(Sie wird allgemein als die Zeit Sokrates – Platon – Aristoteles angegeben, die in einem Lehrer – Schüler / Lehrer – Hörer – Verhältnis zu einander standen)
Sokrates
Sokrates gilt als der Begründer der klassischen Periode der griechischen Philosophie. Durch ihn wird die bis dahin bestimmende kosmologische Naturphilosophie von einer autonomen Ethik abgelöst und der ethische Relativismus der Sophisten widerlegt. Er vertrat die Überzeugung, dass das Sittliche erkennbar und lehrbar sei. Richtig ist nach ihm ein Handeln, das zum Nutzen der Menschen beiträgt. Die Voraussetzung dafür sei die Selbsterkenntnis (im Sinne des Orakels von Delphi) und die Genügsamkeit. Ein Staatsmann müsse lernen, sich selbst zu beherrschen, um dann seinen Einsichten folgen zu können.
Im Zentrum seiner Überlegungen stand die Frage nach dem Guten (agathón) und der Tugend (areté, die einer Sache zukommende Tauglichkeit). Dabei entsprach das Gute der Tauglichkeit der menschlichen Seele.
Um zu einer Erkenntnis zu gelangen, entwickelte er eine bestimmte Methode:
- Erschütterung eines Scheinwissens durch eine Frage,
- Suche einer wahren Einsicht mit Hilfe eines Gesprächs,
- Absicherung der Erkenntnis durch eine kritische Selbstprüfung.
Für Sokrates entsprach die Einsicht einer „Sorge um die Seele“. Über die Einsicht wird die Seele zum Gutsein und zur Glückseligkeit geführt, d.h. zu ihrer Harmonie.
Für Sokrates war die Philosophie eine Hebammenkunst (Mäeutik), eine Hilfe zur Einsicht und zur Selbsterkenntnis.
Später beriefen sich zwei gegensätzliche philosophische Strömungen auf ihn:
Kyrenaiker
Sie bauen das Streben nach Glückseligkeit zum Hauptmotiv ihres Handelns aus (im Sinne des Eudämonismus = Haltung im Bereich der Ethik, welche das schöne Leben als Lebensziel hat). Dazu gehört die ungehinderte Selbstentfaltung, – in moderner Form, die Forderung nach fördernden Einrichtungen des Staates zur Erreichung dieses Zieles (Utilitarismus = Ethik nach dem Nützlichkeitsprinzip).
Kyniker
Für sie sind die Bedürfnislosigkeit und Selbstgenügsamkeit das höchste Lebensziel. Sie verachten alles Heilige und damit alle sittlichen Ordnungen (berühmt ist hier Diogenes von Sinope, der die Bedürfnislosigkeit zur Lebenspflicht erklärt hatte und der Legende nach in einer Tonne lebte).
Platon
Seine Schriften sind alle als Dialoge geschrieben (außer seinen Briefen, meistens mit Sokrates als Hauptfigur). Die wichtigsten (von ca. 25) beschäftigen sich mit Fragen der
- Tugend
(die meisten Frühdialoge),
- Erkenntnis
(z.B. Menon, Theactetos),
- Politik
(z.B. Politeia),
- Naturphilosophie
(z.B. Timaios).
Seine bekanntesten Dialoge sind:
- Symposion
(über den Eros),
- Menon
(über das Wesen der Rhetorik),
- Politeia
(über den Staat, die Gerechtigkeit),
- Phaidros
(seine Ideenlehre),
- Theaitetos
(über das Wissen),
- Apologie
(die Verteidigung des Sokrates),
- Kriton
(über das Hochhalten der Gesetze),
- Gorgias
(über das Wesen der Rhetorik).
Platons Bedeutung liegt in seiner Ideenlehre und in seiner Staatsphilosophie. Nach ihm besteht die Welt aus objektiv sich darbietenden Ideen, die als Urbilder einer ewigen Wesenheit entspringen. Dabei sind die unveränderlichen Ideen den Vergänglichen (dem Körperlichen) übergeordnet. Die Welt besteht aus einem sichtbaren und einem nur dem Geist zugänglichen Bereich (z.B. in der Mathematik), dem Bereich der Ideen, den man ohne eine Anschauung erfahren kann. Im Zentrum seiner Überlegungen steht die „Idee des Guten“. Aus ihr erwachsen die Einheit und Ordnung der Welt. Ihre materielle Existenz folgt dem Vorbild der Ideen, die in ihnen angelegt sind.
Je gewichtiger bei Platon die Erkenntnisse sind, umso weniger sind sie mit Anschauungen verbunden. Sie werden bei ihm nicht aus Einzelheiten hin zum Allgemeinen abgeleitet, sondern in Form von Wiedererinnerungen geschaut (Dies sei nur in der Form eines Dialoges möglich). Berühmt ist sein Höhlengleichnis, nach dem Betrachtende nicht eine reale Welt sehen, sondern nur auf einer Wand deren Schatten. Die Sehnsucht des Menschen sei es, in die Welt des wahren Seins und des Guten zu schauen. Er nennt sie „Eros“. Als das Schöne nimmt sie eine vermittelnde Funktion zwischen dem Sinnlichen und dem Geistigen ein. Mit Hilfe der Dialektik möchte er anderen an seinen Erkenntnissen teilnehmen lassen. Darin werden die Ideen mit Hilfe von Begriffen durch Analyse und Synthese zur Hypothese gebracht.
Platon glaubte an eine unsterbliche Seele. Sie war nach ihm unvergänglich. Ihr Ziel sei es, sich aus der Bindung an ihren Körper zu befreien und zu ihrem Urzustand zurückzukehren. Sie bestand nach ihm aus drei Teilen (Instanzen), denen er Tugenden zuordnete:
- die Vernunft
(als dem Göttlichen; ihre Tugend war die Weisheit),
- der Mut
(als dem zur Wahrnehmungswelt gehörenden; ihre Tugend war die Tapferkeit),
- die Begierde
(als das Niedere; ihre Tugend war die Mäßigung). Über diesen drei Tugenden stand als vierte die Gerechtigkeit.
(Diese vier bilden bis heute die 4 Kardinaltugenden).
In seiner „Politeia“ entwirft Platon das Modell eines Idealstaates. Er sieht ihn als ein arbeitsteiliges Gemeinwesen in seinen Beziehungen zum Individuum. Für ihn besteht er aus drei Ständen:
- Lehrstand:
An seiner Spitze stehen weise Philosophenkönige.
- Wehrstand:
Er sorgt für Ordnung und für Verteidigung in einem Staat.
- Nährstand:
Zu ihm gehören die Bauern und die Gewerbetreibende.
Die Macht des Herrschers wird nicht durch eine Verfassung eingeschränkt, sondern baut auf dessen Einsicht für das Wohl des Staates. Der Erziehung kommt eine große Bedeutung zu. Durch die Auswahl aus den Besten wird der Herrscher gewählt. Es gibt keinen Privatbesitz (auch die Frauen und Kinder sind Gemeinschaftsbesitz). Aus der Distanz betrachtet, handelt es sich hier um einen totalitären Staat mit einer aristokratischen Staatsführung.
(In seinem Alterswerk „Gesetze“ geht Platon nicht mehr von einem Idealstaat mit einem weisen Herrscher aus, sondern von einem durch Gesetze geregelten Staatswesen).
Aristoteles
Seine „Logik“ wurde zum Grundstock des wissenschaftlichen Denkens:
- Worte sind Beziehungen (u.a. von Dingen),
- zu Sätzen verbunden, ergeben sie Urteile.
- Eine Kette von Schlüssen bildet einen Beweis.
- Eine Methode ist
deduktiv,wenn sie vom Allgemeinen auf das Besondere schließt,
induktiv,
wenn vom Einzelnen auf das Besondere geschlossen wird. - Das Gemeinsame innerhalb von Gattungen wird nach einer Differenzierung der Arten durch eine Definition bestimmt.
- Ein Wissenschaftler muss seine Aussage aus einer Ursache ableiten. Dies sei auch auf Grund eines Vorwissens (u. sinnlicher Erfahrungen) möglich. Dabei führt ein immer wiederkehrender Rückgriff auf Früheres ins Unendliche, in dem es dann kein Früheres mehr gibt.
In seiner Metaphysik (so genannt, weil sie in der ersten Gesamtausgabe der Schriften des Aristoteles hinter der Natur (= Physik) stand). In ihr trennt er sich von Platon. Für ihn lag das Eigentliche, das Wesentliche der Objekte seiner Betrachtung nicht in deren Ideen, sondern in ihnen selbst. Dabei unterschied er zwischen deren „Stoff (= Materie) und deren „Form“, die in reiner Art nicht vorgefunden werden könnten. Im Stoff seien deren Möglichkeiten angelegt. Ihre Entfaltung nannte er „Entelechie“.
Für Aristoteles gab es vier verschiedene Ursachen:
- Formursachen:
Ein Gegenstand nimmt die für ihn vorbestimmte Form an.
- Zweckursachen:
Jede Entwicklung zielt auf einen vorbestimmten Zweck.
- Antriebsursachen:
Jede Entwicklung braucht einen Motor, der sie in Gang hält.
- Stoffursachen:
Jeder Gegenstand besteht aus Materie.
Eine Substanz ist das in eine Form gezwungene Wesentliche. Dabei unterschied er zwischen dem „Bestimmten“ und dem „Zufälligen“. Mit Hilfe der Vernunft gelangt man vom Unwesentlichen, sinnlich Erkennbaren zum Wesentlichen.
Durch den Entwicklungsgedanken besitzt die Welt einen Schichtenaufbau, an deren Anfang die reine Form, Gott steht. Er ist der Beginn aller Ursachen. Da er selber „werdelos“ ist, kann er auch nicht mehr erklärt werden.
In seiner Psychologie unterscheidet Aristoteles in der Natur drei verschiedene Seelen: die Pflanzenseele, die Tierseele und die Vernunft des Menschen. Für ihn ist eine Seele die höchste Form der Entelechie. Bei der Vernunft erkennt er als Sonderform den Geist als
- empfangende (an den Stoff gebundene) Kraft und als
- tätige (an die Form gebundene) Kraft.
Dabei ist seine tätige Form nicht an einen Körper gebunden (und damit unsterblich).
Aristoteles unterscheidet zwischen
- theoretischer
Philosophie, die auf das Ewige, Unveränderliche gerichtet ist und der
- Ethik,
die sich mit dem menschlichen Handeln beschäftigt.
Von seiner Natur her strebt der Mensch, seine Seele nach dem Guten.
Bei diesem Ansatz unterscheidet er zwischen den
- dianoetischen Tugenden
(als Ausübungen seiner Vernunft) und den
- ethischen Tugenden
(vermittelt durch die Gesellschaft, z.B. ihren Traditionen).
Aus dem Zusammenspiel beider erwächst die sittliche Haltung eines Menschen, seinen Willen hin in Richtung auf das Gute zu lenken. Sie ist das Ergebnis seiner inneren Mitte (als einem Verhalten zwischen seinen Extremen).
Die wichtigste soziale Tugend ist die Gerechtigkeit,
Die Ausgangsbasis für einen Staat ist bei Aristoteles, die auf das Gute zielende Gemeinschaft (bei Platon war es ein „Ideal“ als Antwort auf die Schwächen der Menschen). Seine Aufgabe sei die sittliche Vervollkommnung seiner Mitglieder. Erst in ihm können sich die Tugenden des einzelnen entwickeln. Er gilt als gut, wenn er dem Gemeinwohl diene. Bei den Staatsformen gilt für Aristoteles als beste, die zwischen ihren Extremen (z.B. dem Königtum und der Tyrannis) in der Mitte steht und sich den Bedürfnissen seiner Bürger am besten anpasst.