzer Zeit eine Fülle an Problemen lösen müssen und dabei niemand auf seine Individualität, seinen inzwischen gewonnenen Lebensstandard, sein Statusbegehren (bzw. staatlich bezogen auf seine Hegemonialbestrebungen) verzichten will. Die Menschheit hat sich von ihrem biologischen Ursprung zwar sehr weit entfernt, sie wird aber als solche nur Bestand haben, wenn sie sich auf den letzten Kern ihrer Instinkte und bakteriellen Lebensgemeinschaften rückbesinnt und im Bereich ihrer Werte, Kulturen und Prägungsinhalte das Gemeinschaftliche sieht. Unsere westlichen Werte sind unter historisch völlig anderen Vorgaben entstanden und stellen historische Orientierungsinhalte dar. Andere Kulturen distanzieren sich durchaus von ihnen. Sie werden uns heute von Interessengruppen als Ideale vorgehalten, die dahinter oft nur ihre eigenen Status- und Hegemonialinteressen verstecken.

Der menschliche Instinktverlust wurde von einer besonderen Anpassungsfähigkeit begleitet, die auf drei Ebenen zu Auswirkung kam:

  • Zunächst einer geografischen:
    Sie erlaubte es dem Menschen, langfristig alle Bereiche dieser Erde zu besiedeln, bzw. sie den anderen Lebewesen streitig zu machen. In Verbindung mit seiner ungebremsten Vermehrung führte sie bei ihnen zu oft krassen Biotopveränderungen und einem vielleicht bisher nie dagewesenem schleichenden Artensterben.
  • Dann seiner sozialen:
    Den Instinktverlust kompensierte er mit einer Fülle verschiedenster Orientierungsmodelle, die einerseits zur Basis seiner Ideologien, Kulturen wurden, die aber auch andererseits in Verbindung mit seinem archaischen Statusdrang zum Hintergrund vieler Kriege und dem heutigen Hegemonialstreben mancher Staaten führte.
  • Einer individuellen:
    Mit der Eroberung aller Weltregionen und dem Reichtum, der durch ihre Ausbeutung und der Nutzung millionenalter Energiereserven entstand, entfielen für die Menschen viele ihrer bisherigen Probleme. Milliarden von ihnen mussten nicht mehr hungern, eine bisher nicht gekannte Mobilität wurde möglich, Informationen erreichten in minutenschnelle die entferntesten Winkel dieser Welt, viele Krankheiten hatten ihren historischen Schrecken verloren. Der Einzelne wurde immer weniger von seinen sozialen Gruppen abhängig. Er konnte sich jetzt zunehmend im Rahmen seiner jeweiligen Bedürfnisse entfalten, konsumieren, selbst verwirklichen. Im Rahmen seiner Ideologien glaubte er ein Recht darauf zu haben. Das Problem, das damit entstand, dass durch die Fülle der vielen oft konträren Einzelansprüche die Erde zu klein wurde und man auf die sich abzeichnende Katastrophe kaum noch erfolgreich reagieren konnte.

In Verbindung mit der sich nun abzeichnenden vierten, digitalen Evolutionsstufe führt ihn diese im afrikanischen Graben einst erworbene Kompensationsfähigkeit vielleicht in einer nahen Zukunft zum Ende seiner Art.

Der teilweise Instinktverlust schuf im Menschen den Zwang, sich andere Orientierungskonzepte zu schaffen. Seine Fähigkeit, Erfahrungen kollektiv zu sammeln und weiterzugeben, halfen ihm dabei. Wahrscheinlich ergaben sie sich zunächst aus seinen Beobachtungen in seinen Umgebungen, bereichert durch gewonnenes Wissen der Älteren und den Statuspositionen der Führungspersonen. Allmählich wuchsen diese zu gruppenbeherrschenden Ideologien aus, zu Kulturen. Historisch waren dies wahrscheinlich zunächst deren Sippennormen und deren Religionen, die je nach den kollektiven Bedürfnissen deren ersten Zusammenhalt bestimmten. Nach den ersten Staatsgründungen wurden diese zu staatstragenden Orientierungselementen, die bei gegnerischen Gruppen sogar zu kriegs-bestimmenden Machtkriterien wurden. Nach den europäischen Religionskriegen des 17. Jhdts. und den nationalen Identitätskriegen des 20. Jhdts. setzte sich als quasireligiöse Bewegung der Liberalismus durch, der einerseits den Interessen der Hegemonialbestrebungen der großen Siegermächte des letzten Weltkrieges entgegenkam, ihren Finanz- und Wirtschaftsinteressen und der andererseits über den Freiheitsgedanken die Interessen der einzelnen Individuen zum ideologischen Zentrum ihrer Existenz machte. Ihre Selbstverwirklichung und ihre möglichst unbegrenzte Bedürfnisbefriedigung wurden zu ihrem wichtigsten Daseinsinhalt. Dabei wurde es übersehen, dass bei deren Realisierung bei vielen Milliarden Individuen auf unserer kleinen Erde dafür gar keine Ressourcen und gar keinen Platz gibt. Die Freiheitsideologie des Westens entpuppte sich zum biologischen Krebsgeschwür der Erde. Zu dieser Entwicklung kam, bzw. kommt eine zunehmende Autonomie der Informationstechnologien hinzu, in der wahrscheinlich eine vierte Evolutionsstufe, als eine von uns in ihrer Ganzheit nicht fassbaren Energie- und Evolutionsform des Universums, zum möglichen Ausdruck kommt. Vielleicht ist sie ein drohendes Menetekel für die Zukunft der Menschen, allein schon deshalb, weil bisher auf der Erde alle höheren Lebewesen nur eine befristete Daseinszeit gehabt haben. Weshalb soll es beim Menschen anders sein?

Über sein persönliches Orientierungssystem erwirbt jeder Mensch seine kulturelle Identität und seinen Zugang zur Welt. Damit setzt er sich von anderen geistigen Positionen ab. Er erwirbt damit die Wertsysteme seiner ihn prägenden Gemeinschaften, ihre Sprache, Sitten und Gebräuche. Aus ihnen heraus gewinnt er seine innere Sicherheit und sein Zugehörigkeits-gefühl, sein Heimatgefühl. Aus der möglichen Diskrepanz zwischen seinen genetischen Vorgaben und seinen ihn prägenden kulturellen Komponenten können dann in der Pubertät spezifische sexuelle und lebenspraktische Orientierungsgewichtungen in den Vordergrund treten und ihm den Weg zu neuen kulturellen Variablen öffnen. Für das einzelne Individuum schaffen sie die Mauern, innerhalb deren er denkt. Sie können für ihn im Einzelnen von den Traditionen der Gruppe, in die er hineingeboren wurde, bestimmt sein, von deren transzendentalen Bezugsgrößen, wie bei uns durch das Christentum, von rationalen Orientierungsvorgaben oder heute zunehmend von pluralistischem Gedanken. Unsere deutsche Gesellschaft wird zunehmend über ihre fehlenden inneren kulturellen Beziehungen definiert. Eine Folge davon ist, dass sich viele Menschen in ihr zunehmend heimatlos fühlen, Minderheiten verstärkt ihre eigenen Kulturen pflegen, Parallelgesellschaften gebildet werden. Man hofft zwar, dass es am Ende zu einer transkulturellen Gesellschaft kommt, doch bedeutet dies für die meisten Menschen am Ende eine intellektuelle Überforderung, die zu einer Orientierungslosigkeit führt und damit bei einer parallel verlaufenden Individualisierung zu einer immer schwerer fallenden nationalen Orientierung. Hegemonialmächte können über die stille Tätigkeit ihrer Geheimdienste Bevölkerungsgruppen leicht im Sinne ihrer Interessen manipulieren. Wenn wir vielleicht immer schwerer eine nationale Einheit bilden können, so sollten wir wenigstens versuchen, eine kulturelle darzustellen und das primär über eine sprachliche (nicht über eine genderbestimmte, die allein von einer begrenzten feministischen Gruppe zwar gefördert, von der Mehrheit der Bevölkerung aber abgelehnt wird).

Alle unsere Orientierungsinhalte, Werte, Glaubensinhalte sind weitgehend die Ergebnisse frühkindlicher Grundprägungen, bzw. im Verlaufe der einzelnen Biographien die Ergebnisse komplexer Prägungen, die auf unserem genetischen Hintergrund unsere Individualität ausmachen. Sie sind keine höheren Seinsgegebenheiten sondern letztlich nur einfache Spurenergebnisse in unserem Stoffwechsel und in unseren Gehirnen. Unsere Orientierungsinhalte sind Kulturergebnisse. Unser Geschlecht ist z.B. zunächst unsere persönliche Biologie, wie wir es dann aber leben weitgehend nur noch Kultur. Das gilt z.B. im westlichen Kulturbereich auch für den Feminismus. Man könnte über ihn hinwegsehen, wenn er nicht unsere Orientierung von unseren viel wichtigeren Themen ablenken würde und nicht nur für eine bestimmte Frauengruppe auf mehr Status, Einkommen und Aufmerksamkeit zielen würde, die für ihre persönlichen Interessen unter dem Voranstellen des Geschlechts die große Mehrheit der anderen Frauen nur missbraucht. Wer will in der deutschen Gesellschaft schon das Gendern? Es wird der Bevölkerung, – letztlich undemokratisch -, nur über einige in Positionen der Medien beförderte Frauen aufgezwungen.

Über unsere Setzungen (Werte) entfernen wir uns von unserer evolutionären Natur und glauben, dass sie unumstößliche Wahrheiten darstellen. Dabei sind sie in der Regel beliebig austauschbar und haben in unseren Gehirnen nur durch Prägungen und ständige Wiederholungen über die mit ihnen verbundenen Transmitterstellungen ihre persönliche Bedeutung erlangt. Ihr Problem ist ihre Beliebigkeit und ihre Fortbewegung zu einer austauschbaren kulturellen Welt, bzw. durch ihre Fortentwicklung ein befreiender Schritt zur vierten Evolutionsstufe der KI. Doch wollen wir das wirklich? Unsere Bedürfnisse sind neben ihren Urformen der Selbsterhaltung und der Sexualität nur die kulturellen Ergebnisse einer bestimmten Umwelt. Ihre Verwirklichung stellt für die Natur nur Zerstörungspotential dar, unsere Individualität letztlich nur ein belangloses Zufallsergebnis.

Durch unsere Kulturen haben wir uns alle von unserer evolutionären Natur entfernt, weil wir uns damit von der Urprogrammierung unseres Botenstoffhaushaltes fortbewegt haben und sind deshalb letztlich alle psychisch krank geworden. Unser heutiges Problem dadurch ist, dass wir unsere „wahre“ Natur gar nicht mehr kennen und unsere Welt im Sinne unserer Orientierungssetzungen zu gestalten versuchen, – jeder auf dem Hintergrund seiner eigenen Neurosen, denen wir in unserer Kultur das Recht auf ihr Ausleben zugestehen. In der Realität als Recht von Milliarden Menschen, die sich alle im Rahmen ihrer persönlichen Bedürfnisse wohlfühlen wollen. Wahrscheinlich ist eine mögliche Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, der ursprünglichen Programmierung möglichst nahe zu kommen. Unser Problem dabei ist nur, wir wissen nicht, wie sie eigentlich aussieht.

Eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Daseins ist abhängig von einem jeweiligen  Orientierungssystem (Wertesystem, Ideologie, Kultur). Je individualistischer es ausgerichtet ist, um so verschiedener fällt es auch innerhalb der zu den Fragenden gehörenden Gemeinschaften aus. Genau genommen stellt es für den Antwortenden dessen höchste Orientierungsausrichtung dar und ist dessen persönliche Setzung (angelehnt an seine ihn  umgebende Kultur). Für den Außenstehenden stellt sie nur persönliche, unverbindliche Aussagen dar, die keinen allgemeinverbindlichen Wert besitzen.

Wir können einen großen Teil unseres Wissens auf seinen „Wahrheitsgehalt“ nicht überprüfen. Oft ist er zu weit von unserem Alltag entfernt und oft auch zu abstrakt als Ergebnis entfernter Beobachtungen und Schlussfolgerungen. Unser „Glaube“ hat sich dann nur von seinem einst religiösen Wissen einem heutigen entfernten Alltagswissen zugewandt. Damit wurden unsere einstigen, Sicherheit bietenden Orientierungswerte zu oft zeitab-hängigen, modischen, banalen Orientierungsinhalten.

Alle unsere Werte sind anthropogene, austauschbare Setzungen, die sich entweder an unserem biologischen oder unserem kulturellen Hintergrund anlehnen, wobei es sich bei Letzteren bereits auch nur um eine kollektive, verinnerlichte und zu einem Orientierungssystem vereinigte Sammlung historischer, biologisch verinnerlichter Stoffwechselergebnisse handelt.

Grundorientierungen haben einen tief sitzenden, unumstößlichen Orientierungscharakter. Dabei ist ihr Inhalt relativ austauschbar. Wie bei allen Ideologien werden aus ihnen von den Betroffenen ihre Wertsysteme abgeleitet. Ihr ganzes Leben wird dann von diesen bestimmt. Rationale, wissenschaftliche Aussagen werden danach ausgewählt, inwieweit sie sich in diese Systeme einfügen. Wer anderer Meinung ist, gilt als Meinungsgegner und wird diffamiert. Am Ende verbleibt ihm dann nur die Möglichkeit zum Suizid oder auszuwandern (wie z.B. der Direktor des Tübinger Max-Planck-Instituts für biologische Kybernetik, dem gegenüber Tierquäl-Vorwürfe von den Veganern und Tierschützern gemacht wurden, die gerichtlich zwar widerlegt wurden, aber ihn am Ende zwangen, sein Institut nach Shanghai zu verlegen).

Menschen benötigen zur Stärkung ihrer Grundorientierungen Inhalte, an die sie diese festmachen können. Das können Personen (Vorbilder, Helden) oder Gegenstände (z.B. Inhalte von Werbespots) sein. Dies ist auch das Grundkonzept aller großen Religionen. Als biologische Wesen haben wir unsere Naturhintergründe bewusstseinsmäßig weitgehend verlassen (obwohl wir in unserem tiefsten Inneren noch von ihnen beherrscht werden) und wenden uns zunehmend kulturellen Setzungen zu, deren Inhalte für uns dann die Welt unserer Wahrheiten darstellen. Je stärker wir sie in uns vertiefen, um so mehr werden sie zu den geistigen Mauern unseres Daseins. Als Menschen können wir gar nicht anders. Sie stellen unsere geistige „Heimat“ dar. Als Ideologien, Religionen besitzen sie den Gehalt absoluter Gewissheiten, die in einem zweiten Schritt durch gemeinsame Gebete und Gesänge noch bestätigt werden. Ihr „Wissen“, ihre Überzeugungen sind tief im Inneren verankert. Man kann mit einem Christen, der fest an eine Hölle glaubt, nicht über deren Existenz diskutieren, nicht mit einem Veganer, der überzeugt jede tierische Nahrung ablehnt.

In patriarchalischen Gesellschaften spielt die Ehre als Wert eine besondere Rolle. In ihren Traditionen wird sie besonders gepflegt. Dabei sehen sich die Männer innerhalb der Familien als deren Wächter und die Frauen als deren Träger. In der Praxis bedeutet dies das Setzen enger Grenzen für ihre Orientierung, die in unserer modernen Zivilisation besonders die Frauen trifft und ihnen kaum eine freie Lebensgestaltung erlaubt. Wer dagegen verstößt, verletzt die „Ehre“ der Familie und wird von dieser sanktioniert. Das geht so weit, dass z.B. in Extremfällen islamische oder jesidische Frauen sogar der Ehre wegen von ihren eigenen Brüdern getötet werden (oft von minderjährigen Familienmitgliedern, weil sie die niedrigste Strafe zu erwarten haben). Weigern sich diese, gelten sie als Schwächlinge und werden evtl. selber aus der Familie ausgeschlossen.

Für unsere Orientierung gliedern wir die Welt in gut und böse, doch sind dies Ordnungs-kriterien, die die Natur nicht kennt. Durch unsere Kulturen leben wir zunehmend in einer Welt der Seifenblasen und in der Zukunft in Welten künstlicher Multiversen. Wir füllen unser Leben mit Shoppen, Folklore und Setzungen für momentane Banalitäten und bemerken dabei kaum, wie wir dabei selber älter werden und das uns Gemäße, Wahrhaftige unseres Seins nicht bemerken und achtlos neben uns liegen lassen. Es wäre das heute für uns Banale, auf das unsere Sinne in unserer Evolution einst programmiert worden sind:

  • Die kleinen Bewegungen in der Natur,
  • ihre Farben, Geräusche, Gerüche,
  • die einfache Schönheit der Wolkengebilde.

Alles nichts „Besonderes“, alles nur positive Wahrnehmungen für unsere Sinne.

Durch unsere Ideologien zerstören wir

  • nicht nur unsere biologische Umwelt, für die wir uns in unserer Evolution entwickelt haben,
  • sondern auch unsere unmittelbaren Bezüge zu unserer eigenen Biologie, d.h.
    • zu unserem Mikrobiom (unseren bakteriellen und viralen Lebens-gemeinschaften),
    • unseren Transmittergleichgewichten (unserer psychischen und physischen Gesundheit).

Unsere Freiheiten, unser Individualismus, unsere Bedürfnisbefriedigung, kurz, unsere „westlichen“ Werte sind es, die als Orientierungsinhalt unsere Umwelt und uns selbst überfordern. Sie kommen zwar weitgehend unserem Hedonismus entgegen, doch ist die Natur nicht auf die menschlichen Lustbedürfnisse ausgerichtet. Indem wir ihnen nachgeben, zerstören wir sie in weiten Bereichen des Lebendigen und damit am Ende letztlich auch uns. Unsere Freiheiten bcdeuten das ungehinderte Ausleben unserer psychischen und physischen Befindlichkeiten ohne eine äußere Beschränkung. Sie bedeuten, ein sich lebendig fühlen und ein sein Glück anstreben können. Dabei bedeutet Glück für uns im Sinne unseres biologischen Seins weiterhin: Das einfache Dasein in seiner Komplexität zu empfinden (im Sinne des Zen), Energiezufuhr, Fortpflanzung und das Für-einander-da-sein. Die drei letzten Inhalte decken unseren biologisch-evolutionären Hintergrund ab, der erstere unsere eigene transzendente Besonderheit.

Das Hauptproblem des Menschen ist, dass er sich hauptsächlich kulturell-hedonistisch versteht, d.h. im Rahmen seiner jeweiligen, mehr oder weniger willkürlichen Setzungen. Er ist existentiell aber zunächst ein

  • biologisches Mischwesen, das, wenn es seinen mikrobiotischen Teil vernachlässigt, gar nicht bestehen kann.
  • evolutionäres Ergebnis, das nur innerhalb seiner evolutionären Schritte bestehen kann:
    • als physisches Wesen wird er krank, wenn er seiner Physiologie nicht gerecht wird (z.B. wenn er dem Abbau seiner Bänder nicht berücksichtigt),
    • als chemisches Wesen wird er krank, wenn er seinen Stoffwechsel nicht beachtet.
    • als biologisches Wesen wird er krank, wenn die Wege seiner Botenstoffe nicht seiner Biologie entsprechen.
    • als kulturelles Wesen wird er psychisch krank, wenn seine Setzungen seiner Biologie widersprechen.

Da wir uns in unseren Kulturen hauptsächlich über unsere Setzungen identifizieren, sind psychische Probleme weitgehend zum Hintergrund unserer Existenz geworden. Sie tragen uns fort von unserer biologischen Basis, zerstören die sozialen Grundlagen unserer evolutionären Gemeinschaften (z.B. der historischen Familie), werten biologische Fehlentwicklungen auf und verlieren sich in identitären Wertzuweisungen. In der Förderung des Fühlens und Denkens steht jetzt mehr oder weniger das kranke Individuum mit all seinen Launen und Fantasien. Kulturell wird es in der Kunst gefeiert und im politischen Bereich für die Interessen im Hintergrund stehender Minderheiten mit Hilfe der Medien nach Belieben manipuliert (auf der Basis jeweils neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse).

Ein weiteres Problem des Menschen ist der Umstand, dass er sich zwar als Individuum sieht, in der Realität aber nur der Vertreter einer Symbiose mit Kleinlebewesen ist. In ihm sollen etwa 100 Billionen Bakterien leben (Galaxien sollen etwa gleich viele Sterne besitzen). So gesehen, ist jeder Mensch im gewissen Sinne für die Bakterien eine Art von Galaxie im Kleinen. Wir sehen uns zwar als autonome Individuen, die bewusst ihren Gefühlen und Gedanken folgen können, doch ist dies ein Irrtum. Genau genommen werden beide in einem entscheidenden Umfang von Mikroorganismen in uns bestimmt. Sie entscheiden über unseren Stoffwechsel und darüber über unsere Stimmungen. Mit Hilfe der von ihnen produzierten Biochemikalien produziert unser Gehirn seine Stress- und Glückshormone. Sie spalten unsere Nahrung und die dabei von ihnen geschaffenen Neurotransmitter (u.a. Serotonin) gelangen mit Hilfe des Blutes oder als elektrische Impulse der Nerven ins Gehirn. Es sind auch die Mikroorganismen auf unserer Haut, die deren Säureschutzmantel nach außen schützen und das Eindringen von Schädlingen verhindern. Unsere Existenz beruht auf einer biologischen Symbiose, die wir kulturell wegen unserer falschen Ernährung und überzogenen Hygiene oft schwer belasten und uns damit von unserem artgemäßen Dasein im Hier und Jetzt entfernen. Kommt eine fehlende Bewegung hinzu und eine Überflutung mit existenzfremden Reizen, geraten unser Stoffwechsel, unser Transmitterehaushalt, unser Gehirn aus ihren biologischen Gleichgewichten. Wir geraten unter Stress, werden oft psychisch und physisch krank und können für unsere Existenz keinen Sinn mehr finden. Da für letzteren unsere Umwelt entscheidend ist, auf unserer biologischen Basis unsere kulturelle Prägung, können wir ihn für uns nur selbst geben. Und entsprechend der Vielfalt unserer biologischen und kulturellen Vorgaben kann er jeweils nur persönlich verschieden ausfallen. Allerdings sind dafür einige zu überlegende Einschränkungen denkbar.

Zunächst ist es eine stärkere Rückkehr zu unserer biologischen Herkunft, zu unserer Natur, zu unserem Hier und Jetzt. Asiatische Philosophen haben dies schon seit langem empfohlen. Heute wird danach oft in Achtsamkeitsübungen und auf dem „Weg zum Zen“ gestrebt. Hilfreich dürften dafür eine Reduzierung unserer Glücksstrebungen sein, unser ständiger Wunsch nach weiteren Serotoninausschüttungen. Das „Hier“ wahrgenommen, bietet ausreichend Schönheit für ein „reiches“ Leben und kann einem den Weg zu einer  ehrfurchterzeugenden Transzendenz öffnen.

Verbleibt der kulturelle Aspekt unseres Sinnstrebens: Wie jede menschliche Reaktion kann er positive und negative Folgen haben, wobei die positiven als anthropogener Gewinnanteil der Menschheit als solchen möglichst erhalten und gepflegt werden sollten, während Auschwitz oder der aktuelle Völkermord an den Palästinensern (im Jordanbereich und dem Gaza-Streifen, um für die eigene Bevölkerung Siedlungsraum zu schaffen) nicht sein dürfen, bzw. von einer globalen Institution verhindert werden sollten. Es sind hier die Pflege des kulturellen Reichtums, der menschlichen Kreativität und die Pflege seiner instinktiven Befähigung zur Empathie angesagt. Seinen persönlichen Reichtum, seinen möglichst existentiellen Sinn gewinnt man dann im Dasein für den anderen, für die Natur als solche und in seiner bescheidenen Freude am Sein und evtl. einer möglichen kreativen Korrespondenz mit diesen.

Die Menschheit ist im Sein ein in sich schwingendes, biologisches Energiekonzentrat, das die um sich wabernden Informationen auf eine Tendenz hin konzentriert, ausrichtet und wahrscheinlich auf die Ebene einer vierten Evolutionsstufe hebt, der KI.

Die Zukunft der Menschheit wird von drei Gegebenheiten abhängen:

  • ihrem Wachstum, und damit ihrer Ernährung, ihrem Ressourcenverbrauch, ihren Hegemonialbestrebungen, ihren Kriegen. Ihr Wachstum zerstört die Lebensräume für die anderen biologischen Arten und die Hintergründe seiner eigenen Existenz.
  • ihrem Energieverbrauch (der Art ihrer künftigen Energiebeschaffung: und damit ihrem CO²-Ausstoß, dem Klimawandel).
    Kennzeichnend für die Energie ist der Umstand, dass sie bei einer wahrscheinlich konstanten Menge sich in Bewegung auf ein uns unbekanntes Ziel befindet. Deutlich wird dies
    • im physikalischen Bereich in der ständigen Bewegung ihrer Kräfte,
    • im chemischen Bereich in der ständigen Bewegung ihrer Atome,
    • im biologischen Bereich in ihrer jeweiligen Vereinnahmung durch stärkere Energieexistenzen, geschaffen aus jeweils zwei verschiedenen Geschlechtern. Es ist auf der Erde ein Wogen und Sichbewegen einer im gegenseitigen Bezug stehenden biologischen Energiemasse, in der der Mensch anscheinen zurzeit an deren Spitze steht. Als Individuum ein Geschlechtsträger, bewegen seine jeweils stärksten Nachkommen seine Art auf die Vorbereitung einer vierten Evolutionsstufe hin, der KI. Dabei sind der persönliche und der soziale Energieverbrauch zu unterscheiden. Letzterer erfasst u.a. die gesamte Wirtschaft in ihrer Ganzheit.
  • der digitalen Entwicklung (letztlich mit der Abstrahierung und Nutzung von physikalischen, chemischen und biologischen Daten in Richtung ihres Einsatzes auf ein uns noch unbekanntes Ziel hin). Für uns geläufig unter der Vorstellung der Entwicklung von Avataren, der KI, genetischen Modulen und DNA-Chips.

Ihre Zukunft hängt von ihrer Gemeinsamkeit ab, auf die Probleme dieser Erde zu reagieren. Jeder Einzelne stellt zwar eine energetische Kraft dar, doch nur gemeinsam lassen sich die Probleme evtl. lösen. Jeder Einzelne steht für eine in Bewegung sich befindende Energie. Das Problem ist, das zwischen der großen Summe der Einzelnen es keinen gemeinsamen Rhythmus gibt und damit keine Kraft ihnen vereint zu begegnen.

Welchen Weg wir für unsere persönliche Existenz einschlagen sollten, muss jeder für sich allein entscheiden. In unserer Kultur des Individualismus und unserem Wissen um die Einzigartigkeit eines jeden entscheiden vor allem drei Kriterien darüber:

  • Da ist biologisch zunächst die Genkombination, die über die Begabungen und Neigungen entscheidet.
  • Dann sind es seine Prägungen, die in ihren Anfängen bereits im Mutterleib erfolgt sind und ihre entscheidende Ausformung während der Kindheit erhalten haben.
    Über sie übernimmt der einzelne Mensch seine wesentlichen Orientierungsinhalte (Werte) über die er später nicht nur seine Entscheidungen fällt, sondern über die auch seine späteren Botenstoffwege und damit der Stoffwechsel, die Gefühlswelt und das Denken ihre entscheidenden Ausrichtungen erhalten.
  • Zuletzt, in der Regel kaum beachtet und weitgehend unbekannt, ist es das Mikrobiom eines jeden, die Mikrowelt mit der jeder in einer Symbiose lebt. Wir wissen kaum etwas über sie, unr dass sie über ihre Tätigkeiten, ihre Hormone und ihre Botenstoffe unser Fühlen und Denken bestimmt. Wer sie vernachlässigt, verschlechtert entscheidend seine Lebensqualität und wird oft psychisch krank.

In unserem Individualismus ersticken wir in unserem eigenen wertbezogenen Denken. Jeder Gedanke, jede Handlung, jedes Detail unseres Daseins sehen wir nur durch das System unserer persönlichen Werte und bedenken dabei nicht, dass wir diese dabei verallgemeinern und die jeweiligen Objekte, die sie betreffen in unserem Sinne vergewaltigen. Wir denken letztlich nicht objektiv, sondern färben Objekte unserer Betrachtung so ein, dass wir sie in unserer Gefühlswelt einordnen können. In Netzwerken werden nur interessenbezogen Gemeinsamkeiten geschaffen. Was sich in unsere Wertwelt nicht einfügen lässt, wird abgelehnt, verurteilt und dabei mit Schuldzuweisungen versehen. In unserem Individualismus betonen wir unsere private Welt. Die soziale Welt, das Politische ist darin etwas Fremdes, Exotisches, die sich unserer Kenntnis und Einflussnahme weitgehend entzieht. Man kann dagegen zwar protestieren, doch hat das selten Folgen. Die sozialen Gemeinschaften (z.B. Kirchen, Parteien, Familien), die früher den Menschen Sicherheiten boten, verlieren zunehmend ihre Bedeutung. Man glaubt sich rational zu verhalten und folgt doch letztlich nur in seinen kausalen Überlegungen seinen verinnerlichten Orientierungsinhalten. Letztlich ist man als westlicher Mensch in seinem Denken zunehmend allein, und als einzige mögliche Perspektive für ein Zusammenleben bleibt nur die Toleranz.

Eine persönliche Existenz wird von der Wahl ihrer Beziehungen, ihrer Beziehungssysteme bestimmt, in unserm sozialen Leben weitgehend von der Wahl ihrer Netzwerke.

Wir orientieren uns vorwiegend mit Hilfe unseres persönlichen Wertesystems. Alles, was uns im Leben beschäftigt, sehen wir durch eine Brille diffuser Werte, die wir als solche gar nicht erkennen. Wir beurteilen z.B. politische Entscheidungen in der Regel, auch ohne das Hintergrundwissen der jeweils Agierenden zu besitzen oder deren psychische Befindlichkeiten und soziale Abhängigkeiten in unsere eigenen Überlegungen einbeziehen zu können. Wir besitzen oft ein enormes „Wissen“ ohne tatsächlich über die Dinge, über die wir nachdenken, etwas zu wissen. So haben wir alle gewisse Vorstellungen über das Universum, seine Entstehung und die in ihm wirkenden Kräfte, obwohl wir wahrscheinlich nur fünf Prozent seiner materialisierten Energie zu kennen glauben. Dabei wissen wir tatsächlich über dieses genau genommen gar nichts. Wer hat schon eine Vorstellung von dem, was eine Billion Galaxien bedeuten, wer von den geschätzten mindestens 700 Trilliarden Sternen (1 Trilliarde = eine Zahl mit 21 Nullen). Wer har schon eine tatsächliche Vorstellung von der Größe einer Galaxie. Unsere Milchstraße ist eine. Sie erstreckt sich über 120.000 Lichtjahre (1 Lichtjahr beträgt 9.460.000.000.000 km = 9,46 Billionen). Sie soll 100 Milliarden Sterne (= Sonnen) besitzen, um die unzählige Planeten kreisen (ein Stern ist ein Himmelskörper aus heißem Gas und Plasma). Um unsere Sonne kreisen neun Planeten (in Sonnennähe vier Gesteinsplaneten, u.a. unsere Erde, nach außen 4 „Gas-Riesen“ und ganz außen als Zwergplanet der „Pluto“). Wer weiß das alles, wenn er darüber nachdenkt und spricht? Weniger extrem, aber genauso unbekannt ist uns fast alles, womit wir uns in unserem Gehirn beschäftigen: z.B. die Komplexität in der Natur, physikalische, chemische oder biologische Abläufe, die Zustände am Amazonas oder das Ergehen von Menschengruppen in China, Indien oder im Gaza-Streifen. Schon die Existenzsituation unserer unmittelbaren Nachbarn ist uns in der Regel unbekannt. Wir fällen Urteile auf dem Hintergrund unserer Wertsysteme und den interessengesteuerten Detailinformationen, die wir erhalten, die aber in der Regel von bestimmten Interessengruppen stammen. Unsere eigene Erfahrungswelt ist meistens sehr klein und auch die beurteilen wir bereits durch die Brille unserer Werte.

Wenn wir uns die Frage nach dem Sinn unseres Lebens stellen, folgt die Frage: Was ist das Leben überhaupt? Wir können darauf keine befriedigende Antwort geben, da es in seinen Merkmalen und Leistungen, in seiner Komplexität zu verschiedenartig ist. Selbst seine primitivsten Formen folgen einem vorgegebenen Bauplan, der deren genetische Informationen enthält.  Letztere basieren auf der Vielzahl der genetischen Anordnungsmöglichkeiten, die nach dem Prinzip einer Auslese ihren Entwicklungsweg gefunden haben. Der Mensch steht nun nach einem vorangegangenen Jahrmillionen dauernden evolutionären Selektionsprozess am Ende dieser biologischen Selbstorganisation. Dabei bedeutet die Evolution immer eine Optimierung der bestehenden Daseinsfunktionen. Wie innerhalb dieser Prozesse die ersten sich selbst produzierenden Moleküle entstanden sind, wissen wir nicht. Wahrscheinlich begann das erste Leben auf der Erde vor etwa vier Milliarden Jahren. Auf jeder Evolutionsstufe gab es dann Mechanismen, die eine Weiterentwicklung förderten. Eine davon war die der natürlichen Auslese. Ein anderes war bei den höheren Entwicklungsformen der einprogrammierte Tod, und damit das Ende der bestehenden jeweiligen Energieeinheit. Die biologische Evolution schuf auf diese Weise immer höhere Lebensformen. Das zellulare Leben begann auf unserem Planeten vor weniger als einer Milliarde Jahren als chemische Selbstorganisation (auf der Stufe als Einzeller vor etwa drei Milliarden Jahren). Der Weg als Informationseinheit führte vom Molekül zu Molekülsystemen (Zellen), zu Zellhaufen und dann organbesitzenden Organismen. Heute scheint die Entwicklung so zu sein, dass sich die Informationen von ihren letzten Molekülen über digitale Formen emanzipieren. Unser heutiges anthropogenes Problem ist, dass  innerhalb der ökologischen Gleichgewichte alle Arten auf unserem Planeten aufeinander angewiesen sind und der Mensch sich in den letzten Jahrhunderten über diese  Tatsache hinweggesetzt hat. Da der bisherige Evolutionsprozess nicht abgeschlossen ist, erreichen wir jetzt vielleicht eine vierte, digitale Evolutionsebene, die von ihren heutigen Anfängen bei der KI ihre Entwicklung hin zu molekularen Quantencomputern, neuartigen molekularen Quantenentwicklungen einnehmen wird. Der Mensch wird auf lange Sicht gesehen, sich dieser Entwicklung nur sich selbst optimierend anpassen können. In seiner heutigen Gegenwart kann er in seinem Hier und Jetzt idealistisch nur seinen empathischen und kreativen Neigungen folgen.

Leben ist für uns

  • eine anschauliche Energiebewegung, gebunden an eine bestimmte Evolutionssituation, an einen bestimmten Ort und eine bestimmte Zeit.
  • Fortpflanzung: In seiner höheren Form ist es eine Mischung der Gene über die Keimzellen. Seine Ökonomie, sein Erfolg hängen weitgehend von seiner biologischen Evolution ab. Es ist ein Aspekt der Energiebewegung des Biologischen.
  • ein Lernprozess: Im frühkindlichen Stadium wegen des partiellen Instinktverlustes des Menschen als Orientierungsgrundlage in der Form von Prägungen. Darin stellt es eine biologische Besonderheit dar. Auf dem Hintergrund vorangegangener kollektiver Setzungen erhält es so seine Werte und seine empfundenen Grundwahrheiten. Als Gesamtheit innerhalb von Gruppen bilden sie seine Kulturen, innerhalb seiner Weltgemeinschaft über ihre jeweiligen Fortschritte Vorergebnisse zur vierten, digitalen Evolutionsstufe. Seine Setzungen bilden als kausale Kombination von Erfahrungen die Grundlagen für seine Verhaltenssteuerungen. In ihrer Summe stellen auch sie eine Energiebewegung der Selbsterhaltung dar. Im Hintergrund standen und stehen zunächst seine Energiesuche (Nahrungssuche) und mögliche Fluchtstrategien bei Bedrohungen für seine weitere Existenz. Der Lernprozess stellt sich dann als eine Assoziation von Erfahrungen der zur Gewinnung und Einsparung von Energien für sich und sein Kollektiv und zur Förderung seiner Fortpflanzungsmöglichkeiten dar.
  • ein Wettlauf verschiedener Individuen. Die jeweiligen Sieger verkörpern eine neue Bewegungsstellung, einen „Etappensieg“ innerhalb einer lokalen und damit auch globalen und universellen Energiebewegung. In der Natur regelt so die Artenvielfallt die biologischen Gleichgewichte innerhalb einer Gesamtbewegung. Im Biologischen spielt dabei die Gesundheit, Kraft, Schönheit und Ausdauer der einzelnen Individuen eine große Rolle.
  • an Voraussetzungen gebunden. Es verlangt vor allem einen Existenzraum, einen Ort für sein Bestehen. Das Problem der Menschheit ist nur, dass sie diesen durch ihre Ansprüche zunehmend überfordert. Die Summe ihrer vielen Umweltveränderungen bedrohen nun ihre eigene Existenz. In den letzten Jahrtausenden glaubte besonderes der westliche Mensch sich von der Natur absetzen und sich über sie erheben zu können. „Macht euch die Erde untertan“ war eine wichtige christliche Verhaltensdevise. Bis zu einem gewissen Grad ist ihm das bisher auch gelungen, allerdings mit der Folge, dass er sich damit selber als Teil der Natur aus dieser herauskatapultierte und dabei seine klimatischen und biologischen Existenzgrundlagen zerstörte. Seine wichtigste Zukunftsaufgabe wird es deshalb sein, sein Zerstörungswerk aufzuhalten, wenn möglich, rückgängig zu machen und eine neue Ethik zu entwickeln, in die er sich selber wieder als Teil der Natur einordnet. Die Suche nach einem Weg dahin, die Identifikation mit ihr, eine artgemäße Lebensweise, eine Beschränkung seines Verlangens nach einer Aktivierung seiner glückverheißenden Hormone und seine Gier nach Status und Besitz können seinem Leben im Sinne der Stoa wieder zu einem ihn erfüllenden Sinn verhelfen.

Die Sinnfrage begleitet immer die Frage nach Alternativen zum bestehenden Leben, einem Leben mit mehr Freiheiten, mehr existentiellen Ausdrucksformen seiner selbst, mehr Möglichkeiten identisch zu sein. Fragen, die uns immer weiter von unserem biologischen Sein entfernen und uns zunehmend in die Mauern unserer kulturellen Setzungen führen. Oft sind es Zufälle, die uns veranlassen, neue Wege einzuschlagen, manchmal Schicksalsschläge, manchmal Veränderungen in unserem urbanen und sozialen Umfeld auf die wir keinen Einfluss hatten. Kulturell werden wir zunehmend eine Gesellschaft von Individualisten, die ihr Leben im Sinne ihrer Identität zu bestimmen versuchen, oft ohne eigentlich zu wissen, was diese tatsächlich ist. Bei bestehenden Alternativen werden Entscheidungen so immer hinterfragbarer, da zugleich immer nur eine von ihnen gelebt werden kann. Durch unsere Sozialisation werden immer einige bewusstseinsmäßig bevorzugt, obwohl sie vielleicht die weniger erstrebenswerten waren. Genetisch besitzen wir zwar einen einzigartigen Kern, Prägungsbezogen dagegen eine gewisse Plastizität, die je weiter sie von unserer frühkindlichen Existenzphase entfernt ist, um so eher beeinflusst werden kann. Erst im Alter werden wir dann wieder geistig weniger elastisch und gleiten orientierungsmäßig oft in ein Dasein von Altersstarrsinn oder auch in eine Demenz.  Es ist erstaunlich, wie wenig sich einzelne verändert haben, wenn man auf Ehemaligentreffen, z.B. Klassentreffen Ehemaligen begegnet. Manche Philosophen glauben, dass auch die ungelebten Welten eine reale Existenz darstellen (u.a. David Lewis). Von den Überlegungen der Quantenmechanik her glauben sie, dass es neben unserer Existenz parallel zu unserer eigenen jeweils eine Vielzahl anderer Welten gibt, deren physikalische Realität wir aber nicht erkennen und der wir alle Möglichkeiten unserer Fantasien zuschreiben können. Wirklich wissen kann ich nur, dass ich eine minimale Energiekonzentration in der Weite des Universums bin, Teil einer gewaltigen Gesamtenergie, deren Herkunft und Ziel wir nicht erkennen und innerhalb der wir begrenzt nur einige Bewegungsvorgänge beobachten können, zu denen einige Kräfte und Evolutionsformen gehören.

Unser „Wissen besteht in der Regel aus Halbwahrheiten, die dann durch Interessengruppen und Geheimdiensten zu unserer „Wahrheit“ ausgeformt werden. Den entscheidenden Beitrag leisten dann die Medien. Und jeder will es auf dieser fragwürdigen Basis besser wissen.

Alle unsere Überlegungen münden in der Feststellung, dass es fünf Ansätze gibt, für seine Existenz einen Sinn zu finden:

  • Der erste war, es über eine Grundsetzung zu versuchen, für die unsere spirituellen Anmutungen die Ausgangsbasis wären, von einer Gottesvorstellung, von der wir dann alle anderen Setzungen ableiteten.
  • Danach war es unsere biologische und evolutionäre Herkunft. Rational bot sie zum instinktiven Verhalten der Säuger einen möglichen, wenn auch begrenzten Ansatz.
  • Als Drittes ist es unsere einmalige Individualität und ihr Streben nach einer Selbstverwirklichung. Letztlich schälte sie sich als eine Summe von willkürlichen Setzungsprägungen auf einem genetischen Hintergrund heraus.
  • Viertens war es dann unser menschliches Kollektiv, ohne das wir nicht sein können und auf das all unser Dasein psychisch letztlich bezogen ist. Es setzt unseren individuellen Bedürfnissen unsere Verantwortung ihm und unserer Umwelt gegenüber entgegen.
  • Als letztes sind es dann unsere Zukunftsvorstellungen, gewachsen aus dem Vielerlei unserer heutigen Zivilisation, aus der zurzeit als eine neue Evolutionsebene die KI herausragt. In sie fließen alle unseren heutigen globalen Daseinsprobleme ein und erfordern für eine mögliche Zukunft der Menschheit eine weitsichtige visionäre Utopie.

Anders als die Religionen, die weitgehend von emotionalen Setzungen leben, orientiert sich die Philosophie mit Hilfe rationaler Systeme. Kant nannte sie apriorisch, vor aller Erfahrung bestehend, im Gegensatz zu unseren empirischen Wissenschaften. Abgelöst wurde, bzw. wird sie von den Naturwissenschaften, die für ihre Orientierungen von in Experimenten in der Natur bewiesenen kausalen Beobachtungen ausgehen. In der Zukunft werden es vielleicht von anthropogenen Setzungen begleitete Quantenergebnisse sein. Wir wissen es nicht. Aber alle Einzelbeobachtungen weisen darauf hin. Und ohne ein Orientierungskonzept kann ein Mensch psychisch nicht sein, egal ob es religiös, philosophisch, naturwissenschaftlich oder digital hinterlegt ist. Ein Individuum glaubt und denkt nur innerhalb seiner Grenzen. Wer weiß schon, was es sich in seiner Eigenliebe vorstellt? Bei näherer Betrachtung ist der Mensch nicht viel, nur eine Handvoll einem unbekannten Gesetz folgender Sternenstaub.

Der Weg zu unserem Lebensinhalt führt über den Weg zu uns selbst, über den Weg, etwas zu finden, was für uns eine Bedeutung hat. Das, was den Menschen vor allen anderen Lebewesen auszeichnet, ist seine Offenheit, die der oft mit seinen Freiheiten verwechselt. Sie schafft in ihm die Möglichkeiten, seinen Empathien, Sehnsüchten und seinen Fantasien zu folgen. Zwar setzt die Moderne auf eine ständige Veränderung, die damit auch der energetischen Bewegung des Seins folgt, die damit aber nicht auf den einzelnen Menschen als einem winzigen lokalen Standort im Universum eingeht. Der Einzelne kann darin in seiner Endlichkeit alles an sich vorbeiziehen lassen, „Wichtiges“ loslassen, um seinem Bewusstsein seinen Standort positiv erfahrbar zu machen. Und nur das kann für ihn der Sinn seines Seins sein.