Descartes, René (1596 – 1650; einer der „Väter der modernen Philosophie“, weil er, vom Subjekt ausgehend, am Anfang einer ihrer neueren Hauptzüge steht):
Am Anfang seiner Überlegungen stand die Suche nach Gewissheit, bzw. der Zweifel am Wahrheitsgehalt unserer Wahrnehmungen.
Unbezweifelbar war ihm nur:
Damit besaß die Vernunft für ihn eine Vertrauensbasis.
Sein zweiter Denkansatz war seine Gottesidee. Da es für sie in der Außenwelt keine Anschauungsmöglichkeiten gab und der Mensch unvollkommen sei, müsse sie ihm von der vollkommensten Realität selbst direkt eingegeben worden sein. Über die göttliche Wahrhaftigkeit könne er auch alle anderen Wahrheiten erkennen. Die wichtigste Eigenschaft der Objekte dieser Welt sei deren Ausdehnung. Descartes unterschied zwischen den ungeschaffenen Substanzen (= Gott) und den geschaffenen (= Denken und Ausdehnung). Der Mensch bestehe aus beiden. Er habe einen Körper und einen Geist, eine denkende Substanz. Im Gehirn würden die physikalischen Wahrnehmungen mit Hilfe von Nerven in den Geist überführt, der dann wiederum für den Körper das Nützlichste bestimme. Über die Funktion dieses Systems wache der gütige Gott.
Als Mathematiker baute Descartes ganz auf die Vernunft. Wahr sei für ihn das allein rational Fassbare. Mit seiner Zwei-Substanzen-Lehre vertrat er einen klaren Dualismus, dem einer Körperwelt und dem einer reinen geistigen Welt. Alle Körper ständen dabei unter der Einwirkung von Naturgesetzen. Sein Weltbild war völlig rational-mechanistisch aufgebaut.
Über Descartes entwickelte sich die moderne europäische Haltung gegenüber der Natur, die auf deren Beherrschung zielte und mit Hilfe von naturnahen Erkenntnissen die moderne Technik zu deren Ausbeutung entwickelte.
Pascal, Blaise (1623 – 1662; zunächst ein bedeutender Mathematiker und Physiker):
Pascal wurde stark von Descartes beeinflusst, erkannte dann aber nach einem Bekehrungserlebnis die Grenzen der Mathematik und des Rationalismus. Sie könnten keine Antwort auf die Fragen nach der Stellung des Menschen im Universum und den Weg zu seinem Seelenfrieden geben. Alle Seelen, auch die der rational Wissenden, kehrten in einen Zustand der Unwissenheit zurück und könnten nur durch eine Herzensliebe und die Hingabe zu Gott zu einem subjektiven Gotteserlebnis gelangen. Über seinen Glauben müsse der Mensch sein Leben in Gott gründen.
Spinoza, Baruch de (1632 – 1677):
Spinoza ging von zwei Grundannahmen aus;
- dass nur ein mathematische Denken zur Wahrheit führe
(darin folgte er Descartes),
- dass alles deterministisch vorbestimmt sei.
Für ihn war alle Erkenntnis aus obersten Prinzipien deduzierbar (wie in der Mathematik). Er ging von Gott als der einzigen nicht teilbaren Substanz aus und ging dann auf deren Zustände (Modi) ein. In der Natur gäbe es nichts, was ihren Gesetzen widerspräche und damit auch nichts, was in seinen Folgen nicht vorherbestimmt sei. Die Seele sei ein Teil der Natur, der alles umfassenden Substanz, die aus Materie und Geist bestände. Außer dieser Substanz gäbe es kein Sein. Sie sei Gott. Alles sei aus Gott geworden. Je mehr Dinge man erkenne, umso mehr könne man ihn erkennen. In der Liebe Gottes und in dieser Erkenntnis läge das Positive des Menschseins.
Spinoza hatte einen großen Einfluss auf Lessing, Herder, Goethe, Schleiermacher, Fichte, Schelling, Schopenhauer und Wilhelm Wundt gehabt. Lichtenberg glaubte, dass Spinozas Pantheismus („All-Gott-Lehre“, Gott ist die Natur) die Voraussetzungen für eine Universal-Religion böte.
Leibniz, Gottfried Wilhelm (1646 – 1716; Universalgelehrter, nur wenige Schriften, Fragmente, unzählige Briefe):
Von Descartes ausgehend entwarf Leibniz eine Theorie des erkennenden Bewusstseins. Dabei unterschied er zwischen gedanklichen Wahrheiten und Tatsachenwahrheiten. Zwischen beobachteten Widersprüchen versuchte er auszugleichen. Im Zentrum seiner Überlegungen standen die „Monaden“
(Substanzen mit bestimmten Eigenschaften, „Atome der Natur“. Sie
- sind untereinander nicht identisch,
- sind gestaltlos,
- können weder erzeugt noch vernichtet werden.
- Nichts kann aus ihnen heraus noch in sie hineinwirken,
- Sie bergen alle Informationen in sich),
die sich auf ihrem Weg zur Vervollkommnung in ihren Zustand
(= Perzeption) ständig verändern. Daraus ergab sich eine Entwicklungsfolge von der Materie bis zum Geist des Menschen.
Nach seiner „prästabilisierten Harmonielehre“ folgten alle Substanzen einem in ihnen ruhenden Gesetz. An eine Zentralmonade lagerten sich danach im Sinne einer Entelechie die anderen Monaden an. Gott habe in sie ihr Programm eingegeben und sie so geschaffen, dass sie alle im Einklang in einer Beziehung zu einander ständen.
Leibniz glaubte nicht, dass etwas im Verstand sei, was nicht vorher in den Sinnen angelegt gewesen sei. Letztere seien zwar die Voraussetzung von Erkenntnis, doch würden Erfahrungsdaten nur zu wahrscheinlichen Ergebnissen führen. Er unterschied zwischen unleugbaren Vernunftwahrheiten und zufälligen Tatsachenwahrheiten.
Vico, Giovanni Battista (1668 – 1744; Begründer der Geschichtsphilosophie):
Er versuchte über Geschichtsvergleiche zu seinen Erkenntnisgewinnen zu gelangen. Dabei übernahm er von
- Platon als Maßstab die „Idee“,
- Tacitus die beschränkten Ergebnisse des Eigennutzes in der Realität,
- Bacon die wissenschaftliche Einheit der Welt,
- Grotius die Philosophie innerhalb eines Rechtssystems.
Das Betätigungsfeld des Geistes war für ihn die Kultur.
Die physikalischen Gesetze als solche beschrieben nur Wahrscheinlichkeiten.
Da es in allen Völkern ähnliche Ideen gäbe, könne man von dieser Tatsache aus auf den menschlichen Geist schließen und daraus allgemeine Gesetze des Menschseins ableiten. Danach verliefe die menschliche Entwicklung in drei Stufen:
- Zeitalter der Götter:
Die Menschen sind roh.
Es herrscht ein Götterglaube. - Zeitalter der Heroen:
Der menschliche Umgang ist poetisch.
Es herrschen strenge Sitten. - Zeitalter des Menschen:
Die Menschen lösen sich von ihrem Götterglauben.
Das Leben wird vom Luxus bestimmt, und ein Zerfall setzt ein.
Ähnlich wie Grotius, entwickelt er für die gesamte Philosophie und Theologie über ein allgemeines Rechtssystem eine „Neue Wissenschaft“ und glaubte in diesem System die reine Idee als Wahrheit gefunden zu haben.
Wolff, Christian (1679 – 1754, Gründer des deutschen Rationalismus. Er schuf für die deutsche Sprache ihre philosophische Terminologie. Seine Schüler besetzten fast alle deutschen philosophischen Lehrstühle. Dadurch wurde er sehr einflussreich):
Seine Ethik versuchte er aus der Vollkommenheit der Natur abzuleiten. Das oberste Ziel der Politik war für ihn die allgemeine Wohlfahrt.