Menschheit – Werte – Weltherrschaft

Alles ist Energie in ihren verschiedenen Erscheinungsformen, Größen und ihren verschiedenen Bezugssystemen. Und alles folgt ihren Gesetzen wahrscheinlich innerhalb eines „großen Gesetzes“ das wir nicht kennen und das uns bisher verborgen geblieben ist.

Es hat den Anschein, dass innerhalb dieser Vorgaben der Mensch den Übergang zu einer vierten Evolutionsstufe, einer digitalen einleitet, die wir heute als „Künstliche Intelligenz“ (KI) bezeichnen, die die Energie in weitere, neue Bezugssysteme heben wird. Damit hat der Mensch vielleicht seine evolutionäre Funktion erfüllt. Andererseits hängt er an seiner Existenz und ein Dasein seiner Art und kann diese nur dadurch sichern, indem er sich bemüht, die Negativerscheinungen seines Daseins möglichst zu beenden und dadurch den Lebensraum für seine Art zu erhalten. Diese Negativerscheinungen sind seine

  • aus jeder Kontrolle geratene Vermehrung,
  • der maßlose Ressourcenverbrauch einer Gruppe,
  • seine Umwelt- und Artenvernichtung, auf denen seine Existenz beruht,
  • seine unkontrollierten Klimaeingriffe, die die Erde als habitablen Lebensraum zunehmend unbewohnbar machen,
  • sein restinstinktives Status- und Hegemonialverhalten,
  • sein individualistisches, egoistisches Einzelverhalten,
    (dass bei bald 10 Milliarden verschiedenen Bedürfnishintergründen und ihrem inneren Zwang zur Selbstverwirklichung global den Hintergrund der Lebensraumzerstörung bedeutet).

Dabei ist die sich abzeichnende Aufgabe für die Menschheit so groß, dass sie von keinem einzelnen Staat, sondern nur global angegangen werden kann. Doch dem stehen heute die Egoismen, Hegemonialbestrebungen der einzelnen Länder entgegen. Eine zukünftige Weltbevölkerung hat nur folgende Möglichkeiten, wenn sie überleben will:

  • Sie bekämpft sich nicht weiterhin wie heute. Jeder Staat ist für seine Bevölkerung auf seine Vorteile bedacht.
  • Die Großmächte kämpfen nicht weiterhin offen oder verborgen um ihre Hegemonialstellung. Dabei sind es wahrscheinlich weniger diese Staaten, sondern Interessengruppen in ihnen, die unausgesprochen die Weltherrschaft anstreben. Am aggressivsten erfolgt dies zurzeit durch die USA und China, wobei auf lange Sicht bezogen den USA die Menschenzahlen fehlen und China die wissenschaftliche digitale Kraft.
  • Eine Gruppe von Großstaaten bestimmt nicht das Geschehen auf der Erde
    (hervorgehoben durch ihre Menschenzahlen, Flächengröße, Ressourcenbesitz). Die Klein- und Mittelstaaten bewegen sich global in deren Abhängigkeiten, oft in ihrem Inneren gespalten durch die internen Kämpfe, der in ihnen sich befindenden ideologischen Gruppierungen.
  • Als Utopie eine reale Weltregierung: Einst bereits angedacht im Völkerbund und in den UN. Sie hat wahrscheinlich nur eine Chance, wenn in ihr die verschiedenen Kulturen ihre Freiräume behalten können, d.h. u.a. die verschiedenen Nationalismen mit ihren Brauchtümern und Sprachen. Beispielhaft vorangehen könnte dabei Westeuropa, wobei hier die übergeordnete Leitidee seine gemeinsame kulturelle Geschichte sein könnte.

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Gegen eine stärkere Vereinigung Europas werden von interessierter Seite die Pflege seiner jeweiligen Nationalismen und eine oft antideutsche Haltung kultiviert. Dabei wäre Deutschland für eine Vereinigung geradezu ein ideales Beispiel. Anders als die anderen verschiedenen europäischen Nationalstaaten war es in seiner Geschichte fast immer ein föderativer Staat gewesen, ein Staat, von dem nie ein Krieg ausging. Erst durch Napoleon wurde sein politischer Nationalismus geweckt und dann die Bemühungen der einstigen Hegemonialmächte Frankreich und England, der deutschen Wirtschaft ihre Kraft nehmen zu wollen. Der letzte deutsche Kaiser und Hitler trugen dann das ihre zu den beiden letzten Weltkriegen bei. Die deutsche Stellung in Europa ergibt sich

  • aus seiner zentralen Lage auf dem Kontinent. Alle kulturellen und zivilisatorischen Bewegungen der anderen europäischen Staaten durchwanderten und befruchteten das Land,
  • aus der (bisherigen) Stärke seiner Wirtschaft
    (die ihre Konkurrenten ständig zu schwächen versuchte),
  • aus seiner Bevölkerungszahl
    (mit ca. 80 Mio. Menschen ist sie eine der größten in Europa; für etwa 100 Mio. Menschen ist Deutsch die Muttersprache).

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Das Verhalten eines jeden Menschen wird von zwei Vorgaben bestimmt, seiner Biologie, d.h. seinen genetischen Vorgaben und seinem sozialen Umfeld, das ihn in seinen Orientierungen prägte und lenkte. Sie bestimmen seine drei fundamentalen Grundhaltungen:

  • psychisch, die als Instinktreste und seine Hormonwelt im Hintergrund sein gesamtes Verhalten steuern,
  • rational, die als kausales Reaktionsvermögen, über die Wissenschaften unsere Zivilisationen vorantreiben (und damit der im Menschen angelegten Energie ihre Stoßrichtung geben).
  • Unsicherheiten, die, gewachsen aus seinen Instinktverlusten, seinen Ängsten, in ihm seine Orientierungsbedürfnisse schaffen und sie über seine Setzungen, seine Werte, seine Ideologien zu überbrücken versuchen. Über die verschiedene Betonung seiner psychischen Bedürfnisse, rationalen Reaktionen und instinktiven Statusinteressen haben sie seine verschiedenen Kulturen geschaffen. Sie sind es, die letztlich über die Zukunft der Menschheit entscheiden werden. Im Hintergrund dieser Unsicherheiten liegt damit auch die Zukunft seiner Art.

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Es ist der anthropogene Wechsel des Menschen von der Natur zur Kultur über die Setzung seiner Werte, der das menschliches Ende seiner Art einleitet,

  • sei es über seine Vernichtung, bzw. Änderung seiner biologischen Lebensgrundlagen,
  • sei es über seine zivilisatorische Veränderung zum Avatar, der seinen einprogrammierten technischen Vorgaben folgt, oder
  • sei es, dass er nur halbherzig seiner zivilisatorischen Zukunft folgt und sich weiterhin der Vorteile des Status oder seiner hegemonialen Stellung wegen in Auseinandersetzungen zerfleischt, bei seiner milliardengroßen Vielzahl nur zum Vorteil einiger weniger. Der große Rest wird, wie im bantiken Rom, mit Dopamin bildenden Reizen abgespeist und sieht darin die Erfüllung seines Lebens.

Alle unsere Werte sind kulturelle Setzungen, alle unsere Ideologien letztlich naturfeindlich, egal ob es sich dabei um „westliche Werte“, feministische, identitäre, individualistische Werte oder auf eine Selbstverwirklichung zielende handelt. Sie alle widersprechen weitgehend unserer biologischen Natur. Man kann zwar ein Baby bereits als Kleinkind in eine Kita bringen, ideologisch, um es sich geistig besser entwickeln zu lassen und den Müttern Raum und Zeit für ihre Selbstverwirklichung zu schaffen. Von seinen biologischen Bedürfnissen her will es aber lieber bei seiner Mutter bleiben. Abwertend kann man eine solche Position zwar für konservativ halten, fortschrittlich dagegen nur eine den Individualismus auslebende Lebenshaltung. Man sieht dabei zwar die damit verbundene Umweltproblematik, ist auch für Reformen, doch sollen deren einschränkende Seiten möglichst nur die anderen treffen. Die Natur kennt man sowieso nur als etwa Fremdes, Abstraktes, Insekten nur als stechende Mücken, Pflanzen nur als ess- oder nicht essbar und Tiere nur in der Form niedlicher Babys aus dem Fernsehen (z.B. Tigerbabys; doch sollen deren Mütter, bei Versuchen sie zu streicheln, Schwierigkeiten bereiten).

Mit der Zunahme unserer Zivilisation wurden die kulturellen Setzungen für unser menschliches Leben immer wichtiger. Während es zunächst nach der Antike die Tugenden der Stoa waren, dann die christlichen Werte, individualisierten sie sich nach Luthers Reformation. Rationalisiert wurde jetzt in der Aufklärung die persönliche Freiheit zum wichtigsten protestantischen Orientierungswert. Während der französischen Revolution und durch die sozialistischen Bewegungen wurde sie um die Gleichheit bereichert. Die Kinder der Freiheit und der Gleichheit waren dann die Menschenrechte, die in ihrer Gesamtheit die „westlichen Werte“ darstellen. Individualisiert fordern sie die Selbstverwirklichung jedes Einzelnen. Jeder sollte danach alle seine Bedürfnisse ausleben können und darüber ihn sein ständiges Glücksgefühl umgeben. Das Problem, das damit allerdings auftrat, war, individualisiert entfernte er sich damit aus der Komplexität der Natur, deren Teil er eigentlich nur ist, und überforderte sie damit. In seinem Freiheitsrausch sich keine Grenzen setzend, zerstörte er darüber zunehmend seine anthropogenen Existenzgrund-lagen. Gleichzeitig entpuppten sich seine religiösen Orientierungsgrundlagen zunehmend als historische, herrschaftsunterstützende Fantasien und die nachfolgenden nationalen Orientierungssetzungen in ihrer sozialen Gruppenbegrenztheit waren nicht in der Lage, die sich abzeichnenden, die gesamte Menschheit betreffenden Probleme zu lösen. Da es nun die „westlichen Werte“ nicht sein können, da sie sie die Menschheit weitgehend erst in diese Problemsituation geführt haben, benötigen wir für unsere weitere globale Orientierung einen neuen Dominanzwert, der einerseits viele positive Inhalte unserer bisherigen Kulturen mittragen kann und bisher bestimmte negative Aspekte des Menschseins vielleicht nicht zu überwinden, wohl aber zu humanisieren vermag, d.h. viele Aspekte seines instinktiv in ihm angelegten Status- und Dominanzstrebens. Der Ausbau seines zweiten instinktiven Verhaltenswertes bietet sich dafür an, seine Fähigkeit zur Empathie. Sie würde nicht nur die sozialen Positionen der Frauen in unseren Gesellschaften fördern, sondern auch die weitere, nicht aufzuhaltende Entwicklung unserer Zivilisation und der KI nicht im Wege stehen. Die „Gerechtigkeit“ bietet sich dafür an. Von der kleinsten menschlichen Gemeinschaft bis zur globalen weltumfassenden Lebenshaltung kann sie als Orientierungswert gelebt werden. Auch das einzelne Individuum kann sich darin voll entfalten, solange es seine Freiheiten gegenüber den Daseinsrechten seiner Gegenüber, seiner Umwelt und der Natur in ihrer Ganzheit begrenzt.

Das wahre Problem der Menschheit ist nicht die zu erwartende Klimakrise, nicht die zunehmende Bedeutung, die wahrscheinliche Herrschaft der KI, sondern die geistige Orientierungszersplitterung der Menschheit. Denn sie allein ist es, für die die Menschen letztlich tatsächlich verantwortlich sind. Klimaveränderungen hat es geschichtlich immer auf der Erde gegeben, und die Entwicklung der KI ist offensichtlich ein entelechischer Teil der evolutionären Entwicklung der universalen Energie im Kosmos, aber unsere irdische Meinungsvielfalt, hedonistisch ausgelebt in einer ausgeuferten Bedürfniskultur von 10 Milliarden statusorientierter Menschen, macht wahrscheinlich unsere Art nach der Etablierung der KI überflüssig. Alle unsere Gesellschaften (besonders die westlichen) befinden sich zurzeit in einem Prozess der politischen Zersetzung. Die globalisierte Ausrichtung der KI einerseits und der fragmentierte Zustand der Menschheit andererseits werden letztlich allein die Zukunft auf der Erde bestimmen. Wahrscheinlich könnte uns in dieser sich abzeichnenden Situation nur eine problemorientierte Weltregierung helfen, eine Weltregierung, die sich für die gesamte Menschheit verantwortlich fühlt und nicht nur hegemonial-bezogen für eine Elitegruppe eines einzelnen Staates.

Die wichtigste Aufgabe aller Lebewesen in der Natur ist deren Fortpflanzung, die Weitergabe der in ihnen gebündelten Energie in die Zukunft. Das bedeutet für sie alle ihre Sexualität. Auf den Menschen bezogen ist sie auch seine bedeutendste Eigenschaft zur Erhaltung seiner Art. Kultiviert hat sie sich bei ihm in allen seinen  Lebensbereichen ausgebreitet:

  • Sozial ist sie zum wichtigsten Bindeglied zwischen Paaren geworden. Die Hingabe wurde zum Bestätigungskriterium der Zusammengehörigkeit. Ihr wichtigster Ausdruck wurde die Familie (im Alter das Für-einander-da-sein). In früheren Zeiten war die Begattungsmöglichkeit möglichst vieler Frauen auch beim Menschen ein wichtiges Statussymbol.
  • Identitätsmäßig pochen Personen mit genetischen oder stoffwechselbezogenen sexuellen Fehlentwicklungen auf ihre anthropogene Gleichwertigkeit und beeinflussen darüber im weiten Umfang den aktuellen öffentlichen Diskurs (besonders die Queeren).
  • Große Bereiche unserer heutigen Sexualität werden hedonistisch bestimmt als Freizeitvergnügen, in der Prostitution (offiziell zurzeit etwa 32.800 offiziell gemeldete Prostituierte in Deutschland, geschätzt 150.000 – 700.000), als täglicher Abschluss von Tagungen, über pornographische Anregungen.

Hinzu kommen Gewaltanwendungen im Sexualbereich, Karrieren über sexuelle Verfügbarkeit, Ausdrucksergebnisse in der Kunst und ein völlig verkrampftes Sexualklima im Land. Die westliche Kultur ist weitgehend davon gekennzeichnet, dass sie den biologischen Bezug des Menschen weitgehend verdrängt, bzw. zunehmend pervertiert. Das gilt besonders für viele Bereiche der Sexualität.

Man muss sich dessen bewusst sein, dass alle unsere Orientierungsinhalte, Werte nur menschengemäße, anthropogene Setzungen sind, – Setzungen, die einmal innerhalb der menschlichen Bewusstseinsgrenzen sozial festgelegt wurden, während unserer frühkindlichen Prägung dann individualisiert verinnerlicht wurden und deshalb genau genommen beliebig austauschbar sind. Bewusstseinsmäßig verharren wir heute alle noch zu stark im Gestern und können uns kaum vorstellen, dass alle unsere Religionen, Nationalismen und andere Ideologien bereits heute im Grunde nur noch eine geschichtliche Vergangenheit repräsentieren, umgeben von unseren heutigen zivilisatorischen Errungenschaften auf dem Hintergrund unserer bisherigen evolutionären Entwicklung. Wir wollen es einfach nur nicht wahrhaben, alle unsere bisherigen Orientierungssysteme sind aufgrund unserer zivilisatorischen Entwicklung, unserer explodierenden Menschheitsentwicklung, unseren Ernährungs- und Klimaproblemen genau genommen nur noch Makulatur.

Das Problem bei dem allen ist der Umstand, dass diese Haltungen uns immer weiter von unserer biologischen Natur entfernen und als Ergebnis psychischer Erkrankungen deren kulturell bedingte Zunahme verstärken.

  • Statt Instinkte bestimmen uns zunehmend kulturelle, weltoffene Orientierungsprogramme, genau genommen Ideologien.
  • Gegen eine feste Überzeugung kann man kaum argumentieren. Meistens findet sie immer noch ein Schlupfloch, weshalb sie doch recht hat.
  • Statt zeitlich begrenzter Fortpflanzungskämpfe bestehen weitgehend lebenslange Statuskämpfe und Bemühungen, für das Selbstwertgefühl beachtet zu werden.
  • Biologische menschliche Fehlentwicklungen werden über humane Setzungen in unserer Überflussgesellschaft als anthropogen gleichwertig erklärt.
  • Unsere Natur bezog sich einst auf das uns umgebende Gegenständliche dieser Welt, unsere Kultur dagegen ideologisch weitgehend nur noch auf unsere Handlungsmöglichkeiten. Unsere Werte geben uns unseren Halt, unsere Orientierungen und die Regeln für unser soziales Zusammenleben.

Unser Problem sind die gewaltigen technischen Fortschritte in der letzten Zeit. Normalerweise besitzt jeder Mensch bei seiner Geburt eine stark intrinische, von innen her kommende Triebkraft, die ihn an seiner Natur festzuhalten versucht, die ihm aber über seine Prägungen und dann im Laufe seines Lebens weitgehend kulturell abtrainiert wird. Durch die Unüberschaubarkeit der Vielzahl der menschlichen Tätigkeiten ist unsere Welt global so komplex geworden, dass ihre Zukunft vom Menschen vielleicht real nicht mehr geplant werden kann. Alle unsere Entscheidungen sind Folgen unserer Hirnzustände, die festen Regeln folgen und im Bereich ihrer Rationalität linear, kausal ausgerichtet sind. Doch als komplexe Probleme entwickeln sie sich realistisch weitgehend unabhängig von den menschlichen Denkprozessen und der Mensch ist dankbar dafür, sie der KI überlassen zu können. Unser Problem ist, dass in unserem orientierungsmäßig stark zersplitterten Land eine einzelne Person kaum noch die Kraft hat, eine Gesellschaft zusammenzuhalten. Selbst in den einzelnen Parteien gibt es verschiedene Interessengruppen mit ihren jeweiligen Netzwerken, Realos und Fundis, Anhänger von verschiedenen Ideologien. Gespalten wie sie sind, bestehen in ihnen oft die verschiedensten Fraktionen, Gruppierungen.

Zwei Umstände haben den Menschen zur Spitze der evolutionären Schöpfung gemacht:

  • Seine biologische Befähigung zu einer Sprache und damit zur Weitergabe seiner kollektiven Erfahrungen. Mit ihrer Hilfe sammeln zurzeit Millionen Wissenschaftler Erkenntnisse, tauschen sie global aus und treiben unsere Entwicklung in die Zukunft, d.h. digitale Evolution voran.
  • Zum anderen ist es seine Form des geschlechtlichen Zusammenlebens. Anders als bei den Schimpansen und Bonobos, den nächsten tierischen Verwandten des Menschen, ist die Basis seines Zusammenlebens die Zweierfamilie, in der sich beide Elternteile um ihren Nachwuchs kümmern. Das ermöglicht den Frauen jährlich ein Kind zu bekommen (bei den tierischen Verwandten in der Regel alle 6 Jahre). Eine Folge davon ist die inzwischen ausufernde Vermehrung der Menschheit. Allerdings sind wir kulturell dabei, die traditionellen Familienstrukturen politisch zu zerschlagen, indem wir die Kindererziehung weitgehend dem Staat überlassen (Kitas, Schulen, zivilisatorische Selbstverwirklichung der Frauen) und in Zukunft die Geburt Neugeborener weitgehend wissenschaftlichen, technischen Möglichkeiten anvertrauen, zunächst als Retortengeburten und dann in einem letzten Schritt als genmanipulierte Avatare und ideale Partner der KI. Der historische Homo sapiens ist dann nur noch ein Teil der biologischen Evolution auf der Erde gewesen.

Drei große Problembereiche zeichnen sich ab, die die Zukunft der Menschheit gefährden können.

  • Da ist zunächst ihr Wachstum und damit verbunden ihr Ressourcenverbrauch, den die kleine Erde langfristig nicht wird leisten können (besonders der Verbrauch der Energie als Trägere seiner Zivilisation und seiner einzelnen Körper).
  • Dann sind es seine Einflüsse auf das Klima. Für eine radikale Veränderung hat sich der Mensch in seiner Evolution nicht entwickelt. Zudem muss mit einer gewaltigen Bevölkerungsbewegung gerechnet werden, die den Zusammenbruch seiner ethischen Orientierungsvorgaben, seiner Kulturen einleiten könnte. Seine Egoismen dürften seiner Empathie enge Grenzen setzen.
  • Und zuletzt ist es die durch ihn geschaffene Verselbständigung der objektivierten Datenenergie in Form der KI.

Alle drei sind Problembereiche, denen der einzelne Mensch nur ohnmächtig gegenübersteht, von der aber die ganze Menschheit betroffen ist und deren erfolgreiche Lösung sie nur in ihrer Gesamtheit angehen kann. Dem stehen zurzeit entgegen

  • in unserer Kultur die hedonistischen Egoismen der Individuen, die ihr Selbstverständnis in ihrer Selbstverwirklichung sehen und die
  • Hegemonialbestrebungen der Großmächte, die im Hintergrund, gesteuert von den Statusinteressen ihrer Führer und deren Netzwerken, Völker mit ihren Kriegen überziehen, Staaten kulturell in ihre Abhängigkeit bringen, mit Hilfe ihrer Drohnen unliebsame Personen töten und die Welt medial mit einem Mantel sie begünstigender Falschinformationen überziehen.

Es sieht relativ hoffnungslos aus. Trotzdem soll nach einem denkbaren, idealistischen Ausweg gesucht werden. Er kann nur in einem gemeinsamen Angehen der Probleme bestehen.

Alle unsere Religionen, Philosophien (Werte) und Ideologien sind anthropogene Orientierungssetzungen, die aus dem Zwang, anstelle des menschlichen Instinktverlustes einen Orientierungsersatz zu finden, geboren wurden. Letztlich ist es geistig egal, ob man einer esoterischen Religion oder einem engen Nationalismus fanatisch anhängt. Psychisch haben sie für die Individuen letztlich die gleiche Bedeutung. Die fanatischen Kämpfe zwischen und innerhalb der Religionen, die Beschimpfung im politischen Bereich über „links“ und „rechts“ sind letztlich nur Verteidigungsstrategien der eigenen verinnerlichten Positionen, die psychisch den einzelnen Menschen letztlich ausmachen. Auch unsere Wissenschaften besitzen nur einen Orientierungscharakter, der die kausale, menschliche Denkweise zu ihrer höchsten Maxime, zum „Wahrheitskriterium“ erklärt hat. Dabei wissen wir inzwischen, dass das Dasein sich genau genommen nicht kausal, sondern komplex verhält, dessen „Gesetzmäßigkeiten“ im Hintergrund wir (noch) nicht kennen. Was wir emotional und rational letztlich suchen, ist genau genommen nicht die Wahrheit, sondern für den einzelnen ein Orientierungsinhalt, ein Bild für sein Selbstverständnis und für die Gesellschaft ein möglichst global akzeptiertes Orientierungskonzept, da von diesem letztlich die Zukunft unserer Art abhängt.

Alle unsere Kulturen bestehen aus einer Summe von Setzungen.  Schwergewichtig sind es religiöse, wissenschaftliche und wertorientierte. Für ihre jeweiligen Anhänger sind es über Prägungen gewonnene Gehirnschaltungen, die ihre existentielle Orientierung bestimmen. Ihr Problem ist, dass es sich bei ihnen, distanziert betrachtet, nur um anthropogene, austauschbare Setzungen handelt, die zwar die Entwicklung auf eine neue, zukünftige Evolutionsstufe über ihre inneren Spannungsfelder weiter vorantreiben, den Menschen selber aber von seinem biologischen Hintergrund zunehmend entfernen. In unserer Kultur übernehmen zunehmend feministische, fortpflanzungsfremde Haltungen das gesellschaftliche Geschehen. Wenn wir bereit sind, den biologischen Menschen aufzugeben, brauchen wir uns auch nicht mehr um die uns umgebende Natur zu kümmern. Der Mensch selber hat dann seinen biologischen, evolutionären Hintergrund verlassen. Er kann dann seine Umwelt zunächst avatargerecht planen, um dann auch diese Tätigkeit in der weiteren Zukunft der KI zu überlassen. Das „Wahre“ des Menschen ist immer eine anthropogene Setzung, da er biologisch nicht in der Lage ist, über seine kausalen Umweltbezüge und seine kulturellen Logiksysteme hinaus zu denken. So ist aber nicht das Sein in seiner Komplexität. Seine Wahrheit ist nur eine Setzung, an die er glaubt und die ihm hilft, sich zu orientieren.

Unsere Wahrheiten, unser Wissen, unsere Symbole sind nur Orientierungsinhalte, mit denen wir nur unsere Setzungen unterstreichen. Für Außenstehende sind oft die Kämpfe dafür rational unverständlich, da sie deren Orientierungszwecke heute oft nicht mehr nachverfolgen können. Besonders bemerkbar ist dies bei religiösen Ritualen, wenn z.B. zur Trennung von Andersgläubigen bei manchen Moslems auf das Tragen eines Kopftuchs bestanden wird, oder wenn in machen Regionen Afrikas die Sexualorgane der Frauen oder bei den Juden der Männer beschnitten werden. Im nationalen Bereich ist es oft üblich, sich mit Hilfe von Symbolen zur Schau zu stellen. Der Waffenkult in den USA steht dafür. In den Wissenschaften sind es die Zahl der oft inhaltsarmen Publikationen, die das Ansehen eines dort arbeitenden Menschen bestimmen. Heute werden sie oft gegen Bezahlung von diesbezüglich arbeitenden Büros ausgeführt und in angesehenen Zeitschriften publiziert. In Zukunft wird wahrscheinlich die KI diese Arbeit übernehmen. Die oft jährlichen Millionen Beiträge in den einzelnen Wissenschaften (z.B. in der Medizin) kann sowieso kein Mensch alle lesen und auf ihren Wahrheitsgehalt hin kontrollieren. Am Ende entscheiden dann oft akademische Netzwerke und Interessengruppen über die öffentliche Akzeptanz dieser Beiträge.

Persönlich wahr ist, was den eigenen Werten entspricht.
Sozial wahr ist, was unseren kollektiven Orientierunssystemen entspricht.
Wissenschaftlich wahr ist, was unseren Logiksystemen entspricht.

Immer handelt es sich dabei um anthropogene Setzungen. Immer sind Werte, Orientierungs- und Logiksysteme unsere Filter, durch die wir die Welt sehen. Wir können gar nicht anders. Sie sind die Schaltstellen in unserem Gehirn, über die unsere Verbindungen zur Außenwelt laufen. Je tiefer ein Orientierungssystem in einem Menschen festgelegt ist, desto weniger lässt er sich von Außenstehenden etwas Kritisches dazu sagen, um so mehr pocht er auf die Korrektheit, die Wahrheit seiner Annahmen. Sie stellen seinen Lebensinhalt dar.

Ein „Wissen“ ist immer ein Teil einer Orientierungsidentität, und deshalb ist es oft so schwer, mit anderen Personen zu diskutieren. Ein „anderes“ Wissen stellt neben seinem Inhalt auch in einem gewissen Sinne die Identität des anderen in Frage, selbst wenn es die größten Fragwürdigkeiten beinhaltet. Eine verinnerlichte Orientierungsposition besitzt auch immer einen anderen grundsätzlichen Hintergrund. In unserer Zeit haben wir uns gesellschaftlich als höchstes Orientierungskriterium auf eine kausale Abfolge von Beobachtungen festgelegt, die wir innerhalb unserer Logiksysteme und unserer Gedankenabläufe als rational, als Wahrheiten ansehen. Sie sind der Hintergrund all unserer Wissenschaften. Inwieweit diese mit der tatsächlichen Realität übereinstimmen, wissen wir nicht, da diese eine komplexe Gegebenheit ist und wir selber immer unseren Grenzen verhaftet bleiben. Unsere Welten, unsere Wahrheiten, Wissenschaften besitzen für uns immer nur einen Orientierungscharakter, der zurzeit unsere Welt der Individualismen global in einen gewaltigen Energiewirbel reißt, von dem wir nicht wissen, wo er die Menschheit eines Tages hinführen, herausschleudern wird. Aktuelle Kriterien dieser Situation sind einerseits unsere negativen Einflüsse auf unsere Umwelt und andererseits die Vorbereitung einer neuen, vierten Evolutionsstufe, in der die Energie des Seins in Informationswerte verwandelt wird und deren Anfänge wir zurzeit bereits in der KI erkennen.

Unser Dasein wird von unserem Willen zu leben bestimmt. Und je nach unserem genetischen Erbe, unseren Prägungen, Erfahrungen und unserem Umfeld, unseren Gefühlen dafür, sieht es jeweils anders aus. Das eine Mal still, die Transzendenz einer Landschaft in sich aufnehmend, das andere Mal laut, im Ballermann saufend seine Sau herauslassend. Beide Male sind es Ausdrücke eines persönlichen Lebens. Doch daneben gibt es noch unsere soziale Existenz, die je größer die Menschheit wird, um so stärker im Namen ihrer Gesamtheit ihre einengenden Forderungen an uns stellt und damit uns in unseren Lebensbedürfnissen begrenzt.

Im Mittelpunkt eines jeden Fühlens und Denkens steht immer das Ich. Bestätigt wird diese Haltung mit Hilfe kultureller Orientierungssetzungen. Das Problem dabei ist, dass der Mensch sich damit zunehmend von seiner biologischen Grundprogrammierung entfernt, denn eigentlich ist er primär ein Sozialwesen und ohne sein soziales Umfeld seit seiner Geburt nicht existenzfähig. Programmiert ist er für ein Dasein in seiner Sippe, seiner Dorfgemeinschaft. Heute ist er allein, das auf sich bezogene Individuum in einer Weltgemeinschaft. Früher konnte er seine Rollen leicht den jeweiligen überschaubaren Gegebenheiten anpassen. Jetzt betont er seine „Authentizität“, die letztlich nichts anderes als einen Rückzug auf seine alleinige Person darstellt und damit nur ein Spiegelbild seiner Einsamkeit ist. Früher konnte man sich über das Verhalten der Gegenüber erkennen, heute ziehen sich die digitalisierten Menschen auf ihre banalen Kriterien zurück, glauben darüber etwas Besonderes zu sein, pochen auf ihr Recht am eigenen Bild und einen möglichst umfassenden Datenschutz, obwohl sie wissen, dass jede ihrer Tätigkeiten heute von Firmen und Staaten überwacht wird. Sie fühlen sich von der damit betroffenen Massenerfassung nicht betroffen.

Viele politische Entscheidungen sind nur von ihrem ideologischen Hintergrund her zu verstehen. Dafür müssten eigentlich nicht diese rational nachverfolgt werden, sondern die Ideologien, aus denen sie kommen.

In der Philosophie versuchte einst Kant (1724 – 1804) in seinen drei Kritiken den Rationalismus und den Empirismus zusammenzubringen. Nach ihm gründete sich das menschliche Handeln allein auf seiner Vernunft und Autonomie. Nach ihm bestimmen zwar unsere Sinne die Grenzen unserer Erfahrung, unsere Werte dann aber deren Gewichtung und unsere Logiksysteme deren Verbindungen. Der Hintergrund beider ist das eine Mal unsere psychische und das andere Mal unsere rationale Prägung. Allen unseren Erkenntnisebenen können wir nicht entrinnen, die kantische ist uns in unseren biologischen Grenzen vorgegeben, die beiden letzteren als Setzungen über unsere Kulturen, von denen wir in unseren Seinsorientierungen geprägt worden sind. Unser „Wissen“ ist im kantischen Sinne dann wahr, wenn es sich nur auf die Welt der Erscheinungen bezieht. Das Problem dabei ist allerdings, dass deren Wahrnehmung bereits durch einen doppelten Filter erfolgt. Für ihn geht es nicht darum, ob unser „Wissen“ die Realität wiedergibt, sondern wie unsere Erkenntnis sie wiedergibt, wie unsere „Wahrheiten“ allein durch reine Vernunft bereits vor den Erfahrungen erkannt werden können. Zu den „apriorischen Bedingungen“ (z.B. Raum und Zeit) kommen die „allgemeinen Verstandeskategorien“ (z.B. Substanz, Ursache, Wirkung) hinzu. Wie sie unseren Sinnen erscheinen. Sie sind es dann, die die Grenzen unserer Erfahrung bestimmen. Sie allein geben uns eine Auskunft über unsere Außenwelt und bestimmen unsere Erkenntnisse. Da unsere Anschauungsformen davon unabhängig sind (vor aller Erfahrung à priori), sagen unsere Erkenntnisse nur etwas über die Erscheinungsformen der Dinge (Phänomene) aus und geben uns keine Auskunft über die Dinge an sich. Eine Vernunft kann keine Gegenstände ohne eine Erfahrung erkennen, wohl aber deren praktisches Verhalten bestimmen. Nach Kant kann der Mensch seine Welt nur sinnlich erfahren, rational kann er sie dann nur über sein Denken erfassen. Dies zwingt ihn, für seine Anschauungen Begriffe zu benutzen. Nur über sie kann er die Welt begreifen. Einige von ihnen hat er dabei nicht aus seiner Erfahrungswelt abstrahiert, sondern sie sind reine Verstandesbegriffe, weil er sie für sein Denken benötigt. Bei den „Postulaten“ (denkerisch notwendige Annahmen, z.B. Gott, Unsterblichkeit der Seele) können wir deren Wahrheit nicht beweisen. Unsere Realitäten werden nicht nur von den uns begegnenden Objekten bestimmt, sondern auch von unseren „kognitiven Anschauungen“.

Kants Überlegungen mündeten in einer strengen Pflichtethik, die später über Goethe und Schiller das deutsche Bürgertum in seinen Wertorientierungen verinnerlichte. Getragen wird sie von seiner Überzeugung, dass jeder Mensch die Freiheit für sein sittliches Tun besitze. Sie sei gegeben durch seine Unsterblichkeit als ein Lohn Gottes. Pflichten können einem Menschen nicht durch eine höhere Autorität auferlegt werden. Sie muss jeder über seine Vernunft für sich selbst entdecken. Eine Handlung gilt erst dann als moralisch, wenn sie von einer vernunftgesteuerten Pflicht motiviert wird. Berühmt wurde sein „kategorischer Imperativ“: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“.

Es sind diese Kriterien, über die die Energieentwicklung des Universums auf der Erde die biologische Evolution weiter vorantreibt:

  • Aus der biologischen Evolution noch dominierend der menschliche Instinktverlust (und damit der Zwang zu neuen Orientierungsinhalten zu kommen) und sein verbleibender Instinktrest (sein ständiges Statusstreben und damit sein Bemühen um ein Überlegensein und ein Vorankommen).
  • Auf diesem primären Hintergrund baute sich dann ein zweiter anthropogener auf, der sich auf seinem Hang zum Hedonismus einerseits und der Ausbeutung seiner Umwelt und seiner schwächeren Seinesgleichen andererseits baute, auf der Hebung seines Status und unter dem Schlagwort der „westlichen Werte“ seinen kulturellen Orientierungsbegriff fand. Gelebt als rücksichtslose Auslebung seiner Bedürfnisse, um einen möglichst ständig hohen Dopaminspiegel in sich zu besitzen und der höchstmöglichen Freiheit auf allen Daseinsebenen sich nehmen zu können, was diesen fördert, entwickelte er Kulturen der Versuche eines ständigen Überlegenseins, Kulturen ständiger Siege und Hegemonialversuche. Dies trieb dann letztlich auch die technischen Entwicklungen voran, die uns heute über unsere Beschränkungen und Setzungen, über die früher Religionen, die Philosophie, Wissenschaften, die Kybernetik, die digitalen Errungenschaften zu der sich abzeichnenden KI führten, die voraussichtlich in Zukunft für die Zustände auf unserer Erde und damit auch der Zukunft der Menschheit bestimmend sein wird. Auf dem Hintergrund dieser Entwicklungserkenntnisse kann der heutige Mensch im Rückgriff auf einen weiteren verbliebenen Instinktrest seiner Fähigkeit zur Empathie und zur Transzendenz nur versuchen, seinen Freiheitskulturen eine humane Welt der Stille, der Mitmenschlichkeit und des leisen Hedonismus gegenüberzustellen, die global von keiner Hegemonialgruppe dominiert wird, sondern, -vielleicht als biologisches Denkmal für die Art -, von einer für alle sich einsetzende Weltregierung regiert wird, um darüber auch der KI als anthropogene Kraft gegenüberstehen zu können.

Der psychische Hintergrund der menschlichen Wertsetzungen basiert auf vier Hintergründen:

  • Seinem partiellen Instinktverlust, der ihn zwingt, für seine Orientierung Anhaltspunkte zu finden. Auf dem Hintergrund seiner Beobachtungen und Erfahrungen entwickelte er aus diesen Verhaltensweisen, die er an seine Nachkommen als Orientierungsinhalte weitergab, aus denen sich dann in Verbindung mit seinen Instinktresten seine Werte und als deren Gesamtheit seine Kulturen entwickelten.
  • Seine Bindungen an seine Leiblichkeit: In Verbindung mit seinen Instinktresten entwickelten sich aus ihr zwei Verhaltensweisen, die je nach genetischer Ausstattung bei den einzelnen Menschen verschieden zum Ausdruck kommen. Zum einen ist es seine Befähigung zur Empathie. Aus seinem biologischen Zwang zur Brutpflege entwickelte sich daraus sein gesamtes Sozialverhalten. Zum anderen ist es seine Neigung zum Hedonismus, seinem Wunsch nach ständigen Dopaminausschüttungen. Sie führten zur Betonung seiner Individualität, seiner Freiheiten und damit zu einem möglichst unbegrenzten Ausleben seiner jeweiligen Bedürfniswelt.
  • Seine Bindungen an eine Gruppe: Ohne eine soziale Bindung kann der Mensch nicht sein, weder in seiner Abhängigkeit als Kind, in seinem Paarungsverhalten, noch seinem Selbstverständnis, das immer auf ein Gegenüber angewiesen ist. Ohne einen sozialen Bezug wird er psychisch krank.
  • Seine Bindungen an seine Sexualität: Biologisch auf seine Fortpflanzung hin angelegt, ist er als Säuger instinktiv auf seine Statuspflege ausgerichtet. Sie beherrscht weitgehend sein Sozialverhalten, seinen Konsum und seine Gruppenpflege bis hin zum Hegemonialstreben der Großstaaten.

Alle unsere Werte lassen sich mit unterschiedlichen Betonungen auf diese Hintergründe zurückführen. Schon die ersten Philosophen haben sich in allen Kulturen auf sie bezogen. Entscheidend für unsere „westlichen Werte“ wurden dabei deren hedonistische und statusorientierte Ausrichtung, die im heutigen westlichen Liberalismus (Freiheitsdenken) und Individualismus ihre stärkste Ausprägung gefunden haben und wegen ihrer Naturfeindlichkeit (Individualität gegen die Komplexität aller Seinszuammenhänge) sogar die Existenz unserer gesamten Art bedroht.

Langsam lösen die Freiheits- und Gleichheitsrechte die biologischen Hintergründe des Menschen zugunsten einer flüchtigen zivilisatorischen Übergangsorientierung auf. Die biologisch angelegten Familienstrukturen zerfallen zusehends, und staatliche Institutionen übernehmen deren Funktionen. Die Kleinkinder werden möglichst früh in eine Kita gebracht (damit deren Mütter sich selbst verwirklichen können), und die Alten warten gemeinschaftlich in ihren Heimen auf den Tod. Die frühere Familie gibt es heute nicht mehr. Nahe Verwandte kennen sich kaum noch. Selbst wenn man es hinterfragt, so können die Witwen aus psychischen Gründen nicht mehr in ihren bisherigen Wohnungen einsam bleiben, da sie dort sozial einsam verkümmern würden. Als Gemeinschaftswesen sind sie auf ein möglichst breites soziales Umfeld angewiesen, das früher die jeweiligen Großfamilien und Dorfgemeinschaften darstellten. Diese neuen Grenzsituationen versucht man heute, mit neuen Freiheiten aufzufangen, so z.B. mit der einer leichteren Verfügbarkeit von Rauschgiften (Cannabis) und einer neuen Betonung einer völligen Gleichheit aller Menschen. Als Rechtsanspruch, als Setzung aus humanen Gründen durchaus verständlich, widerspricht sie biologisch dem ständigen Wandel der Genzusammensetzung und damit der Vielfalt der Menschen. Das Einser-Abitur für jeden geistigen Schwachkopf entspricht zwar dem Gleichheitsideal, nimmt aber den Betroffenen auch die Möglichkeit, sich mit ihren Fähigkeiten realistisch in die sozialen Gemeinschaften einordnen zu können. Die aktuellen Vorschläge auf einen Verzicht jeder Benotung werden die Menschen biologisch auch nicht gleicher machen. Zwar können die „Wissenschaftler“ heute kausal die Vorteile aller ihrer Behauptungen beweisen. Sie klammern dann aber die biologischen Hintergründe des Menschen und die Komplexität seiner Existenz aus. Man kann den Zerfall der menschlichen Gemeinschaften zwar bedauern, wahrscheinlich ist er aber evolutionär ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg zu einer künftigen KI-beherrschten Welt.

Da alle menschlichen Werte nur anthropogene Setzungen auf einem fehlenden Hintergrund sind, der Mensch aber für seine Existenz, seine Orientierung auf sie angewiesen ist, stellt sich das Problem für sie, brauchbare Festpunkte zu suchen, von denen man sie aufbauen kann. Es bieten sich dafür zwei biologische und zwei anthropogene an.

  • Biologisch ist der Mensch ein Ergebnis seiner biologischen Evolution und damit ein Ergebnis der biologischen Energiebewegung, ein Wesen, das auf seiner Sexualität gründet, auf seiner Geschlechtlichkeit. Als Säuger sind bei ihm amit verbunden seine zwei verschiedenen Geschlechter und damit auf der männlichen Seite seine Statusbemühungen und auf weiblicher Seite deren Gefallen wollen. Dies ist ein Bereich, der in unserer Gesellschaft zurzeit völlig verkrampft ist und von unserem Empfinden her leicht missbraucht werden kann. Indem die Statusbesitzenden ihre Macht entgegen den sozialen Vorgaben missbrauchen und in Zukunft zunehmend der Optimierungsanreiz verstärkt zu Avatar-Bildungen führen kann (wird).
  • Den zweiten biologischen Ansatz bildet der Umstand, dass der Mensch ein Sozialwesen und von Geburt an als Einzelwesen gar nicht existenzfähig ist. Über seine sozialen Einbindungen erhält er zunächst seine Orientierungsprogramme und später seine Verhaltensweisen, einmal als Folge von Reaktionen auf sich und zum anderen in den Ergebnissen seines Daseins, u.a. seiner Arbeit.
  • Anthropogen ist er zunächst ein Wesen, das beglückt werden will. Biologisch bereits in seinem Gehirn als Glücksbedürfnis angelegt, liegt für ihn der Sinn seiner persönlichen Existenz immer in seinen Versuchen, seine Sinnes- und Hormonwelt darauf auszurichten, dass es möglichst oft positiv angeregt wird. Seine gesamte Individualkultur basiert auf diesem Hintergrund.
  • Der zweite anthropogene Ansatz ist der Erhalt seiner Art. Zurzeit zeichnet sich deren Gefährdung ab, durch seine ungebremste Vermehrung, die Zerstörung seiner Existenzgrundlagen (seiner Umwelt, seiner Ressourcen), seine zunehmenden chemischen und technologischen Möglichkeiten seiner Artveränderungen. Sie alle zusammen müssen die geistigen Hintergründe für seine Ethik bilden.

Der Zentralwert der westlichen Ideologien ist die Freiheit. Daraus können alle Menschen-rechte und damit alle Individualrechte ableitet werden mit ihrer Ausrichtung auf eine uneingeschränkte Bedürfnisbefriedigung und gemäß unseren modernen Ideologien, auch den Möglichkeiten einer uneingeschränkten Selbstverwirklichung. Eine Freiheit, die andererseits einen Freibrief schafft für eine uneingeschränkte Ausbeutung der Natur und des anderen Menschen. Nicht zufällig waren die bösesten Sklavengesellschaften westliche Gesellschaften gewesen, und nicht zufällig hat diese Ideologie zur heutigen Vernichtung unserer Umwelt geführt, für die wir uns in unserer Evolution einst entwickelt haben. Wenn wir auf diesen Rechten bestehen und ihnen weiter folgen, werden wir über sie unsere Existenzgrundlagen zerstören, unsere Umwelt, unsere Klimabedingungen und die Begrenztheit der vorhandenen Ressourcen überziehen. Danach dürften wir auch unsere Individualrechte nicht mehr unbegrenzt ausleben können. Schon heute ist der Kulturmensch zunehmend psychisch krank und lebt nicht mehr in der Welt, in der er ist, sondern in einer Welt seiner unbegrenzten, überforderten Gehirntätigkeiten, seiner Fantasie, seiner Sucht nach glücksverheißenden Optimierungen, ein möglichst hedonistisches Leben ohne Einschränkungen. Es sind diese Werte, die die westlichen Gesellschaften betonen und zu ihren eigenen Gunsten global zu fördern versuchen. Letztlich dienen sie nur dem eigenen Statusgewinn und den Möglichkeiten die anderen Gesellschaften und deren Ressourcen besser ausbeuten zu können.

Eine Freiheit bedeutet, so handeln zu können, wie man jeweils möchte. Ist man unfrei, ist man für sein Handeln nicht verantwortlich. Im Laufe der Geschichte wurde sie inhaltlich verschieden gewichtet:

  • Bei Platon wurde sie dem Schicksal gegenübergestellt,
  • bei Aristoteles der Gewalt (-herrschaft),
  • in der Stoa den Übeln des Daseins,
  • im Mittelalter im Freisein oder Nichtfreisein von Sünde,
  • in der Renaissance als unbehinderte Entfaltung der Persönlichkeit,
  • in der Aufklärung im modernen Verständnis als Naturrecht, das dann im Liberalismus seinen philosophischen Ausdruck fand,
  • im deutschen Idealismus (Schopenhauer, Nietzsche) wurde sie zu einer Forderung für die Wesensentsprechung des Menschen, aus der sich sein sittlich-schöpferisches Dasein heraus entfaltet.
  • Der Marxismus sah dann in der Freiheit nur eine Fiktion (Einbildung), da das Handeln eines Menschen trieb- und milieugesteuert sei.

Eine besondere Bedeutung erlangte dann der Freiheitsgedanke in der Existenzphilosophie: Für

  • Heidegger lässt die Angst vor dem Nichts den Menschen frei sein. Sie erlaubt ihm, sich sein Dasein selbst zu wählen,
  • Jaspers, hat der Mensch die Freiheit, sein Weltsein zu überwinden und sich zur Transzendenz aufzuschwingen. Auf seinem Weg zum Göttlichen wird er durch sein So-Sein und Eigen-Sein behindert.
  • Sartre kann sich der Mensch auf sein frei gewähltes Ziel hin entwerfen. Dabei verlassen alle seine Werte ihre Gleichwertigkeit und ordnen sich zu dem, für das er als Mensch dann steht.

Einerseits orientieren wir uns in Europa (und Nordamerika) weitgehend an sogenannten westlichen Werten und wollen das auch weiterhin tun. Andererseits sind ausgerechnet sie es, die über die vielen Individualwerte unsere Existenzbedingungen auf der Erde zerstören. Unsere persönlichen Bedürfnisbefriedigungen, viele Formen unserer Selbstverwirklichung überfordern die Erde als unseren Existenzhintergrund. Letztlich stehen wir vor der Situation, auf unsere Werte zu beharren und darüber unsere Lebensgrundlagen zu zerstören oder vor dem Stand, unserer heutigen Zivilisation gemäß, unsere Leitkulturen neu auszurichten. Auf unseren Werten zu beharren, ist bequemer, beglückender, doch befinden die sich mit ihren anthropogenen Setzungen im Widerspruch zu vielen Naturabläufen. Da wir aber selbst ein Teil der Natur sind, stehen sie damit auch im Widerspruch zu uns selber.

Der Individualismus hat zwei Seiten, einerseits fördert er den Hedonismus der einzelnen Personen und andererseits hebelt er die Demokratie als Regierungsform einer Bevölkerungsmehrheit aus. Durch die Förderung vieler Einzelpositionen durch Interessengruppen können nur noch Regierungen auf der Basis von Vielparteienkoalitionen entstehen. In ihren gemeinsamen Verträgen sichern sie sich gegenseitig ihre Stimmen in den Parlamenten für ihre jeweiligen Minderheitenpositionen, die dann der Bevölkerungsmehrheit als Gesetz aufgezwungen werden. Mit dem Demokratiegedanken in seiner klassischen Form hat das nur noch wenig zu tun. Die jeweiligen Kleingruppen sind zudem für äußere Manipulationsversuche sehr anfällig.

Letztlich stehen sich zurzeit auf der Erde zwei extreme Kulturbewegungen gegenüber:

  • Ein extremer, völlig aus jeder Selbstkontrolle geratener Individualismus im „Westen“, der auf eine totale Bedürfnisbefriedung und Selbstverwirklichung ausgerichtet ist und dabei die Ressourcenmöglichkeiten der Erde völlig überschritten hat.
  • Ein extremer sozialer Kontrolldruck im „Osten“ (China), der den Menschen jede nicht autorisierte Freiheit raubt.

Realistisch gesehen verbirgt sich heute hinter dem Gedanken der „westlichen Werte“, der Demokratie, hauptsächlich der Gedanke einer Ausweitung der amerikanischen Einflusszone, die genau betrachtet, selber keine echte Demokratie darstellt, sondern eine Oligarchie der dort Wohlhabenden, bzw. ein Herrschaftssystem der Evangelikalen oder dem von Washingtoner Netzwerken. Ihre Ausdehnungsversuche scheiterten im Irak, in Afghanistan, waren für den Ukrainekrieg verantwortlich und sind es für die Spannungen um Taiwan.

Unser gesamtes Denken wird von unseren Werten und unserer sozialen Zugehörigkeit bestimmt, d.h. von deren verinnerlichten Ideologien und den uns bestätigenden Netzwerken. Mit von etwas Überzeugten kann man kaum diskutieren, da deren Überzeugungen ein Teil ihrer inneren Identität, ihre Wahrheiten sind und sie diese mit großer Wahrscheinlichkeit allein über ein Gespräch nicht werden aufgeben können. Der habermassche Demokratie-gedanke baute auf dem Diskurs. Doch war dies eine Idealannahme. In der Realität gibt es ihn in unserer weltoffenen, vielschichtigen Gesellschaft kaum. Zwischen den verschiedenen Gruppen gibt es so gut wie keine Gespräche über die Lösung anstehender Probleme. Jeder versucht nur seine eigenen jeweiligen Positionen durchzusetzen.

Zu unseren wichtigsten aktuellen Orientierungskonzepten gehören neben den religiösen die nationalen Ideologien,

  • das wirtschaftliche Wachstum und damit verbunden die Möglichkeit eines uneingeschränkten Konsums (u.a. mit dem „Shoppen“ als eines seiner Begleiterscheinungen),
  • die Selbstverwirklichung,
  • der Umwelt- und Klimaschutz,
  • die Wissenschaftsgläubigkeit als Ausdruck einer der kausalen Logik folgenden Rationalität. (Die komplexe Ganzheit des Daseins wird dabei weitgehend außer Acht gelassen).
  • die Gleichheit der Geschlechter (entgegen ihren biologischen Besonderheiten).
  • die „westlichen Werte“
    (verstanden einerseits als Freiheitsrechte, Individualrechte, um seinen hedonistischen Interessen folgen zu können und andererseits seine Umwelt und die anderen besser für seine Interessen leichter ausbeuten zu können. In Verbindung mit dem Wachstum unserer Art und unserem zivilisatorischen Wohlstand, den sie uns bisher im Westen gebracht haben, zerstören wir über sie global zunehmend unsere menschlichen Existenzgrundlagen).

Orientierungskonzepte, Werte bestimmen das Verhalten der Menschen. Wir können uns von ihnen nicht befreien (in seltenen Fällen sie evtl. wechseln). Das ist auch die Ursache, weshalb Gesellschaften in ihrer geistigen Ausrichtung so unbeweglich sind und sich gegen Veränderungen sperren.

Einst sind unsere Kulturen wegen unserer instinktiven Mangelsituation entstanden. Auf eine Orientierungsvorgabe angewiesen, leitete der Mensch sie zunächst aus seinen sinnlichen Beobachtungen ab. Zunächst, diese inhaltlich aufwertend und transzendental ausgerichtet, entstanden seine ersten religiösen Ideologien. Später waren es dann, an seine Stammeszugehörigkeit orientiert, nationale und heute weitgehend rationale Inhalte, die die Wissenschaften stellen. Indem die Denker gedanklich jeweils auf ihre Vorgänger aufbauten, einmal Gedachtes abstrakt veränderten, das dann von Kollektiven übernommen wurde, entstanden orientierungsausgerichtet Kulturen, die am Ende durch die Neugierde der Menschen und seine energiesparende Grundhaltung wahrscheinlich zu einer neuen evolutionären Möglichkeit geführt haben, zu einer neuen, vierten Evolutionsstufe.

Entscheidend für das Verhalten eines Menschen sind seine „Werte“, die letztlich alle nur soziale Setzungen darstellen und die Grundgerüste seiner Grundorientierungen sind. Sie alle sind genau genommen kulturabhängig und beliebig austauschbar.

  • Die wirkmächtigste Setzung des Menschen ist „Gott“. Rational betrachtet, die Bezeichnung für den unbekannten Anfang allen Seins (oder der Kräfte davor). Um sich an dieser Setzung orientieren zu können, hat man dem „Unbekannten“ je nach psychischer Verfassung oder Interessenlagen in Ermangelung anderer Hilfen die verschiedensten menschlichen Eigenschaften zugesprochen und in seinem Namen danach selber auf der Erde gewirkt.
    Kennzeichnend für die Gläubigen ist, dass sie ihre Glaubensinhalte für eine unumstößliche Wahrheit halten. Ihre Netzwerke bestärken sie noch darin und schirmen sie nach außen gegenüber Gefährdern ab. Ihre Wortführer sind oft besonders fanatisch, weil sie aus ihrem Glauben ihr Selbstwertgefühl beziehen und zugleich in ihrer Gruppe sich ihr sozialer Status daraus gründet.
  • Der Theist sieht seine auf Gott bezogenen Setzungen und die mit ihnen in Verbindung stehenden Mythen als unumstößliche Wahrheiten an.
  • Der Agnostiker beschränkt sich auf eine Bewunderung des Daseins und ist offen für dessen Schönheit und die damit in Verbindung stehenden Fragen.
  • Der Atheist leugnet deren geistige Setzungen, Vorgaben und Fragen.
  • Der Wissenschaftler folgt seinen kausalen Beobachtungen mit Antworten, die seiner Kultur, seinen Logiksystemen und seinen Denkvorgaben entsprechen.

Während früher die Religionen die Antworten auf die Fragen nach dem Lebenssinn vorgaben, haben es heute die Agnostiker und Atheisten schwer, sie zu ersetzen, da es für sie keine übergeordneten Autoritäten mehr gibt. Die Wissenschaftler können es nicht, weil ihr Blickfeld in der Regel zu eng ist.

Das Problem unseres Abschieds von den Religionen zugunsten einer wissenschaftlichen Daseinserklärung bedeutet, dass wir damit auch einen zentralen menschlichen Daseinsbezug verlieren, den zur Transzendenz. Wir wissen, dass wir wahrscheinlich kausal als einzelne Individuen das Universum nie völlig begreifen werden. Als Menschen besitzen wir statt dessen aber die Fähigkeit, auch das Transzendente („Göttliche“, ?) sinnlich zu erfahren, emotional auch das außerhalb unserer Erfahrung liegende, das mit dem Verstand nicht Begreifbare. In früheren Kulturen wurde ihre Erfahrung besonders über mystische Methoden angestrebt (z.B. Meditationstechniken, Rauschzuständen). Auch die Spiritualität führte zu einer geistigen Orientierung (allerdings keiner Materiellen). Sie führte zu einem Erahnen der Gesamtheit des Seins, der Gesamtheit der Natur und damit darin auch des eigenen Selbst. Pantheistisch wird darin alles eins und vereint sich zu einer großen Einheit, der man auch selber angehört. Unser Problem ist heute, dass wir als Personen in unserer Zivilisation die Sensibilität für diesen Daseinsbezug weitgehend verloren haben. Verbreitet ist die Fähigkeit dafür vielleicht nur noch bei manchen indigenen Völkern.

Den Religionen folgte der Nationalismus als gesellschaftstragende Orientierungsideologie, der in Deutschland nach dem letzten Krieg durch die Schuldzuweisungen der Siegermächte weitgehend zurückgedrängt wurde, obwohl sie selber ihn jeweils im eigenen Land pflegen. Ihren eigenen Anteil an dem Krieg, ihre eigene Beteiligung daran wurde und wird bis heute völlig ausgeklammert. So war ihr Ergebnis 1945, dass es ihnen gelang, den Deutschen über ihre „Schuld“ ihre nationale Identität zu nehmen (unter Beibehaltung ihrer eigenen) und damit einerseits zwar seine globale Offenheit für die Wirtschaft zu öffnen, aber ihr kulturelles Erbe, ihre Sprache weitgehend aus dem internationalen Verkehr auszuschalten. So wurde Englisch auch in Brüssel zur offiziellen Amtssprache, obwohl die nationale Mehrheit der damals von der EU betroffenen Menschen Deutsch als Muttersprache hatte.

Die gleiche geistige Unbeweglichkeit stellt der Starrsinn dar. Meistens wird er nur den älteren Menschen zugeschrieben, weil sie altersbedingt oft geistig besonders unbeweglich erscheinen. Dabei handelt es sich hier mehr oder weniger um persönliche Verhaltensweisen bei einer mangelnden geistigen Flexibilität. Die Betroffenen scheinen unbelehrbar zu sein und halten an ihren Orientierungsinhalten unnachgiebig fest. Verstärkt wirkt er bei einer fehlenden Empathie und einer fehlenden Bereitschaft, die Emotionen, Gedanken und Motive anderer Personen nachzuempfinden. Mit solchen Menschen ist ein Gespräch meistens völlig unergiebig. Den Betroffenen fehlt nicht nur ein gewisses Mitgefühl, sondern auch die Fähigkeit, sich in andere soziale Systeme hineinzuversetzen. Zu anderen kulturellen Werthaltungen fehlt ihnen oft jeder Zugang. Um die ihren positiv erscheinen zu lassen, befrachten sie die Haltungen der anderen mit negativen Werten, so z.B. die positiven Seiten eines Individuums oder bestimmte Seiten des Islams. In einer Weltgemeinschaft darf das aber nicht sein. Ein solches Verhalten ergibt sich nur aus den Hegemonialbestrebungen einer Gruppe: Man selber stellt sich als besser dar, kennt alleine die Wahrheit und erwartet, dass auch alle anderen den persönlichen Orientierungsinhalten folgen.

Es hat den Anschein, dass wir uns zurzeit orientierungsmäßig in einem Epochenumbruch befinden. Bisher bestimmten die USA als Hegemonialmacht weitgehend das Geschehen in Deutschland. Wir verließen uns militärisch auf den Schutzschirm der Nato und wirtschaftlich die Interessen der USA. Allein Frankreich versuchte auf eine gewisse europäische Eigenständigkeit zu drängen. Inzwischen zwingen uns die globalen Entwicklungen und die in den USA zu einem gewissen europäischen Emanzipationsprozess. Russland, China und die Entwicklungen in Indien, Südamerika, Zentralafrika und dem Nahen Osten stellen die bisherige Weltordnung in Frage. Auf diesem Hintergrund rächt sich unser 70 Jahre lang gepflegter Identitätsverlust. Wir müssen uns auf unsere eigene Verteidigungsfähigkeit (wahrscheinlich in Verbindung mit Frankreich) und höheren finanziellen Investitionen in der EU einstellen. Das bedeutet bei unserer maroden Infrastruktur und unseren zivilisatorischen Zukunftsaufgaben einen Zwang zu einer radikalen finanziellen Umschichtung, beziehungsweise, wenn diese nicht zu Lasten der unteren Bevölkerungsschichten erfolgen soll, einer höheren Belastung für die mittleren und besonders die oberen gesellschaftlichen Gruppen. Dabei wird deren aktuelle Möglichkeit des Ausweichens ins Ausland und in Steueroasen berücksichtigt werden, bzw. die bestehende Steuer- und Finanzkriminalität unterbunden werden muss. Dabei geht es vordergründig nicht um deutsche Interessen, sondern um Gesamteuropäische. Die besondere Stellung Deutschlands ergibt sich aus

  • seiner besonderen geographischen Lage im Herzen Europas. Alle Entwicklungen im Inland berühren eher oder später auch die Nachbarländer. Alle kulturellen Entwicklungen in Europa werden hier aufgefangen und weitergegeben.
  • seiner wirtschaftlichen Stärke,
  • seiner kulturellen Vergangenheit,
  • seiner Personenzahl (mit ca. 80 Millionen Menschen),
  • seiner föderativen Vergangenheit (wenn man vom letzten Kaiserreich und den Nationalsozialisten absieht und den beiden, ihnen mehr oder weniger teilweise aufgezwungenen Kriegen).
    „Der Erste Weltkrieg war nur die Vorbereitung. Die Vernichtung des deutschen Volkes fängt jetzt erst an“
    (Clemenceau 1919, französischer Regierungschef).
    „Wir zwingen Hitler den Krieg auf, ob er will oder nicht“
    (Churchill 1936, Premier von Großbritannien).
    „Wir wollen den Krieg mit Deutschland, und wir werden ihn bekommen“
    (Rydz-Smigly, 1939 kurz vor dem Kriegsausbruch, polnischer Marschall).
    (Am 28. August 1939 (!) durchstreifte z.B. eine polnische Kavallerieeinheit das ostpreußische Neidenburg).
    Einer der englischen Gründe für den Krieg war damals die Zerstörung der deutschen Wirtschaft und der deutschen Vormachtstellung in Europa.
    „Wir haben diesen Krieg nicht gegen Deutschland geführt, weil wir die Faschisten vertreiben wollten, auch nicht, weil wir die Juden befreien wollten, sondern weil wir die deutsche Wirtschaft zerstören wollten“.
    (Churchill, 1945).
    „Wir sind 1939 nicht in den Krieg eingetreten, um Deutschland vor Hitler oder die Juden vor Auschwitz oder den Kontinent vor dem Faschismus zu retten. Wie 1914 sind wir für den nicht weniger edlen Grund eingetreten, dass wir die deutsche Vormachtstellung in Europa nicht akzeptieren können“.
    (Churchill, 1989).
    (zitiert nach Gerd Schultze-Rhonhof, Generalmajor der Bundeswehr, „Der Krieg, der viele Väter hatte“, 4. Auflage 2005).

Diese Ressentiments Churchills gegen Deutschland werden in vielen Kreisen Europas auch heute noch kultiviert und ihre Pflege durch den Zwang zur Einstimmigkeit bei Abstimmungen in der EU von Interessengruppen gefördert. Das Problem dabei ist, dass es auch allen anderen Staaten in Europa nicht gut gehen kann, wenn es der europäischen Mitte nicht gut geht. Durch dessen zentrale geographische Lage, dem Umfang seiner Bevölkerungszahl und seiner global ausgerichteten Wirtschaft besitzen sie alle einen Bezug zu diesem Land. Und nur wenn es Deutschland gut geht, kann es auch ihnen gut gehen. Durch seine historische föderative Tradition und Erfahrungen könnte es ihnen allen helfen in einem föderativen Europa aufzugehen, indem jedes Land seine kulturellen Eigenheiten weiter pflegen kann. Hegemonial ausgerichtete Interessengruppen versuchen gerade das zu verhindern, indem sie die einzelnen nationalen Eigenarten besonders unterstützen, um so ein starkes Europa zu verhindern. Um dies zu erreichen, brauchen wir neben einer europäischen Verfassung eine europäische  Sozial-, Wirtschafts-, Sicherheits- und Außenpolitik. Wahrscheinlich ist dies zunächst nur über ein zweigeteiltes Europa möglich, einem Staatenbund der föderativ einer solchen Verfassung mit einem eigenen Parlament und einer eigenen Regierung folgt und einem ihm nahestehenden Resteuropa, wie es vom heutigen Brüssel repräsentiert wird. Ein solcher Staat würde in seinen Beschlüssen dann von Mehrheitsentscheidungen getragen (mit einem gesicherten Schutz für die Kleinstaaten) und nicht wie heute Brüssel von einem Konsensprinzip, das weitgehend mit Hilfe fremder Interessen manipuliert werden kann. Seine wichtigste Verkehrssprache dürfte dann nicht mehr Englisch sein (in keinem der betroffenen Länder ist es die Muttersprache. Es ist zurzeit nur die wichtigste amerikanische Hegemonialsprache), sondern die Hauptsprachen der betroffenen Länder, oder als eine alle Länder verbindende Sprache das neutrale „Esperanto“ oder das modernere „Ido“.

Die heutige Welt steuert global auf völlig neue soziale Strukturen zu.  Auch die bisherigen nationalen werden bald nur noch Geschichte sein. Die Globalisierung, unsere technischen Möglichkeiten und die statusorientierten Interessengruppen werden eine neue Welt erzwingen. Auch die heutigen hegemonialen Kulturbewegungen der Oberschichten in den USA, China, in Indien, dem Islam, in Afrika und Südamerika werden von der anthropogenen Zivilisation bald überrollt und Geschichte sein. In der unmittelbaren Zukunft werden sie zwar noch ihre sozialen Positionen mit Hilfe von spezialisierten Wissenschaftlern verteidigen, vielleicht sogar ausbauen können, doch die sich bereits heute abzeichnenden Probleme (Übervölkerung, Klima, Ressourcenverbrauch) werden so groß sein, dass sie völlig neue Entwicklungen erfordern werden. Bereits heute werden z.B. in den USA die Möglichkeiten eines künftigen Bürgerkrieges diskutiert. In Indien wurde eine Hochzeit gefeiert, die eine Milliarde Dollar gekostet hat. In den Hütten daneben starben die Kinder vor Hunger. In Afrika verprasst eine kleine Oberschicht den Reichtum ihres Landes, und die Kinder der Unterschichten fliehen nach Europa, um nicht zu verhungern. In Südamerika unterstützen Gruppen der katholischen Kirche die dort Wohlhabenden in ihrem Besitz und damit in der Zerstörung des für das Weltklima so wichtigen Regenwaldes. Wir sehen und wissen das alles, doch keiner der statusbesitzenden Verursacher korrigiert sein Verhalten. Die breiten Massen in den Hochkulturen (wie z.B. in Europa) werden hedonistisch ruhig gestellt, und da sie kein Orientierung gebendes Lebensziel mehr haben, keinen übergeordneten Lebenssinn mehr sehen, verbringen sie ihre Zeit als Dopamin suchende Individualisten und statusorientierte Konsumenten. Einen Ausweg würde vielleicht eine Rückkehr zur Meditation und Transzendenz ermöglichen, eine Ablösung des materiellen Seins durch eine Welt außerhalb der sinnlichen Erfahrungen. Die Menschheit würde so einen neuen Lebensinhalt erhalten, der ihr weiterhin ihre biologische Besonderheit im Dasein sichert. Ansonsten dürfte ihre historische Existenzbedeutung innerhalb der Evolution mit der KI erfüllt sein (dies in menschlichen Kategorien gedacht) und ihre Art für die komplexe Zukunft des Seins nicht mehr notwendig sein.

Alle Staaten dieser Welt stellen sich heute als Identitätsgemeinschaften dar. Eigentlich sind sie nur im Laufe der Zeit gewachsene Kulturgemeinschaften, die in der Regel territorial und über ihre jeweilige Sprache zusammengehalten werden. Zeitlich liefen die dafür notwendigen Prozesse verschieden ab und werden je nach den Interessen von Informierenden unterschied-lich berichtet. Für die deutsche Geschichte könnte die Entwicklung dann so aussehen:

  • Im 5. Jh. lebten in Europa etwa 4 – 5 Mio. Menschen. Davon in Mitteleuropa je km²weniger als 2,5 Personen. Die Menschen waren hier weitgehend in sozialen Verbänden (Stämmen) zu jeweils ca. 1000 – 3000 Menschen organisiert. Während der Völkerwanderung kamen aus dem Westen Kelten, aus dem Norden Germanen und aus dem Osten Slawen ins Land. In einem langen historischen Prozess entwickelte sich dann die deutsche Sprache über die Christianisierung wegen der Verschriftlichung der volkssprachlichen Formen. Die neue Laienorientierung erforderte dies.
  • Das karolingische Reich bestand aus einer romanischen Sprachgemeinschaft im Westen und einer „deutschen“ im Osten.
  • 843: Vertrag von Verdun: Das Reich Karl des Großen wird in drei Reiche aufgeteilt:
    • Westreich (Pariser Bereich),
    • Mittelreich (Aachener Bereich),
    • Ostreich (bayrische Bereich).
  • 843: Vertrag von Ribemont: Er führte zur Bildung eines französischen und eines deutschen Reiches. Geherrscht wurde von Pfalzen. Die gesellschaftliche Integration der Länder übernahmen die Kirchen mit ihren Klöstern, Die Schriftsprache war Latein. Es entstanden in den Klöstern aber auch bereits Schriften in der „Volkssprache“.
  • Im Mittelalter schrieben die Minnesänger und Mystiker ihre Texte in der jeweiligen regionalen Sprache. Auch an den mittelalterlichen Universitäten wurden die Sprachgemeinschaften als „Gemeinschaften der Geburt“ überall berücksichtigt (z.B. an den Esstischen und in den Schlafräumen). Über den Minnegesang wurde sie in der höfischen Kultur personalisiert. Bisher nur von „Sängern“ mündlich vorgetragen, wurde sie jetzt verschriftlicht und zu einem Identifikationsausdruck der Vortragenden.
  • Im 16. Jh. beendete dann Luther das kirchliche Auslegungsmonopol der biblischen Texte. Der Buchdruck förderte das Hochdeutsch der Reformation. 1546 (Luthers Tod) waren vom „Neuen Testament“ bereits 1/2 Mio. seiner Übersetzungen erschienen. Damit konnte sich jetzt jeder Einzelne selber zu ihnen in eine Beziehung setzen. Aber nicht nur das, er konnte dies auch zu seinen Gemeinschaften, zu seinem Staat tun und sich damit als Individuum mit ihnen persönlich identifizieren. Damit wurden die bisherigen gesellschaftlichen Ordnungen in Frage gestellt (u.a. Bauerkriege 1524/25). Für die Humanisten blieb zwar das Latein die Metasprache, doch bekam das Deutsch jetzt zunehmend einen Eigenwert. Zu den Lateinschulen in den Städten entstanden nun in Konkurrenz dazu deutschsprachige Schulen.
  • Im 16. Jh. setzte sich langsam die deutsche Schriftsprache durch. Im Barock wird sie dann ausdrücklich zu einer nationalen Aufgabe. Sprachgesellschaften entstanden (orientierten sich an der Academie francaise). Das Deutsche löste langsam das Lateinische als Schriftsprache ab.
  • Anfang des 17. Jhs. hatte sich dann das Hochdeutsche als Schriftsprache durchgesetzt.
  • In der Romantik wurde die deutsche Sprache gleichbedeutend mit der nationalen Idee, gleichbedeutend mit dem Volk. Hoffmann bezog sein Deutschlandlied (1840) noch auf den gesamten deutschen Sprachraum. Erst die spätere kleindeutsche Reichsgründung löste es von seiner ursprünglichen Intention.
  • 1945 wurde dann die deutsche Sprache als nationalsozialistische Sprache verpönt. Die Bundesrepublik wurde danach zwar in die westlichen Institutionen aufgenommen, aber ihre Sprache, obwohl die bevölkerungsreichste in diesem Gebiet, zugunsten einer völlig fremden Hegemonialsprache zurückgestellt.

Die französische Entwicklung ist durch ihr Hervorgehen aus dem karolingischen Weststaat eine völlig andere gewesen. Während sich der Oststaat zu einer föderalen Staaten-gemeinschaft entwickelte, wurde der Weststaat früh ein nationaler Zentralstaat. Französisch wurde zur Sprache des europäischen Adels. Die französischen Könige und später Napoleon mit seinem „Code civil“ (1804) förderten diese Entwicklung. Heute ist es schwer, diese beiden so verschiedenen Orientierungshaltungen zusammenzubringen. Für ein wirklich vereintes Europa wäre dies zwar erstrebenswert, denn nur so könnte Europa tatsächlich wieder zu einer realen politischen Kraft werden, aber innere Kräfte und äußere Interessen werden dies wahrscheinlich zu verhindern wissen. Man kann heute den Eindruck gewinnen, dass in Europa die bisherige Zeit einer liberalen Moderne vorbei ist und diese von einer künftigen „Epoche eines nationalen Konservatismus“ abgelöst wird und damit nicht unsere künftigen Probleme im Auge hat, sondern nur momentane nationale Interessenlagen.   

Eigentlich wissen wir über das tatsächliche menschliche Verhalten, wie es uns unsere Biologie vorgibt, sehr wenig. Fast überall wird es von unseren kulturellen Setzungen überlagert und verfremdet.  Ein fundamentaler Verhaltensinhalt sind unsere Statusbemü-hungen. Einst das wichtigste Orientierungskriterium für einen Säuger bei seinen Paarungsbemühungen. Die größten Chancen besaß jeweils der Stärkste, Klügste, Erfahrenste. Später bildete der Status das wichtigste Orientierungskriterium innerhalb der sich bildenden größer werdenden Gruppenstrukturen. Der Mensch mit dem größten sozialen Ansehen, größten Status leitete die Familie, die Sippe, das Volk. Über die Kenntnis dieses Status-besitzes wurde der Einzelne in die Gruppe eingeordnet und bezog der Einzelne sein Selbstwertgefühl. Das Leben der männlichen Mitglieder bestand weitgehend darin, über einen ständigen Kampf, ein ständiges Bemühen von seiner Jugend bis zu seinem Alter seine soziale Stellung zu verbessern. Begleitet wurde der Statusbesitz von Rechten (z.B. sich zu paaren), die besten Nahrungsteile zu erhalten und Symbolen. Heute werden diese weitgehend über den Besitz deutlich gemacht: die teuerste Uhr, das schnellste Auto, das größte Haus und die luxuriöseste Jacht. Daneben ist es die soziale Stellung, die jemand besitzt, die seinem Selbstwertgefühl guttut. Beim Sport ist es der „Sieger“ zu sein (1/100tel Sekunde in einem Lauf schneller gewesen zu sein, 20 cm bei einem Radrennen von über 100 km ein Ziel eher erreicht zu haben, nach 1000 km Radfahrt 5 m eher durch die Zielgerade zu fahren). Und wenn man es nicht selber erreicht, dann wird es von der eigenen Mannschaft erwartet. Der Höhepunkt ist, man ist Weltmeister (oft bei einer irrsinnigen Banalität). Das Problem dieses allgemeinen Statusverhaltens stellt national der Nationalismus dar und bei den Großmächten deren Hegemonialbemühungen, u.a. überall der Wille, der „Beste“ sein zu wollen. Das Schwierige dabei ist, dass sie für die Durchsetzung ihrer Absichten auch den Besitz anderer für sich heranziehen, andere ausbeuten. Die ideologische Grundlage für die „westlich“ orientierten Staaten sind dabei die Freiheitsrechte, genauer genommen die Individualrechte seinen Bedürfnissen möglichst ungehindert folgen zu können und dafür die Umwelt und die anderen ausbeuten zu können. Da die sozialen Statusinhaber aber bereits alles Materielle besitzen, stellt sich die Frage, wofür wollen sie das? Am Ende stellt es sich bei ihnen als Inhalt ihr Selbstwertgefühl heraus, bzw. das Selbstwertgefühl einer Gruppe. Und dafür übervorteilen sie andere und führen ganze Völker in einen Krieg. Ihre Herrschaft über die Medien, die „Meinungsmacher“ helfen ihnen dabei. So hat sich zur Ausdehnung der „westlichen“ Einflusssphäre im Laufe der Zeit eine bestimmte (erfolgreiche) Taktik entwickelt:

  • In den angestrebten Einflussgebieten wird über eine langandauernde mediale Betonung der Individualwerte (als Träger eines allzeit beglückenden hedonistischen Lebensstils) eine Atmosphäre der Unzufriedenheit geschaffen.
  • In einem zweiten Schritt werden gebildete Oppositionsgruppen finanziell unterstützt.
  • Wenn diese Gruppen stark genug sind, wird ein politischer Umsturz geplant (evtl. sogar mit militärischer Unterstützung). Die Initiatoren dieser Entwicklung bleiben möglichst im Hintergrund).
    (So geschehen u.a. bei der „bunten Revolution“ in Georgien, dem „Arabischen Frühling“, in mehreren südamerikanischen Staaten, heute im Iran und dem Maidan in Kiew. Letzterer führte zum heutigen Ukrainekrieg mit 100.000den Toten und einer nicht voraussehbaren Zukunftsregelung. Gleichzeitig schwächte er die wirtschaftliche Situation in Europa, besonders durch die 1 Mio. Geflüchtete nach Deutschland).

Nach Kant soll „kein Staat sich in die Verfassung und Regierung eines anderen Staates gewalttätig einmischen“. Eine Freiheit sei kein Gefühl, sondern stellt die Erfüllung moralischer Pflichten dar. Dabei sei eine Moral das Ergebnis eines vernünftigen Denkens. Die Grundlage seiner Moralphilosophie ist ein dauerhafter Frieden. Ein Staat ist für ihn eine Form der gesellschaftlichen Selbstbestimmung (kein Herrschaftsinstrument). Getragen sollte er von einem republikanisch-demokratischen Geist werden. Seine Verfassung sollte von einem gewaltenteiligen Repräsentationssystem ausgehen und die Entscheidungsgewalt über Krieg und Frieden sich bei den Staatsbürgern befinden. Als Ideal sah Kant einen Friedensbund freier Staaten, eine Föderation freier Staaten mit einer Repräsentation und einem Gewaltmonopol. Einen alles überwallenden Völkerstaat lehnte Kant ab, „weil es in ihm keine Freiheit der einzelnen Staaten geben würde“ Er hielt deshalb eine „positive Idee einer Weltrepublik für nicht realistisch und auch nicht für wünschenswert. Seine diesbezüglichen Gedanken schrieb er in seiner Schrift „Zum ewigen Frieden“ (1795) nieder. Zunächst nennt er darin die Hemmnisse für einen künftigen Frieden, und dann entwirft er in ihr drei Bedingungen für eine künftige Weltordnung:

  • eine republikanische Verfassung der beteiligten Staaten,
  • ein Friedensband zwischen ihnen,
  • ein Weltbürgerrecht.

Jede Politik der Staaten müsse der Gerechtigkeit verpflichtet sein.

Beim Orientierungswert der Gerechtigkeit hat man immer auch das Wohlergehen seines Gegenübers im Blick, bei dem man seine Freiheiten, sowie seine Egoismen, seine Vorurteile, die soziale Situation wie sie heute weitgehend besteht, zu beherrschen versucht. Eine Welt der Gerechtigkeit ist zurzeit nur eine denkbare Utopie in einer Welt unserer Freiheiten, unserer aktuellen Welt der Kriege, Unterdrückungen, unserer Ausbeutung anderer. Wir unterbinden z.B. die Importe aus der Dritten Welt und subventionieren unsere Agrarexporte. Dadurch machen wir deren kleinräumige Landwirtschaft kaputt. Die Kinder dieser Länder verhungern oder machen sich auf den Weg in die reichen Länder. Wenn sie es schaffen, stellen sie dort die billigen Erntehelfer und werden dann dort auf eine neue Art ausgebeutet. Aus „christlicher Nächstenliebe“ lässt man sie in seinem Wohlstand nicht verhungern, versucht in seiner Heuchelei ein möglichst angenehmes Leben zu führen, während die zivilisatorische Entwicklung ohne eine Zurkenntnisnahme der menschlichen Situation unbeirrt ihren Weg zur vierten energetischen Evolutionsstufe weitergeht.

Das Ideal einer anthropogenen, globalen, gerechten Gesellschaft wäre, eine die keine nationalen Grenzen mehr kennt, sondern die Menschheit in ihrer Ganzheit erfasst. Als weltweit verinnerlichter Dominanzwert würde die Gerechtigkeit unter sich viele Kulturen erlauben und der Menschheit innerhalb und neben der Natur einen eigenen besonderen Wert zusprechen und neben der Herrschaft der KI eine eigene evolutionäre Berechtigung ermöglichen. Nach einer langen Phase einer statusorientierten Gruppenexistenz würde darüber das menschliche Dasein in eine neue empathieorientierte Zukunftsexistenz hinüberwechseln.

Wir brauchen eine neue Ethik. Zurzeit gibt es dafür keinen Konsens.

  • Aristoteles betonte in seiner die Tugenden,
  • Kant die Pflichten,
  • die Utilitaristen das Glück der Mehrheit,
  • in der Mehrzahl der Kulturen ist ihr Inhalt das „Schöne, Gute und Wahre“,
  • in der Wissenshaft die Wahrheit,
  • in den Religionen das Gute.

Viele Philosophen konzentrierten sich auf drei Inhaltsbereiche

  • die Freiheiten des Individuums und der Gesellschaften (wenn sie nicht gegen übergeordnete Ziele verstießen),
  • die Maximierung positiver Erfahrungen und Minimierung der negativen,
  • die Bereicherungen des Daseins durch Abwechslungen.

In unserer heutigen Welt mit bald 10 Milliarden Menschen, psychisch weit entfernt von ihrer biologischen Natur, brauchen wir einen Wert, der biologisch bereits für ein Zusammenleben positiv im Menschen angelegt ist, das ist seine Fähigkeit zur Empathie, die eine Vielzahl unter sich zu integrieren vermag und dabei sowohl dem Einzelnen und den vielen bestehenden Kulturen Raum für ihre Existenz lässt.

Unserer Fähigkeit zur Empathie steht allerdings unser archaisches Statusstreben gegenüber, das uns einzeln als Selbstwertgefühl, sozial als Konkurrenzkampf und in Großgesellschaften hegemonial beherrscht. Wir scheinen gar nicht anders zu können. Als Symbol hat sich dafür die Geldwirtschaft entwickelt, der finanztechnische Hintergrund, über den wir all die Symbole erwerben können, die unsere soziale Stellung in unserer Gesellschaft demonstrieren. Fast alle Individuen, sozialen Gruppen, Staaten befinden sich ständig auf der Jagd nach ihnen. Die Empathie und damit die Gerechtigkeit geraten in den Hintergrund. Doch werden alle unsere Bemühungen, für die Menschheit eine lebenswerte Zukunft zu schaffen, zu kurz greifen, wenn wir die Gerechtigkeitsprobleme auf Erden nicht lösen werden. Bereits in der Antike galt die Gerechtigkeit als die höchste Tugend im sozialen Zusammenleben. Positiv an ihr ist, dass sie immer von der Gleichwertigkeit der Menschen ausgeht und immer auf dieser Basis ihre Beziehungen zu einander zu regeln versucht. In neuerer Zeit ging Rawls von ihr in seinen Überlegungen aus. In ihrer Gleichheit verdienen alle Menschen als moralische Subjekte die gleiche soziale Förderung.

Unser heutiges Problem ist, dass wir von einer solchen Gleicheit unglaublich weit entfernt sind, sowohl in unserem Land, in Europa und nicht erkennbar auch global. Die Finanzwelt (und dort einige ihrer Banken und Manager) agiert global völlig außerhalb jeder politischen Kontrolle. Ihre Einflussgrößen in den Hegemonialstaaten scheinen ihre Regierungen völlig nach ihrem Willen zu steuern. Sie finanzieren deren Wahlkämpfe, steuern medial die soziale Meinungsbildung und bestimmen nicht nur die Besitzverteilungen in den einzelnen Staaten, sondern auch die gesamten Besitzverhältnisse in der globalen Welt. Jährlich verhungern deshalb hunderttausende von Menschen, während einige Wenige auf ihren Jachten ihr Leben genießen:

  • 2004 kontrollierten 500 transkontinentale Konzerne 52 % des Weltbruttosozialproduktes (mit dem einzigen Ziel: Gewinnmaximierung),
  • 2004 starben in Guatemala 92.000 Kinder an Hunger und Mangelkrankheiten. In Niger waren 3,6 Mio. Menschen vom Hungertod bedroht.
  • 2007 wurden 858 Mrd. Euro für Waffen ausgegeben, 20 Mrd. hätten ausgereicht, um den Hunger in der Welt zu besiegen.
    (Täglich sterben 30.000 Kinder an Hunger, 860.000.000 sind unterernährt).
  • 2008 -Hungersnöte bestehen in Mauretanien, Haiti, Ägypten, Indonesien, Philippinen, Senegal, Brasilien, Pakistan, Vietnam.
  • 2011 – ca. 250.000 Menschen verhungerten in Somalia (südlich der Sahara),
  • 2013 – Jedes Jahr verhungern 9 Mio. Menschen, jeden Tag 25.000 (FAO), 1 Mrd. Menschen hungern.
  • 2014 sollen 85 Superreiche mehr Vermögen besessen haben als die halbe Menschheit (laut Oxfam, britische Entwicklungshilfeorganisation),
  • 2017 sollen 8 Männer so reich gewesen sein, wie 3,6 Mrd. Menschen (laut Oxfam),
  • 2017 im Südsudan, Jemen und Nordnigeria können 20 Mio. Menschen verhungern (weltweit hungern 800 Mio.),
  • 2022 – täglich verhungern geschätzt 21.900 Menschen (nach Oxfam),860 Mio. Menschen leben von weniger als 1,9 Dollar pro Tag (Oxfam),
    (Am sichersten wurde Millionär, wer in die Nahrungsmittelindustrie investierte. Ihr Besitz stieg in den letzten Jahren um 382 Mrd. Dollar). –  
  • 2024 – Die DAX-Konzerne schütten 52 Mrd. Dividende aus, obwohl die Wirtschaft stagniert.
    Die fünf reichsten Familien in Deutschland besitzen zusammen 250 Mrd. Vermögen (mehr als die ärmere Hälfte, mehr als 40 Mio. Menschen).

Das tatsächliche Problem ist, dass auf der Erde eigentlich für 12 Mrd. Menschen ausreichend Nahrungsmittel produziert werden, also eigentlich ausreichend für alle Menschen und trotzdem so viele hungern und verhungern (1/3 gehen davon durch Transport, Lagerung und im Haushaltsmüll verloren (allein in Deutschland ca. 28 Mio. Tonnen jährlich, = 560 Mio. Zentner). Die armen Länder machen die reichen Staaten für diese Situation verantwortlich, die reichen Staaten die Märkte und die Märkte (Unternehmen und Investoren) die Politik. Schuld sind immer die anderen. Dabei ist der Hunger nur ein Symptom der Armut, Ungerechtigkeit und Ungleichheit auf der Welt. Es werden viele einzelne Symptome genannt, und es wird an ihnen gebastelt, doch nirgends tatsächlich global durchgreifend gehandelt, da zu viele einflussreiche Einzelinteressen im Finanzbereich betroffen sind. Oxfam schlägt vor:

  • eine weltweite Mindeststeuer für die Konzerne,
  • Sanktionen gegen Steueroasen,
  • besseren Wettbewerbsschutz,
  • höhere Besteuerung der Reichen.

Eine soziale Ungleichheit wird am ehesten durch eine Erbschafts- und Vermögenssteuer  bekämpft:

  • Von 2009 – 2020 erbten in Deutschland 3630 Personen zusammen steuerfrei 260 Mrd. Euro (d.h. im Durchschnitt pro Kopf 71 Mio. Euro).

Andere Vorschläge sind:

  • kein Verpachten an ausländische Großkonzerne,
  • (In Äthiopien und Simbabwe produzieren arabische und chinesische Konzerne für den Export, während die Bevölkerung hungert).
  • Förderung der lokalen Landwirtschaft ihre Nahrungsprodukte selbst zu produzieren,
  • Bildung von Genossenschaften,
  • Schaffung besserer Bewässerungsanlagen.

Schuld an den aktuellen Hungersnöten sind u.a.:

  • Die Spekulationen an der Chicagoer Börse (allein 2008 ein Umsatz von 178 Mrd. Dollar. Die Spekulanten tragen weitgehend zu den Hungerkrisen bei).Spekulationen besonders um Weizen, Mais und Soja. Besonders Investmentfonds, Hedgefonds und Pensionskassen beteiligen sich daran. Der elektronische Handel hat die Märkte revolutioniert. Das Engagement in Rohstoffen zielt auf möglichst hohe Gewinne. Die Terminkontrakte halten deren Preise künstlich hoch und entkoppeln sie von der Entwicklung der Marktpreise. Am Ende müssen die Hungernden in den Entwicklungsländern die überteuerten Nahrungsmittel bezahlen.
  • Die Weltbank und ihre Entwicklungshilfe. Sie fördert den Ausbau der Exportindustrie. D.h. z.B., Kenia produziert 100.000 Tonnen Rosen für Europa und muss für die Ernährung der eigenen Bevölkerung 900.000 Tonnen Nahrungsmittel kaufen.
  • Konzerne pachten riesige Flächen für die Spritgewinnung (bis 2012 insgesamt Flächen 10x so groß wie Großbritannien; allein 2011 41 Mio. Hektar in Afrika).
  • Die eigenen Eliten plündern die Länder aus (besonders in Indien, Afrika und Südamerika).
    Armut in Afrika ist auch das Ergebnis eines Machtmissbrauchs ihrer Eliten. Die Entwicklungshilfe kommt oft nicht der Bevölkerung zu gute. Ihr müsste sie gegeben werden, damit dort auch neue politische Strukturen entstehen können.
  • Verwendung des Getreides für Tierfutter (z.B. Ägypten).
    Der Fleischkonsum auf der Erde steigt rapide, besonders in China, Indien und Brasilien. (je kg Huhn werden 3 kg Mais benötigt, je kg Schwein 4 kg, je kg Rind 9 kg; insgesamt werden deshalb ca. 500 Mio. Tonnen Mais für die Tierfütterung verwendet).
  • Roden der Urwälder und verdrängen der traditionellen Landwirtschaft für Palmölplantagen (u.a. Borneo).
  • Verwendung von Mais und Zuckerrohr für die Bio-Sprit-Produktion.
  • Kriege; Der Hunger wird oft von den Kriegsführenden als Waffe gegenüber der Bevölkerung eingesetzt. Ganz brutal zurzeit im Sudan, wo laut UN 25 Mio. Menschen hungern, weitgehend auf der Hungerskala 5, dem schlimmsten möglichen Zustand. Aber auch im Gazastreifen, wo Netanjahu den Hunger für die Volksvernichtung der Palästinenser einsetzt (obwohl hunderte LKWs mit Wasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten an den Grenzen warten).
  • Haiti: Das Land versinkt zunehmend im Chaos. Banden kontrollieren große Teile des Landes, plündern Geschäfte, erpressen Schutzgelder und vergewaltigen. Tausende Menschen werden ermordet. Die Botschaften haben ihr Personal abgezogen. Fast die Hälfte der Bevölkerung hungert. Versorgungsgüter kommen nicht ins Land, weil die Häfen blockiert sind und der Flugverkehr kaum funktioniert. Eine multinationale Polizeitruppe soll helfen. Eine vorhandene augenblickliche Übergangsregierung wird von Gangs nicht akzeptiert.
  • Schuld an den weltweiten Hungersnöten ist auch die Brüsseler Agrarpolitik.
    Jährlich erhalten die europäischen Landwirte von dort ca. 50 Mrd. Subventionen. Damit werden
    • Grundnahrungsmittel für die Fleischproduktion aufgekauft (Soja),
    • Mais für die Spritgewinnung
      und über die subventionierten Produkte zu Dumpingpreisen die Landwirtschaft in Afrika ruiniert.
      (2007: Förderung des Schweinefleischexports mit 54 Euro pro 100 kg). Dadurch wird die dortige Landwirtschaft kaputt gemacht, und es wird verhindert, dass sich die dortigen Länder selbst ernähren können.

Während früher der Hunger der Menschen durch Dürren und Bürgerkriege entstanden war, sind es heute in erster Linie die Finanzmärkte, die Fleisch- und die Bio-Sprit-Produktion.

Die Globalisierungsverlierer haben sich in der Regel ihre Existenzbedingungen nicht ausgesucht.

In einer Gesellschaft ist eine Moral nicht teilbar. Die Moral in der Wirtschaft ist ein Ergebnis sozialer Entscheidungen, ein Markt ist kein Freibrief. Vielleicht ist die wichtigste menschliche Setzung die Gerechtigkeit und nicht die Freiheit, denn letztere ist der Hintergrund unserer Ausbeutung anderer in einem sozialen Statussystem. Die Gerechtigkeit basiert dagegen auf einem empathischen Hintergrund und ist wahrscheinlich zunächst ein zutiefst weibliches Grundgefühl.  

Unsere Globalisierung ist ein Ergebnis mächtiger wirtschaftlicher Interessengruppen. Zurzeit wird sie weitgehend von den nationalen Eigeninteressen der Staaten bestimmt, ihnen müssten aber global Sozialstandards gegenüberstehen. Eine untere Grenze müsste dabei ein Konsens darüber sein, unter welcher Schwelle ein Mensch nicht mehr leben und wann man von einer Armut sprechen sollte. Vieles an unseren marktliberalen Vorstellungen ist reine Heuchelei. Wir subventionieren viele unserer Produkte und verhindern dadurch einen fairen Wettbewerb, Wir erheben Importzölle und schützen darüber unsere Industrie. Die mächtigen G7-Staaten regeln wirtschaftliche Entscheidungen oft bis ins kleinste Detail, während z.B. die vom Klima negativ betroffenen Länder deren Entscheidungen nur hinnehmen können.

Das große Ideal des Kapitalismus sind Renditen und das Umgehen von Risiken. In seiner neoliberalen Form gehören dazu ein möglichst zurückgenommener Staat, ein deregulierter Arbeitsmarkt und im Privatbereich eine Optimierung der Selbstvermarktung. Da der Staat sich dabei zugleich weitgehend seiner sozialen Verantwortung entzieht, gerät er zunehmend in eine Sinnkrise. Nur in Verbindung mit ihr hat er eine Zukunft. Früher gab es in Deutschland keinen so großen Niedriglohnsektor. In vielen Städten steigen die „Tafel“-Besucher ständig. Allein in Nürnberg gab es 2022 10.000 Menschen, die von ihnen regelmäßig mit Lebensmitteln versorgt werden mussten. Betroffen sind hauptsächlich Rentner (besonders Frauen), alleinstehende Mütter, Minijobber und Arbeitslose. 24. % der deutschen Bevölkerung sind von einer Armut und damit von einer sozialen Ausgrenzung bedroht. Besonders böse gilt dies für die vielen Obdachlosen in den deutschen Städten (2022 laut Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe etwa 50.000 Menschen und insgesamt 607.000 Wohnungslose), wenn sie in irgend einer Ecke schutzlos liegen, nur mit einer Folie bedeckt, jeder Witterung ausgesetzt und das in einer der reichsten, „christlichen“ Gesellschaften der Welt, einer Gesellschaft, für die die Menschenwürde zu ihren „westlichen Werten“ zwar gehört, die aber bei näherer Betrachtung kaum jemand kennt. Aus konservativer Sicht gilt allerdings eine Sozialstaatlichkeit als ein Standortnachteil, und sie wird abgewertet. Sie fordert verstärkt eine größere Selbstverantwortung und eine größere individuelle Vorsorge. Das Problem dabei ist, dass nicht jeder dafür die gleichen Chancen besitzt. Auch in unserer Zeit wird ein sozialer Aufstieg noch weitgehend von einer familiären Herkunft und ihrem Besitz bestimmt. Durch die zurzeit bestehende Situation zerfällt unsere Gesellschaft immer mehr. Die unteren 50 % der Bevölkerung besitzen nur 0,6 % des Gesamtvermögens in unserem Land, obwohl diese einst zwar arbeitsteilig geschaffen, aber dann ungerecht verteilt wurden. Wenn eine Politik in einem Land eine Organisation der gerechten Teilhabe darstellen soll, dann dürften es die gewaltigen Einkommensunterschiede nicht geben. Am 1.8.2024 wurde bekannt („Die Zeit“), dass beim Rohstoffhändler Vitol 450 seiner leitenden Manager 2023 insgesamt 6,4 Mrd. Dollar „verdient“ haben. Dies ist noch wenig, wenn man liest, dass bereits 2021 Stefan Quant (ein BMW-Erbe) eine tägliche Dividende von ca. 2 Mio. Euro erhalten hat. Sozial wäre es gut, wenn jährlich, – wie in Schweden -, alle Einkommen ab jährlich 100.000 Euro (brutto und netto) bekannt gegeben würden. Ein erster Schritt aus dieser Misere wäre einerseits eine umfassende Information, damit die positiven Ergebnisse einer Wirtschaft nicht nur einer kleinen Minderheit zugute- kommen und eine strenge und effiziente Kontrolle der Weltfinanzmärkte. Aber auch ihre Transparenz und die Schaffung einer unabhängigen, globalen Institution könnte über die internationalen Finanzsysteme wachen (evtl. der Internationale Währungsfonds). Dafür brauchen wir einen Völkerbund, einen Staatenbund (keinen hegemonial beherrschten Weltstaat) mit einer Weltinnenpolitik, eine Weltgesellschaft, die zwar einerseits die Herrschaft internationalisiert, andererseits aber den nationalen Ebenen darunter den Raum lässt, gemäß ihrem geschichtlichen Hintergrund, ihrer Kultur sich regional zu entfalten. Besonders der Westen profitiert zurzeit von der Globalisierung, verdient sein Geld in der Weltwirtschaft und ist deshalb auch mitverantwortlich für alle ihre Verlierer. Wir erwerben unseren Wohlstand weitgehend über die Ausbeutung anderer (selbst bei uns im Inland über die Ausbeutung der osteuropäischen Erntehelfer) und deren Zugangserschwernisse an unserem Markt.

Bestimmt wird unser Leben, wird unser Verhalten psychisch von unserem Selbstwertgefühl, das in seinem Hintergrund sozial von unserem archaischen Statusbewusstsein beherrscht wird. Alle unsere Reaktionen auf alle unsere fundamentalen, uns umgebenden Probleme müssen für ihre Lösung durch diese Hürde. Vorher sind sie alle nur rationale oder emotionale Erkenntnisreaktionen auf sich abzeichnende künftige Schwierigkeiten, kausal ausgerichtet auf komplexe globale Zusammenhänge. Die Schwierigkeiten werden um so eklatanter, wenn die zunächst individuellen Statusausrichtungen soziale Dimensionen der Hegemonialversuche annehmen, wie dies zurzeit auf der Erde geschieht. Dabei sind es wahrscheinlich nicht die Staaten, die als solche eine Weltwirtschaft anstreben, sondern Gruppen in deren Hintergrund, sei es religiöser, nationaler oder irgendeiner ideologischen Art. Sozial „gesteuert“, wird die Entwicklung vom Dominanzbegehren der einzelnen, was zu gestaffelten Elitesystemen führt, an deren Spitze dann die Hegemonialisten stehen.

Ein hoher Status schmeichelt das Selbstwertgefühl eines Menschen und verändert ihn. Es bildet sich um ihn eine eigene Welt des Glanzes. Menschen suchen seine Nähe, wollen ihn begrüßen können, bei Veranstaltungen in seiner Nähe sein. Sein Kalender ist voller Termine, die zugleich Ehrdarbietungen darstellen. Selbst wenn der Betroffene in einem Ort die Straße hochkommt, wird dies als eine ehrenvolle Handlung registriert. Zu Hause erledigen Dienstkräfte die profanen Arbeiten. Der Betroffene ist jemand und verinnerlicht dies selber auch zusehends. Seine Probleme beginnen dann evtl. im Alltag in seiner Partnerschaft, wenn diese den Verehrten nicht auch als König oder eine Prinzessin ansehen, und es zu einem Bruch zwischen seinem öffentlichen und seinem Privatleben kommt.

Prominente Menschen besitzen oft eine besondere Ausstrahlung. Viele Außenstehende glauben, auf sie ihre Wünsche und Sehnsüchte projizieren und in ihrem Umfeld besonders glücklich werden zu können. Nach außen wird es zwar oft als besonders romantisch dargestellt. Als Individuen repräsentieren sie Erfolg. Oft stehen hinter dem Bild aber Manager und Agenturen, die daran verdienen. Nach außen werden Konsumrituale und Inszenierungen herausgestellt und vermarktet. Über den gesellschaftlichen Status der Herausgestellten befriedigt man Glücksvorstellungen der Zuschauer. Doch die tatsächliche persönliche Situation der verehrten Menschen wird ausgeklammert, deren tatsächliche Wertvorstellungen, ihre Orientierungen.

Sozial gibt es abseits von kriegerischen Maßnahmen mehrere Möglichkeiten seine hegemonialen Absichten zu fördern:

  • Da ist zunächst das Abhängigmachen des anderen Staates, sei es auf wirtschaftlicher, kultureller oder militärischer Ebene. Ist ein Staat nicht willig, fördert man in ihm wirtschaftliche Einbußen und soziale Unruhen.
  • Als langfristig erfolgreich haben sich erwiesen, eine zunächst mediale Förderung hedonistischer Ansätze besonders über die Betonung der individuellen Menschenrechte. Beliebt sind zurzeit z.B. die Hinweise auf die unterdrückten Frauenrechte besonders in den islamisch ausgerichteten Staaten. In einem zweiten Schritt werden dann, wenn sich oppositionelle Personenkreise gebildet haben, diese finanziell unterstützt. Kommt es zu sozialen Unruhen, erfolgt eine massive Unterstützung der einem nahe stehenden Gruppierungen bis hin zu direkten Hilfen bei kriegerischen Maßnahmen (so z.B. geschehen in der Ukraine).
  • Die Förderung von Meinungsvielfalten, über die sich dann keine gegnerischen Gemeinsamkeiten schaffen lassen (so z.B. durch den Zwang zur Einstimmigkeit in der EU). Zunächst erscheint dieser geistige Ansatz sehr positiv, doch ohne einen gemeinsamen Orientierungshintergrund blockiert er gegenseitig alle möglichen Entscheidungen und gibt den Außenstehenden die Möglichkeit, ihre Absichten in ihrem Sinne zu realisieren.

Das menschliche Statusdenken hat sich als die negativste Eigenschaft des Menschen erwiesen. Evolutionär noch aus den sexuell orientierten Paarungskämpfen der Säuger  stammend, bestimmt es heute noch weitgehend die Selbstwertgefühle der Menschen. Früher war es primär die Kraft, die jemand besaß oder die Fähigkeit gesunden Nachwuchs zu gebären, später der Besitz und heute sind es Symbole, die auf die herausragende Stellung eines Menschen hinweisen, eine Uhr für 1 Mio. Euro statt einer für 20 Euro vom Supermarkt. Von ihren Funktionen der Zeitmessung her sind sie identisch, doch derjenige, der 1 Mio. für sie ausgeben konnte, es sich leisten konnte, beweist damit, dass er nicht zu den unteren Bevölkerungsschichten gehört.  Staaten sind stolz, wenn einer von ihren Millionen Angehörigen eine Zehntel Sekunde in einem Rennen unter den Weltbesten schneller lief und dafür eine Goldmedaille erhielt. Selbst das lahmste nationale Mitglied fühlt sich mitgeehrt. Man kann auf solche Situationen herabsehen, wenn das Statusbewusstsein nicht auch ganze Nationen erfassen kann, bzw. Gruppen in ihnen. Evtl. kennt man sie gar nicht, da sie ihre Ziele still im Hintergrund vorantreiben. Das Hegemonialstreben der USA mag hier als Beispiel dienen. Man weiß nicht, welche Kräfte dahinter stehen. Evtl. sind es religiöse, obwohl die große Zeit der Religionen inzwischen vorbei ist. Alle Indizien sprechen dafür, dass diese Gruppe (Gruppen) global eine Weltherrschaft anzustreben versucht. Selber sicher zwischen zwei Weltmeeren versuchen sie überall, die Welt zu ihren Vorteilen zu nutzen, überall Helfer zu fördern, die ihren Interessen entsprechen. Ein Gegner ist, wer sich diesem Verhalten widersetzt. Mit Hilfe von Verträgen binden sie andere Staaten in ihre Interessen-bereiche ein, sei es wirtschaftlicher, militärischer, technischer, wissenschaftlicher oder kultureller Art. Über den dopaminschaffenden Reiz der „westlichen Werte“ haben sie fast ihre Ziele erreicht, wenn sich inzwischen die anderen Kulturen dagegen nicht wehren würden.

Die aktuelle Dominanz der USA besteht zurzeit im

  • Militärischen Bereich: Jährliche Militärausgaben in Dollar (2023, SYPRJ):
    USA – 875,6 Mrd.,
    Natomitglieder – 429,3 Mrd. (ohne die USA. zusammen ca. 1,3 Billionen),
    China – 296 Mrd.,
    Russland – 109 Mrd
    Es stellt sich die Frage, wofür diese gewaltigen amerikanischen Rüstungsausgaben der USA, da sie selber eigentlich von keinem anderen Staat bedroht werden. Kein Land könnte sich auch gegen deren technische Überlegenheit behaupten (u.a. ca. 6.500 Atomsprengköpfe und Interkontinentalraketen mit einer wahrscheinlichen Reichweite von 13.000 km).
    Außerdem binden sie zusätzlich noch andere Staaten über Militärverträge an sich: u.a. die Natostaaten, Japan, Korea, Australien, Philippinen.
    2022 waren in Deutschland 38.000 amerikanische Soldaten stationiert, verteilt auf 17 Stützpunkte. Darunter mehrere Hauptquartiere für Europa und Afrika und Unterstützungs- und Logistikeinheiten für Kriegsfälle.
    Ihre Geheimdienste kontrollieren die gesamte westliche Welt. In Deutschland dürfen sie sogar laut historischen Verträgen die Regierungsvertreter abhören
    (bekannt geworden durch das Abhören der Kanzlerin), und über ihre Verbindungen zu anderen Geheimdiensten können sie Maßnahmen tätigen, ohne selber in Erscheinung zu treten (so z.B.  bei der vom amerikanischen Präsidenten angekündigten Zerstörung der Nord Stream 2 durch den polnischen und ukrainischen Geheimdienst.      
    NSA = National Security Agency (Auslandsgeheimdienst der USA). Die dortigen Geheimdienste sind weitgehend privatisiert und überwachen verschiedene Sonderbereiche: u.a. General Dynamics, Narus, Palantir, Raytheon, Booz/Allen/Hamilton, CAC.
  • Wirtschaftlichen Bereich: Die USA besitzen die größte Volkswirtschaft mit einem BIP von 22.996 Billionen Dollar (2021). Ihre Exportgüter sind Elektronik, Chemikalien, Medizinische Güter, Getreide.
    Importgüter: Elektronik, Maschinen, Automobile,
    Außenhandelnsbilanz:1,7 Billionen Dollar (2022),
    Wirtschaftsgrundlage: Bodenschätze, modernste Technologie, Forschungsstätten,
    Gesamtvermögen (laut Studie der Bank Credit Suisse) insgesamt 93,56 Billionen Dollar (= 1/3 des weltweiten Vermögens von ca. 280 Billionen),
    15,4 Mio. waren Millionäre, 585 Milliardäre (7 der 10 reichsten Menschen sind Amerikaner (Forbes)), 1 % besaß 38,3 % des Vermögens, 10 % 76,7 % des Vermögens. Die positiven Ergebnisse des Wirtschaftswachstums kommen allein einer kleinen Minderheit zugute. Eine Folge davon ist eine zunehmende soziale Spaltung des Landes. 28,5 % der Amerikaner haben ein Vermögen unter 10.000 Dollar.Die Staatsverschuldung beträgt 22.000 Billionen (2018 = 106 % des BIP, 2023 das 6-fache der deutschen Wirtschaftsleistung), die jährlichen Nettozinszahlungen betragen 660 Mrd. Dollar (Sie beeinflusst nicht deren Zahlungsfähigkeit, da sie beliebig Dollar nachdrucken können. Dies hätte nur eine höhere Inflation zur Folge). In den USA befindet sich die größte Ansammlung der weltgrößten Unternehmen, die          den Schutz der amerikanischen Regierung genießen. Auf Bedrohungen deren    Vormachtstellung reagiert man mit der Belastung der fremden Produkte mit erhöhten Steuern, Einfuhrbedingungen oder gar dem Versuch einer völligen Isolierung der nicht fügsamen Staaten (z.B. dem Iran).
    Das Bruttoinlandprodukt (BIP) je Einwohner beträgt 76.400 Dollar. (Es liegt damit um ca. 58 % höher als das in der Bundesrepublik. Obwohl hier die Preise niedriger sind, ist dort das Haushaltseinkommen höher).
    Nach einer Studie von Jan Priewe (MK Düsseldorf) bei der 80 Indikatoren aus 15 Themenbereichen berücksichtigt wurden, lebt es sich in Deutschland trotzdem besser, besonders wegen der Bereiche Umwelt, Gesundheit und Sicherheit. Die Amerikaner arbeiten 1811 Stunden im Jahr, die deutschen 1341 Stunden. Der durchschnittliche Stundenlohn ist hier höher und der Niedriglohnbereich kleiner. In den USA gelten 15 % der Bevölkerung als arm, in Deutschland ca. 11. % (je nach Studie). Die Lebenserwartung in den USA ist geringer, der Treibhausgasausstoß pro Kopf ist etwa doppelt so hoch. In Hinblick     auf die Sicherheit liegen die USA weltweit auf einem der hinteren Plätze (155.). Die Wohnfläche pro Kopf ist höher, deren Qualitätsstandart allerdings geringer. Die Ausgaben für Bildung und Forschung betragen 6 % des BIP (in Deutschland 4,4 %).
    Auch in Deutschland gibt es Armut, Niedriglohn, fehlende bezahlbare Wohnungen und bedrohte Gesundheitsvorsorge, doch seien hier           insgesamt die Lebensverhältnisse besser.
  • Finanziellen Bereich: Seit dem Abkommen von Bretton Woods (1944, Konferenz mit 730 Delegierten aus 44 Nationen) regiert der Dollar die Welt. Damals wurde dort ein System fester Wechselkurse, das an den Dollar gebunden war, beschlossen (galt bis 1971). Gleichzeitig wurde dort Washington als Sitz des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank und das Englisch als dortige Verkehrssprache festgelegt. Seit dieser Zeit bestimmt der Dollar den internationalen Zahlungsverkehr, der sich heute weitgehend von den nationalen Regierungen unabhängig gemacht hat und weitgehend noch von den amerikanischen Banken bestimmt wird.
    Die forcierte Globalisierung der Finanzwirtschaft brachte den oberen Bevölkerungsschichten einen zusätzlichen Wohlstand und den unteren dagegen zusätzliche Unsicherheiten und Ungleichheit.
  • Wissenschaftlichen Bereich: Auch hier bestimmen die amerikanischen Hochschulen und Forschungsinstitute weitgehend das wissenschaftliche Geschehen. So muss fast jeder, der heute in der Forschung Erfolg haben will, eine Zeitlang in den USA gearbeitet haben, in der englischer Sprache publizieren und zunehmend an seinen nationalen Hochschulen seine Vorlesungen in englischer Sprache abhalten. Viele nationale Hochschulen und Forschungsinstitute kooperieren mit amerikanischen Instituten, bzw. sind für deren Forschungsarbeiten Zuträger. Von den aktuellen globalen Forschungsaktivitäten entfallen auf die USA 27 % (China 22 %, Japan 7 % und Deutschland 6 %). Fast ein Viertel der Arbeitskräfte sind in den Bereichen Wissenschaft und Technik tätig. Davon sind 60 % der in den USA Promovierten im Ausland geboren.10,5 % der Amerikaner besitzen einen College-Abschluss. Die jährlichen Ausgaben betrugen 2022 923 Mrd. Dollar (in China 669 Mrd.) In der Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen führen sie im Sozial- und im geisteswissenschaftlichen Bereich, während sie in den Ingenieurwissenschaften und im MINT-Bereich hinter China den zweiten Platz einnehmen. Im Hochschulbereich dominieren die amerikanischen Hochschulen international.
  • Technischen Bereich: 2020, nach der Wahl Bidens zum Präsidenten, wurde der Erhalt der globalen technischen Führerschaft der USA zum wichtigsten Ziel ihrer Politik. Darüber wollte man sich seine wirtschaftliche Wettbewerbsposition sichern. Eine besondere Rolle spielte dabei das Silicon Valley, über dessen Innovationen in den letzten fünfzig Jahren die gesamte Welt umgestaltet wurde. Das Gebiet erstreckt sich von San Francisco von der Stanford University (Palo Alto, sie unterhält hier u.a. die Hoover Institution (Think Tank). Ihre Wissenschaftler haben bisher 85 Nobelpreise erhalten) und von der University of California (Berkeley). Die wichtigsten Wirtschaftsbereiche sind hier: Kommunikationstechnologien, Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen, Biotechnologie, Elektromobilität, Erneuerbare Das Silicon-Valley ist der Geburtsort und Sitz einiger der weltweit wichtigsten Technologieunternehmen (u.a. Apple, Intel, Google) besonders in der Computerindustrie.
  • Digitalen Bereich: Fast alle größeren Computerfirmen kommen aus den USA und kontrollieren weitgehend die gesamte Datenfülle dieser Welt. Die Hinweise auf die chinesischen Möglichkeiten und Gefahren werden zwar richtig, können aber selbst bei besten Voraussetzungen nicht so umfangreich sein. Heute kann fast jedes elektronische Gerät von sich Daten abgeben. Zunächst stellen sie für die entsprechenden Firmen nur einen wirtschaftlichen Besitz dar, doch sind alle amerikanischen Firmen durch ein Getz verpflichtet, sie den eigenen Geheimdiensten bei Interesse zur Verfügung zu stellen. Unsere augenblicklichen Datenschutzbestimmungen stellen daher weitgehend nur Täuschungen über die tatsächliche Situation dar.
  • Kulturelle Bereich: Kennzeichnend für die amerikanische Kultur sind einerseits ihr multikultureller Hintergrund, (alle ihre verschiedenen Einwanderer haben aus ihren Heimatländern Anregungen mitgebracht), andererseits ihre radikal-religiösen Gruppierungen, die über ihre Landesherrschaft möglichst eine Weltherrschaft anstreben möchten. Einerseits aus einer anderen Zeit stammend, haben besonderes die Evangelikalen einen großen Einfluss auf die dortige Politik (aber nicht nur sie, sondern auch andere finanzstarke, religiöse Gruppen). Über die Medien beherrschen die USA unsere gesamte Alltagskultur, sei es im Musikbereich, bei praktisch allen Künsten. Was in den USA kulturell aktuell ist, ist wenige Jahre später auch bei uns. Kennzeichnend war die schleichende Übernahme der Forderungen der amerikanischen Hippiegruppen aus San Francisco in der deutschen Politik: In den 70iger Jahren kämpfte man dort für die Schwulenrechte, in den 80iger für den Umweltschutz und in den 90iger Jahren für eine liberalere Drogenpolitik. Seit Februar 2024 ist jetzt auch in Deutschland der Cannabisbesitz weitgehend legalisiert. In den USA ist die Drogenpolitik ein Teil des dortigen Kulturkampfes der Minderheiten gegen die Mehrheitsgesellschaften, in Deutschland eine zusätzliche Möglichkeit der Bewusstseinserweiterung und der Selbstverwirklichung. In vielen deutschen Chören werden zurzeit fast nur noch englischsprachige Texte gesungen. Die amerikanische Filmindustrie, die amerikanische Literatur und die dortigen bildenden Künste sind inzwischen in Europa, trotz einer ursprünglich eigenen großen Kultur, bestimmend.
  • Sprachlichen Bereich: Die amerikanische (englische) Sprache beherrscht seit dem zweiten Weltkrieg die Kommunikation der gesamten Welt. Kaum ein internationaler Vertrag, der nicht in englischer Sprache ausgeführt wird, kaum ein internationaler Kongress, der nicht in englischer Sprache abgehalten wird. Wissenschaftliche Arbeiten, die beachtet werden wollen, müssen in englischer Sprache geschrieben werden. In internationalen Vereinigungen ist Englisch die Verkehrssprache. Nach 1944 haben die USA in ihren Hegemonialbemühungen dies gezielt angestrebt und inzwischen auch erreicht.
    1944 wurde Englisch zur Verkehrssprache beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank (beide mit Sitz in Washington),
    1945 Gründung der Vereinten Nationen (UN), Verkehrssprache Englisch, Sitz in New York,
    1949:  Gründung der Nato (und der Bundesrepublik), Beginn des Kalten Krieges,
    1957 Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG),Verkehrssprache Englisch und französisch. Englisch, obwohl es in keinem der betroffenen Staaten die offizielle Muttersprache war. Deutsch wurde bewusst ausgegrenzt, obwohl es die größte Bevölkerungsanteil als Muttersprache hatte (Diese Situation ist heute noch so).
    Heute ist die englische Sprache weltbeherrschend und zu einem Symbol der amerikanischen Macht geworden. Bereits Churchill sprach von einem Triumpf der englischsprachigen Völker. Wer die Hegemonialstellung der USA infrage stellen will, wird u.a. auch hier ansetzen müssen und sich auf internationalem Parkett auf eine andere, neutrale Sprache für seine Kommunikation verständigen müssen, evtl. auf die neutrale Kunstsprache Esperanto. Vielleicht werden sich die anderen Weltmächte darauf verständigen können, wie der Japaner Miyoshi Etsua dies immer wieder vorgeschlagen hat.  

Politisch sind die USA zurzeit noch militärisch, wirtschaftlich, wissenschaftlich und kulturell die hegemoniale Weltmacht, moralisch sind sie es nicht. Es gibt keinen Staat, der sich ohne einen Schaden gegen sie stellen kann. Und wenn er es tut, muss er mit härtesten Sanktionen rechnen:

  • Seit 1991 waren die USA an 251, teils völkerrechtswidrigen, militärischen Interventionen beteiligt. Allein im Irak-Krieg starben durch die US-Sanktionen 500.000 Kinder. Unter Obama wurden die Drohnenmorde hochgefahren, die zum Tod tausender Menschen führten.
  • Berüchtigt sind die Folterlager der USA (u.a. Guantanamo). Bekannt wurde von dort der Fall des Scheichs Mohammed, der als angeblicher Al-Quaido-Terrorist auf seine Verurteilung wartete. Zunächst 2003 in ein Folterlager nach Polen verschleppt, unterzog man ihn dann 183mal bis an den Rand des Wahnsinns dem Waterboarding. Danach hat er alles und danach das Gegenteil davon gestanden. Selbst den US-Militärrichtern war dies zu viel.
  • Gerne werden für die „Drecksarbeit“ „befreundete“ Geheimdienste eingespannt. So z.B.
    • für das Abhören der Bundeskanzlerin der dänische,
    • für die Sprengung der „Nord Stream 2“ der polnische und ukrainische,
    • für die Tötung unliebsamer Personen im Nahen Osten der israelische.

Wenn Europa als Föderation eine Zukunft haben will, dann brauchen wir eine eigenständige Sicherheitspolitik (evtl. auch unter Einbeziehung der USA, aber nicht unter ihrer Führung).

Bis zum Ersten Weltkrieg bestimmte Europa weitgehend den Inhalt der westlichen Ideologien. Nachdem es sich im Krieg gegenseitig bis zur Erschöpfung geschwächt hatte, begann der Aufstieg der USA zur Hegemonialmacht. Deutschland, als geographische europäische Zentralmacht, wurde durch den Versailler Vertrag völlig destabilisiert und musste einen großen Teil seiner Gebiete an die Siegermächte, bzw. deren Verbündete, abtreten. Frankreich und England waren so geschwächt, dass sie ihre globalen Machtpositionen nicht mehr aufrechterhalten konnten und in wenigen Jahren nicht nur ihre Kolonien, sondern auch ihre globalen Machtpositionen verloren. In den nun frei gewordenen ideologischen westlichen Raum rückten die USA. Geschützt durch zwei Meere, hatte sie der Krieg relativ wenig belastet, und ihre geschützte Position erlaubte es ihnen, ihre Einflussbereiche und Machtpositionen erheblich auszubauen. Im Zweiten Weltkrieg (aus der Distanz gesehen eine Fortsetzung des Ersten) wurde Deutschland dann völlig zerstört. Preußen wurde von der Landkarte radiert, einen großen Teil seines Landes musste es Polen überlassen, und die USA wurden zur weltbeherrschenden Hegemonialmacht. Sie richteten Weltorganisationen ein, in denen sie die Vorherrschaft besaßen: u.a.

  • holten sie bedeutende deutsche, bzw. europäische Wissenschaftler in ihr Land (u.a. in den Bereichen der Kernenergie, Kybernetik, Raketenforschung). Damit schufen sie ihre aktuelle Vormachstellung in der Forschung und Technologie.
  • machten militärisch die westlichen europäischen Staaten von sich abhängig (u.a. über die Nato). Für diese wurden sie zu ihrem Schutzschirm, für die USA zu einem wesentlichen Hintergrund ihrer Machtpositionen.
  • durchsetzten sie die europäischen Geheimdienste mit Leuten, die ihnen zuarbeiteten
    (z.B. in Deutschland die ehemalige „Organisation Gehlen“). Der englische Geheimdienst ist berühmt dafür. Beim dänischen Geheimdienst wurde es bekannt, als er im amerikanischen Auftrag die deutsche Bundeskanzlerin abhörte. Danach wurden auch die deutsch-amerikanischen Geheimverträge bekannt, die u.a. erst die deutsche Wiedervereinigung ermöglichten.
  • Durch ihre systematischen Schwächungsversuche Russlands als ehemalige Hegemonialmacht (indem u.a. seine Einflusszone geschwächt wurde; ihre ehemaligen Verbündeten in die EG und Nato abgeworben wurden, was wiederum durch ihre Zahl und ihre Eigeninteressen deren interne Einigkeit behinderte und den USA einen größeren Einfluss auf diese Organisationen ermöglichte).

Wieweit der Einfluss der USA in Europa besteht, zeigt die Zerstörung der „Nord Stream 2“-Pipeline in der Ostsee. Von Präsident Biden gegenüber dem deutschen Bundeskanzler angekündigt, wurde sie dann von ukrainischen Agenten ausgeführt. Die USA stellten sich damit gegen deutsche Interessen und spannten hier dafür die auf ihre Unterstützung angewiesene Ukraine ein. Obwohl diese dann auch negativ für Deutschland auftrat, liefert die Bundesregierung der Ukraine im amerikanischen Interesse weiterhin Waffen, finanziert ihr Militär und lässt sich über den millionenstarken Flüchtlingsstrom wirtschaftlich schwächen (zugunsten der Wirtschaft in den USA).

Die deutsche Umerziehung begann mit dem Zwang zur Verinnerlichung der deutschen Alleinschuld am Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der brutalen Tötung von Millionen jüdischer Menschen. Danach wurde

  • der Versailler Vertrag als eine seiner Ursachen nicht mehr genannt,
  • nicht das gerichtete Hinwirken der Randstaaten auf den Krieg (besonders Frankreichs, Gro0britannien und Polens; siehe Seite 17),
  • nicht die Mitbeteiligung der anderen Staaten an dem Völkermord an den Juden. Deutsche haben zwar die Morde organisiert, die Pogrome hat es aber bereits vor und nach (!) dem Krieg besonders in Osteuropa gegeben. Ohne die unterstützende Mithilfe der dortigen Bevölkerung wären sie in diesem Umfang gar nicht möglich gewesen.
  • nicht die polnischen Behinderungen der Verbindungen durch die von den Siegermächten von Deutschland abgetrennte Provinz Ostpreußen (um für Polen einen Zugang zur Ostsee zur schaffen).

Die Umerziehung war in Westdeutschland so erfolgreich gewesen, dass die dortige Bevölkerung und ihre Historiker deren tendenziellen Aussagen noch 75 Jahre nach dem Kriege folgten.

In einem zweiten Schritt erfolgte die langsame deutsche Integration in den amerikanischen Hegemonialbereich.

  • Zunächst hatte Großbritannien verhindert, dass Frankreich die gesamten linksrheinischen deutschen Gebiete vollständig in seine Nation integrierte. Darüber wäre Frankreich als Staat in Europa für London zu mächtig geworden. Von Frankreich war ursprünglich geplant gewesen, diese Gebiete vollständig zu vereinnahmen. Ein Planungsentwurf sah sogar vor, die gesamte deutsche Bevölkerung (wie in Ostdeutschland) auszusiedeln. Damit wären damals die Probleme im verbliebenen Rumpfstaat noch größer geworden und damit evtl. seine Anfälligkeit für sozialistische Ideologien. Von den französischen Überlegungen blieb zum Schluss nur, die alleinige Vereinnahmung des Saarlandes als Kohlelieferant für seine Stahlindustrie. Als auch diese Pläne sich nicht realisieren ließen, kam man auf die Idee einen europäischen Markt für Kohle und Stahl zu schaffen, die Montan-Union. Der Gedanke wurde zu einem europäischen Orientierungsprogramm idealisiert und in einem zweiten Schritt die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft über die Römischen Verträge ins Leben gerufen. Wie stark das amerikanische Interesse an ihnen waren, kann man daran erkennen, dass es den USA gelang, ihre Sprache auch hier zur Hauptverkehrssprache zu machen, obwohl sie in keinem der betroffenen Länder als Muttersprache gesprochen wurde.

In Deutschland setzte sich dann seine Integration in das amerikanische Hegemonialreich fort. Zunächst über seine Aufnahme in die Nato und dann für den amerikanischen Ausbau seiner Interessengruppen als zentraler Stützpunkt in der europäischen Mitte.  

Seit dem Zweiten Weltkrieg wird die deutsche Politik vom amerikanischen Geheimdienst umfassend überwacht (NSA):

  • Adenauer musste den Westmächten erlauben, seine Telefongespräche abzuhören und seine Briefe zu zensieren.
    (Damit ließ er zu, dass ausländische Geheimdienste das Grundgesetz brachen).
  • 1968 wurde dieses Vorgehen durch die damalige Bundesregierung über eine Verfassungsänderung legalisiert.
  • 1989/90 rüttelte Kohl nicht an dieser Vereinbarung, um nicht die Wiedervereinigungsverhandlungen zu gefährden.

Allgemein sind diese Berechtigungen (wie vielleicht auch weitere Geheimabkommen) in der Öffentlichkeit unbekannt. Diskutiert wurden sie erst, als man 2013 erfuhr, dass der amerikanische Geheimdienst seit Jahren das Handy der deutschen Bundeskanzlerin abgehört hatte, 68 Jahre nach dem Krieg und 23 nach der Wiedervereinigung.

Die USA haben

  • nach der deutschen Niederlage nach dem Zweiten Weltkrieg Preußen aufgelöst (die damalige deutsche Zentralprovinz),
  • die deutsche Sprache aus dem europäischen Kulturraum weitgehend ausgeschaltet und an deren Stelle die eigene gesetzt,
  • Deutschland in ihr Militärbündnis eingebunden, in dem sie bestimmend waren und auch heute noch sind,
  • Deutschland zu ihrer Plattform für ihre Beherrschung Europas gemacht,
  • die deutsche Energieversorgung durch Russland gekappt und an deren Stelle die eigene, viel teurere gesetzt,
  • Deutschland von sich als Hegemonialmacht wirtschaftlich, finanziell, militärisch und kulturell abhängig gemacht (damit blieben für eine echte autonome europäische Vereinigung nur geringe Spielräume übrig).

Das Verhältnis der USA zu Westeuropa machten die geheimen TTIP-Verhandlungen deutlich (TTIP = Transatlantische Handels- und Investitionsabkommen). In ihnen sollten über den Abbau von Handelshemmnissen verhandelt werden. Mit ihrer Hilfe sollte hunderttausende neuer Arbeitsplätze geschaffen werden. Aber für (amerikanische) Investitionen sollten nicht mehr die nationalen Gerichte zuständig sein, sondern eigene Schiedsstellen geschaffen werden. Man befürchtete, dass über einen Abbau von Umwelt- und Verbraucherrechten die Konzerne zu viel Macht erhielten. Auffallend war, dass diese Verhandlungen zwischen zwei demokratischen Gesellschaften geheim geführt wurden. Seit Anfang 2017 ruhen sie (die Verträge sind fertig, wurden aber nicht ratifiziert). Die USA drohten deshalb mit zusätzlichen Zöllen auf europäische Waren (Stahl, Aluminium und Autos).

Zurzeit wächst in Europa der Glaube, dass die USA gegenüber China dabei sind, ihre globale Vormachtstellung zu verlieren. Indizien dafür sind u.a. ihre Interessenverlagerung von Europa in den pazifischen Raum.

  • Ihr Irak-Krieg und die Finanzkrise leiteten voraussichtliche das Ende ihrer Hegemonialzeit ein.
  • Wie zuvor bei Russland sind sie dabei, China mit zahllosen Militärstationen und Raketenbasen einzukreisen.
  • Sie führen bereits einen Technokrieg um technologische Standards (um die nächste Mobilfunkgeneration „5G“: u.a. Technologiestandard von morgen. superschnelle Quantencomputer, KI, Überwachungstechnologien, bewaffnete Drohnen). Es besteht die Gefahr, dass der digitale Raum in eine amerikanische und chinesische Technosphäre gespalten wird und damit eine Entkoppelung der beiden größten Volkswirtschaften. Für Europa bedeutet dies, dass es selber auch eine digitale Souveränität anstreben sollte.
  • Die Hegemonialkosten machen die Führungsfunktion zu einem Verlustgeschäft.
  • 11 Mio. illegale Einwanderer.
  • Die gewaltigen inneren Gegensätze in den USA (die sogar zur Diskussion von möglichen künftigen Bürgerkriegen in dem Land geführt haben).
  • Die großen staatlichen Einflussnahmen Chinas auf die Entwicklungsländer,
  • Chinas Partnerschaft mit Gegnern der USA,
  • Chinas Menschenzahl (1,3 Mrd.) und seine wirtschaftliche Dynamik (jährliche Wachstumsraten von fast 10 %),
  • die Konzentration der USA auf ihre eigenen Interessen („America first“ der Trump-Regierung) verunsichert ihre bisherigen Verbündeten.
  • Der Versuch der USA, die Ukraine unter ihren Einfluss zu bekommen, droht zu scheitern (zuvor Heranrücken der US-Truppen und Raketenbasen an die russische Grenze, Einrichtung von CIA-Bunkern; die Absicht, Raketen ohne Vorwarnzeichen an die russische Grenze zu stationieren). Das führte dann zum völkerrechtswidrigen Einmarsch russischer Truppen und dem heutigen Ukraine-Krieg.

Es sprechen viele Indizien dafür, dass es in den USA eine Personengruppe gibt, die eine Weltherrschaft anstreben wollte / will. Bisher sind in der kurzen Menschheitsgeschichte alle vergleichbaren Versuche gescheitert:

  • Das antike Ägypten erstickte an seinen Traditionen.
  • Das römische Imperium erfasste ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung. Eine Klimakrise, ausfallende Ernten und eingeschleppte Krankheiten (u.a. die Justinianische Pest) brachten das Weltreich zum Einsturz.
  • Das Spanische Weltreich endete praktisch mit der Vernichtung seiner Armada durch England (dem ein Sturm in der Seeschlacht zur Hilfe kam).
  • Großbritannien übernahm sich mit seiner zerstreuten Größe (und den Kosten) seines Weltreiches. Zwar lebten etwa ein Fünftel der damaligen Menschheit in seinem Imperium, doch die Kosten dessen Verwaltung und der beiden Weltkriege ließen das Land auf seinen historischen Kern schmelzen.
  • Das Chinesische Weltreich (im 18. Jh. das reichste Land der Erde) zerbrach nach seiner Opiumverseuchung durch britischen Einfuhrschmuggel (über 400 Mio. Menschen wurden dabei in die Sucht getrieben, u.a. viele Vertreter der chinesischen Elite).
  • Das Napoleonische Weltreich (11805 – 1812) zerbrach an den Machtansprüchen seines Herrschers.
  • Die Sowjetunion zerbrach an den Kosten für seine Armee (das Sechsfache seines erwirtschafteten Sozialprodukts) und seiner ideologisch gesteuerten Misswirtschaft.

Wie zerbrochen die USA in ihrem Innern sind, zeigt der heutige Gaza-Krieg. Einerseits versucht man seine arabischen, islamischen Bevölkerungsteile ruhig zu stimmen, indem man Friedensverhandlungen führt (deren Bedingungen die Hamas nicht zustimmen können) und andererseits stellt man Israel zugleich 20 Mrd. Dollar zusätzlich zu den bisherigen großen Militärhilfen zur Verfügung (über die in deutschen Medien kaum berichtete wird). Der Krieg könnte in wenigen Tagen beendet sein, wenn die USA ihre Kriegsunterstützung einstellen würden. Aber daran hindert sie auch der aktuelle Wahlkampf (2024) um die neue Präsidentenschaft, der bereits im Mai 14 Mrd. Dollar gekostet haben soll und der bis dahin weitgehend über Parteispenden finanziert wurde und wie bei allen Wahlen auch über hohe Spenden jüdischer Bankinhaber und jüdischer Interessengruppen. Es scheint ein großes amerikanisches Interesse an diesem Stützpunkt im Nahen Osten zu geben, mitten in einem der energiereichsten, fossilen Energiezentren der Welt.

Es hat gegenüber der amerikanischen Aggressionspolitik in der Welt schon immer Proteste gegeben. Viele deutsche Protestformen haben ihre Vorbilder in den USA:

  • 1966 – Studentenproteste gegen den Vietnamkrieg (etwa 2.500 Protestierende; Beginn vor dem Amerikahaus in Charlottenburg),
  • 1968 – Studentenproteste gegen den Vietnamkrieg (etwa 12.000 Demonstranten mit einem Demonstrationszug auf dem Kurfürstendamm; auch in vielen anderen Universitätsstädten),
  • 1979/83 – Großdemonstrationen der Friedensbewegung gegen den Nato-Doppelbeschluss (Stationierung von amerikanischen Raketen und Atomwaffen in der Bundesrepublik).

Relativ deutsches Schweigen bestand

  • 2013 – beim Bekanntwerden des Abhörens der deutschen Bundeskanzlerin durch den amerikanischen Geheimdienst NSA,
  • 2022 – Sprengung der „Nord-Stream 2“ durch verbündete Geheimdienste (angekündigt durch den amerikanischen Präsidenten auf einer Pressekonferenz mit Scholz).

Zweifelsfrei hat sich Deutschland im Zweiten Weltkrieg schuldig gemacht, doch kann es 75 Jahre nach dem Krieg noch sein, dass es auch weiterhin die Beteiligungen der anderen Staaten übernimmt und trägt. Bei der deutschen Schuldpflege sollten auch die amerikanischen Verbindungen zum Nationalsozialismus und der viel größere ehemalige Antisemitismus in den anderen europäischen Staaten genannt werden.

Zu den Verbindungen des Nationalsozialismus zu den USA gehören:

  • Die Nürnberger Rassegesetze wurden von den Jim-Crow-Gesetzen der Südstaaten abgeschrieben.
  • Goebbels orientierte sich bei seinen Massenmanipulationen an den Publikationen von Edward Benary „Crystallizing Public Opinions“ (1923),
  • Die deutschen Forschungsinstitute zur Eugenikforschung arbeiteten mit amerikanischen Zentren zusammen.
  • Es gab (und gibt) auch in den USA einen starken Antisemitismus (u.a. Henry Ford).
  • 1936 – „German American Bund“ (radikales Netzwerk von Hitlerverehrern).

Bei all diesen Fakten stellt sich die Frage: Was ist eine berechtigte Kritik an den Vereinigten Staaten? Weshalb auch diese Ausführungen zum Israel- Problem? Doch ohne ein Eingehen auf sie, wird es keine europäische Vereinigung geben und auch keine Lösung der in Zukunft viel wichtigeren existentiellen (habitabelen) und KI-Probleme. Wir benötigen eine europäische Vereinigung, bevor wir eine globale Weltregierung, bevor wir unsere anderen globale Probleme auf der Erde angehen können. Vorher können wir protestieren, schreiben und Konferenzen abhalten so viele wie wir wollen. Sie werden wenig bringen. Wir haben dann zwar ein gutes Gewissen, weil wir etwas tun, aber unser Glaube dürfte real kaum etwas verändern. Erst eine handlungsfähige Weltregierung könnte diese Probleme erfolgreich wirklich angehen. Von Hegemonialstaaten kann man es nicht erwarten, weil sie zunächst im Sinne ihres eigenen Staates, oder was wahrscheinlicher ist, im Sinne einer in ihnen sich befindenden, die Wirtschaft und die Medien beherrschende Interessengruppe handeln dürften. Zurzeit ist es noch so, dass es gerade diese sind, die mit ihren interessenorientierten Informationen wirklich durchgreifende Reformen verhindern. Zurzeit wird eine innereuro-päische Annäherung erschwert durch:

  • den in vielen europäischen Staaten bestehenden kleinräumigen Nationalismus,
  • das Fehlen europäischer (Vereinigungs-) Parteien,
  • die Brüsseler Bürgerferne,
  • die Schwächen des europäischen Parlaments
    (z.B. sein fehlendes Initialrecht für eine eigene Gesetzgebung),
  • die Dominanz der EU-Kommission (und ihre Verbürokratisierung),
  • eine fehlende Europäisierung des EU-Rechts.

Ein vereintes Europa wäre ein Europa, das in seinem Rahmen, in seinen Interessen selbständig auf das Weltgeschehen Einfluss nehmen könnte und dann nicht nur der Vasall einer Hegemonialmacht wäre.

Auch das europäische Verbrechen am Holocaust sollte ehrlicher beantwortet werden. So groß die Schuld an der damaligen Ermordung jedes einzelnen Menschen war und so groß die deutsche Beteiligung an seiner Realisierung war, es war ein europäisches Menschheitsverbrechen an 6 Mio. Menschen.  In Deutschland lebten vor 1933 nur etwa 500.000 Juden. Von ihnen konnten bis 1941 278.500 ins Ausland fliehen (mindestens 110.000 von ihnen nahmen die USA auf). Alle anderen Ermordeten kamen aus ganz Europa, besonders aus Osteuropa. Die Pogrome dort hatte es bereits vor der nationalistischen Zeit in Deutschland gegeben und auch dann noch nach (!) dem Zweiten Weltkrieg, z.B. noch lange in Polen. Die Juden flohen damals von dort in das besetzte Deutschland. Heute schreiben die Polen die Schuld an den vorangegangenen Verbrechen allein den Deutschen zu, obwohl man es in jüdischen Bevölkerungskreisen eigentlich besser wissen müsste. Es scheint für diese Schuldzuschreibung ein unklares Interesse zu bestehen. Weshalb eigentlich?

Natürlich ist auch ein Vergleich der israelischen Verbrechen im Westjordanland und im Gaza-Streifen mit den ehemaligen der Deutschen nicht erlaubt. Hier wird die einheimische Bevölkerung unter dem Schutz der israelischen Armee ohne Unterlass terrorisiert, verdrängt und auch ermordet. Der Gaza-Krieg scheint ihnen dafür den erweiterten Freiraum zu geben. So haben in der Nacht zum 16. August (2024) israelische Siedler Häuser und Autos der Palästinenser in Dschit bei Nablu in Brand gesteckt und einen der Palästinenser sogar erschossen. Die israelische Armee reagierte darauf nur zurückhaltend. Solche Fälle sollen ständig vorkommen. Die israelische Justiz schweigt dazu, und die Regierung wimmelt ab (Süddt. Ztg., 17.8.24). Auffallend ist auch, dass die amerikanische Regierung dazu schweigt. Das bedeutet nur, dass auch sie oder Interessengruppen in den USA im Hintergrund ein Großisrael anstreben. 

Es ist unwahrscheinlich, dass Israel die gewaltigen Erdbewegungen der Hamas an seinen Grenzen nicht beobachtet hat. Es ist unwahrscheinlich, dass sein wegen seiner Effizienz berühmter Geheimdienst nicht relativ früh genaue Pläne des unterirdischen Gängesystems besaß. Es ist auffallend, dass 70 % seiner Streitkräfte von der Gaza-Grenze abgezogen worden waren, um angeblich die Siedler im Jordanbereich zu schützen. Man könnte auf den Gedanken kommen, dass man mit einer Hamas-Aktion gerechnet hat (nicht ganz so böse, wie sie dann erfolgte), um danach den Gaza-Streifen für die Palästinenser weitgehend unbewohnbar zu machen, und sie dadurch zum Verlassen ihres Landes zu zwingen. Alles mit dem Ziel einer völligen Vereinnahme Palästinas dadurch zu erreichen und die vieldiskutierte Zweistaatenlösung zu verhindern. Im Westjordanland erfolgte dies über die dortige Siedlungspolitik, politisch in Israel über den Umbau der einst bestehenden demokratischen Staatsführung durch eine Entmachtung der Gerichte. Für ein evtl. bewusstes Geschehenlassen der Massaker am 7. Oktober spricht das Armeeverhalten vor dem Kibbuz Bieri. Während die Islamisten vor dem Kibbuz um 6.30 die Grenzbefestigungen durchbrachen, um in den Kibbuz einzudringen, warteten vor diesem sieben Stunden (bis 13.30) israelische Einheiten während des Massakers auf ihren Einsatzbefehl, um gegen das dortige Morden einzugreifen.

Am 7. Oktober wurden von den Palästinensern 1100 Israelis und 71 Ausländer in einem Überfall ermordet und 240 Geiseln verschleppt. Dass ein solcher Überfall von den Hamas geplant wurde, war den Israelis seit langem bekannt gewesen. Sie hatten beobachtet, wie jenseits der Grenze 35.000 Kämpfer rekrutiert und der Überfall trainiert worden war. Durch die Auswertung des Materials von Überwachungskameras und von Abhöranlagen war man gut informiert gewesen. Bereits im Juli 2023 hatte eine Unteroffizierin in einem Bericht das exakte Szenario des Überfalls beschrieben und vor dem Überfall gewarnt (so Ron Leshem, früherer israelischer Geheimdienstoffizier). Durch die nun nachfolgende Reaktion Israels konnte man von den inzwischen entstandenen innenpolitischen Problemen ablenken (der umstrittenen Justizreform, der Siedlungspolitik der Konservativen, der möglichen Abwahl Netanjahus). Die Frage, weshalb Netanjahu und seine radikalen Minister besser als die einstigen Naziverbrecher seien, darf man in Deutschland nicht stellen. Im Gegenteil, die deutsche Außenministerin verteidigt sie sogar vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag mit der Bitte, von einem Haftbefehl ihnen gegenüber wegen Kriegsverbrechen abzusehen.

In Deutschland werden die meisten Fakten zu Israel wegen der deutschen Schuldkultur totgeschwiegen oder nur entstellt dargestellt.

Zur Geschichte Israels:

  • Die ersten jüdischen Siedlungen in diesem Gebiet entstanden um 1870 nach Pogromen in Osteuropa.
  • 1887 – 1. Zionistenkongress in Basel mit dem Beschluss einen jüdischen Staat zu gründen (Zionismus = abgeleitet von „Zion“, dem Tempelberg in Jerusalem),
  • 1904 – etwa 24.000 osteuropäische Juden leben auf palästinensischem Gebiet,
  • 1939 – lebten dort bereits 400.000 Menschen (etwa 55.000 kamen von 1933 – 1941 aus Deutschland),
  • 1947 – Generalversammlung der Vereinten Nationen beschließt eine Teilung Palästinas (erste Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung aus den Israel zugesprochenen Gebieten),
  • 1948 – Palästinakrieg: Israel vereinnahmt weitere palästinensische Gebiete. Vertreibung von etwa 850.000 Menschen von ihrem Besitz,
  • 1967 – Sechstagekrieg: Israel beginnt mit dem Bau seiner Siedlungen im besetzten Westjordanland. Mehr als 175.000 Palästinenser werden vertrieben.
  • 1987 – Erste Intifada: Aufstand der Palästinenser gegen die israelische Unterdrückung,
  • 2000 – Zweite Intifada radikaler Palästinensergruppen,
  • 2023 – Terrorangriff der Hamas, obwohl vorher bekannt, nutzte ihn Israel für einen umfassenden Völkermord im eng besiedelten Gazastreifen.
  • 2024 – Die Knesset (israelisches Parlament) lehnt eine Zweistaatenlösung ab.

Es ist nicht so, dass auch von vielen jüdischen Menschen das israelische Vorgehen in Palästina nicht kritisiert wird, auch das radikale Vorgehen gegenüber möglichen antisemitischen Bemerkungen, Verhaltensweisen oder Kundgebungen. Jede Kritik an Israel wird als Antisemitismus ausgelegt. So wurde die jüdische, weltbekannte Philosophin Nancy Fraser von der Universität Köln von einem Vortrag ausgeladen, weil sie einen offenen Brief „Philosophy for Palästina“ unterschrieben hatte. Die deutsche Wissenschaftsministerin ließ Überlegungen anstellen, inwieweit denkbare israelkritische Überlegungen an deutschen Universitäten durch die Androhung von Mittelkürzungen sich verhindern ließen. Doborad Feldmann (selbst Jüdin) sieht das hiesige Judentum im Lande sehr kritisch. 90 % von ihnen seien aus der Sowjetunion geflüchtet. Ein großer Teil von ihnen sei konvertiert. Sie seien keine unabhängigen Geister, sondern „von der Regierung bezahlte Schranzen“, „ein staatlich finanziertes Judentum“ das sich oft in wichtigen Positionen befindet. Es sei ein Judentum der Vorteile wegen (bei dem Gerichtsverfahren zur Klage des Sängers Gil Ofarim wurde dies sehr deutlich). Mit Bedenken sieht auch die augenblicklichen israelkritischen Möglichkeiten in Deutschland Susan Neiman (Philosophin, Direktorin des Einstein Forums): Es sei richtig, dass unter deutscher Führung im Holocaust große Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurden, doch rechtfertigen sie 75 Jahre später nicht heutige Verbrechen auch an völlig unschuldigen Menschen und das Unterdrücken jeder Kritik an diesem Verhalten.      

Laut UN-Gutachten und nach Auffassung des höchsten UN-Gerichts ist die israelische Besetzung palästinensischer Gebiete und seine Siedlungspolitik illegal und verstoße gegen internationales Recht. Faktisch annektiert es diese Gebiete. Mit dem Ansiedeln radikaler Israelis schafft Israel Fakten. Nach einem Urteil solle sich Israel aus ihnen „so schnell wie möglich zurückziehen und die Betroffenen entschädigen“. So beschlagnahmte Israel aktuell im März 2024 800 ha Land für seine Siedlungen und im Juni dann noch weiter 1270 ha. Die Vorwürfe des Internationalen Gerichtshofes (IGH, Haager Gericht) waren (verlesen am 18.7.24):

  • Zwangsräumungen, Hauszerstörungen und Freiheitsbehinderungen,
  • Verlegung von Siedlern in das Westjordanland und nach Ostjerusalem,
  • Übergriffe der Siedler,
  • Beschränkung des Zugangs zum Wasser für die Palästinenser,
  • israelische Nutzung der palästinensischen Ressourcen in diesem Gebiet,
  • Unterwerfung dieses Gebietes unter israelisches Recht.

Inzwischen siedeln auf palästinensischem Gebiet mehr als 490.000 israelische Siedler. (Größe des Westjordanlandes: 5800 qkm).

Man kann zurzeit global den „Kampf der verschiedenen Kulturen“, Wertorientierungen in sein Blickfeld heben, den Kampf um die Dominanz seiner „Werte“. Früher war es in erster Linie ein Kampf zwischen den verschiedenen Religionen, besonders dem der Christen gegen den Islam, danach besonders der katholischen gegen die evangelischen Christen. Ihnen folgten die Kriege zwischen den verschiedenen Nationen. Heute sind es global immer noch die Auseinandersetzungen zwischen den bei ihnen nicht abtreten wollenden Eliten, die für ihre Interessen ihre Völker einspannen, aber auch im Hintergrund agierende Netzwerke, die archaisch im Sinne ihrer Statusinteressen die Menschheit zu manipulieren versuchen. Eigentlich sind diese Interessen, Bewegungen bereits Geschichte, die als gestrig an den tatsächlichen Problemen der Menschheit vorbeizielen. Und wir wissen dies auch alle über die negativen Phänomene, die uns zunehmend im Klimabereich und der biologischen Umwelt umgeben. Die tatsächlichen Probleme der Menschheit befinden sich nicht zwischen ihren Kulturen, sie müssen sich nur gegenseitig als gleichwertige Setzungen tolerieren, sondern die tatsächlichen Probleme der Menschheit bewegen sich zwischen der Natur, seiner eigenen Natur und seinen Kulturen. Mit seiner Entfremdung von seiner Natur und dem Siegeszug seiner Kulturen mit Hilfe seiner Zivilisationen, zerstört er auch zugleich in sich seine biologischen Hintergründe und damit biologisch sich selbst. Zwar kann er wahrscheinlich diese Entwicklung noch eine gewisse Zeit mit Hilfe von technischen Hilfsmitteln, z.B. Chips, Eingriffen in sein Gehirn und seinen Stoffwechsel und eine bessere Kenntnis medizinischer Zusammenhänge aufhalten, doch dürften sie nur eine zukünftige Entwicklung zu biologisch-technischen Avataren darstellen. Wer wollte, könnte eine solche Entwicklung tatsächlich aufhalten? Bei genauer Betrachtung sind es zurzeit unsere Kulturen, die einen solchen Schritt erzwingen, in unserem Fall unsere „westlichen Kulturen“ unsere „westlichen Werte“, d.h. alles, was uns besonders wert ist, unsere Individualitätspflege, unsere Freiheiten und damit unsere Bedürfnispflege. In der Realität handelt es sich dabei um die Bedürfnisse von Milliarden Menschen, um den Konsum von Milliarden Menschen. Schon heute (2024) hat die Menschheit bereits am 1. August ihren „Erdüberlastungstag“ gehabt, den Tag, von dem an die Menschheit den Verbrauch der vorhandenen Ressourcen der Erde auf das Jahr bezogen um das 1,7 fache der tatsächlich vorhandenen überzieht, die Böden der Erde überfordert, die Belastung des Wassers in Kauf nimmt, immer mehr Rohstoffe verbaut, die als Abfall dann in unsere Umwelt geraten und bei ihrer fossilen Energieförderung über das freiwerdende Methan und Kohlendioxyd die Atmosphäre auf Jahrhunderte belasten. Dabei sind die Überfordernden nicht die Menschen in den sogenannten Éntwicklungsstaaten, sondern wir in den reichen Industrieländern. Man geht davon aus (Welthungerhilfe), dass bis 2050 bei einer wachsenden Bevölkerung dieser Verbrauch auf das Dreifache der vorhandenen Ressourcen der Erde ansteigen wird. Wir wissen das alles, sind auch bereit, dagegen etwas zu tun, doch an unseren „westlichen Werten“ lassen wir nicht rühren. Sie sind der zentrale Inhalt unserer westlichen Orientierung, unserer westlichen Kultur. Alle unsere Ideologien von der Kindererziehung bis zum Feminismus sind darauf ausgerichtet, alle unsere Egoismen und Selbstverwirklichungs-programme. Wer will in unserer Kultur etwas gegen sie sagen? Wer von unseren Individualisten ist bereit, seine Egoismen zurückzustellen? Besonders die ideologiegeleiteten Personen sprechen gerne vom notwendigen Klima- und Artenschutz, doch besonders sie sind es, die ihre Individualität und Selbstverwirklichung ausleben wollen.

Wir Europäer leben in einer Dunstwelt unserer Werte, obwohl wir wissen, dass wir über sie eines Tages nur scheitern können. Auch politisiert können wir kaum etwas erreichen, weil wir keine Macht besitzen (und zum politischen Handeln gehört Macht). Bisher war es für uns in Deutschland sehr bequem, im Spannungsfeld des Ost-West-Konflikts möglichst unauffällig zu schwimmen und uns unter dem Hegemoniedeckel der USA sicher zu fühlen. Dabei werden wir technisch von den Hegemonialstaaten zunehmend abgehängt. Kleinräumig wie wir in Europa sind, können wir auch nationalstaatlich (wie auch alle anderen europäischen Staaten) nicht agieren. Unsere bisherigen wirtschaftlichen Vorteile sind vergangen oder schwinden:

  • – der Zugang zur billigen Energie (aus Russland),
  • der chinesische Markt,
  • der (bisher preisgünstige) amerikanische militärische Schutzschirm.

Und damit beginnt unser realistisches Interesse an einer europäischen Integration. Alle anderen politischen Ziele sind daneben sekundär. Wir können für sie demonstrieren, aber sie bleiben selbst bei kleinen Erfolgen auf die Gesamtprobleme bezogen, letztlich wirkungslos. Dazu dürfte an erster Stelle nicht nur unsere eigene Sicherheit stehen, sondern auch die aller anderen vereinten europäischen Staaten. Damit bekäme Europa seinen entscheidenden Vereinigungsanlass. Während bisher im Zentrum unseres Blickfeldes unsere Wirtschaft und unsere Sozialleistungen waren, wird es in Zukunft notgedrungen unsere Sicherheit sein. Damit werden wir uns zwangsläufig von vielen lieb gewonnenen Bedürfnisbereichen der Selbstverwirklichung verabschieden müssen. Erst mit einer eigenen militärischen Macht wird Europa mit seinen Anliegen in der Welt eine Stimme haben. Unsere inneren Protestbe-wegungen glauben, dass sie über das Lenken der Aufmerksamkeit die sich abzeichnenden zukünftigen Probleme in den Griff bekommen. Wahrscheinlich ist das nur eine sie befriedigende Illusion. Wahrscheinlich wird es nur der Druck sein, der sich durch sie langsam aufbaut. Erst die sich einstellenden Situationen werden unsere verantwortlichen Akteure zu problemlösenden Handlungen zwingen.

Unser westliches Grundgefühl ist unsere Freiheit. Aus ihr leiten wir unseren Individualismus und unser Recht auf unsere Selbstverwirklichung ab. An ihr hängen unsere Wunschfantasien von einem guten Leben. Doch so wie wir dieses Grundgefühl pflegen, kann es keine Zukunft haben, da es auf den Möglichkeiten eines unbegrenzten Konsums baut, und die Knappheit der Ressourcen auf der Erde dem entgegensteht. Wegen unseres Reichtums durch die Ausbeutung der anderen merken wir dies nur noch nicht sofort. Unser Lebensstil entspricht nicht dem Vorhandensein der uns umgebender Knappheiten. Wir glauben in unserer individuellen Existenz ein Recht auf die soziale Wohlfahrtssicherung durch unseren Staat zu haben. Dabei überschreiten wir unsere Handlungsmöglichkeiten. Auch die Machtverhältnisse auf der Erde haben sich in den letzten 100 Jahren völlig verändert. Frühere Entwicklungsländer haben inzwischen ein höheres Bruttoinlandprodukt als die meisten europäischen Länder. Der indische Außenminister Jaishankar sagte zu diesem Tatbestand, Europa müsse einsehen, das seine Probleme nicht die Probleme der Welt seien, bzw. dass die Probleme der Welt sehr wohl auch seine seien. Und nicht nur Europa, sondern der gesamte Westen täuscht sich über seine Rolle in der Welt, über seine Stärke und seine realen Handlungsmöglichkeiten. Die amerikanische Gesellschaft ist neben vielen anderen Ursachen auch wegen ihres Aufbruchs in die nachfossile Zukunft tief gespalten. Der dortige Widerstand gegen den Klimaschutz ist für die Republikanische Partei heute identitätsstiftend. 2009 war es nur die dortige Tea-Party-Bewegung gewesen, heute ist es das halbe Land, das dort gegen das Ende der fossilen Ära aufbegehrt.

Die Europäer verlieren sich in ihrer nationalen Selbstüberschätzung. Frankreich hängt noch immer seiner Illusion der „Grande Nation“ nach, obwohl es in fast allen seinen Entschei-dungen, wenn sie erfolgreich sein sollen, zurzeit, wie alle Europäer, von den USA abhängig ist. Über die Nato sicherte die USA zwar den Europäern ihren militärischen Schutz, verhinderte damit aber auch zugleich ihre europäische Autonomie. Eine engere europäische Vereinigung bedeutet deshalb auch zugleich eine Befreiung aus der amerikanischen Vormundschaft, was die USA über eine Förderung der einzelnen europäischen Nationalismen bisher gekonnt zu verhindern wussten. Es gibt in Europa nur wenige Politiker, die für ein politisch handlungsfähiges Europa stehen (vielleicht am meisten Macron). Zurzeit täuscht sich der Westen noch über seine Rolle in der Welt, über seine Handlungsmöglichkeiten, über seine Stärken.

Für uns in Deutschland ergeben sich daraus als politische Ziele:

  • Die Schaffung eines gesunden Lebensraums,
  • die Sicherung von sauberem Wasser für das Land,
  • die Sicherung der Rohstoff- und Energieversorgung,
  • die Förderung von wegweisenden Wissenschaften und Technologien,
  • die Bereitstellung von Innovationskapital,
  • die Rückbesinnung auf seinen kulturellen Reichtum und die Förderung kreativer Entfaltungsmöglichkeiten,
  • die partnerschaftliche Einordnung in eine europäische Gemeinschaft (dabei habe das begrenzt Nationale gegenüber den gemeinsamen Interessen zurückzutreten).

Bei allen Überlegungen sollte von einer positiven europäischen Zukunft her gedacht werden, einem europäischen Ideal. Der politische Blick sollte über das kleinräumige Nationale auf das europäische Gemeinsame im Hinblick auf die zu lösenden globalen Probleme, auf eine menschliche Weltgemeinschaft gerichtet sein. Die entscheidende Frage für uns ist, welche Rolle wollen wir dabei in Europa spielen.

Nach dem Fall der Mauer begann man an eine globale kapitalistische Weltherrschaft zu glauben. Sie brachte zunächst bei uns im Westen vielen Menschen Wohlstand, wo der Internationale Währungsfonds, die Weltbank und die Weltorganisationen das wissenschaftliche Geschehen bestimmen konnten. Aber inzwischen wissen wir, dass in unserem statusorientierten Dasein immer weniger Menschen zu den Gewinnern gehören werden. Uns fehlt eine auf Gerechtigkeit und auf wissenschaftliche Klarheit ausgerichtete globale Leitkultur, in die sich alle bisherigen kulturellen Orientierungsinhalte einordnen können. Bisher war das wirtschaftliche Wachstum das entscheidende Kriterium für die politische Stabilität in unserem Lande gewesen. In Zukunft werden wir uns auf ein Nullwachstum einstellen müssen und damit in Verbindung auf heftige künftige Verteilungs-kämpfe bei den volkswirtschaftlichen Erträgen. Neben den Unterschichten werden die sozialen Mittelschichten dabei die großen Verlierer sein. Volksnahe Parteien in volksnahen Demokratien wird dabei die Aufgabe zukommen, die jeweilige Bevölkerung in diese für viele unangenehmen Zukünfte zu führen. Zurzeit wird uns zunehmend bewusst, dass viele sozialen Gruppen gar nicht mehr miteinander sprechen, wenn sie aus verschiedenen Schichten kommen, oder aus verschiedenen Orientierungshintergründen, aus verschiedenen Kulturen. Die Medien verstärken noch die Fragmentierung. Die allgemein wachsende Ungleichheit in der Bevölkerung führt auch zu wachsenden Interessenungleichheiten in den Fraktionen und danach in den Parlamenten. Ein sachlicher Diskurs scheint unter diesen Voraussetzungen kaum noch möglich zu sein. Netzwerke und Interessengruppen beherrschen medial das Geschehen. Über Schlagworte werden Meinungen gebildet, ohne dass die Übernehmenden eigentlich deren Inhalte, bzw. Interessenhintergründe kennen. In Deutschland, in Europa besitzen auch die ausländischen Geheimdienste einen großen Einfluss. So sind fast alle Informationen zum Gaza-Krieg und dem Krieg in der Ukraine interessengesteuert. Andererseits brauchen wir in unserer politischen Welt den Gedankenaustausch, die Beteiligung der Bevölkerung an ihm, die Parteien und die Parlamente. Ohne sie sind demokratische Lebensformen nicht möglich (wobei sie bei allen negativen Aspekten, die empfehlenswerteste unter den verschiedenen Regierungsformen zu sein scheint). Zwar bezeichnen sich heute fast alle Regierungen als Demokratien, wobei es real wahrscheinlich nur wenige sind. Selbst die USA werden heute von Kennern als eine Oligarchie und nicht als eine Demokratie angesehen.

Auch bei allen unseren aktuellen Diskursproblemen kommen wir um eine aktive Diskussion der sich abzeichnenden globalen Probleme nicht herum und müssen nach neuen Beteiligungsformen suchen, um politische Mitsprachen zu ermöglichen. Dazu würden gehören:

  • Erweiterungen der Bürgerbeteiligungen,
  • mehr freiwillige Engagementformen,
  • eine größere Interessenberücksichtigung,
  • eine größere Bereitschaft Resultate zu akzeptieren,
  • die Mitarbeit in Parteien.
    (Wobei es über diese viele falsche Vorstellungen gibt. Sie stellen fast nie einheitliche Meinungsblöcke dar, sondern sind oft Kampffelder verschiedener Orientierungskonzepte, von persönlichen Statuskämpfen, von Machtkämpfen oft durchaus verfeindeter Netzwerke. Man sollte, sie idealisierend, nicht darüber hinwegsehen. Sie schaffen auch viele zur Seite gedrängte oder verstoßene Mitglieder. Nicht immer findet dann eine Gruppe in ihnen die Kraft zu einem eigenen Neuanfang. Positiv gesehen,
    • finden in ihnen aber auch die notwendigen Vorgespräche und Informationsaustausche statt, ohne die weitreichende Entscheidungen kaum möglich sind.
    • Auch stellen die Parteien das politische Personal für die Führungsaufgaben.
    • Neben den Medien schaffen erst sie für die Bevölkerung die notwendigen Orientierungsprogramme für deren Wege in die Zukunft.
    • Nur über sie können friedlich gesellschaftliche Veränderungen angestrebt werden.

Demokratien sind repräsentative Bürgerbeteiligungen, vertreten von deren Parteien. Ihre vielen anderen Einflussnehmer in unseren Gesellschaften entsprechen nicht ihrem Ideal. So gehört es zu einer politischen Heuchelei, wenn Parteien Lobbyregister und die Nennung von größeren Finanzquellen (besonders vor Wahlen) ablehnen.     

Ein Parlament vertritt immer eine Gesamtgesellschaft, wobei seine Mitglieder (und die der Parteien) im Ideal auf einen dauernden Dialog mit der Bevölkerung angewiesen sind. Das Problem in unseren Gesellschaften stellen dabei die vielfältigen komplexen Informationen dar, die in ihren entscheidenden Tragweiten oft nur noch von wenigen spezialisierten Wissenschaftlern verstanden werden, die aber in die Entscheidungen der Politiker einfließen müssen und den unmittelbar Betroffenen evtl. zunächst sogar Nachteile bringen (wie z.B. aktuell bei vielen unserer Klimaentscheidungen). Wahrscheinlich kommt man hier um ein gewisses Vertrauen in die charakterlichen Qualitäten eines Politikers nicht herum.

Für den einzelnen Menschen bedeutet dies alles, da er primär ein Gemeinschaftswesen ist,

  • er soll sich in den ihm gemäßen gesellschaftlichen Gruppen engagieren,
    (in kulturellen Gemeinschaften, für Ehrenämter, Bürgergemeinschaften, in Parteien),
  • Er muss sich darüber klar sein, dass viele der sich abzeichnenden Probleme nur global gelöst werden können und dafür unsere europäischen, kleinteiligen nationalen Gemeinschaften keine Basis mehr darstellen.
  • Wenn er dabei keiner amerikanischen Bevormundung folgen will, wird er gezwungen sein, sich für eine echte europäische, politische Gemeinschaft stark zu machen.
  • Und wenn er die globalen Probleme im Blick hat, wird er als Utopie nicht umhin kommen, eine durchsetzungsfähige Weltgemeinschaft anzustreben (ohne Privilegien für die Hegemonialstaaten oder die Luxusinteressen von bestimmten nationalen, religiösen oder kapitalkräftigen Menschengruppen).

Drei Möglichkeiten zeichnen sich für die Zukunft der Menschheit auf der Erde ab:

  • Es bleibt beim heutigen rivalisierenden Staatensystem, in dem jeder für sich um die jeweils knappen Ressourcen, Energien und Nahrungsmittel kämpft. Jeder pflegt seine Wertsysteme und kämpft für seine Vorteile. Ständige Konflikte und evtl. sogar Kriege sind sehr wahrscheinlich.
  • Eine Hegemonialmacht fällt die wesentlichen Entscheidungen (evtl. zwei von ihnen in verschiedenen Einflussräumen). Beherrscht werden sie von den jeweiligen Interessen ihrer Eliten. Das sich immer stärker entwickelnde Oben und Unten dürfte zu vielen Ungerechtigkeiten führen und wahrscheinlich zu brutalen Unterwerfungsstrategien.
  • Eine Weltregierung mit der Macht, alle Konflikte aufzufangen. Sie bestände aus mehreren sich gegenseitig ständig kontrollierenden Gewalten. Ihre Spitzen wären abwählbar. Ihre Gewalt baute auf einer für alle geltenden Verfassung, Kapitalbewegungen unterständen ihren Weisungen.

Zur Lösung unserer globalen Probleme brauchen wir eine durchsetzungsfähige Weltregierung, die aus einer Menschheitsvertretung, einem Weltparlament hervorgegangen ist. Für seine faire Entstehung werden sich alle Kulturen zusammensetzen müssen, um dafür einen gemeinsamen Wahlmodus finden zu können. Mit Sicherheit wird es keine allein westlich orientierte Gemeinschaft sein können, die allein von den „westlichen Werten“ getragen wird. Die westliche Hegemonialmacht wird es zwar, wie in der Vergangenheit erfolgt, versuchen, doch würde darüber dann nicht das gemeinsame Ziel erreicht werden können. Auch müsste dafür dann eine gemeinsame Sprache gefunden werden, die zunächst nicht nur den Interessen bestimmter Staaten folgt. Das Esperanto (oder „Ido“) würde sich dafür anbieten.  

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Alles Sein ist eine in sich bewegende Energie, die anthropomorph betrachtet, in evolutionären Metamorphosen ihrem unbekannten Ziel zustrebt. Durch unsere Grenzen leiten wir sie in die ihr gemäßen Spuren. Die Vielfalt ihrer Ansätze in uns und ihre inneren Gesetzmäßigkeiten bestimmen ihren durch uns vorgegebenen Weg.

Ein Lebewesen ist eine spezifische Energieeinheit, die über ihr Fortpflanzungsvermögen und ihre evolutionäre Wandelbarkeit auf ihre biologische Bewegung in eine unbekannte Zukunft hin ausgerichtet ist. Ein Mensch ist dabei eine spezifische, zu Fleisch vereinte Einheit in ihr. (Besonders ausgewiesen durch einen ihn kennzeichnenden Stoffwechsel, einem halboffenen Orientierungsdrang und befähigt zu Gefühlen, der Schaffung von kausalen Verbindungen und einer Ehrfurcht gegenüber einer Transzendenz).

Die Menschheit ist seine Summe. In ihrer Gänze, ihrer Kraft evolutionär ausgerichtet auf eine spezifische kausale Bewegungsform des Daseins, die in der KI zurzeit einen Höhepunkt gefunden zu haben scheint.

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  • Biologisch ist der Mensch ein auf seine Fortpflanzung hin ausgerichteter Geschlechtsträger,
  • sozial ein über sein Statusbegehren ausgerichtetes Gemeinschaftswesen,
  • rational ein auf Orientierungshilfe angewiesenes, instinktarmes Wesen,
  • emotional ein zur Empathie befähigtes Wesen,
  • sinnlich ein zur Transzendenz befähigtes Wesen,
  • kulturell ein zur Verfeinerung seines Lebens strebendes Wesen,
  • existentiell ist er gespalten:
    • einmal in ein nach ständigen Dopaminausschüttungen strebendes Wesen
      (der Hintergrund unseres Individualismus und unseres Strebens nach Selbstverwirklichung),
    • zum anderen, in ein nach einem Existenzsinn suchendes Wesen.

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Für den einzelnen Menschen ergeben sich daraus allein drei wichtige Lebensinhalte:

  • Gesund geboren werden und gesund bleiben,
  • den richtigen Lebenspartner finden,
  • einen erfüllenden Lebensinhalt finden